Phänomenologie

Phänomenologie

Die Phänomenologie (von altgriechisch φαινόμενον phainómenon ‚Sichtbares‘, ‚Erscheinung‘ und λόγος lógos ‚Rede‘, ‚Lehre‘) ist eine gegenwärtige philosophische Strömung, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts von Edmund Husserl geprägt wurde (ältere Begriffsverwendungen seit dem 18. Jahrhundert, s.u.). Phänomenologen sehen den Ursprung der Erkenntnisgewinnung in unmittelbar gegebenen Erscheinungen. Entsprechend untersuchen sie ausschließlich Zusammenhänge zwischen diesen Erscheinungen. Diese formalen Beschreibungen geben grundsätzlich den Anspruch aller phänomenologischen Ansätze wieder, seien es philosophische oder naturwissenschaftliche, literarische oder psychische. Sie unterscheiden sich nur in der Art, wie sie mit dem unmittelbar Gegebenen umgehen.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsgeschichte

Das Wort „Phänomen“ beschreibt schon im Altgriechischen eine Erscheinung (siehe hierzu die Etymologie von Phänomen), womit ein mit den Sinnen wahrnehmbares einzelnes Ereignis gemeint ist. Der Begriff „Phänomenologie“ oder „phänomenologisch“ geht auf das 18. Jahrhundert zurück und findet sich bei Friedrich Christoph Oetinger (Philosophie der Alten), sowie bei Johann Heinrich Lambert (Über die Methode, die Metaphysik, Theologie und Moral richtiger zu beweisen, 1762). Dies als Begriff einer Phaenomenologia oder optica transcendentalis. In Lamberts Schrift Neues Organon oder Gedanken über die Erforschung und Bezeichnung des Wahren und dessen Unterscheidung von Irrtum und Schein, Teil 4: Phänomenologie oder Lehre vom Schein (1764) wird eine Lehre des Scheins von einer Lehre der Wahrheit unterschieden.

Kant gebraucht den Begriff ebenfalls zur Benennung einer Lehre von den Grenzen der Sinnlichkeit. Daraus entstand unter anderem seine Kritik der reinen Vernunft.[1] Des Weiteren steht der Begriff im Werk Hegels, besonders in der Phänomenologie des Geistes, für die Gesamtheit der Erscheinungen des Geistes in Bewusstsein, Geschichte und Denken.[2] Die Phänomenologie des Geistes versteht sich als Wissenschaft der Erfahrung des Bewusstseins, welches zunächst noch absolute Unmittelbarkeit ist, später zum absoluten Wissen zurückkehrt. Franz Brentano verwendete alternativ den Begriff phänomenologische oder deskriptive Psychologie.[3] Eigenständige philosophische Methode wird die Phänomenologie aber erst durch Edmund Husserl Anfang des 20. Jahrhunderts.

Phänomenologie Husserls

Ziel Husserls ist es, die Philosophie als „erste Wissenschaft“ (Prima philosophia) zu rehabilitieren. Nach Husserl kann nur eine phänomenologische Philosophie den Vorbedingungen einer wahrlich strengen Wissenschaft genügen, weil eine naturalistische oder experimentelle Philosophie auf Vorurteilen und Existenzannahmen basiert, also sich nicht an den „Sachen selbst” orientiert. Diese Orientierung charakterisiert die gesamte Strömung der Phänomenologie. Sie soll sicherstellen, dass sich die Wissenschaften nur von Evidenzen leiten lassen, die dem unmittelbaren Bewusstseinserleben entstammen.

Husserl stellt diesen Zusammenhang in einem Artikel in der Encyclopædia Britannica 1927 folgendermaßen dar:

„Phänomenologie bezeichnet eine an der Jahrhundertwende in der Philosophie zum Durchbruch gekommene neuartige deskriptive Methode und eine aus ihr hervorgegangene apriorische Wissenschaft, welche dazu bestimmt ist, das prinzipielle Organon für eine streng wissenschaftliche Philosophie zu liefern und in konsequenter Auswirkung eine methodische Reform aller Wissenschaften zu ermöglichen.“

Husserliana IX, 277

In diesem Artikel werden drei wesentliche Aspekte der Phänomenologie Husserls genannt:

  • Deskription als Methode
  • Apriorität der Phänomenologie (wissenschaftlicher Anspruch)
  • Fundament für alle anderen Wissenschaften

Diese drei Aspekte sind für alle folgenden Phänomenologen verbindliche Strukturmerkmale der Phänomenologie – auch wenn sie in der Weiterentwicklung der Phänomenologie und der Wandlung der phänomenologischen Forschungsgemeinde deutlicher Kritik unterzogen wurden.

Wurzel der Phänomenologie

Franz Brentano

Husserls Phänomenologie ist stark beeinflusst von Franz Brentanos deskriptiver Psychologie, die ebenfalls psychische Phänomene unabhängig von den sie erzeugenden physischen Reizen beschreibt. In Abgrenzung zu einer empirischen Psychologie hatte Brentano den Begriff des intentionalen Bewusstseins gebildet. Dies ist Ausdruck der Überzeugung, dass Bewusstsein niemals ohne Bezug auf etwas ist: Bewusstsein ist immer Bewusstsein von etwas.

„Jedes psychische Phänomen ist durch das charakterisiert, was die Scholastiker des Mittelalters die intentionale (auch wohl mentale) Inexistenz eines Gegenstandes genannt haben, und was wir, obwohl mit nicht ganz unzweideutigen Ausdrücken, die Beziehung auf einen Inhalt, die Richtung auf ein Objekt (worunter / hier nicht eine Realität zu verstehen ist), oder die immanente Gegenständlichkeit nennen würden. Jedes enthält etwas als Objekt in sich, obwohl nicht jedes in gleicher Weise. In der Vorstellung ist etwas vorgestellt, in dem Urteile ist etwas anerkannt oder verworfen, in der Liebe geliebt, in dem Hasse gehasst, in dem Begehren begehrt usw. Diese intentionale Inexistenz ist den psychischen Phänomenen ausschließlich eigentümlich. Kein physisches Phänomen zeigt etwas Ähnliches.“

Psychologie vom empirischen Standpunkte, 1874, S. 124

Diese trivial anmutende Entdeckung ebnet den Weg zu einem der grundlegenden philosophischen Probleme – der Spaltung der Welt in Subjekt und Objekt. Auf Grundlage des intentionalen Charakters des Bewusstseins konnte dieses Problem aus einer neuen Perspektive bearbeitet werden.

