Peter Tosh

Peter Tosh
Peter Tosh auf der Bush Doctor Tour, 1978

Peter Tosh (* 19. Oktober 1944 in Church Lincoln, Westmoreland, Jamaika; † 11. September 1987 in Kingston; eigentlich Winston Hubert McIntosh) war ein jamaikanischer Sänger.

Er war Mitbegründer des Reggae, den er ab Anfang der 1970er Jahre mit der Roots-Reggae-Band The Wailers (später Bob Marley and The Wailers) international bekannt machte. Deren fester Bestandteil war Tosh von 1963 bis 1974. In seinen Liedern, zumeist politisch oder religiös, besang er die fehlende Gleichberechtigung der Schwarzen und die Legalisierung von Cannabis.

Neben seinem musikalischen Werk verbreitete er die Botschaft der Rastafari-Bewegung.

Tosh wurde im Jahr 1987 ermordet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend

Am 19. Oktober 1944 wird Winston Hubert McIntosh (alias Peter Tosh) geboren. Er ist das einzige Kind von Alvera Coke, eine Bewohnerin der Lincoln-Kirche im Landkreis Westmoreland Parish auf der Insel Jamaika. Peters Vater ist James McIntosh, der Prediger der örtlichen Kirche in Savanna-la-Mar, die Alvera besucht. Allerdings ist Peter nur eines der vielen Kinder, die James McIntosh gezeugt hat. Er spielt keine Rolle in dem Leben seines Sohnes und er weigert sich sogar, ihn als solchen anzuerkennen. Die beiden treffen sich das erste Mal, als Peter schon zehn Jahre alt ist.

Peter Tosh wächst in Church Lincoln in Westmoreland auf Jamaika auf, wo er von einer Tante groß gezogen wird. Im Jahre 1957 zieht er mit ihr über die Zwischenstation Savanna-La-Mar in die Hauptstadt Kingston, wo sie in Denhamtown wohnen. Als er 15 Jahre alt ist, stirbt seine Tante und er wird von einem Onkel aufgenommen, der in Trenchtown lebt.

Durch seine Begeisterung für den amerikanischen Rhythm and Blues entwickelte sich auch seine Leidenschaft für die Musik mehr und mehr.

Familie

Am 19. Juni 1967 kommt Andrew McIntosh zur Welt, der gemeinsame Sohn von Peter Tosh und Shirley Livingston, Schwester von Neville O'Reilly Livingston, besser bekannt als Bunny Wailer.

Im Jahr 1974 haben Peter und Shirley einen schweren Autounfall, bei dem seine Lebensgefährtin stirbt und er selbst schwerste Kopfverletzungen davon trägt.

Tod

Eine Woche nach der Veröffentlichung des Albums No Nuclear War kehrt Tosh am 11. September 1987 zurück nach Jamaika in sein Haus in Kingston. Dort erscheinen drei bewaffnete Männer, die Geld von ihm verlangen. Ihr Anführer ist Dennis „Leppo“ Lobban, ein Bekannter Toshs. Tosh hatte sich seiner nach einem längeren Gefängnisaufenthalt angenommen und versucht eine Arbeit für ihn zu finden. Als Tosh erklärt, dass kein Geld im Haus ist, wollen die drei ihm nicht glauben. Mehrere Stunden halten sie ihn im Haus fest um Geld zu erpressen. Mittlerweile kommen immer mehr Freunde zum Haus, die seine Ankunft in Jamaika feiern wollen. Frustriert von der schwindenden Aussicht Geld zu sehen, richtet Lobban Tosh mit zwei Kopfschüssen hin. Die beiden anderen beginnen um sich zu schießen. Mehrere Anwesende werden verletzt, darunter der DJ Jeff „Free-I“ Dixon tödlich.

Lobban wird festgenommen und erhält die Todesstrafe, die allerdings in eine Gefängnisstrafe umgewandelt wird. Bis heute bestreitet er, der Mörder zu sein.

