Auferstehungskirche (Dresden)

Auferstehungskirche (Dresden)
Blick auf die Auferstehungskirche aus Richtung Altplauen (6.Kirchbau von 1900/1902 nach der Sanierung 1996 - 1999)
alter Grabstein direkt an der Kirche

Die Auferstehungskirche ist eine evangelisch-lutherische Kirche in Dresden, im südwestlich gelegenen Stadtteil Plauen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1. Kirchbau

Den ersten Kirch- (bzw. Kapellen-)bau vermutet man um 1150. Da die Plauener Kirche noch heute auf dem selben Grund steht und bei dem Umbau 1900 - 1902 auch ihr ursprünglicher Grundriß freigelegt wurde, kann diese Gründung in etwa datiert werden. Die erste (indirekte) urkundliche Erwähnung der Kirche ist auf das Jahr 1206 (31. März 1206) datiert. Die Urkunde, die gleichzeitig die Ersterwähnung Dresdens darstellt, benennt als einen der Zeugen des damaligen Rechtsstreites den Pfarrer „Johann de Plawen“.

Dies deutet nicht nur auf das Vorhandensein einer Kirche hin, sondern auch, dass sie um diese Zeit eine gewisse Bedeutung haben musste, sonst wäre dieser Pfarrer kaum in das Schlichtungsgremium einer der bedeutendsten Grenzstreitigkeiten jener Zeit, einem Streit zwischen dem Bischof von Meißen und dem Burggrafen von Dohna, berufen worden. Aus dieser Zeit stammt eine (allerdings heute vermauerte) frühgotische Pforte in der Außenmauer der Westseite des Turmes, die architektonisch aus dem 12./13. Jahrhundert stammt.[1] 1296 und 1299 wird ein Dominus Petrus plebanus (d.i. ein niederer Geistlicher, also ein "Leutepriester") ausdrücklich erwähnt,[2] 1328/29 schließlich namentlich Dominicus Ulmann de Plawin.[3] 1429 - während der Hussitenkriege - wurde allerdings der damalige Bau, der nach Dittrich 39,7 m² Grundfläche bedeckte, fast vollständig zerstört.

2. Kirchbau

1466 wurde durch den Rat von Dresden als Patronatsherr des Kirchenpatronats die Kirche wiederhergestellt und um 13 Meter nach Osten verlängert (nunmehrige Grundfläche: 124, 90 m²) und am 17. März 1467 feierlich geweiht. Außerdem erhielt die Kirche ihren Turm in jener Höhe, wie er für über 400 Jahre - bis 1893 - bestand. Sie hatte mindestens zwei Altäre, die Prozessionsstationen zogen sich bis zum Hohen Stein als Wallfahrtsort.[4] 1491 erhielt die Kirche ihre erste Orgel, die über 250 Jahre, bis 1745, genutzt wurde[5]. 1539 wurde die Reformation eingeführt, wobei allerdings die Kirche zunächst ihre Selbstständigkeit verlor und mit sechs anderen Dörfern zum Spital St. Bartholomäi (heute: Freiberger Platz in Dresden) bis Anfang des 17. Jahrhunderts eingepfarrt wurde.[6]

3. und 4. Kirchbau

Ludwig Richter: Kartoffelfeuer (Federzeichnung, 1847).
Die Zeichnung zeigt einen Blick auf die Kirche von Plauen von Süden, rechts das Schmidtsche Gut, das bei der Friedhofserweiterung und dem Bau des Gemeindehauses 1912/13 abgebrochen wurde.[7]
Kirche von Plauen (1701 - 1892, 4. und 5. Kirchbau), aufgenommen von Norden vor Erhöhung des Turmes 1892[8]

1610 nahm die Gemeinde Plauen, nunmehr als Kirchgemeinde wieder von St. Bartholomäi ausgepfarrt (wobei der Rat von Dresden weiterhin Patron blieb), ein Darlehen auf und sanierte und erweiterte auf ihre Kosten die Kirche bis 1617 nach Norden auf einen Grundriß von 10,1m * 16,5 m (insgesamt bebaute Grundfläche 221,40 m², 3. Kirchbau) und setzte gen Osten einen Dachreiter auf. 1617 stiftete „der erbare und namhafte Peter Junghans hofmuller alhier“ einen Taufstein, der heute noch genutzt wird.