Auch Brentano ging davon aus, dass sich die Grundlagen der Logik nicht in einer naturalistischen Psychologie begründen lassen. Husserl greift diesen Aspekt auf und weitet diesen Gedanken der deskriptiven Psychologie Brentanos auf eine transzendentale Phänomenologie, welche die Möglichkeiten von Bewusstseinsakten überhaupt erklären will.

Die Psychologismuskritik

Die philosophische Ausgangslage Husserls war die zu seiner Zeit herrschende Annahme, dass Wahrheiten relativ betrachtet werden müssen und sich nur in ihrer jeweiligen historischen Form zeigen (Historismus) oder aber Produkt einer naturalistisch gedachten Psyche sind (Psychologismus). Philosophie wäre dann keine Form der Erkenntnisgewinnung mehr und hätte diese Aufgabe an die Psychologie abzugeben. Dieser Auffassung setzte Husserl seine Kritik des Psychologismus entgegen. Nach Husserl ist die These des Psychologismus, die Logik sei ein Teil der Psychologie, da diese sich als Wissenschaft der Psyche auch mit den Denkgesetzen beschäftige, falsch. Demnach wäre Logik die Lehre vom Denken, Schlussfolgern und Urteilen und ein Spezialfall der psychischen Fähigkeiten. Husserl widerspricht dieser Auffassung in doppelter Hinsicht. Zunächst zeigt er auf, dass die Konsequenz des Psychologismus eine bloße Relativität logischer Gesetze zur Folge hätte. So würde der Satz vom Widerspruch zu einer bloßen Wahrscheinlichkeit werden, da empirische Regeln keine Allgemeingültigkeit beanspruchen können.

Ein weiteres Problem betrifft die Denkakte und deren Richtigkeit. Wenn die Gesetze der Logik rein empirischer Natur wären, abgeleitet aus den Denkgesetzen, sei damit noch nicht geklärt, dass diese auch richtig wären. So gibt es durchaus logisch falsche Urteile, die ebenfalls dem Denken entspringen. Somit kann das Kriterium der Richtigkeit nicht im Denken selbst liegen, es sei denn falsche Urteile würden einer anderen Denkabfolge unterliegen, wobei dann wiederum die Frage bliebe, was denn nun das Kriterium für richtig oder falsch sei. Husserl ist der Überzeugung, dass der Psychologismus letztlich die Denkinhalte, z. B. das Urteil, nicht vom Denkverlauf, dem Urteilen selbst unterscheidet. Damit ist das Urteilen selbst real, während der Urteilsinhalt ideal ist. Diese Unterscheidung zwischen Inhalt und Denkakt, zwischen „Genesis“ und „Geltung“, wird in der Folge der Phänomenologie konstitutiv bleiben.

Freie Variation

Methodisch am weitesten verbreitet ist die freie Variation, die dem deskriptiven Vorgehen der Phänomenologie am nächsten ist. Durch freie Variation in der Phantasie können unterschiedliche, aber einander gleichende Sachen vorgestellt werden. Jede dieser Sachen wird nur vom logisch Möglichen begrenzt, nicht von ihrer Existenzmöglichkeit (Beispiel: Goethes Konzept der Urpflanze). In dieser freien Variation können dann Konstanten entdeckt werden, in denen sich die unterschiedlichen Varianten „decken“, z. B. sind Scharlach und Bordeaux zwar unterschiedliche Farbtöne, beide aber doch rot. Es ist diese Deckung, diese Identität in der eidetischen Variation, welche diejenige Allgemeinheit ergibt, die Husserl mit dem Begriff „Idee“ bezeichnet. Das Husserlsche eidos ist ohne seine Metaphysik eine platonische Idee. Es ist das Wesen, eine Allgemeinheit, die anschaulich, intuitiv gegeben ist. Wichtig dabei ist der Unterschied zwischen empirischer Generalisation und dieser Ideation: Empirische Anschauung ist immer begrenzt, während reine eidetische Variation unendlich ist, da sie nicht nur das aktuell Existierende schaut, sondern alle logischen Möglichkeiten in Anspruch nimmt. Wenn nach Husserl die Philosophie strenge Wissenschaft sein soll, so benötigt sie diese Universalität und die durch sie gegebene Möglichkeit einer letzten Begründung, welche die Phänomenologie ist.

Intentionalität des Bewusstseins

Intentionalität ist der zentrale Begriff der Phänomenologie Husserls überhaupt. Er greift die in der Psychologismuskritik schon angedeutete Problematik von Subjekt und Objekt wieder auf. Mit Intentionalität ist die Tatsache gemeint, dass unser Bewusstsein immer auf etwas gerichtet ist, also ein Bewusstsein „von etwas“ ist. Diese Bezeichnung lässt sich in der Betrachtung eines Phänomens verdeutlichen: Alltägliche Wahrnehmungen, wie z. B. das Wahrnehmen von Personen oder Gegenständen, vollziehen sich in einer nicht reflektierten Einstellung, die nicht die Sinnhaftigkeit der Person oder Sache in Frage stellt. Husserl geht nun davon aus, dass diese Sinnhaftigkeit etwas ist, das wir den Sachen beilegen. Ein Beispiel dafür ist die so genannte Täuschung. Schauen wir uns eine Schaufensterpuppe in einem Schaufenster an, vor dem wir stehen, so kann es geschehen, dass wir überrascht bemerken, dass es sich nicht um eine Puppe, sondern um einen Menschen gehandelt hat. In diesem Augenblick – und dies ist der Zeitpunkt, in dem die Täuschung umschlägt – verändert sich der Sinn dieser Figur. So verhalte ich mich z. B. nicht mehr so als sei ich unbeobachtet.

Vexierbild eines Totenkopfs, 19. Jahrhundert

Edmund Husserl spricht in seinen Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie (auch Ideen I) von Noesis und Noema als Grundmomenten der Gegenstandskonstitution und somit als der Grenze des Sagbaren (siehe auch Ludwig Wittgenstein). „Noesis“ bedeutet dabei, wie sich der Bewusstseinsakt auf seinen Gegenstand bezieht (glauben, wollen, hassen, lieben) und „noema“, wie der Gegenstand durch diese noetischen Akte erscheint (das jeweils Geglaubte, Gewollte, Gehasste, Geliebte).