Musik

The Wailers

Der Reggaemusiker Joe Higgs brachte Tosh das Gitarrespielen bei. Von ihm stammt auch der Spitzname Stepping Razor, der auf Toshs hitziges Temperament hindeutet. Durch ihn lernte Tosh Anfang der 1960er Jahre Bob Marley und Neville O'Reilly Livingston (alias Bunny Wailer) kennen, die zusammen mit ihren Familien aus dem kleinen Dorf Nine Miles nach Kingston gezogen waren. Zusammen gründen sie mit Franklin Delano Alexander Braithwaite (alias Junior Braithwaite) und den Backgroundsängerinnen Beverley Kelso und Cherry Smith im Jahre 1963 die Band The Wailers (später auch The Wailing Wailers). Zuvor hatte die Band bereits unter vielen anderen Namen gespielt, darunter The Wailing Rudeboys und The Teenagers. Angetrieben von Higgs arbeiten die Wailers recht fleißig an Arrangements. Von ihm angespornt, landen sie schließlich Ende 1963 für einen Vorsingtermin bei Clement Seymour „Sir Coxsone“ Dodd in dessen Studio One.

Das Resultat sind etliche erfolgreiche Releases auf Studio One wie das erste Lied, das Tosh singt, Hoot Nanny Hoot oder One Love. Im Februar 1964 landen The Wailers mit Simmer Down sogar einen Nummer eins Hit in Jamaika (dieser allerdings noch im Ska-Stil). Viele bekannte Lieder folgen, bis Junior Braithwaite und die beiden Backgroundsängerinnen im Jahre 1965 The Wailers verlassen. Aus diesem Grund brechen The Wailers auch bald mit dem Label von Clement Dodd und kommen bei dem Label von Rainford Hugh „Lee Scratch“ Perry, Upsetter Records, unter Vertrag. Obwohl sich auch diese Zusammenarbeit nicht finanziell auszahlt, bringt sie aber alle drei musikalisch immens weiter und so bleiben The Wailers die erfolgreichste Gruppe der Insel.

Im Jahre 1970 stoßen zwei neue Musiker zur Band: Die Brüder Aston Francis „Family Man“ („Fams“) Barrett und Carlton Lloyd „Carlie“ Barrett, die als Bassist, beziehungsweise als Schlagzeuger fungieren. In dieser Zeit verändert sich auch die, bis dahin vom Ska dominierte, Musik über Rocksteady hin zu dem, was als Roots-Reggae in die Musikgeschichte eingeht.

Die gemeinsamen Wege mit Perry trennen sich im Jahre 1972. The Wailers unterzeichnen bei dem Engländer Chris Blackwell und bei seinem Label Island Records einen Vertrag.

Zu dieser Zeit haben sie bereits ihr eigenes Label, das sie Tuff Gong nennen, gegründet. Das Studio richten sie auf der Hope Road 56 in dem Haus von Bob Marley ein.

Am 13. April 1973 erscheint das Album Catch a Fire, eine der ersten Roots-Reggae-Arbeiten, und hebt den Reggae damit auf eine komplett neue Ebene. Lieder wie Trenchtown Rock, Stir It Up oder die Tosh-Marley-Co-Produktion Get Up, Stand Up machen die Wailers danach zu weltweit bekannten Musikern.

Mit wachsendem internationalen Erfolg steigern sich jedoch auch die Spannungen innerhalb der Gruppe. Insbesondere Tosh traut Blackwell nicht und bemerkt zudem, dass Marley immer mehr zum großen Star avanciert, während die anderen Wailers in seinem Schatten stehen. Die Hervorhebung von Marley führt später auch zu der Umbenennung der Band in Bob Marley And The Wailing Wailers. Nachdem Tosh und Livingston auf dem Album Burnin’ überwiegend nur noch als Backgroundsänger auftreten dürfen, kommt es zu unüberbrückbaren Zerwürfnissen, die im Jahre 1974 zur Trennung führen. Tosh verlässt die Band.

Zusammenarbeit mit anderen Künstlern

Peter Tosh mit Robert Shakespeare im Rahmen der Bush-Doctor-Tour, Cardiff, 1978
Peter Tosh mit Robert Shakespeare und der Word, Sound and Power Band im Rahmen der Bush-Doctor-Tour, Cardiff, 1978

Word, Sound and Power

Nach der Genesung von seinem Autounfall (siehe oben) unterzeichnet er einen Plattenvertrag bei Capitol Records und startet eine Solokarriere. Er arbeitet mit anderen Musikern zusammen und gründet schließlich gemeinsam mit dem Schlagzeuger Lowell „Sly“ Dunbar und dem Bassist Robert Shakespeare die Band Word, Sound and Power. Gemeinsam nehmen sie alte Lieder wie Downpressor Man neu auf. Drei Jahre darauf, im Jahre 1976, kommt es zur ersten Albumveröffentlichung: Legalize It heißt das Werk, indem sie die Legalisierung von Marihuana fordern. Im Jahre 1977 erscheint mit Equal Rights ein weiterer Roots-Reggae-Longplayer, gespickt mit aufrührerischen Inhalten. Thematisiert werden neben der Apartheidspolitik Südafrikas ebenso der Rassismus im Allgemeinen, dem Tosh den Appell an die afrikanische Einheit und das Aufbegehren gegen politische Missstände (Get Up, Stand Up) entgegensetzt.