1700/1701 erfolgte erneut ein Erweiterungsbau (nunmehrige Grundfläche 321,60 m² bei 303 Sitzplätzen und 150 Emporenplätzen, 4. Kirchbau, siehe Foto rechts), wobei der Turm unverändert blieb, der Dachreiter jedoch entfernt wurde. Zu diesem stiftete 1701 der nunmehrige Pächter der Hofmühle, Gottlob Gäbler, den noch heute genutzten Altar (wobei allerdings das noch heute vorhandene Christusbild des Altares erst 1859 entstand).[9] 1745-46 bekam sie durch Spenden die Hälfte (9 Register) der abgebrochenen Frauenkirchenorgel geschenkt, die später den Verwüstungen des napoleonischen Krieges 1813 zum Opfer fiel. Eine neue Orgel wurde 1816 geweiht.[5]

5. Kirchbau

1878 wurde im Zuge des wachsenden Einwohnerstandes der 4. Kirchbau umfassend erneuert und im Süden eine Sakristei von 48,50 m² Grundfläche angebaut, wobei Weihnachten 1878 die Weihe der Kirche stattfand. Der Hofmüller und Fabrikant Traugott Bienert schenkte anlässlich der Sanierung der Kirche eine neue Orgel mit 1168 Pfeifen. 1892 wurde schließlich der Turmhelm erneuert und erhöht, und eine Uhr angebracht. Diese fertigte 1892 die Leipziger Turmuhrenfabrik Bernhard Zachariä. 1893 stiftete Bienert schließlich vier neue Glocken. Von den bis dahin genutzten vorreformatorischen Glocken, die seit 1467 (oder schon früher) der Gemeinde gedient hatten, wurden zwei vom Kirchenvorstand zur Aufhängung auf dem Turm des neugebauten Plauener Rathauses bestimmt.[10][Anm. 1]

6. Kirchbau

Erneuter Raummangel und die in den jahrhundertealten Mauern erneut aufsteigende Feuchtigkeit nötigten schon wenige Jahre später zum erneuten Umbau: Von 1900 bis 1902 wurde die Kirche unter Leitung der Architekten William Lossow und Hermann Viehweger rekonstruiert und erweitert, wobei das bisherige Langschiff in seiner Ausdehnung und der untere Teil des Turmes erhalten blieben, jedoch an dieses gen Osten zwei neue Querschiffe und davor der Chor angebaut wurden. Der Umbau war damit so tiefgreifend, dass praktisch ein neues Kirchengebäude entstand (nunmehrige Grundfläche 934,50 m², mit Emporen nunmehr 1030 Sitzplätze).[10]

Aus der alten Dorfkirche bis einschließlich des 5. Kirchbaus stammten (und stammen noch heute) der Taufstein von 1617, das Kruzifix (wobei Mitte der 1970er-Jahre der zu ihm gehörende Totenkopf des unteren Teiles entwendet wurde, der bis heute nicht wieder aufgefunden wurde, an Ermittlungen zur Sache hatte der damalige Staat kein Interesse), die 1839 durch Plauener Bürger gestifteten Bilder Luthers und Melanchthons sowie der Gäbler'sche Altar. Übernommen wurden vom 5. Kirchbau die Turmuhr von 1892 und auch die 1893 von ihm gestifteten Glocken. Am 9. März 1902 nahm die Gemeinde ihre neue Kirche in Besitz.[10]