So ist z. B. das Noema der Wahrnehmung eines Baumes das „Baumwahrgenommene“. Dieses unterscheidet sich aber nun fundamental vom Baum, der z. B. verbrennen kann, während die Baumwahrnehmung das nicht kann, da sie keine realen Eigenschaften besitzt. Allerdings besitzt die Baumwahrnehmung ihre eigene gegenständliche Sinnhaftigkeit: z. B. können Bäume wachsen, sind anzufassen etc. Der Baum wird also als etwas aufgefasst, das so und so strukturiert ist. Dass wir etwas als etwas vermeinen, ist der zentrale Gedanke Husserls, die sogenannte Intentionalität. (Die Thematik lässt sich analog vielleicht am Beispiel von Vexierbildern verdeutlichen: Siehe das nebenstehende Vexierbild als ein Beispiel dafür, wie das intentional vermeinte zwischen zwei Bedeutungen umschlagen kann.)

Ähnlich wie beim Vexierbild ist der Stoff (griech. hýlê) unserer Wahrnehmung erst durch den intentionalen Akt als z. B. real, phantasiert, geträumt usw. gemeint. Das bedeutet, wir legen der Hyle einen Sinn bei. Nun bekommen nach Husserl z. B. die Gegenstände der Biologie ebenfalls einen Sinn beigelegt, z. B. „bewegt sich von selbst und reproduziert sich“. Die dahinter stehende Sinnhaftigkeit ist die sogenannte materielle Ontologie, die Husserl auch als regionale Ontologie bezeichnet. Nach Husserl sind diese regionalen Ontologien die Grundlage für die Wissenschaften, konstituieren sie doch erst den Gegenstandsinn der Themen der einzelnen Wissenschaften.

Wie kann es aber sein, dass wir im Schaufenster (s.o.) einmal eine Puppe sahen, ein andermal eine Person? Husserl würde sagen, dass wir beide Male eine Wahrnehmung hatten. Auch die Täuschung ist zunächst eine Wahrnehmung, die sich später als Täuschung herausstellt. Was sich verändert hat, ist nur die Sinnhaftigkeit, mit der wir die Aspekte unserer Wahrnehmung belegt hatten: unbelebtes Ding – Person. Damit es also Täuschungen geben kann, müssen wir offensichtlich den Gegenständen einen Sinn beilegen können, der sich allerdings auch wieder verändern kann. Ein zentraler Begriff in der Terminologie Husserls ist dabei die Abschattung. Gegenstände sind uns nie als ganze Einheit präsentiert, sondern zeigen sich uns nur in Seitenansicht. Nie haben wir die vollständige Perspektive auf sie, was letztlich der völligen Unwahrnehmbarkeit des Gegenstandes entsprechen würde. Voraussetzung der Wahrnehmung ist deshalb die Perspektive, die damit aber auch gleichzeitig die Verborgenheit der Sache ausmacht, mithin das Phänomen der Täuschung erst ermöglicht.

Die erkenntnistheoretische Pointe dieses Ansatzes besteht in der Auflösung der Aporie, die nach Husserl der Empirismus und der Rationalismus hinterlassen hat. Da ihre Anhänger sich in Abständigkeit dem Phänomen Welt nähern, die einen, indem sie eine äußere Welt annehmen, die anderen, indem sie sie als Produkt der Vernunft auffassen, gehen sie nicht streng dem Phänomen entsprechend vor. Würden sie dies tun, so Husserl, so würden sie feststellen, dass wir weder zuerst uns wahrnehmen und dann die Welt, noch zunächst die Welt und dann uns, sondern uns immer schon in der Welt gleichursprünglich erfahren. Diese Komplementarität von Welt und Bewusstsein beschreibt die Struktur der Intentionalität. Indem ich die Welt und die Dinge als objektiv intendiere (vermeine), erhalten sie ihre Unabhängigkeit von unserem Bewusstsein. Indem Husserl diese Struktur des Bewusstseins nachzeichnet, gelingt es ihm über die klassischen Probleme der Erkenntnistheorie hinauszugehen. Methodisch geht Husserl in einer strengen, am Phänomen orientierten Beschreibung vor. Wichtige Aspekte sind dabei die Epoché und die Eidetische Reduktion:

Epoché und eidetische Reduktion

Die Methode der Epoché (Enthaltung, Innehalten) ist für Husserl die Ausschaltung der Generalthesis der natürlichen Einstellung. Das Einklammern der damit verbundenen Vormeinungen nannte Husserl „eidetische Reduktion“. Dabei sollen zunächst alle theoretischen Annahmen (Hypothesen, Beweisführungen, tradiertes Vorwissen …) über den betrachteten Gegenstand ausgeschaltet werden (vgl. Reduktionismus). In einem zweiten Schritt (der transzendentalen eidetischen Reduktion) wird die Existenz des Gegenstandes insofern außer Betracht gelassen, dass sich nur die „Washeit“ zeige, also das, was der Gegenstand ist, sein Wesen.

Aus der Perspektive des transzendentalen Bewusstseins wird das Sein nur noch als Korrelat des Bewusst-Seins angesehen, also ohne Annahmen oder Urteile über das tatsächliche Sein oder Nicht-sein der Bewusstseinsinhalte. Diese Methode nähert sich den Gedankenexperimenten von Descartes und Hobbes über die so genannte „Weltvernichtung“ (die Frage: Was bleibt erhalten, wenn es die physische Welt nicht mehr gäbe?). Damit ergibt sich aber auch sofort eines der größten Probleme der Phänomenologie. Husserl hatte nämlich den oben erwähnten Unterschied zwischen Bewusstseinsakt (Noesis) und Bewusstseins-Inhalt (Noema) angebracht. Dies entspricht einer Einteilung in was das Bewusstsein ist und was es bedeutet (denn nach Brentano ist das Bewusstsein immer intentional). Wie kann man aber sagen, dass die Inhalte des Bewusstseins noch Bedeutung haben, wenn jegliche Existenz ausgeklammert wurde? Husserl wollte die Existenz ausklammern, da die Objekte ihmzufolge das Bewusstsein transzendieren: wenn es sie gibt, so gibt es sie außerhalb des Bewusstseins selbst. Um Zugang zu den reinen Ideen gewinnen zu können, muss daher ihre Existenz ausgeklammert werden. Die Phänomenologie muss beantworten können, wann und wie es möglich sei, dass das Bewusstsein sich auf etwas „bewusstsein-transzendentes“ bezieht. Husserls Erklärung wird lauten, dass der Inhalt sehr wohl bewusstsein-transzendent ist, aber dass das Intendieren selbst bewusstsein-immanent sein muss. Also wird etwas immer immanent intendiert, während es als bewusstsein-transzendent intendiert wird, weil es, wenn es existieren würde, außerhalb des Bewusstseins sein würde.

