Pflug

Pflug
Ein mittelalterlicher Hakenpflug aus Holz mit eisenbeschlagener Spitze, der den Boden nur aufritzt, aber die Schollen nicht wendet
Einspänner mit einscharigem Stelzpflug im hängigem Gelände (Wengen-Südtirol um 1960)
Landwirtschaft in Vietnam: Pflügen mit Schwingpflug und Wasserbüffel als Zugtier
Bauer mit Zweigespann und Einschar-Karrenpflug

Ein Pflug ist ein landwirtschaftliches Gerät zur Lockerung und zum Wenden (Pflügen) des Ackerbodens im Bereich des Bearbeitungshorizontes.

Das Pflügen dient folgenden Zwecken:

  • Durchlüftung des Bodens mit dadurch geförderter biochemischer Zersetzung älteren pflanzlichen Materials (Bodengare) zu Humus
  • gleichmäßige Einarbeitung auf den Acker gebrachten organischen Materials (z. B. Mist, Gülle, Häckselstroh)
  • Zerstörung der Wurzelstruktur der bis zur letzten Ernte vorhandenen Pflanzen,
  • Zerstörung der Wurzelstruktur nach der Ernte des ausgegekeimten Unkrautsamen (mechanische Unkrautbekämpfung)
  • mechanische Lockerung des Bodens, insbesondere von verdichteten Stellen
  • Vorbereitung des Ackers als Saatbett

Inhaltsverzeichnis

Pflügen

Pflügen ist das Lockern und Wenden der Ackerkrume mit Hilfe eines Pflugs. Durch Pflügen wird die Bodenstruktur aufgelockert. Somit ergibt sich eine größere, rauhe Oberfläche. Durch erhöhte Sauerstoffzufuhr, Witterungseinwirkungen sowie Zersetzung der organischen Stoffe wird eine lockere, wasserspeichernde Struktur erreicht.

Im Regelfall wird viereckig mit dem Kehrpflug oder Beetpflug gepflügt, bei einem genügend breiten Rain (Feldrand) auch streifenförmig, was dann als Konturpflügen (amerik. contour plowing) bezeichnet wird. Die Anordnung der Ackerfurchen parallel zum Hang, dient dazu, die Erosion (Hangabspülung) besonders in den Great Plains zu vermindern; oft in Verbindung mit dem Streifenanbau.

Der Erfolg des Pflügens ist vom richtigen Zeitpunkt, von der dem Boden angepassten Arbeitstiefe und von der Witterung abhängig. Wird dies nicht beachtet, kann der Pflug der Bodenstruktur erhebliche Schäden zufügen. Normalerweise wird im Herbst gepflügt. Große Erdschollen können danach über den Winter durch Frostsprengung zerfallen. Wegen der Bodenorganismen und der Humusschicht soll nicht zu tief gepflügt werden. Zur Saatbettbereitung werden Felder danach mit der Egge geglättet („geeggt“).

Während regionales Wettpflügen mit Zugtieren bereits seit 1855 dokumentiert ist,[1] werden erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts regelmäßig Landes-, Bundes-, Europa- und Weltmeisterschaften im Pflügen mit Traktoren durchgeführt.[2] Die 58. Weltmeisterschaft fand 2011 in Schweden statt.[3] Junge Landwirte treten in verschiedenen Altersklassen und Pflugkategorien zum Leistungspflügen gegeneinander an. Die Regeln sind international festgelegt und werden von allen teilnehmenden Länder-Organisationen anerkannt; die Pflüger sind auf sich alleine gestellt, Hilfe und Ratschläge durch andere Personen sind nicht zulässig. Vom Schiedsgericht werden vor allem die Geradlinigkeit der Furchen, deren konstante Tiefe, das gleichmäßige Erscheinungsbild des gepflügten Feldes und die zügige Arbeit beurteilt. An die Weltmeisterschaft in Österreich (1964) erinnert ein Denkmal in Haringsee.[4]

Geschichte des Pfluges

Bereits in prähistorischer Zeit löste der Pflug an vielen Orten Hacke, Spaten und Grabstock für die Feldarbeit ab.

