Philipp Fauth

Philipp Fauth

Philipp Johann Heinrich Fauth (* 19. März 1867 in Bad Dürkheim; † 4. Januar 1941 in Grünwald bei München) war deutscher Volksschullehrer und Astronom. Bekannt wurde er durch seine Beobachtungen des Mondes und seinen Beitrag zur Welteislehre.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Fauth war ein ambitionierter Amateurastronom, der den Mond intensiv beobachtete. 1932 entdeckte er einen Doppelkrater südlich des großen Kraters Kopernikus, der später nach ihm benannt wurde. Er fertigte zahlreiche Karten und einen umfangreichen Mondatlas an. An einer 3,5 m großen Mondkarte im Maßstab 1:1.000.000 arbeitete er von 1884 bis 1940. Die Karte wurde allerdings erst 1964 vollständig veröffentlicht und gilt heute als Rarität.

Anfang des 20. Jahrhunderts kam Fauth in Kontakt mit Hanns Hörbiger, einem österreichischem Ingenieur und Amateurastronomen, der 1894 bei der Beobachtung des Mondes intuitiv „erkannt“ haben wollte, dass die gesamte Mondoberfläche von einer kilometerdicken Schicht aus Wassereis überzogen sei. Hörbiger entwickelte aus dieser (allerdings falschen) Erkenntnis eine Theorie der Weltentstehung, die Welteislehre. Sein Hauptwerk, die „Glacial-Kosmogonie“, entwickelte er in Zusammenarbeit mit Fauth, wobei die beiden sich hauptsächlich brieflich austauschten. Das im Jahre 1912 erschienene 800seitige Werk war chaotisch gegliedert und unverständlich geschrieben. Fauth fasste es neu zusammen und veröffentlichte 1913 den Band „Hörbigers Glacial-Kosmogonie“.

Die Welteislehre war von Anfang an umstritten und wurde von der Fachwelt weitestgehend abgelehnt. Heute gilt sie als Pseudowissenschaft, die keiner wissenschaftlichen Betrachtung standhält. In den 1920er und 30er Jahren wurde sie allerdings ziemlich populär. Da einige führende Nationalsozialisten, darunter Heinrich Himmler, überzeugte Anhänger der Lehre waren, erfuhr sie während der Zeit des Nationalsozialismus einen Aufschwung. 1938 wurde Fauth von Himmler sogar zum Professor ernannt und Leiter der Sternwarte München Grünwald.[1] Er lehrte nie an einer Hochschule und erhielt auch kein Professorengehalt. Stattdessen arbeitete Fauth beim SS-Ahnenerbe mit.[1] Es gab auch Pläne zur Errichtung von „SS-Sternwarten“, die aber nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges aufgegeben wurden.

Dank der Unterstützung durch die Nazis konnte Fauth in Landstuhl auf dem Kirchberg eine eigene Sternwarte errichten und unterhalten.

Er starb 1941 in Grünwald bei München.

Fauths Leben ist von einer gewissen Tragik gekennzeichnet. Er leistete bei der Beobachtung des Mondes und der Anfertigung von Mondkarten hervorragende Arbeit und gilt als der bedeutendste visuelle Mondbeobachter. Allerdings wurde der Mond bereits zu seinen Lebzeiten mittels leistungsfähiger Teleskope fotografiert, wodurch zuverlässigere Karten erstellt werden konnten. Sein Lebenswerk war somit schon während seiner Entstehung überholt.

Die Astronomie und die Astrophysik nahmen, zum Beispiel durch die Entwicklung der Relativitätstheorie, eine Richtung, der Fauth verständnislos und ablehnend gegenüber stand. Um so hartnäckiger hielt er sich an seine Mondbeobachtungen und die Welteislehre. Sein Eintreten für diese Lehre brachte ihn um sein wissenschaftliches Renommee.

Werke

  • Hörbigers Glacial-Kosmogonie, 1913
  • Unser Mond, 1936
  • Mondesschicksal. Wie er ward und untergeht
  • Der Mond und Hörbigers Welteislehre, 1925

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 145.

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