Wirkungsgeschichte Husserls

Am Anfang der Wirkungsgeschichte der Phänomenologie steht die „Philosophische Gesellschaft Göttingen“, ein Diskussionsforum, in dem sich von 1910 bis 1920 u. a. Alexandre Koyré, Dietrich von Hildebrand, Theodor Conrad, Hedwig Martius (nach ihrer Heirat 1912 hieß sie Hedwig Conrad-Martius), Hans Lipps, Edith Stein, Roman Ingarden und Adolf Grimme um Husserl und Adolf Reinach scharten. Die Phänomenologie wurde zu einer der wichtigsten Strömungen der zeitgenössischen kontinentalen Philosophie. Die Soziologie profitierte von ihr vor allem durch Arbeiten von Alfred Schütz und später in ethnomethodologischen Forschungsansätzen. Die Phänomenologie beeinflusste die Werteethik als Wesensanalytik des Ethischen (Moritz Geiger, Hans Reiner, Max Scheler, Dietrich von Hildebrand), fand Eingang in die Psychologie (Alexander Pfänder) und die Rechtswissenschaften (Adolf Reinach). Das phänomenologische Denken hat die Entwicklung des Existenzialismus in Deutschland und Frankreich entscheidend geprägt und voran getrieben. Es zieht sich entsprechend durch die wichtigsten Werke von Jean-Paul Sartre. Bei Maurice Merleau-Ponty stehen Wahrnehmung und Leib im Mittelpunkt des phänomenologischen Schaffens, bei Paul Ricœur Sprache und Gedächtnis. Besonders treu verfolgte Eugen Fink, ein ehemaliger Assistent Husserls, dessen Linie. Martin Heidegger hingegen, ebenfalls Assistent Husserls und einer der prominentesten Vertreter phänomenologischer Philosophie, entwickelte einen eigenen phänomenologischen Zugang, bei ihm spielt der Begriff des Seins die zentrale Rolle. Auch der tschechische Philosoph Jan Patočka ist zu nennen. Husserls Gedanken übten außerdem einen starken Einfluss auf Laura Perls aus, eine der Mitbegründerinnen der Gestalttherapie.

Der Weg von Husserl zu Heidegger

Der Weg von Husserl zu Heidegger kann unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden. Zentraler Aspekt und Vorwurf Heideggers an Husserl ist aber sicherlich der Gedanke, dass der Mensch selbst nicht in der phänomenologischen Epoché beschrieben werden kann, da, so Heidegger, gerade dann von dem abgesehen werde, was diesen ausmache: seiner Existenz.

Hans Lipps’ Hermeneutik der Wirklichkeit

Während Husserl den Rückgang zu einem „transzendentalen Ego“ forderte, das zu allererst den konkreten Menschen konstituieren soll und Heidegger in Sein und Zeit seine existenziale Analytik des Daseins als Fundamentalontologie ausarbeitete, fragt Hans Lipps: „Inwiefern wird in der mannigfachen Bedeutung des Seienden gerade die Verfassung meiner Existenz Erfahrung?“ Für ihn gründet sich menschliche Existenz in der Auslegung der Wirklichkeit, ist Philosophie „verantwortliche Übernahme meiner selbst“.

Max Schelers Werteethik

Max Scheler hatte einen methodischen Zugang zur Phänomenologie. Im Zentrum seines Denkens steht die materiale Werteethik, die er als einen besonderen Phänomenbereich im Sinne der phänomenologischen Methode beschreibt.

Die späten Überzeugungen Eugen Finks

Eugen Fink war langjähriger Assistent und Schüler Edmund Husserls und letztlich von Husserl selbst autorisierter Interpret der Phänomenologie. Umso bedeutsamer war dessen Rede auf dem phänomenologischen Kolloquium in Brüssel 1951. Hier verkündete Fink, dass der Husserlsche Ansatz nicht so voraussetzungslos sei, wie Husserl, und in Folge auch er selbst, stets betont hatte. Die Überlegungen über Erscheinung, Sein, Objekte, Gegenstand und Seiendes seien der phänomenologischen Methode vorgängig und nicht deren Resultat.

Die Phänomenologie im Denken Michel Foucaults

Michel Foucault war in seinen frühen Schriften stark durch die Phänomenologie, insbesondere durch Heidegger, beeinflusst. Erst in seinen genealogischen Schriften unterwirft er die Phänomenologie einer intensiven Kritik.

Emmanuel Levinas und die Phänomenologie

Der Philosoph Emmanuel Levinas ist einer der Phänomenologen, die sich vielleicht am weitesten vom Ansatz Husserls entfernten und ihm dabei doch treu blieben. Sowohl von seiner jüdischen Tradition als auch von Martin Heidegger beeinflusst, entwickelt Levinas eine Ethik, die sich vom Antlitz des Anderen leiten lässt. Da der Andere für Levinas letztlich niemals einzuholen, d. h. in seiner Totalität zu verstehen ist, geht von ihm ein Anspruch aus, der letztlich alles übersteigt. Interessant ist in diesem Zusammenhang der häufig gemachte Vergleich zwischen Martin Buber und Levinas. Obgleich beide in der jüdischen Tradition einen Teil ihrer Wurzeln haben, sieht Buber in dem Gegenüber ein prinzipiell Gleiches, während dieses für Levinas gerade das Ende jeder Ethik bedeuten würde.

Phänomenologie und Ideologiekritik bei Jürgen Habermas

Indem Jürgen Habermas die Kritik Husserls am objektivistischen Selbstverständnis der Wissenschaften teilt, möchte er jedoch davor warnen, in einen anderen Objektivismus zu verfallen, der von den berechtigten erkenntnisleitenden subjektiven Interessen ablenkt.[4]

Zeitgenössische phänomenologische Theorien

Die Phänomenologie hat viele der gegenwärtigen philosophischen Strömungen beeinflusst. Dabei ist zu bemerken, dass vielfach gerade Philosophen, die sich kritisch zur Phänomenologie stellen, z. B. Michel Foucault und Derrida stark durch sie beeinflusst wurden.

