Pfarrkirche St. Ulrich (Deidesheim)

Pfarrkirche St. Ulrich (Deidesheim)
Pfarrkirche St. Ulrich

Die katholische Pfarrkirche St. Ulrich in der rheinland-pfälzischen Kleinstadt Deidesheim ist eine spätgotische Kirche, die zwischen 1440 und 1480 erbaut und dem heiligen Ulrich von Augsburg geweiht wurde. Die Kirche ist eine dreischiffige Säulenbasilika und der einzige erhaltene größere Kirchenbau des mittleren 15. Jahrhunderts der Pfalz. Die Denkmaltopographie des Landkreises Bad Dürkheim zählt sie zu den bedeutendsten Zeugnissen spätgotischer Architektur in der Pfalz.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Pfarrkirche liegt im Herzen Deidesheims am Marktplatz und direkt an der Deutschen Weinstraße. Benachbarte Gebäude sind unter anderem das Historische Rathaus, die Deidesheimer Grundschule und das Hotel Deidesheimer Hof. Einige Meter südlich findet sich noch der spätmittelalterliche Karner, der einzige noch bestehende in der Pfalz.

Baugeschichte

Vorgängerbau

Anfang des 14. Jahrhunderts, als Deidesheim noch eine Filiale der Pfarrei des Nachbarortes Niederkirchen war, wurde an der Stelle der heutigen Pfarrkirche eine Marienkapelle errichtet, die 1362 erstmals erwähnt wurde. Bei den Bauarbeiten für die neue Sakristei der Pfarrkirche wurden 1984 Fundamente der Marienkapelle gefunden; sie gaben aber keinen Aufschluss über den Grundriss des Gebäudes, so dass über seine bauliche Gestalt wenig bekannt ist. Vermutlich stammen die im Bau der Pfarrkirche vermauerten Werksteine, die das Profil ehemaliger Gewölberippen erkennen lassen, von der früheren Marienkapelle. Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass die Marienkapelle zumindest zu Teilen gewölbt und trotz der Bezeichnung Kapelle ein Bau von gewissem Anspruch war. Als die Kapelle den Ansprüchen der wachsenden Gemeinde nicht mehr gerecht werden konnte, entschloss man sich Mitte des 15. Jahrhunderts zu einem Neubau.

Pfarrkirche

Eine präzise Angabe über Baubeginn und Bauzeit zu machen ist schwierig, da nur zwei Baunachrichten vorliegen: 1473 stritt sich ein gewisser Jorge Leydendecker aus Mainz mit dem Baumeister und den Kirchengeschworenen von Deidesheim wegen der Baukosten, die beim Decken des Kirchendachs entstanden waren, und 1480 erlaubte der Speyerer Generalvikar Jacob Pfauwe von Riebper den Deidesheimern, in der ganzen Diözese Speyer für die noch fehlende Ausstattung der Kirche zu sammeln.

Es lassen sich aus Bauinschriften noch einige Hinweise gewinnen. Am südlichen Seiteneingang findet sich die Jahreszahl 1444, am östlichen Seitenpfeiler des südlichen Seitenschiffes die Jahreszahl 1462, und am zweiten Chorstrebepfeiler der Südseite 1473. Am südlichen Bogen des Kirchturms ist das Wappen von Johann II. Nix von Hoheneck, Bischof von Speyer, mit der Datierung 1464. Diese Daten lassen auf eine Hauptbauzeit von 13 Jahren, zwischen 1460 und 1473, schließen.

Der Kirchenbau

Die Pfarrkirche ist eine kreuzgewölbte Säulenbasilika, deren Chor, stark eingezogen, das Mittelschiff in der Breite leicht übersteigt. Der Kirchturm schließt sich in der Mittelachse des Hauptschiffes im Westen an das Langhaus an; die Sakristei liegt an der Nordseite der Kirche. An der Ostseite des südlichen Seitenschiffs ist eine nachträglich angebaute, offene kleine Ölbergkapelle.

Das Langhaus der Kirche besteht aus drei Schiffen zu je fünf Jochen. Die Gurt- und Diagonalbogen des Gewölbes entspringen kräftigen Runddiensten. Die schildförmigen Gewölbeschlusssteine zeigen verschiedene reliefierte Familienwappen. Die spitzbogigen Arkaden des Mittelschiffes haben kräftige Säulen, die auf achtseitigen Sockeln stehen.

Der Chor der Pfarrkirche liegt ein wenig höher als das Schiff; die Mittelachse des Chores ist im Vergleich zu der Mittelachse des Langhauses ein wenig nach Süden gerückt, liegt aber in derselben Richtung wie diese. Der Chor besteht aus zwei kreuzgewölbten Jochen und einem Schluss mit Kappengewölbe. Der östliche Schlussstein ist mit einem Lamm Gottes bemalt und rund. Die beiden westlichen Schlusssteine sind dagegen schildförmig; sie sind mit dem Wappen des Hochstiftes Speyer und dem Wappen des Speyerer Bischofs Matthias von Rammung verziert. Der spitze Chorbogen ist aus hellem Sandstein und springt ein wenig ein. Dem Bogenscheitel ist ein Schild mit dem Wappen des Hochstifts Speyer vorgesetzt. Das Fenster im Chorhaupt ist dreiteilig, alle übrigen sind zweigeteilt; ihr Maßwerk ist auf Fischblasen und Dreipässe beschränkt.

Der Kirchturm im Westen ist 62,70 m hoch. Seine achteckige, mit Schiefer bedeckte Turmhelmspitze ist etwa 25 cm nach Westen geneigt, so dass der Turm mit bloßem Auge als schief wahrgenommen werden kann. Der Turm ist ein Rotsandsteinquaderbau; er hat einen quadratischen Grundriss und besitzt vier Geschosse. Das Erdgeschoss des Turmes ist eine Portalvorhalle, die drei spitzbogige Öffnungen besitzt; die westlich gelegene ist der Eingang zur Kirche und über der südlich gelegenen befindet sich ein Reliefwappen des Speyerer Bischofs Johann II. Nix von Hoheneck. Die Portalvorhalle selbst wird von einem einfachen Kreuzrippengewölbe überspannt.

Literatur

  • Pfarrkirche St. Ulrich Deidesheim: Festschrift zur Altarweihe, Deidesheim 1987
  • Kurt Andermann, Berthold Schnabel: Deidesheim – Beiträge zu Geschichte und Kultur einer Stadt im Weinland. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-0418-4

Einzelnachweise

  1. Die Rheinpfalz (Mittelhaardter Rundschau), 16. Juni 2007

Weblinks

49.4077777777788.18694444444447Koordinaten: 49° 24′ 28″ N, 8° 11′ 13″ O


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