Kurz nachdem das Album veröffentlicht wird, tritt Tosh mit seiner Word, Sound and Power Band neben vielen anderen Künstlern bei dem One Love Peace Concert am 22. April 1978 in Kingston auf. Dort tadelt er Ministerpräsident Michael Norman Manley und Oppositionsführer Edward Philip George Seaga für deren Untätigkeit im Bezug auf Hilfe für die armen Bevölkerungsschichten und ruft gleichzeitig dazu auf, Marihuana zu legalisieren. Außerdem attackiert er das „Shitstem“, welches seiner Meinung nach dazu benutzt wird, die Schwarzen in der ehemals englischen Kolonie Jamaika zu unterdrücken. Auf diese Aussagen hin lässt die Polizei ihn wegen Drogenbesitzes inhaftieren. In Haft wird er von mehreren Polizisten verprügelt.

The Rolling Stones

Bald unterzeichnet Tosh bei dem Label der Rolling Stones, nachdem Mick Jagger Toshs Auftritt auf dem One Love Peace Concert gesehen hat. Während dieser Zusammenarbeit veröffentlicht Tosh drei Alben. Das erste, Bush Doctor, wird im Jahre 1978 veröffentlicht. Auf diesem Album singt er unter anderem ein Duett mit Mick Jagger, (You Gotta Walk And) Don’t Look Back. Danach spielt er auf der US-Tour der Band auf dem Eröffnungskonzert, bevor er die Arbeit an den Alben Mystic Man von 1979 und Wanted Dread And Alive von 1981 beginnt. Für letzteres Album nimmt er auch ein Lied auf, dessen ursprüngliche, von Bob Marley für den holländischen Produzenten Ted Pouder gesungene, Originalversion die Inspiration für das Lied Fools Die (For Want of Wisdom) wird.

Solokarriere

Im Jahre 1983 erscheint das Album Mama Africa, auf dem auch die Coverversion Johnny B. Goode von Charles Edward Anderson „Chuck“ Berry enthalten ist. Das Konzert im Greek Theatre in Los Angeles im August 1983 wird auf der DVD Peter Tosh Captured Live festgehalten. Zu dieser Zeit ist Peter Tosh in vielen Ländern bekannt. Anfang September 1987 veröffentlicht er das Album No Nuclear War und plant, auf das Album eine Tournee folgen zu lassen.

Nach seinem Tod

Toshs Sohn, Andrew McIntosh, ist auch Reggae-Musiker. 2004 veröffentlichte er das Album Andrew Sings Tosh: He Never Died, in dem er an seinen Vater erinnert.

Am 6. Juni 2003 erschien das Best-Of Album von Peter Tosh: The Best Of Peter Tosh 1978–1987. Auf dem Cover befindet sich eine Signatur von ihm: Wolde Semayat, sein äthiopischer Name, der soviel wie Sohn des Donners bedeutet.

Diskografie

Studioalben

The Wailers
Solo-Karriere mit der Word, Sound and Power Band

Livealben

  • Live & Dangerous Boston 1976 (2001)
  • Live at the One Love Peace Concert 1978 (2000)
  • Live at the Jamaica World Music Festival MoBay 1982 (2001)
  • Captured Live (1984)

Kompilationen

  • The Toughest (1988)
  • Collection Gold (1994)
  • Honorary Citizen (1997)
  • Scrolls of the Prophet: The Best of Peter Tosh (1999)
  • Arise Black Man (1999)
  • Dread and Alive (2002)
  • The Essential Peter Tosh – the Columbia Years (2003)
  • The Best of Peter Tosh 1978–1987 (2003)

Film / Konzertmitschnitte

  • Steppin' Razor RED X (DVD 2005)
  • Captured Live (DVD 2002)

Quellen

Literatur

  • Alex Constantine: Tötet den Rock'n'Roll. 2002, Strange Verlag, Erkrath, ISBN 3-89064-813-4

Weblinks

 Commons: Peter Tosh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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