Die früheste Methode, den Boden aufzulockern, war der noch heute in vielen Teilen der Welt verwendete Grabstock. Das Auflockern des Erdreichs mit Hacke oder Dechsel erfolgte nur auf kleinen Flächen. Der früheste Fund eines Pfluges stammt aus "Egolzwil 3" Kanton Luzern und datiert in die Mitte des 5. Jahrtausends. Der älteste in Deutschland gefundene Pflug von Walle soll viertausend Jahre alt sein. Es handelt sich um einen Hakenpflug oder Ard. Diese bestanden aus einem zugespitzten Holz, das den Boden aufriss und hatten weder Pflugschar, Sech, Wendebrett oder Räder. Solche Pflüge hielten sich in Mitteleuropa bis ins späte Mittelalter. Jens Lüning nimmt an, dass bereits die Linienbandkeramiker den Pflug nutzten.[5] Dafür gibt es jedoch keine Belege. Die meisten Autoren nehmen an, dass der Pflug zusammen mit Wagen in der Trichterbecherkultur/Badener Kultur in Mittel- und Nordeuropa gebräuchlich wurde.[6] Aus der Zeit der Schnurkeramik liegen Pflugspuren vor. Zunächst zogen Rinder, also Kühe oder Ochsen den Pflug. Sehr viel später kamen Esel, Kamel oder Maultiere hinzu, letztlich übernahmen dies in Mitteleuropa meist die leistungsfähigeren Pferde.

Im 4. Jahrhundert n. Chr. kam der Räderpflug auf, dieser konzentriert die Zugleistung des Tieres mehr auf das Aufbrechen des Bodens statt auf das Ziehen des recht schweren Gerätes. Die Verwendung von Pferden zum Pflügen wurde mit der Erfindung des Kummets besonders effektiv, denn der noch bis zum 8. Jahrhundert verwendete Hals- und Leibgurt beeinträchtigte die Atmung des Zugtieres und das danach gebräuchliche Stranggeschirr war nicht viel effektiver.

Abbildung eines Karrenpflugs mit Eisenschar, Sech und Streichblech
Verschiedene historische Pflugbauarten

Eine wesentliche Verbesserung war die eiserne Pflugschar. Die Wirkungsweise des Pfluges verbesserte sich durch die Anbringung eines Streichbrettes (seit Pflüge aus Stahl gefertigt werden, Streichblech genannt), und des Messerseches enorm: Durch die Schneidwerkzeuge Schar und Sech wird der Erdstreifen herausgeschnitten und vom Streichblech gewendet. Der Bewuchs, auch ungewolltes Beikraut (sog. Unkraut), wird dadurch vergraben und es findet sich nur saubere Erde auf der Oberfläche. Bei manchen Konstruktionen findet man sogenannte Vorschneider oder Kolter.

Eiserne Pflugschare (chin.: guan) mit scharfer Spitze, anschließendem Mittelsteg und zwecks Reibungsverminderung leicht aufwärts geneigten Seitenflügeln zum Abstreichen der Erde gab es in China bereits seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. Schon zu dieser Zeit - vor der Zeitenwende - existierten in China vier Arten von Streichbrettern, die passgenau (d. h. ohne Reibung) in die Pflugschar übergingen und den Boden unterschiedlich wendeten und aufwarfen. Weiterhin konnte man an der Konstruktion die Tiefe einstellen, in der man die Erde pflügen wollte. Das Wissen um die Bauweise wurde im alten China von offizieller Seite verbreitet.

Der im 15. Jahrhundert entwickelte Kehrpflug besaß ein umsetzbares Streichbrett und eine symmetrische Schar. Dadurch war es möglich, nach rechts und nach links zu pflügen. So konnte der Pflug am Ende der Furche gewendet und in die entgegengesetzte Richtung gepflügt werden.