Phänomenologie des Fremden

Bernhard Waldenfels hat mit seiner responsiven Phänomenologie, die stark an Merleau-Ponty orientiert ist, eine Phänomenologie des Fremden entwickelt, in der das Fremde als nicht zu übersteigende Grenzregion beschrieben wird. Insbesondere in gesellschaftlich wichtigen Problemfeldern wie Gewalt, Fremde, Krankheit und Tod weist seine Phänomenologie Grenzen des Zugangs aus.

Lebensphänomenologie

Die von Michel Henry (1922-2002) begründete radikale Lebensphänomenologie setzt sich von der klassischen Phänomenologie und auch noch vom frühen Merleau-Ponty insoweit ab, als sie das in der Welt Erscheinende nicht aus diesem selbst zu ergründen sucht, sondern auf ein ursprüngliches (Selbst-)Erscheinen tranzendentaler Subjektivität im Leben zurückführt. Dabei läßt sich Henry v.a. von der Lehre einer inneren leiblichen Apperzeption bei Maine de Biran inspirieren.

Strukturphänomenologie

Im kritischen Anschluss an Husserl und Heidegger sowie im Überstieg phänomenologischer Grundansätze von ‚Transzendentaler oder Horizont-Phänomenologie‘ bei Husserl und ‚Ontologischer oder Daseinsphänomenologie‘ bei Heidegger, entfaltet Heinrich Rombach mit der Genetischen oder Strukturphänomenologie eine ‚Phänomenologie der Je-Welten‘.

Tiefenphänomenologie

Die Tiefenphänomenologie ist eine von José Sánchez de Murillo begründete und maßgeblich entwickelte Variante der Phänomenologie. Sie geht auf 1977 begonnene Forschungen im Bereich der deutschen Romantik – insbesondere Jakob Böhmes, Franz von Baaders und Schellings – zurück. Wichtig für die Tiefenphänomenologie waren ebenso die von Martin Heidegger und Jean-Paul Sartre eröffneten Forschungswege. Von daher versucht die Tiefenphänomenologie, verborgene Grundbedingungen von Natur- und anthropologischen Phänomenen aufzudecken, deren Tiefenbedeutung für das Leben zu erhellen und sie den Menschen zu vermitteln.

Neue Phänomenologie

Die Neue Phänomenologie ist eine von dem 1993 emeritierten Kieler Philosophieprofessor Hermann Schmitz eingeführte und maßgeblich entwickelte Variante der Phänomenologie. Insbesondere die Zusammenarbeit mit den Wissenschaftsgebieten Medizin und Psychologie ist für die Neue Phänomenologie von Bedeutung. Grundlage der Neuen Phänomenologie ist eine Wiederentdeckung der unwillkürlichen Lebenserfahrung ausgehend von dem, was jeder Mensch vortheoretisch an seinem eigenen Leib spürt.

Phänomenologie und analytische Philosophie

In der ersten Generation von Vertretern der Phänomenologie und der sog. Analytischen Philosophie bestanden teils wechselseitige Beziehungen, etwa zwischen Husserl und Gottlob Frege. Anders wird es bei Vertretern analytischer Philosophie, welche sprachanalytische Methoden zur Rekonstruktion von Aussagen ins Zentrum stellen, sei es die Orientierung an formalen Sprachen oder die Orientierung an der Umgangssprache. Ein zeitlich wie inhaltlich gemeinsamer Ursprung von Phänomenologie und Analytischer Philosophie ist, folgt man der Darstellung Michael Dummetts, die Kritik von Frege, Brentano und Husserl am Psychologismus.[5] Gedanken sind nach Frege nicht zu analysieren mittels der Mechanik einzelner mentaler Operationen, sondern sind zeitunabhängige Objekte, die nicht in Verursachungsbeziehungen eintreten. Auch Bernard Bolzano, der u.a. in diesem Punkt von Husserl und Alexius Meinong rezipiert wurde, unterschied scharf zwischen Ideen bzw. Gedanken an sich selbst (objektiv) und dem subjektiven Bewusstsein von ihnen. Die Logik habe mit ersterem zu tun, während der Psychologismus forderte, sich an letzteres zu halten. In der Folge entwickeln sich aber beide Ansätze dergestalt auseinander, dass die meisten Vertreter der Phänomenologie die von einigen wichtigen Vertretern analytischer Philosophie vollzogene sprachanalytische Orientierung nicht teilten. Husserls deskriptive Wesenswissenschaft beansprucht dann etwa eine systematische „Analyse“ und „Deskription“ der in den „Richtungen des Schauens sich darbietenden Gegebenheiten“.[6] Dagegen orientierten sich Vertreter normalsprachlicher Philosophie wie der späte Wittgenstein an dem Programm, das Wesen der Gegenstände durch Analyse des Gebrauchs darauf bezogener sprachlicher Ausdrücke („Grammatik“) zu bestimmen.[7] Da sich Husserl ausdrücklich dagegen wandte, sich in der strengen Wissenschaft hin zu den „Sachsen selbst“ von der „grammatischen Analyse“ gängeln zu lassen,[8] galten diese Forschungsrichtungen lange Zeit als unvereinbar. Andere Autoren betonen aber auch Nähen beider Richtungen. So gebe es etwa bei Husserl und Heidegger ebenfalls eine Hinwendung zur Sprache und deren Gebrauch.[9] J. L. Austin spricht 1956/57 von „linguistischer Phänomenologie“. Damit gemeint ist aber vor allem, wie beim späten Wittgenstein, eine „Orientierung am Sprachgebrauch, allerdings mit einem darüber hinausgehenden Realitätsanspruch für Fälle, in denen die Alltagssprache keine Worte findet und dann neue Worte ausbildet“.[10] Die sprachanalytische Orientierung haben aber zu keiner Phase sämtliche analytische Philosophen geteilt. Insbesondere werden zentrale Themen, Termini und Herangehensweisen der klassischen Phänomenologie seit den 1970er Jahren auch in Teilen der analytischen Philosophie des Geistes aufgegriffen, darunter etwa der Ansatz bei der Perspektive der ersten Person für die Untersuchung der Intentionalität und phänomenalen Qualität von Bewusstseinszuständen und der Strukturen von Bewusstsein überhaupt. Derartige Forschungsprogramme werden seit der Jahrhundertwende teilweise als „analytic phenomenology“ bezeichnet (analytische Phänomenologie). Zu den wichtigsten Vertretern zählen Roderick Chisholm, Dagfinn Føllesdal, Jitendra Nath Mohanty, Hubert Dreyfus, Uriah Kriegel, David Woodruff Smith, Barry Smith.[11]

