Auerbachsalto

Auerbachsalto
Megan Barnett springt vom 3-m-Sprungbrett bei den 3rd World Military Games

Das Wasserspringen, eine Wassersportart und Disziplin bei Olympischen Spielen wird unterteilt in:

Kunstspringen (1-m- (nicht olympisch) und 3-m-Brett),
Turmspringen (5-m-, 7,5-m- und 10-m-Turm),
Synchronspringen (3-m-Brett und 10-m-Turm)

Die artistischen Sprünge setzen sich aus Salti und Schrauben zusammen. Frauen und Männer werden im Wettkampf getrennt bewertet.

Beim Synchronspringen springen zwei Springer gleichzeitig den gleichen Sprung. Neben den technischen Merkmalen der einzelnen Sprünge wird vor allem die Synchronizität der beiden Sprünge und der künstlerische Gesamteindruck bewertet. Synchronspringen verlangt perfekte Zusammenarbeit und Einfühlung.

Inhaltsverzeichnis

Wasserspringen als Freizeitsport

Antikes Bild

Sprünge ins Wasser erfordern Mut und Geschicklichkeit und haben eine lange Tradition. Schon in der Antike wurde gesprungen. An Seeufern wurden Seile, die als Schwungseil an einem Baum befestigt waren, für Pendelsprünge benutzt, oder man sprang von der Böschung oder von Felsen. Auch Holzgerüste und -Türme wurden als Absprungfläche gebaut. In den meisten öffentlichen Freibädern und Hällenbädern steht den Besuchern ein Sprungbrett oder eine Sprunganlage zur Verfügung. Diese Anlagen sind für Kinder und Jugendliche eine Attraktion und werden intensiv genutzt. Bekannt sind auch die Klippenspringer von Acapulco.

Schwimmtest
Wasserspringen

In der Schweiz ist Wasserspringen Bestandteil im Schwimmunterricht an Schulen. Die Kinder und Jugendlichen können im Rahmen der Schwimmtest spezielle Tests für Wasserspringen machen und über 8 Stufen entsprechende Stoffabzeichen erwerben. Über die staatliche Organisation Jugend + Sport wird Wasserspringen im Breitensport gefördert. Ab der 5. Stufe benötigt man an einem Wettkampf eine bestimmte Punktzahl um das Abzeichen zu erwerben.

Systematik der Sprünge

Jeder Sprung wird durch eine dreistellige, bzw. bei Sprüngen mit Schrauben vierstellige, Sprungnummer ausgedrückt. Ergänzt wird diese mit dem Buchstaben A, B, C oder D, der die Ausführungsart (s.u.) festlegt. Diese Sprungtabelle ist international einheitlich und offen für weitere Sprungvarianten.

Beispiele:

101 A Kopfsprung vorwärts gestreckt
403 C 1 ½ Delphinsalto gehockt
5132 D 1 ½ Salto vorwärts mit 1 Schraube

Sprunggruppen

Die erste Ziffer der dreistelligen Zahl gibt die Sprunggruppe an. Bei Schraubensprüngen wird die Ziffer 5 als vierte Zahl vorangestellt:

1 _ _ Vorwärtssprünge Absprung vorlings, Drehung vorwärts
2 _ _ Rückwärtssprünge Absprung rücklings, Drehung rückwärts
3 _ _ Auerbachsprünge Absprung vorlings, Drehung rückwärts
4 _ _ Delphinsprünge Absprung rücklings, Drehung vorwärts
5 _ _ _ Schraubensprünge als 4. Ziffer vorangestellt
6 _ _ Handstandsprünge nur beim Turmspringen
6 _ _ _ Handstandsprünge mit Schraube nur beim Turmspringen

Saltodrehungen

Die zweite Ziffer beschreibt, ob ein Sprung mit mindestens einer vollen Saltodrehung "normal" (= 0) oder fliegend (= 1) auszuführen ist. Fliegend bedeutet: mindestens die erste halbe Drehung (180°) gestreckt, die folgenden Drehungen entweder gehechtet (= B) oder gehockt (= C).

_ 0 _ normal
_ 1 _ fliegend mindestens erste halbe Drehung gestreckt, Rest B oder C

Die dritte Ziffer gibt die Anzahl der halben Saltodrehungen an:

_ _ 1 Kopfsprung
_ _ 2 Salto
_ _ 3 1 ½ Salto
_ _ 4 Doppelsalto

Schrauben

Sprüngen der Gruppen 1-4, die mit Schrauben kombiniert werden, wird die Kennziffer 5 vorangestellt. Die zweite Ziffer bedeutet dann die Sprunggruppe, die dritte Ziffer die Zahl der halben Saltodrehungen, die vierte Ziffer die Zahl der halben Schrauben:

5 _ _ 1 halbe Schraube
5 _ _ 2 ganze Schraube
5 _ _ 3 1 ½ Schrauben
5 _ _ 4 doppelte Schraube

Handstandsprünge

Handstandsprünge ohne Schrauben erhalten eine 3-stellige Sprungnummer. Die zweite Ziffer bedeutet dann die Sprunggruppe, die dritte Ziffer die Zahl der halben Saltodrehungen:

6 _ _ Handstandsprung ohne Schraube
6 G _ Sprunggruppe
6 _ S halbe Saltodrehungen

Handstandsprünge mit Schrauben erhalten eine 4-stellige Sprungnummer. Die zweite Ziffer bedeutet dann die Sprunggruppe, die dritte Ziffer die Zahl der halben Saltodrehungen, die vierte Ziffer die Zahl der halben Schrauben:

6 _ _ _ Handstandsprung mit Schraube
6 G _ _ Sprunggruppe
6 _ S _ halbe Saltodrehungen
6 _ _ S halbe Schraubendrehungen