In Europa wurden Streichbretter erst im späten Mittelalter (zunächst aus Holz) eingeführt und danach bis ins 18. Jahrhundert noch sehr primitiv gebaut, so dass man große Reibungsverluste hatte und mehr Zugtiere für die gleiche Arbeitsleistung benötigte. Erst im 18. Jahrhundert begann mit dem Rotherham Plough ein ernsthaftes Umdenken, wahrscheinlich inspiriert durch die von den Niederländern aus China mitgebrachte Pflüge. Ein Pionier auf dem Gebiet war James Small (um 1730-1793), dessen Pflüge sich in England und Schottland (aber noch nicht in Deutschland) für 150 Jahre durchsetzten. Im Jahr 1809 wurde in der Steiermark vom Dorfschmied Pangratz Fuchs in Wagersbach der Fernitzer Pflug hergestellt. Das speziell angebaute Sech war eine Innovation zu den damals regional üblichen Pflügen. Auf Betreiben von Erzherzog Johann verbreitete sich dieser Pflug bald in der gesamten Donaumonarchie.

Zwischen 1824 und 1827 konstruierten die Brüder František (1796-1849) und Václav Veverka (1799-1849) aus Rybitví die ersten steilwendenden Sturzpflüge (Ruchaldo), deren Streichblech über eine zylindrische, schräggestellten Form verfügt, welche den gepflügten Erdstreifen um seine Querachse biegt und so bricht und krümelt.[7]

Der amerikanische Schmied John Deere erfand 1837 den ersten selbstreinigenden Stahlpflug und legte damit das Fundament für sein Unternehmen Deere & Company, das heute der größte Landmaschinenhersteller der Welt ist.

Aufbau des Pfluges

Komponenten eines Pfluges: 1 Pflugrahmen (Grindel), 2 Verbindung zu Zugmaschine oder Zugtier, 3 Einstellung der Arbeitstiefe, 4 Sech, 5 Meißel, 6 Schar, 7 Streichblech mit Streichschiene
Einschar-Volldrehpflug mit Düngereinleger und Messersech; gut zu erkennen hinter Schar und Streichblech das Bruststück und die Pflugsohle

Der Pflugkörper in seiner Gesamtheit besteht aus:

  • Pflugschar: Das den Boden horizontal schneidende Messer, manchmal noch unterteilt in vorschneidenden „Meißel“ und die nachschneidende eigentliche Schar. Zwillingsschare (Doppelschar) an Kehrpflügen waren bei der früheren Zugtieranspannung sehr verbreitet.
  • Streichblech:, (welches noch einmal in Riester und Streichblech unterteilt sein kann). Das Streichblech hat eine schraubenförmige oder zylindrische Form und wendet den von der Schar geschnittenen Boden zur Seite. Oftmals ergänzt durch eine Streichschiene zur sicheren Wendung des Bodens.
  • Pflugsohle: regional auch Anlage genannt, ist ein Flachstahlstreifen, welcher den vom Streichblech und Schar erzeugten Seitendruck zum ungepflügten Land hin abstützt, die wichtige Voraussetzung für die Pflugsteuerung.
  • Bruststück oder Griessäule: Am Bruststück ist oben der Pfluggrindel, vorne das Streichblech und die Schar und seitlich die Pflugsohle befestigt. Das Bruststück hält den Pflugkörper zusammen.
  • Grindel: auch Pflugrahmen, ist die Verbindung des Pflugkörpers zum Zugpunkt.
  • Sterzen: nennt man die Steuergriffe bei Zugtierpflügen; an älteren Schwingpflügen sind auch einarmige Sterze zu finden.

Hat der Pflug ein schraubenförmiges Streichblech, spricht man von Schraubenkörpern, andernfalls von zylindrigen Körpern. Der schraubenförmige Körper wendet etwa 110 bis 115 Grad, der Zylinderkörper bis über 135 Grad. Die Übergänge sind heute fließend. Je zylindrischer der Körper ist, desto besser wendet und krümelt der Pflug, Schraubenkörper können hingegen schneller gefahren werden und sind leichtzügiger. Grünland wird von Schraubenkörpern sehr sauber gewendet.

