Philomachus pugnax

Philomachus pugnax
Kampfläufer
Kampfläufer (Philomachus pugnax), Prachtkleid

Kampfläufer (Philomachus pugnax), Prachtkleid

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Regenpfeiferartige (Charadriiformes)
Familie: Schnepfenvögel (Scolopacidae)
Gattung: Kampfläufer (Philomachus)
Art: Kampfläufer
Wissenschaftlicher Name
Philomachus pugnax
(Linnaeus, 1758)
Kampfläufer mit weißem Kragen
Kampfläufer im Schlichtkleid

Der Kampfläufer (Philomachus pugnax) ist ein streng geschützter, knapp 30 cm großer Schnepfenvogel, der in der nördlichen Tundra, aber auch in feuchten Niederungswiesen und Mooren in ganz Eurasien brütet. Kampfläufer sind Zugvögel. Brutvögel aus Nordwesteuropa überwintern zumeist im westafrikanischen Binnenland, z. B. im inneren Nigerdelta in Mali. Auf dem Durchzug in die Brutgebiete kann man Kampfläufer auf feuchten Niederungen oder auch auf Schlammflächen beobachten.

Vereinzelte Bruten kommen noch in Deutschland (2005: 20–40 Brutpaare) und den Niederlanden vor, die ursprüngliche Brutpopulation in dieser Gegend gilt jedoch als ausgestorben. Als Grund dafür wird die Intensivierung der Landwirtschaft und der damit einhergehende Habitatverlust genannt.

Inhaltsverzeichnis

Erscheinungsbild

Im Brutkleid haben die meisten Männchen einen schwarzen, orangen, kastanienbraunen oder weißen Kragen, der ihnen den englischen Namen ruff (Kragen) eingetragen hat. Weibchen sind auffallend kleiner als die meisten Männchen und können auch im Schlichtkleid durch die Größe unterschieden werden.

Balz und Paarungsstrategie

Kampfläufer haben ein sehr kompliziertes Paarungssystem, die englische Bezeichnung ist lekking behaviour, was mit Arena-Balzverhalten übersetzt werden kann. Balzarenen von Kampfläufern sind normalerweise kleine, 1x1 m große Schlammflächen nahe kleinen Gewässern in der Nähe des Brutgebietes. Es gibt jedoch auch Arenen im Zuggebiet. Dieselben Balzarenen werden traditionell jedes Jahr wieder benutzt. Männchen präsentieren sich in ihren Balzarenen den Weibchen, die dann das Männchen wählen, mit dem sie sich paaren wollen.

Es gibt drei Arten von männlichen Paarungsstrategien, wovon zumindest zwei durch einen genetischen Polymorphismus festgelegt sind. Die Männchen, die die verschiedenen Strategien verfolgen, können sowohl durch Merkmale des Gefieders, der Größe als auch durch das Verhalten voneinander unterschieden werden. Die am häufigsten vorkommende Strategie des „residenten Männchens“ (84 %) hat im Brutkleid einen tief schwarzen oder kastanienbraunen bis orangeroten Kragen. Diese Männchen verteidigen kleine, etwa 1x1 m große Arenen. Hier balzen sie aktiv um Weibchen, die zur Paarungszeit zu diesen Arenen kommen, um Männchen auszuwählen. Residente Männchen zeigen auch sehr aggressives Verhalten gegenüber anderen Männchen, besonders gegenüber den sogenannten Satelliten: Satelliten-Männchen sind weniger häufig (16%), sie sind marginal kleiner als residente Männchen und haben einen weißen oder zumindest sehr hellen Kragen. Sie verteidigen keine eigenen Arenen, stattdessen halten sie sich in der Nähe von residenten Männchen am Rande von deren Arenen auf. Auf diese Weise können sie ab und zu Paarungen ergattern. Die Satelliten werden von den Residenten geduldet, weil bei Anwesenheit eines Satelliten sich die Weibchen auch häufiger mit Residenten paaren. Diese beiden Fortpflanzungsstrategien werden autosomal vererbt.[1] Eine dritte Strategie wurde von einem aufmerksamen friesischen Vogelberinger entdeckt: Ihm fiel auf, dass die Flügellängen eine dreigipfelige Verteilung hatten, und nicht, wie bei sexuellem Größendimorphismus, eine zweigipfelige. Die Vögel der mittleren Klasse, die sehr selten vorkamen (<1 %), sahen aus wie Weibchen. Sowohl durch Sektionen von toten Tieren als auch durch DNA-Tests wurde festgestellt, dass es sich bei diesen Vögeln ebenfalls um Männchen handelt. Diese Männchen, Faeder genannt, mausern nicht ins Brutkleid, sondern behalten ihr schlichtes Federkleid auch zur Paarungszeit. Es wird vermutet, dass Faeder sich Paarungen erschleichen, indem sie vorgeben, weiblich zu sein, und so den Aggressionen der Residenten aus dem Weg gehen können. Man weiß nicht, ob diese Strategie erblich ist, es steht jedoch fest, dass solche Vögel ein Leben lang ein Faeder bleiben. Die Bezeichnung Faeder stammt aus dem Friesischen und bedeutet Urahn.[2]

Nach der Paarung legt das Weibchen vier Eier in eine Bodenmulde; sie werden alleine vom Weibchen ausgebrütet. Kampfläufer sind Nestflüchter, das heißt die Küken suchen sich ihr Futter eigenständig.

Der Kampfläufer ist in Deutschland in der Anlage 1 zur Bundesartenschutzverordnung verzeichnet.

Einzelnachweise

  1. D. B. Lank, C. M. Smith, O. Hanotte, T. Burke & F. Cooke (1995): Genetic polymorphism for alternative mating behaviour in lekking male ruff Philomachus pugnax. Nature 378, S. 59–62, doi:10.1038/378059a0.
  2. J. Jukema & T. Piersma (2006): Permanent female mimics in a lekking shorebird. Biology Letters 2, S. 161–164, doi:10.1098/rsbl.2005.0416.

Weblinks

Literatur

  • A. J. Beintema, O. Moedt & D. Ellinger: Ecologische Atlas van de Nederlandse weidevogels. Schuyt & Co, Haarlem 1995, ISBN 90-6097-391-7.

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