Phänomenologie in anderen Wissenschaften

Hauptartikel: Phänomenologie (Methodik)

In vielen Wissenschaften wird von einer phänomenologischen Grundhaltung gesprochen. Diese unterscheidet sich jedoch manchmal von der Phänomenologie Husserls und der Nutzung des Begriffes durch die nachfolgenden Philosophen, da Phänomenologie in dem oben genannten Sinne nicht bei der Beschreibung der bloßen Tatsachen stehen bleibt. Die meisten wissenschaftlichen Ansätze, die sich mit der Bezeichnung phänomenologisch versehen, greifen auf eine ursprünglichere Bedeutung des Begriffs Phänomenologie zurück; so führen sie zum Beispiel keine eidetische Reduktion durch. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass in manchen Zweigen der Phänomenologie wie beispielsweise der klassischen Rechtsphänomenologie auch die ursprüngliche phänomenologische Methode erhalten bleibt.

Die Wortschöpfung phänomenologisch wird oft populärwissenschaftlich verwendet, dabei ist als Gegenstand zumeist das bloß Phänomenale gemeint. Das Phänomenale aber ist zunächst bloßer Schein, nicht die dahinter liegende Wirklichkeit, oder aber bloße Erscheinung, die auf ein nicht zu erkennendes physisches oder psychisches Sein verweist. Phänomenologie wird hier mit Phänomenalismus verwechselt, einer Position des frühen Positivismus, eine Spielart des subjektiven Idealismus, dessen Gegenspieler der Realismus ist. Die genaue Betrachtung der Intentionalität und der Epoché und ihrer Ergebnisse verdeutlichen den Unterschied zwischen beiden Positionen. (siehe oben)

Rechtsphänomenologie

Die Rechtsphänomenologie geht auf Edmund Husserl zurück und wurde vor allem durch den Rechtsphilosophen Adolf Reinach ausdifferenziert. Wilhelm Schapp, ebenfalls ein Schüler Husserls, führte zunächst das Werk Reinachs kritisch fort, entwickelte später jedoch eine eigene Geschichtenphänomenologie, die sich von Reinach abwandte. Sie, wie weitere Rechtsphänomenologen versuchten, auf Grundlage der Phänomenologie eine Antwort darauf zu finden, was Recht ist. Oder mit den Worten der Phänomenologie: Was das Wesen des Rechts ist. Die Rechtsphänomenologie hat vereinzelte Anhänger in Deutschland und in den Niederlanden, am stärksten ist sie jedoch in Italien und Spanien vertreten.

Phänomenologisches Vorgehen in den Naturwissenschaften

Der „erste Blick“ auf das empirische Datenmaterial zu einem Forschungsvorhaben, die erste Phase einer systematischen wissenschaftlichen Arbeit (Stoffsammlung) wird häufig als Phänomenologie bezeichnet. Phänomenologisch meint hier meist den Sachverhalt, die Sache selbst zu beschreiben. So wird ein Versuchsablauf möglichst ohne Zuhilfenahme von Theorien beschrieben (was natürlich nur bedingt möglich ist, da die Theorie selbst schon den Versuchsaufbau und Ablauf bestimmt), Tierverhalten nur beschrieben (vor dem Hintergrund einer Theorie der Biologie), nicht im Sinne menschlichen Verständnisses gedeutet, nur gesehen was passiert. Der Phänomenbegriff, der hier zu Grunde liegt, ist der der naturalistischen Erscheinung, der allerdings eine tiefere, aber nicht unbedingt eine logisch-rational erfassbare Wahrheit zugrunde liegen kann.

Phänomenologische Grundhaltung in therapeutischen Theorien

In humanistisch therapeutischen Theorien, Gestalttherapie, Gesprächstherapie oder auch Logotherapie, steht die Phänomenologie häufig als erkenntnistheoretisches Werkzeug im Vordergrund. Neben Husserl werden auch Philosophen wie Martin Buber oder auch Phänomenologen wie Emmanuel Levinas genannt. Karl Jaspers begründete eine psychopathologische Phänomenologie. Gemeinsam ist allen Theorien die Vorsicht bezüglich schneller Interpretation, Theorien nicht verabsolutieren zu wollen, sondern immer dem konkreten Erfahrungsbereich des Alltags verbunden zu bleiben, sowie die Autonomie der Erfahrung des anderen zu achten. Damit betrachten sie die Phänomenologie allerdings nur als methodische Zugangsform. Dass Husserl sehr wohl Theorie betrieb und reflexive Deskriptionen durchführte, steht in diesen therapeutischen Verfahren nicht im Vordergrund. Die reflexive Schärfe und transzendentale Problematik werden in diesen Verfahren nicht thematisiert. Somit ist der phänomenologische Sprachgebrauch nur eingeschränkt phänomenologisch im Sinne Husserls, die theoretischen Grundbeziehungen zur Phänomenologie nur assoziativ.

Literatur

Husserls Werke

  • 1887. Über den Begriff der Zahl. Psychologische Analysen.
  • 1891. Philosophie der Arithmetik. Psychologische und logische Untersuchungen.
  • 1900. Logische Untersuchungen. Erste Teil: Prolegomena zur reinen Logik.
  • 1901. Logische Untersuchungen. Zweite Teil: Untersuchungen zur Phänomenologie und Theorie der Erkenntnis.
  • 1911. Philosophie als strenge Wissenschaft.
  • 1913. Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie. Erstes Buch: Allgemeine Einführung in die reine Phänomenologie.
  • 1923–24. Erste Philosophie. Zweiter Teil: Theorie der phänomenologischen Reduktion.
  • 1925. Erste Philosophie. Erste Teil: Kritische Ideengeschichte.
  • 1928. Vorlesungen zur Phänomenologie des inneren Zeitbewusstseins.
  • 1929. Formale und transzendentale Logik. Versuch einer Kritik der logischen Vernunft.
  • 1931. Méditations cartésiennes.
  • 1936. Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie: Eine Einleitung in die phänomenologische Philosophie.
  • 1939. Erfahrung und Urteil. Untersuchungen zur Genealogie der Logik.
  • 1952. Ideen II: Phänomenologische Untersuchungen zur Konstitution.
  • 1952. Ideen III: Die Phänomenologie und die Fundamente der Wissenschaften.