Eine Sonderform ist der Streifenkörper. Hier besteht das Streichblech nicht aus nur einem, sondern aus mehreren Streifen. Streifenkörper werden auf besonders schweren, klebenden Böden sowie auf Moorböden eingesetzt. Im Vergleich zu ungeteilten Streichblechen sind dort Zugkraftersparnisse möglich.[8] Durch verschiedene Anstellwinkel in Längsrichtung der Streifen kann ein besseres Krümelergebnis erzielt werden.

Dem Hauptkörper werden vielfach nach Bedarf ein Vorarbeitswerkzeug oder eine Kombination derselben vorangestellt. Die Vorarbeitswerkzeuge unterstützen und verbessern die Arbeit des Pflugkörpers:

  • Sech: Das Messersech regional auch Kolter genannt, schneidet den zu wendenden Erdbalken vertikal vom ungepflügten Land. Die Verwendung des Seches bewirkt eine saubere Furchenwand (z. B. bei Grünlandumbruch) und schont und schützt die vordere Streichblechkante des Pflugkörpers. Neben dem am Rahmen befestigten Messersech gibt es auch das an der Pflugsohle (Anlage) befestigte sogenannten Anlagesech.[9]
  • Scheibensech: Dieses auch Rundsech genannte Vorarbeitswerkzeug hat die gleiche Aufgabe wie das messerförmige Sech, ist aber leichtzügiger. Eine runde, sich im Boden abwälzende, Blechscheibe schneidet den zu pflügenden Erdbalken vom umgepflügten Land ab.
  • Vorschäler: Beim Vorschäler handelt es sich um kleinen Pflugkörper, der in halber Arbeitsbreite des Hauptkörpers die oberste Erdschicht abnimmt und seitlich an den zuvor gewendeten Erdbalken ablegt. Bei Verwendung von Vorschälern kann bei geringerer Arbeitsbreite sehr tief gepflügt werden, auch wird die Unterbringung von Beikräutern verbessert.
  • Düngereinleger: Dieser ähnelt dem Vorschäler, besitzt aber eine gerundete Streichblechvorderkante und eine größere Differenz der Arbeitstiefe zwischen Scharspitze und Scharhinterkante. Der Düngereinleger wendet die oberste Erdschicht mit vor dem Pflügen verteilten Stallmist und legt diese so am zuvor gewendeten Erdbalken ab, dass sie zur Vermeidung einer Verkohlung des ausgebrachten Mistes nicht zu tief untergearbeitet wird.

Pflügen mit Zugtieren

Doppelschar-Kehrpflug mit Pflugkarren für tierischen Zug
Kipppflug für Zugtiereinsatz, als Denkmal hergerichtet
Zweischar-Beetpflug für Zugtieranspannung - Rahmenpflug -

Die von Zugtieren (Ochse, Kuh, Esel, Maultier und Pferd) gezogenen Pflüge werden unterschieden in:

  • Schwingpflug, kein Rad zur Führung; der Pflug wird durch die Art der Anhängung und vom Gespannführer über die Sterzen hinsichtlich Arbeitstiefe und -breite gesteuert.
  • Stelzpflug, ein Rad oder eine Gleitkufe befindet sich vor dem Schar.
  • Karrenpflug, zweirädriger Karren als Führungselement vor dem Pflug.
  • Rahmenpflug, bei dem die Pflugkörper nicht an einem Grindel, sondern an einem von zwei bis vier Rädern getragenen Rahmen befestigt sind.

Die Pflüge hatten ab dem Mittelalter am hinteren Ende zwei Griffe (Sterzen) um den Pflug führen und begrenzt lenken zu können. Die wesentliche Neuerung war der an dem hölzernen Gestell (Grindel) befestigte eiserne Pfugkörper mit Schar und Streichblech. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Pflugkörper noch heute als Schar bezeichnet; korrekt bezeichnet ist dies nur der bodentrennende Teil des Pflugkörpers.

