Auergesellschaft

Auergesellschaft

Die Auergesellschaft war ein ursprüngliches Berliner Unternehmen zur Herstellung von Gasglühlampen und Metallfadenlampen. Am Gründungsstandort in Berlin-Friedrichshain wurden durch Nachfolgeunternehmen noch bis 1992 Leuchtmittel produziert.

Nach 1920 hat sich die Auergesellschaft einen weltweiten Ruf als Hersteller von Pressluft-Atemschutzgeräten für Feuerwehren erworben und gehört heute als MSA - The Safety Company zum amerikanischen MSA-Konzern (Mine Safety Appliances). Am Standort Berlin werden neben Feuerwehr- und anderer Schutzausrüstung auch Gaswarngeräte und Prüfröhrchen entwickelt und produziert.

Inhaltsverzeichnis

Carl Auer Freiherr von Welsbach

1885 erfand der Österreicher Carl Auer den Glühstrumpf, auch als Auerstrumpf bekannt, der die damalige Gasbeleuchtung wesentlich effizienter machte. Durch die Verwendung von Thorium- und Ceroxid war das Gasglühlicht (Auerlicht) allen damals bekannten Lichtquellen in Helligkeit und Betriebskosten überlegen.
Auer erfand unter anderem auch die Metallfadenlampe (Patentierung 1898) und ließ 1906 das Warenzeichen OSRAM für „Elektrische Glüh- und Bogenlichtlampen“ beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin anmelden.

Gründung

1892 wurde die Deutsche Gasglühgesellschaft-Aktiengesellschaft (Degea, DGA), die spätere Auergesellschaft, in Berlin gegründet. Das Auerlicht wurde 1895 als Straßenbeleuchtung in Berlin, 1896 bei der Preußischen Eisenbahngesellschaft eingeführt. Ab 1901 entstanden Tochtergesellschaften, zunächst in Österreich, der USA und in England.

Annonce des Wettbewerbers Meteor AG in der Frankfurter Zeitung, Oktober 1895

Deutsche Gasglühlicht AG

Die anfänglich als Deutsche Gasglühlicht-Anstalt firmierende Gesellschaft hatte zunächst ihre Produktionsstätte zur Miete ab 1907 im Industriepalast in Berlin, einer Etagenfabrik in der Warschauer Straße 34 bis 44. Später zog sie als Deutsche Gas-Glühlicht-AG in einen eigenen Werkkomplex in die Rotherstraße.

In den Jahren 1906 bis 1912 errichtete die Deutsche Gasglühlicht AG das Glühlampenwerk, deren markantestes Bauwerk, ein elfgeschossiges Gebäude, Berlins erstes Hochhaus war. Das Hochhaus und mehrere große backsteinerne Fabrikgebäude des später Lampenstadt genannten Komplexes geht auf Entwürfe von Theodor Kampffmeyer (1856–1913) zurück.

1963 wurde der Bau, der nun dem ostdeutschen Glühlampenkombinat NARVA diente, um einen Glasturm erweitert. Der Narva-Turm zählt heute als technisches Denkmal und dient als Bürogebäude. Der Gebäudekomplex um das Glühlampen-Hochhaus trägt nun offiziell den Namen Oberbaum-City, benannt nach der in der Nähe befindlichen Oberbaumbrücke, bzw. dem Oberbaum an der Spree.

Die Deutsche Gasglühlicht AG gliederte im November 1918 ihr Glühlampengeschäft aus und gründete dafür die OSRAM G.m.b.H. KG, an der sich 1920 die beiden anderen großen deutschen Glühlampenhersteller, Siemens & Halske und AEG, beteiligten. Das erste Geschäftsjahr und die Gründung der Gesellschaft wurden rückwirkend auf den 1. Juli 1919 festgesetzt. Am ausschließlichen Firmensitz in Berlin wurden zu diesem Zeitpunkt noch Glasbläser in einer eigenen Glashütte beschäftigt. Die Produktion der Glaskolben erfolgte später weitestgehend in Weißwasser/Oberlausitz.

Weitere Entwicklung

Nach der Auslagerung der Glühlampenproduktion zu OSRAM wurde 1923 die Produktion von Leuchtfarben aufgenommen und 1926 ein Werk in Oranienburg errichtet. 1934 wurde die Auergesellschaft an die Degussa angegliedert. 1935 entwickelt die Auergesellschaft die Leuchtstoffröhre, 1938 entstanden die AUER-Glaswerke. Bis zum verbreiteten Bekanntwerden der Schädlichkeit radioaktiver Strahlung nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki produzierte die Auergesellschaft die radioaktive Zahncreme Doramad. Die Auerwerke reicherten unter Federführung ihres Forschungsleiters Nikolaus Riehl Uranoxid aus Südamerika an und waren in Hitlers geheime Bombenpläne (Uranprojekt) verflochten. Nach Bekanntwerden der Produktion bombardierten deshalb die Alliierten zielgerichtet Oranienburg im Jahre 1945 schwer. Durch die Bombeneinwirkung verteilte sich das radioaktive Material. Oranienburg ist seitdem bundesweit der radioaktiv belastetste Ort. Das Werk Oranienburg wurde nicht wieder aufgebaut.

Die in den westlichen Sektoren Berlins wiedergegründete Auergesellschaft entwickelte 1955 Gasmessanzeiger und erste Prüfröhrchen, 1959 den Wärmetönungssensor (thermokatalytischer Gassensor). 1958 erfolgte der Zusammenschluss der Auergesellschaft mit der US-amerikanischen Firma MSA (Mine Safety Appliances), in dessen Folge die Auergesellschaft 1960 in eine GmbH umgewandelt wurde. 1961 wurde für das Werk Trier der Grundstein gelegt.

In West-Berlin besuchten 1962 Robert F. Kennedy und Willy Brandt die AUER GmbH als Zeichen amerikanischer Verbundenheit mit Berlin.

1973 wurde die MSA Europa in Berlin gegründet, 1978 verlagerte die Auergesellschaft ihren Firmensitz nach Berlin-Neukölln. In den weiteren Jahren wurden zahlreiche Systeme für Atemschutzgeräte entwickelt. Zwischen 2000 und 2009 firmierte die Auergesellschaft als MSA AUER GmbH. Seit Oktober 2009 wird unter dem Markendach MSA weltweit für alle Tochtergesellschaften die Marke MSA - The Safety Company eingesetzt.

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