Einführungen und Übersichten

  • Sophie Loidolt: Einführung in die Rechtsphänomenologie Mohr Siebeck, Tübingen 2011. ISBN 978-3-16-150706-9
  • Ferdinand Fellmann: Phänomenologie zur Einführung. Junius, Hamburg 2006. ISBN 3-88506-616-5
  • Karl-Heinz Lembeck: Einführung in die phänomenologische Philosophie. Wissenschaftl. Buchgesellschaft Darmstadt 1994, 2., unveränderte Aufl. 2005 ISBN 978-3-534-18954-0
  • Christian Möckel: Einführung in die transzendentale Phänomenologie. UTB für Wissenschaft. Bd 2007. Fink, München 1998. ISBN 3-8252-2007-9
  • Dermot Moran: Introduction to Phenomenology. Routledge, London 2000, 2003. ISBN 0-415-18372-3
  • Hans Rainer Sepp (Hrsg.): Edmund Husserl und die phänomenologische Bewegung. Zeugnisse in Text und Bild. Alber, Freiburg u. München 1988, ISBN 3-495-47636-9
  • Elisabeth Ströker und Paul Janssen: Phänomenologische Philosophie. (Handbuch Philosophie, hg. v. Elisabeth Ströker und Wolfgang Wieland). Alber, Freiburg u. München 1989. ISBN 3-495-47499-4
  • Helmuth Vetter (Hrsg.): Wörterbuch der phänomenologischen Begriffe. Meiner, Hamburg 2005. ISBN 3-7873-1689-2
  • Herbert Spiegelberg, The Phenomenological Movement: A Historical Introduction. Nijhoff, The Hague 1960 (2 vols) / 3rd Edition, 1982 ISBN 90-247-2535-6
  • Dan Zahavi: Phänomenologie für Einsteiger. UTB 2395. Fink, Paderborn 2007. ISBN 978-3-8252-2935-1
  • Handbook of Phenomenological Aesthetics. Edited by Hans Rainer Sepp and Lester Embree. (Series: Contributions To Phenomenology, Vol. 59) Springer, Dordrecht / Heidelberg / London / New York 2010. ISBN 978-90-481-2470-1

Buchreihen

  • Internationale Reihe >Orbis phaenomenologicus<, hrsg. von Kah Kyung Cho [1] (Buffalo), Yoshihiro Nitta (Tokyo) und Hans Rainer Sepp [2] (Prag). 1993 bis 2001 bei Verlag Karl Alber, Freiburg / München (8 Bände), seit 2002 bei Königshausen & Neumann , Würzburg. Bände einzeln im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Die Reihe, von der bis 2010 über 50 Bände erschienen sind, präsentiert in drei Abteilungen Denkansätze und Erträge der Phänomenologie, bestimmt ihre Positionen im Kontext anderer philosophischer Strömungen, diskutiert Aporien des phänomenologischen Denkens und führt die phänomenologische Sachforschung weiter. Die „Perspektiven“ widmen sich Sachthemen und behandeln wichtige Autoren und Forschungszentren der Phänomenologie. Die „Quellen“ versammeln Primärtexte und erschließen dokumentarisches Material zur internationalen Phänomenologischen Bewegung. Die „Studien“ legen aktuelle Forschungsergebnisse vor.
  • Reihe: Phänomenologie. Texte und Kontexte. 1997 bis 2001 herausgegeben von Karl-Heinz Lembeck, Ernst Wolfgang Orth und Hans Rainer Sepp. Seit 2006 herausgegeben von Jean-Luc Marion, Marco M. Olivetti und Walter Schweidler. Alber, Freiburg / München

Wirkungsgeschichte Husserls

  • Andreas Becke: Der Weg der Phänomenologie – Husserl, Heidegger, Rombach. Hamburg 1999. ISBN 3-86064-900-0
  • Hans Rainer Sepp (Hrsg.): Metamorphose der Phänomenologie. Dreizehn Stadien von Husserl aus. Verlag Karl Alber Freiburg i. Br. u. München 1999. ISBN 978-3-495-47855-4 Liber amicorum für Meinolf Wewel.

Internationale Verbreitung

  • Japanische Beiträge zur Phänomenologie. Hrsg. Yoshihiro Nitta. Karl Alber, Freiburg i. Br / München 1984. ISBN 3-495-47556-7
  • Phänomenologie in Korea"". Hrsg. v. Kah Kyung Cho u. Seon Sook Hahn. Orbis phaenomenologicus, Perspektiven Bd. 1. Karl Alber, Freiburg i. Br / München 2001. ISBN 978-3495478998
  • Phänomenologie in Spanien, hrsg. v. Javier San Martin. Orbis phaenomenologicus, Perspektiven Bd. 10. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005. ISBN 978-3826031328
  • Bernhard Waldenfels: Phänomenologie in Frankreich. Taschenbuchausgabe, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1987
  • Rolf Elberfeld: Phämenologie der Zeit im Buddhismus. Methoden des interkulturellen Philosophierens. Verlag Frommann Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2. Aufl 2010, ISBN 978-3772822278 Elberfeld diskutiert Texte zum Zeit-Phänomen von vier Denkern aus Indien, China und Japan,
  • Hans-Dieter Gondek, László Tengelyi, Neue Phänomenologie in Frankreich, Frankfurt am Main, Suhrkamp, 2011. ISBN 978-3-518-29574-8