Für das Hin- und Zurückpflügen in eine Richtung wurden Kehrpflüge entwickelt. Beispiele hierfür sind:

  • der Doppelschar-Kehrpflug, auch Unterdrehpflug genannt; die am gleichen Streichblech gegenüber montierten Schare (Zwillingsschare) können durch Drehen des Pflugkörpers um eine waagerechte Achse in Arbeitsstellung gebracht und so die Wenderichtung geändert werden (war aufgrund der preiswerten Konstruktionsart einst eine verbreitete Zugtier-Kehrpflugart).
  • der Drehpflug, bei dem die um 180 Grad versetzten spiegelbildlich ausgeführten Pflugkörper an einem drehbaren Grindel befestigt sind.
  • der Kipppflug, die gegenüberliegenden Pflugteile werden bei der Rückfahrt in der gleichen Furche eingesetzt (teurere Konstruktion, aber geringerer Kraftaufwand für Wechsel der Arbeitsrichtung bei größeren Arbeitstiefen).


In landwirtschaftlichen Großbetrieben mit Pferdeanspannung wurden auch

  • mehrscharige Beet- oder Kehrpflüge mit Selbststeuerung also ohne Sterzen und
  • Rigolpflüge für Tiefenlockerung eingesetzt. Der Wanzleber Pflug ermöglichte das für erfolgreichen Zuckerrübenanbau notwendige Tiefpflügen.

Pflüge für Tierzug werden bis heute noch in großer Stückzahl z. B. in Indien gefertigt.

Pflügen ohne Zugtiere: Vollmechanisierung des Pflügens

Das Zeitalter des vollmechanisierten Pflügens begann in Europa ab etwa 1850 mit dem Dampfpflug. 1858 verlieh die britische Royal Agricultural Society (Königliche Landwirtschaftliche Gesellschaft) dem englischen Ingenieur John Fowler ein Preisgeld von 500 Pfund für die Entwicklung des Dampfpflugs, das sie für einen wirtschaftlichen Ersatz von Pflug oder Spaten ausgelobt hatte. Dies waren Lokomobile, die am Ende des Feldes aufgestellt wurden, um an Seilwinden den Pflug auf dem Feld hin- und herzuziehen. Die schweren Lokomobile waren nur in landwirtschaftlichen Großbetrieben wirtschaftlich einsetzbar und zum direkten Ziehen des Pfluges ungeeignet. Im zweiten und dritten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurden leichtere Traktoren mit Verbrennungsmotor entwickelt (z. B. Fordson, Bulldog oder Hanomag WD), die es ermöglichten, einen angehängten Pflug unmittelbar über den Acker zu ziehen.

Eine Vielzahl verschiedener Pflugformen entstand, die von Traktoren unterschiedlicher Leistungsklassen gezogen werden. Die Pflüge der frühen Traktoren hatten vielfach nur einen Pflugkörper, waren also "einscharig". Allerdings gab es mehrscharige Pflüge, also solche mit mehreren Körpern hintereinander, bereits für Traktormodelle der Frühzeit.[10] Drei- und mehrscharige Pflüge sind oftmals mit einer variablen Schnittbreitenverstellung ausgerüstet (Variopflug).

Heutige Ausführungen von Pflügen

Dreischariger Beetpflug mit Scheibensechen in Aktion
Anbau-Vierscharvolldrehpflug mit Scheibensechen
Pflug mit Streifenkörpern, Düngereinlegern und Anlagesechen

Aufbau

An einem Stahlrahmen (Pflugrahmen oder Grindel), befinden sich einerseits Verbindungsmöglichkeiten mit einer Zugmaschine, andererseits sind Pflugschare und Seche angeschraubt. Es sind sowohl ein- jedoch mehrheitlich mehrscharige Pflüge im Einsatz. Die Schare sind in Reihe, entsprechend der jeweiligen Schnittbreite, schräg hintereinander angeordnet. Die verschiedenen Bauformen sind nachfolgend beschrieben.

