Pillnitzer Kamelie

Pillnitzer Kamelie
Kamelie mit verfahrbarem Gewächshaus
Blüten der Pillnitzer Kamelie
Altes Kamelienhaus, 1983

Die Pillnitzer Kamelie ist eine der ältesten in Europa befindlichen Kamelien. Mittlerweile über 230 Jahre alt, befindet sich die Pflanze im Park des Schloss Pillnitz und wird durch ein fahrbares Gewächshaus geschützt. Sie hat heute eine Höhe von etwa 8,90 Metern und einen Durchmesser von fast 11 Metern erreicht. Während ihrer von Februar bis April dauernden Blüte erscheinen bis zu 35.000 Blüten. Sie sind ungefüllt, von karminroter Farbe und ohne Duft.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste Exemplare der in Südost- und Ostasien beheimateten Kamelien wurden bereits im 17. Jahrhundert nach Europa gebracht. Die Pillnitzer Kamelie soll als eines von vier Exemplaren von Karl Peter Thunberg von seiner Japanreise 1775 bis 1776 nach Kew Gardens in London mitgebracht worden sein. Während eine der vier Pflanzen in London blieb, wurden die übrigen an andere königliche Gärten verschenkt. Ein Exemplar ging nach Schönbrunn, eine weitere wurde dem Berggarten in Hannover-Herrenhausen überreicht und die vierte soll in den 1780er Jahren an den Hof von Dresden gelangt sein.[1] Wenn dies zuträfe, wäre die Pillnitzer Kamelie das einzige bis heute überlebende Exemplar der vier aus Japan mitgebrachten Kamelien.

1801 wurde sie durch den damaligen Gärtnergesellen und späteren Hofgärtner Carl Adolph Terscheck an die Stelle im Park des Schlosses Pillnitz gepflanzt, an der sie sich noch heute befindet.[1] Während man sie anfangs noch im Winter mit Stroh- und Bastmatten bedeckte, wurde sehr bald für die Überwinterung ein beheizbares Winterhaus konstruiert. Im Januar 1905 brannte das hölzerne Schutzhaus durch eine Überhitzung des Heizhauses ab. Da das Löschwasser bei den damals herrschenden Temperaturen von minus 20 Grad Celsius zu einem Eisberg gefror, überlebte die Pflanze den Brand. Sie trieb bereits im folgenden Frühjahr wieder aus.

Im Jahre 1992 wurde für die Pillnitzer Kamelie ein neues, gläsernes Schutzhaus eingeweiht. Dieses 13,2 Meter hohe und 54 Tonnen schwere Haus schützt die Kamelie nun von Oktober bis Mai. Es wird auf eine Lufttemperatur von vier bis sechs Grad Celsius geheizt. In der warmen Jahreszeit wird das Haus neben die Kamelie gerollt.

Aktuelle Forschungen

Neuere Forschungen haben bisher keinen ausreichenden Anhaltspunkt für die bisher vorgebrachte These gefunden, wonach die Pillnitzer Kamelie eines der aus Japan von Karl Peter Thunberg mitgebrachten Exemplare sei. Gesichert ist, dass die Pillnitzer Kamelie zwischen 1770 und 1790 an den Dresdner Hof gelangte und hier 1801 eingepflanzt wurde. Auch ist erwiesen, dass sie die älteste europäische Kamelie nördlich der Alpen ist. Die japanische Herkunft der Pillnitzer Kamelie ist mittels eines molekularbiologischen Verfahrens im Frühjahr 2008 bestätigt worden; der genaue Herkunftsort der Pflanze ist diesen Untersuchungen zufolge im Raum Kyōto zu suchen.[2]

Literatur

  • Mustafa Haikal: Der Kamelienwald: Die Geschichte einer deutschen Gärtnerei, Sandstein Verlag, Dresden 2010, ISBN 978-3-942422-17-8
  • Stephanie Jäger: Das Wirken des Hofgärtners Carl Adolf Terscheck in Dresden. In: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 1 (1995), S. 31-35 : Ill.

Einzelnachweise

  1. a b Stephanie Jäger: Das Wirken des Hofgärtners Carl Adolf Terscheck in Dresden. In: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 1 (1995), S. 31-35 : Ill
  2. Wissenschaftler bestätigen: Pillnitzer Kamelie kommt aus Japan. in: Sächsische Zeitung (Ausgabe Pirna) vom 7. Mai 2008, S. 6

Weblinks

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