Phänomenologie und analytische Philosophie

  • Shaun Gallagher, Dan Zahavi: The Phenomenological Mind: An Introduction to Philosophy of Mind and Cognitive Science, Routledge, New York 2008, ISBN 0415391229. A. Beavers: Review, Draft.
  • Terence Horgan, J. Tienson, M. Potrč (Hgg.): Origins: The Common Sources of the Analytic and Phenomenological Traditions. in: Southern Journal of Philosophy. Memphis Tenn 40.2003. ISSN 0038-4283
  • Wolfgang Huemer: The Constitution of Consciousness: A Study in Analytic Phenomenology, New York: Routledge 2005, ISBN 0415971292. Überarbeitung v. Diss. Toronto 2000.
  • Geert Keil und Udo Tietz (Hgg.): Phänomenologie und Sprachanalyse. Mentis, Paderborn 2006. ISBN 3897852446.
  • Sean D. Kelly: The Relevance of Phenomenology to the Philosophy of Language and Mind, New York: Garland Publishing 2001.
  • Gregory McCulloch: The Life of the Mind: An Essay on Phenomenological Externalism, Routledge 2003.
  • Jitendra N. Mohanty: Transcendental Phenomenology: An Analytic Account. Oxford and Cambridge, Massachusetts: Basil Blackwell 1989, ISBN 0631167412.
  • Daniel Schmicking / Shaun Gallagher (Hgg.): Handbook of Phenomenology and Cognitive Science, Springer 2009, ISBN 9048126452.
  • David Woodruff Smith: Mind world: essays in phenomenology and ontology, Cambridge University Press 2004, ISBN 0521539730.
  • David Woodruff Smith, Amie L. Thomasson (Hgg.): Phenomenology and Philosophy of Mind. Oxford and New York: Oxford University Press 2005, ISBN 9780415391221. S. Gallagher: Review.
  • Amie L. Thomasson: Phenomenology and the Development of Analytic Philosophy, in: Southern Journal of Philosophy. [Memphis Tenn.] 40 (2003), S. 115–142. ISSN 0038-4283

Rechtsphänomenologie

  • Sophie Loidolt: Einführung in die Rechtsphänomenologie Mohr Siebeck, Tübingen 2011. ISBN 978-3-16-150706-9
  • Kai Purnhagen: "Grundlagen der Rechtsphänomenologie – Eine kritische Darstellung der Rechtsphänomenologie von Adolf Reinach und Wilhelm Schapp zu den apriorischen Grundlagen des Privatrechts",

Jura 2009, S. 661

  • Kai Purnhagen: "The Architecture of Post-National European Contract Law from a Phenomenological Perspective – A Question of Institutions",

Amsterdam Law School Research Paper No. 2011-25; Centre for the Study of European Contract Law Working Paper Series No. 2011-11; Post-National Rulemaking Working Paper Series No. 2011-01 2009, verfügbar unter [3]

Zeitschriften

Weiterführendes

Philosophiebibliographie: Phänomenologie – Zusätzliche Literaturhinweise zum Thema

Weblinks

  • Literatur zum Schlagwort Phänomenologie im Katalog der DNB und in den Bibliotheksverbünden GBV und SWB
Überblicksdarstellungen
Bibliographien
  • Publikationen zur kontinentalen und analytischen Phänomenologie bei philpapers
  • J. Zalabardo: Phenomenology, in: The London Philosophy Study Guide, University of London 2005
Institutionen und Ressourcen
Speziellere Informationen
Dieser Artikel existiert auch als Audiodatei.

Einzelnachweise

  1. Siehe zur Geschichte des Terminus 'Phänomenologie': Niels W. Bokhove, Phänomenologie. Ursprung und Entwicklung des Terminus im 18. Jahrhundert (Quaestiones infinitae, 1; Diss. Utrecht, 1991) (Aalen: Scientia [jetzt: Amsterdam: Kloof], 1991). Enthält Vorgeschichte des Terminus, Oetinger (schon 1736!), Lambert, Kant, John Robison und einen Vorausblick auf das 19. Jahrhundert. Zusammenfassung in: Hans Burkhardt, Barry Smith (Hrsg.): Handbook of Metaphysics and Ontology. Vol. 2: L-Z (Munich usw.: Philosophia Verlag, 1991), S. 698-700.
  2. Karl Jaspers: Allgemeine Psychopathologie. Springer, Berlin 91973 (unveränd. Nachdruck der 4. Aufl. von 1946, Stand 1942) ISBN 3-540-03340-8, Seite 47, Fußnote 1. So charakterisiert Jaspers den Gebrauch des Begriffs Phänomenologie im Sinne Hegels, bevor er seine eigene Phänomenologie referiert.
  3. Franz Brentano: Psychologie vom empirischen Standpunkt, Band 2, O. Kraus (Hrsg.), Meiner, Hamburg 1955, 27 und 124.
  4. Jürgen Habermas: Erkenntnis und Interesse. Frankfurter Antrittsvorlesung vom 28. Juni 1965. In: Merkur, Heft 213 (Dezember 1965), S. 1139–1965; ern. in: ders.: Technik und Wissenschaft als „Ideologie“. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1968 (edition suhrkamp. Band 287), S. 146–168 (41970, 51971).
  5. Michael Dummett: Origins of Analytical Philosophy London 1993, bes. 23ff et passim, dt.: Ursprünge der analytischen Philosophie, a. d. Engl. v. J. Schulte, Frankfurt a. M. 1997, S. 32.
  6. Philosophie der strengen Wissenschaft, 1911.
  7. Philosophische Untersuchungen 1953, § 373 u.a.
  8. Edmund Husserl, Logische Untersuchungen, Tübingen 1968, Einleitung und II 12-14.
  9. So Herbert Schnädelbach: Reflexion und Diskurs, Frankfurt a. M. 1977, und „Phänomenologie und Sprachanalyse“, dritter Aufsatzband, Frankfurt a. M. 2000. Für eine phänomenologische Kritik an der analytischen Philosophie verweist er auf Cornelis A. van Preusen: Phänomenologie und analytische Philosophie, Stuttgart 1969, und umgekehrt für eine „Fundamentalkritik an der Phänomenologie“ auf den damaligen Husserl- und Heidegger-Experten Ernst Tugendhat: Vorlesungen zur Einführung in die sprachanalytische Philosophie, Frankfurt a. M. 1976, 86 ff und 143 ff. Neben Heideggers Sein und Zeit wird auch Kants Deutung analytischer Urteile als Erklärungsurteile (KdrV B 11) angeführt.
  10. Werner Strube: „Phänomenologie, linguistische“, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, HWPh Bd. 7 S. 507-510 mit Verweis insb. auf J. L. Austin, A plea for excuses, in: Philosophical Papers (Oxford 1961) 130; deutsch in: G. Grewendorf, G. Meggle, Linguistik und Philosophie, Frankfurt a. M. 1974.
  11. Vgl. David Woodruff Smith: Phenomenology, in: Stanford Encyclopedia of Philosophy (englisch, inklusive Literaturangaben) und die nachstehende Auswahlbibliographie.

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