Anhängungsarten

Anhängepflug
Pflug, der an eine Zugmaschine gekoppelt ist, aber manuell ausgehoben wird. Diese Pflugart war bis zum Aufkommen von Ackerschleppern mit Hydrauliksystemen verbreitet. Eine Sonderform war der Dampfpflug, der von einem oder zwei stationären dampfbetriebenen Lokomobilen mit Seilwinde über den Acker gezogen wurde.
Anbaupflug
Pflug, der fest am Schlepper angebaut wird und von diesem mittels Dreipunkthydraulik in Transport- bzw. Arbeitstellung gebracht wird. Heute meistens 2-scharig bis 8-scharig.
Aufsattelpflug
Pflug mit eigenem Fahrwerk (1 oder 2 Räder), das ein Teil des Pfluggewichtes trägt. Heute meist ab 6 Scharen und in der Regel in Europa bis max. 20 Scharen realisierbar.

Pflugbauart

Beetpflug
Pflug mit einer Reihe Scharen, der den Boden nur in eine Richtung, meist nach rechts, wendet. Größere Felder müssen deshalb in kleinere "Beete" eingeteilt werden, daher der Name Beetpflug.
Kehrpflug
Pflüge verschiedener Bauart mit rechts- und linkswendenden Scharen, die am Ende des Feldes die Kehrtwende und Rückfahrt in der zuletzt gezogenen Furche ermöglichen. Unterschieden werden:
Volldrehpflug;
Pflug mit rechts- und linksdrehenden Scharen, die sich senkrecht gegenüberstehen und durch eine Volldrehung von 180 Grad in Arbeitsstellung gebracht werden (Verbreitete Kehrpflugart).
Winkeldrehpflug
Pflug mit rechts und linksdrehenden Scharen, die in einem 90 Grad Winkel zueinander befestigt sind. Diese Form war vor allem in landwirtschaftlichen Kleinbetrieben verbreitet (Nur noch in Gärtnereien und kleinen Hobbylandwirtschaften vorzufinden).
Kipppflug;
Pflug mit rechts- und linksdrehenden Scharen, die sich in Zugrichtung gegenüberstehen und durch einen Kippvorgang in Arbeitsstellung gebracht werden (Nur noch Einzelstücke zu finden).

