Atommine

Atommine
Transportbox H-912 für die W54/Special Atomic Demolition Munition.
W45/Medium Atomic Demolition Munition, links der Sprengkopf.

Atomic Demolition Munition (ADM) sind taktische Atomwaffen für den defensiven Einsatz. Oft wird auch von Atomminen gesprochen, da die Waffen nicht mit Trägersystemen an den Einsatzort gebracht, sondern an einem bestimmten Punkt installiert und ferngezündet werden sollten.

Bei ADMs handelt es sich um kleinere Atombomben mit einer Sprengkraft im Bereich bis zu 15 kT (Kilotonnen TNT). ADMs gab es in Größen von 10 t (äquivalent zu TNT) bis 1 kt (SmallADM,SADM) bzw. 500 t bis 15 kt (MediumADM,MADM).[1] Die Klasse W54 hat beispielsweise ein Gewicht unter 74 kg und eine Sprengkraft zwischen 10 T und 1000 T.[2] 1985 sollen 93 Stück dieser Waffe in Europa einsatzbereit gewesen sein. [2]. Anderer Quellen sprechen von ca. 300 ADMs im Jahr 1985 in Westdeutschland.[1]

Zweck dieser Waffe ist die großflächige Blockierung eines gegnerischen Angriffs.

Bei einem möglichen Angriff des Warschauer Pakts auf Westeuropa wären diese Waffen vermutlich im Raum Fulda, der sogenannten Fulda Gap, zum Einsatz gekommen.[3] Dazu wären die Bomben an kritische Stellen mit vielen Verkehrswegen oder strategischer, kritischer Infrastruktur (wie zum Beispiel im Raum Hattenbach bei Fulda oder unter Startbahnen[2]) gebracht worden, um im Falle ihrer Explosion die Wege zu zerstören und damit das Vorrücken des Gegners, zu behindern. Weitere mögliche Einsatzgebiete waren Tunnel, Autobahnen, Dämme und Brücken.[1] Die Explosion wäre beispielsweise mittels Fernzünder eingeleitet worden. Genaue Einsatzgebiete unterliegen bis heute der Geheimhaltung.[4] Es gibt Hinweise darauf, dass die ADMs vor allem an den Frontlinien zum Ostblock zum Einsatz gekommen wären.[2]

Hintergrund dieser Planungen war die damalige massive Überlegenheit der konventionellen Streitkräfte des Warschauer Paktes. Einen Angriff des Ostblocks mit konventionellen Waffen standzuhalten, war aufgrund des Kräfteverhältnisses nicht sicher möglich. Daher behielt sich die NATO vor, einen solchen Angriff auch mit Atomwaffen zu stoppen. Hierzu waren neben den ADM vor allem auch atomar bewaffnete Kurzstreckenraketen vorgesehen.

Auch die Sowjetunion verfügte über derartige Waffen. Sie spielten jedoch aufgrund der sowieso bestehenden konventionellen Überlegenheit dort keine bedeutende strategische Rolle.

ADM sowie nukleare Kurzstreckenrakten wie die französische Pluton wurden in der deutschen Öffentlichkeit der 1970er und 1980er-Jahre kritisch diskutiert, da diese auf dem mutmaßlichen Schlachtfeld Deutschland eingesetzt worden wären.

Nach der Friedlichen Revolution 1989 verloren diese Waffen ihre militärische Bedeutung. Durch den Wegfall der militärischen Bedrohung durch den Warschauer Pakt war auch das Szenario eines Überraschungsangriffs einer überlegenen konventionellen Armee entfallen. Sowohl atomare Kurzstreckenwaffen als auch ADM hatten ihre Bedeutung und geplante Einsatzmöglichkeit eingebüßt.

Amerikanische ADM-Typen

Bezeichnung Im Dienst
W7/ADM-B etwa 1954-1967
T4/ADM 1957-1963 modifizierte Version der nuklearen Artillerie-Granate W9.
W30/Tactical Atomic Demolition Munition 1961-1966 Sprengkraft: 0,3 Kilotonnen (Mod 4 Y1) bzw. 0,5 Kilotonnen (Mod 4 Y2).
W31/ADM 1960-1965 Sprengkraft: 2 Kilotonnen oder weniger.
W45/Medium Atomic Demolition Munition 1964-1984 Sprengkraft: Zwischen 1 und 15 Kilotonnen.
W54/Special Atomic Demolition Munition 1965-1989 Sprengkraft: Variabel zwischen 1 und 10 Kilotonnen.

Quellen

  1. a b c ADM - die sog. "Atommine", lostplaces.de
  2. a b c d Stichwort Joker, DER SPIEGEL 3/1985
  3. Erklärungen zur Fulda Gap und Beschreibung ADMs, fulda-gap.de
  4. Die Wallmeister-Einheit im kalten Krieg: Atombombe im Gully, Per Hinrichs, SPIEGEL 02/2008, S. 44.

Weblinks


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