Ausführung

Sprünge können gestreckt, gehechtet, gehockt oder frei ausgeführt werden. Die Ausführung wird mit einem Buchstaben ausgedrückt, der hinter die Sprungnummer gesetzt wird:

A gestreckt der Körper ist während des ganzen Sprungs gestreckt
B gehechtet Hüfte gebeugt, Beine bleiben gestreckt
C gehockt Hockstellung mit angezogenen Beinen
D frei meist erst gestreckt, dann gehechtet (für Schraubensprünge)

Schwierigkeitsgrad

Jeder Sprung hat einen Schwierigkeitsgrad, der mit der erzielten Punktzahl multipliziert wird. Zur Berechnung des Schwierigkeitsgrades gibt es eine Formel von der FINA, die jeden Sportler in die Lage versetzt, seine Sprünge zu berechnen.

Beispiele:

Höhe Sprung Schwierigkeit Sprung
3 m 101 A 1,6 Kopfsprung vorwärts gestreckt
3 m 103 B 1,6 1 ½ Salto vorwärts gehechtet
3 m 403 B 2,1 1 ½ Delfinsalto gehechtet
3 m 5233 D 2,5 1 ½ Salto rückwärts mit 1 ½ Schrauben
3 m 5239 D 3,6 1 ½ Salto rückwärts mit 4 ½ Schrauben

In den Weltmeisterschaften werden vom 3-m-Brett bis 4 ½-fache Salti und 4 ½-fache Schrauben gesprungen, der schwierigste Sprung vom 3-m-Brett ist im Jahre 2005 mit einem Schwierigkeitsgrad von 3,8 der 2 ½ Auerbachsalto mit 1 ½ Schrauben gehechtet (5353 B). Der schwierigste Sprung von der 10-m-Plattform ist mit einem Schwierigkeitsgrad von 3,8 der Handstanddreifachsalto vorwärts mit 1 Schraube gehechtet (6162 B) und der 2 ½ Salto rückwärts mit 2 ½ Schrauben gehechtet (5255 B).[1]

Bewertung

Bewertet werden:

  • Sprunghöhe, Abstand zum Brett
  • technische Ausführung, Körperhaltung, Körperspannung
  • Eleganz, Gesamteindruck
  • Eintauchen
  • Absprung, Sprungrichtung

In internationalen Wettkämpfen bewerten 7 Wettkampfrichter. Jeder vergibt pro Sprung 0 bis 10 Punkte, mit Schritten von halben Punkten. Die zwei höchsten und niedrigsten Wertungen werden gestrichen. Die verbleibenden 3 Werte werden zusammengezählt und das Ergebnis mit dem Schwierigkeitsgrad multipliziert. Bei kleinen nationalen Wettkämpfen werden 5 Richter eingesetzt, die mittleren 3 Werte werden addiert und das Ergebnis mit dem Schwierigkeitsgrad multipliziert.

Weltmeisterschaften

Jahr Damen 10 m Damen 3 m Damen 1 m Herren 10 m Herren 3 m Damen Synchron 10 m Damen Synchron 3 m Herren Synchron 10 m Herren Synchron 3 m
2007 Xin Wang Guo Jingjing Zi He Gleb Galperin Qin Kai Tong Jia, Ruolin Chen Wu Minxia, Guo Jingjing Liang Huo, Yue Lin Qin Kai, Wang Feng
2005 Laura Wilkinson Guo Jingjing Blythe Hartley Hu Jia Alexandre Despatie Tong Jia, Pei Lin Yuan Wu Minxia, Guo Jingjing Dimitri Dobroskok, Gleb Galperin He Chong, Wang Feng
2003 Emilie Heymans Guo Jingjing Irina Lashko Alexandre Despatie Alexander Dobroskok Lishi Lao, Ting Li Wu Minxia, Guo Jingjing Mathew Helm, Robert Newbery Alexander Dobroskok, Dimitri Sautin
2001 Mian Xu Guo Jingjing Blythe Hartley Liang Tian Dmitri Sautin Qing Duan, Xue Sang Wu Minxia, Guo Jingjing Liang Tian, Jia Hu Bo Peng, Kenan Wang
1978 Irina Kalinina Irina Kalinina - Greg Louganis Philip Boggs - - - -
1975 Janet Ely Irina Kalinina - Klaus Dibiasi Philip Boggs - - - -
1973 Ulrika Knape Christa Köhler - Klaus Dibiasi Philip Boggs - - - -

Olympische Spiele

Siehe: Liste der Olympiasieger im Wasserspringen

Training

Olympiasiegerin in der Sprunggrube

Trainiert wird im Sommer im Freibad, im Winter im Hallenbad, auf dem Trampolin oder in einer Sprunggrube (Sprungbrett und mit Schaumstoff gefüllte Grube). Zur Förderung von Ausdruck und Haltung werden Tanz und Ballett eingesetzt.

Physik

Ein Turmspringer schießt mit knapp 50 km/h ins Wasser (bei einem Sprung aus 10 Metern Höhe). Innerhalb weniger Zehntelsekunden reduziert sich seine Geschwindigkeit auf Null. Dabei lastet auf ihm das 35-fache des eigenen Körpergewichts.

Sekundärspritzer

Durch den Druckabfall beim Eintauchen tritt am Körper das Phänomen Kavitation auf: Das Wasser kann durch die Druckveränderung schon bei Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad Celsius kochen. Für die Sportler bedeutet das: An den Berührungsflächen von Haut und Wasser verdampft dieses. Es entstehen Gasblasen, die an der Oberfläche den so genannten Sekundärspritzer verursachen, eine bis zwei Sekunden nach dem Wassereintritt.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. FINA-Reglement 2005

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