Pflug-Sonderformen

Hackpflug für Tieranspannung
Häufelpflug
Kartoffelrodepflug für Zugtieranspannung
Scheibenpflug im Einsatz
Frontpflug
Ein Pflug, der im Fronthubwerk des Traktors angebaut und somit geschoben wird. Diese Form ist in Frankreich häufiger zu finden. Meist handelt es sich dabei um 3-4 Schar Volldrehpflüge, die in Kombination mit einem im Heck des Traktors angebauten Pflug betrieben werden. Durch den ergänzenden Anbau eines Frontpfluges werden die Schlepperachsen gleichmäßiger belastet, es verschlechtert sich aber die Lenkbarkeit des Traktors während der Pflugarbeit.[11]
Hackpflug
Der Hackpflug verfügt in der Regel für ein zentrales Gänsefußschar sowie 2 oder 4 weitere Schare die auch Winkelschare sein können. Mit diesem Gerät wird zwischen Pflanzenreihen der Boden gelockert und mechanische Unkrautbekämpfung durchgeführt.
Häufelpflug (Häufler)
Beim Häufelpflug befindet sich am Pflugkörper ein symmetrisches, mit seiner Spitze in die Erde eindringendes Schar sowie je ein links und rechts wendendes Streichblech. Hiermit erzeugt man Furchen, zwischen denen die aufgeworfene Erde Dämme bildet, wie sie zum Beispiel im Kartoffel- und Spargelanbau benötigt werden. Die Streichbleche der Häufelpflüge sind teilweise zur Änderung der Dammgröße verstellbar ausgeführt.
Grabenpflug
Ähnlich dem Häufelpflug verfügt auch der Grabenpflug, mit dem sich etwa 50 cm breite Gräben beispielsweise als Pflanzgraben für Spargel ziehen lassen, über ein keilförmiges Schar und zwei nebeneinander angeordnete Streichbleche.[12]
Kartoffelrodepflug
Der Kartoffelrodepflug wird zum Roden von Kartoffeln verwendet. Ähnlich dem Häufelpflug verfügt auch der Rodepflug über ein symmetrisches Schar. Das Schar unterfährt den zu rodenden Kartoffeldamm und lockert ihn auf. Anstelle von Streichblechen folgt auf das Schar ein schräg ansteigender Rost aus runden Stahlstäben, der die gelockerte Erde so absieben soll, dass die Kartoffeln zum einfacheren Aufsammeln von Hand möglichst nahe an der Oberfläche zu liegen kommen. Die technische Weiterentwicklung mit Rodeschar und Schleuderrad ist der Kartoffelroder.
Kreiselpflug
Pflug, bei welchem das Streichblech als senkrecht kreisender Zylinder ausgebildet ist, welcher über einen Riemenantrieb von der Zapfwelle des Schleppers angetrieben wird. Ziel dieser Konstruktion der Firma Raussendorf war die höhere Flächenleistung durch Verminderung des Schlupfs an den Schlepperrädern. (Pflugform-Beispiele finden sich nur noch vereinzelt).[13]
Schälpflug
leichter Pflug mit kleinen Scharen und einer Arbeitstiefe von 5 bis 10 cm. Das Ziel: Pflanzenreste nach der Ernte durch geringe Bodenbedeckung einer schnellen Rotte zuzuführen und gleichzeitig ein einfaches Saatbett für Zwischenfrüchte herzustellen. (Heute weitgehend durch rotierende Ackergeräte ersetzt).
Scheibenpflug
Pflug aus schräg hintereinander angebrachten tellerförmigen Stahlscheiben. Der schwierige Zugkraftverlauf dieses Pfluges (schräg zur Fahrtrichtung) lässt nur flache Furchen bzw. den Einsatz zur Stoppelbearbeitung zu. Die Zugkraftproblematik wurde durch gegenläufige Teller bei der Scheibenegge gelöst. Höhere Flächenleistung und bessere Bodendurchmischung als Schälpflug bedeuten aber ungünstigeres Saatbett für die Stoppelsaat. (Scheibenpflüge haben nur noch historische Bedeutung; die Scheibenegge zur Stoppelbearbeitung wurde weitgehend durch rotierende Maschinen bzw. Werkzeuge an Sämaschinen (Drillsaat, Direktsaat) verdrängt.
Schichtenpflug
Pflug mit übereinander angebrachten Scharen, wobei das obere Schar den Boden flach wendet (bis ca 15 cm) und das untere „Lockerungsschar“ den Boden auflockert, aber nicht wendet (ab 15 cm bis 30cm tiefe).[14] Dieser Pflug zur Untergrundlockerung kann sowohl nach Fahrspurschäden als auch bei Pflugsohlenverdichtungen eingesetzt werden.
Schwenkpflug
Schwenkpflug
Pflug mit symmetrischen Pflugkörpern, bei dem der Wechsel der Wenderichtung nach rechts bzw. links durch Schwenken des Rahmens um eine vertikale Achse erfolgt. Der Schwenkpflug ist aufgrund der einfachen Bauart kostengünstiger herzustellen als ein Drehpflug; die Qualität der Pflugarbeit ist allerdings abhängig vom Bodenzustand, überhaupt lassen sich tonige, feuchte Böden mit dem Schwenkpflug nicht bearbeiten.[15]
Tiefpflug
Pflug mit Schar und übergroßen Streichblechen zur Moorkultivierung, siehe Tiefpflügen.

Hersteller

Hersteller pferdegezogener Pflüge:

Helwig, Eberhardt, Landsberg, Rud. Sack, Ventzki, Printz, Hildebrandt

aktuelle und ehemalige Hersteller:

Eberhardt, Eicher, Kuhn, Landsberg, Niemeyer Agrartechnik, Rabe Agri, Pöttinger Landtechnik, Vogel & Noot Landmaschinen, Kverneland, Frost, Gassner, Regent, Lemken Landmaschinen

Pflugwettbewerb

Siehe auch

Literatur

  • Ulrich Bentzien: Haken und Pflug. Berlin 1969.
  • Max Eyth: Hinter Pflug und Schraubstock, DVA München 1987; ISBN 978-3-421-06303-8
  • Klaus Krombholz, Hasso Bertram und Hermann Wandel: 100 Jahre Landtechnik - von Handarbeit zu High-Tech in Deutschland. DLG-Verlag, 2009; ISBN 978-3-7690-0737-4
  • Horst W. Löbert: Aus der Geschichte des Pfluges. Landwirtschaftsmuseum Lüneburger Heide Nr.5, Ülzen 1993.
  • Jens Lüning: Steinzeitliche Bauern in Deutschland Die Landwirtschaft im Neolithikum. Bonn 2000
  • Manfred G. Raupp: Was der Großvater schon wusste: Staffort und Lörrach 2005
  • Prof. Dr.-Ing. habil. Paul Schweigmann, Die Landmaschinen und ihre Instandhaltung, Gießen 1955
  • Gustav Fischer, Landmaschinenkunde, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1928
  • Michael Koch: Traditionelles Arbeiten mit Pferden in Feld und Wald, 1. Auflage, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1998, ISBN 3-8001-7383-2

Einzelnachweise

  1. Wettpflügen mit Zugtieren in Böhmen 1855
  2. Leistungspflügen in Deutschland; Deutscher Pflügerrat
  3. Weltmeisterschaft im Pflügen 2011
  4. Chronik Fuchsenbigl mit Denkmal der Weltmeisterschaft im Pflügen
  5. Jens Lüning, Bandkeramische Pflüge? Fundberichte Hessen 19-20, 1979-1980, 55-68
  6. Peter Bogucki, Animal traction and household economies in Neolithic Europe. Antiquity 67 (Nr. 256), 1993, 492–503
  7. Paul Schweigmann, Die Landmaschinen und ihre Instandhaltung, Gießen 1955, Seite 18 f
  8. Horst Eichhorn, Landtechnik, 7. Auflage, Ulmer, Stuttgart, 1952, 1999, ISBN 3-8001-1086-5, S. 156
  9. vgl. Horst Eichhorn, Landtechnik, 7. Auflage, Ulmer, Stuttgart, 1952, 1999, ISBN 3-8001-1086-5, S. 163
  10. siehe z. B. Fischer, Landmaschinenkunde, Verlag Ulmer, Stuttgart 1928, Abb. 256 (Zweischarpflug für Hanomag WD der Firma Sack), Prospekt der Firma Printz, Kettwig (Ruhr) (ebenfalls Zweischarpflug für Hanomag WD), einsehbar im Firmenschriftenarchiv des Deutschen Museums, München
  11. Mattig / Eggert, Aschendorffs Traktorenbuch, Aschendorff, Münster, 2000, ISBN 3-402-05261-X, S. 81
  12. Ulrich Sachweh (Herausgeber): Der Gärtner, Band 3, Baumschule, Obstbau, Samenbau, Gemüsebau. 2. Auflage, Ulmer, Stuttgart 1986/1989, ISBN 3-8001-1148-9, S. 13
  13. Beispiel für einen Kreiselpflug
  14. Kraftstoffverbrauch beim Zweischichtenpflug, PDF der Uni für Bodenkultur in Wien
  15. Horst Eichhorn, Landtechnik, 7. Auflage, Ulmer, Stuttgart, 1952, 1999, ISBN 3-8001-1086-5, S. 158

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Pflug – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Pflug – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Wikiquote: Pflug – Zitate

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