Als äußeren Baustil wählten Lossow und Viehweger die sogenannte „deutsche Renaissance“, der Turm wurde auf die heutige Höhe von 49 Meter erhöht. Beim Einbau der Heizungsanlagen wurden auch die unter der Kirche befindlichen Grüfte, in denen die Särge z.T. dreifach übereinstanden, freigelegt, um die Heizungsanlage einbauen zu können. Im Inneren wurde die Kirche vollständig mit Holzschnitzereien im Jugendstil ausgekleidet, die zum größten Teil noch heute erhalten ist. Sie erhielt eine reichhaltige, „prächtige“ (Dittrich) elektrische Beleuchtung, deren größte Besonderheit ein im Zentralteil an der Decke befindliches Kreuz war, von dem aus mit 98 Glühlampen (á 60 Watt) - neben der ohnehin reichen Ausstattung mit elektrischem Licht - die gesamte Kirche zusätzlich strahlend hell bis praktisch in den letzten Winkel beleuchtet werden konnte[Anm. 2]. Die Baukosten betrugen 1902 300.000 Reichsmark, die auch durch viele Schenkungen von Gemeindegliedern gedeckt wurden.[10]

Pfarrer Bernhard Liebe (? - 1917) beabsichtigte, der Kirche zur Weihe den Namen Michaeliskirche zu geben, weil die Darstellung der Engel im allgemeinen und die des Erzengel Michael die Neugestaltung der Kirche stark beeinflusst hatte. Nicht belegt ist seine seinerzeitige Behauptung, dass dies die "alte Bezeichnung der Kirche" und "im 19. Jahrhundert fast in Vergessenheit geraten" sei. Der Kirchenvorstand lehnte dieses Ansinnen ab. Nachdem die Kirche belegbar hunderte Jahre lang als Kirche zu Plauen oder Plauener Kirche bezeichnet wurde, erhielt sie dann 1903 ihren auch heute noch geltenden Namen: Auferstehungskirche.[10]

Umfeldgestaltung

Nach 1903 wurde das Umfeld der Auferstehungskirche würdig gestaltet.

Orgeln

Vorgeschichte bis 1877

Um 1500 erhielt die Kirche von Plauen ihre erste Orgel aus der 1491 durch einen Brand beschädigten und für einen völligen Umbau vorgesehenen Kreuzkirche in Dresden. Obwohl z. B. 1692 eine Orgelreparatur stattfand, beklagte sich der damalige Lehrer Kretschmar 1709 über den außergewöhnlich schlechten Zustand des Werkes. Erst durch den Abbruch der alten Frauenkirche in Dresden erhielt die Kirche durch Spenden der Einwohner 9 Register der dortigen Weller-Orgel geschenkt.[5] Tobias Schramm (1701-1771), Stadtorgelbauer und später Hoforgelbauer, schuf daraus bis 1754 eine neue Orgel mit 11 Registern auf einem Manual und Pedal, die im Mai 1746 geweiht wurde.[Anm. 3][11]

Als allerdings im August 1813 das Dorf Plauen während der Schlacht von Dresden stark in Mitleidenschaft gezogen und geplündert wurde, wurde auch aus der Kirche fast alles Holz herausgerissen und die Orgel zerstört.[5]

Es dauerte jetzt nunmehr nur drei Jahre, bis eine neue, vermutlich erneut einmanualige, Orgel geweiht werden konnte, die wahrscheinlich von Friedrich Traugott Kayser (einem der Söhne des Orgelbauers Johann Christian Kayser) erbaut wurde: Am 11. Sonntag nach Trinitatis 1816 wurde sie geweiht.[12]

Orgel 1878-1901

Orgel von 1879-1902, aufgenommen ca. 1880

Im Zusammenhang mit der umfassenden Erneuerung der Kirche - (5. Kirchbau) - schenkte Traugott Bienert (1813-1894) 1877 der Gemeinde 8000,- M [Anm. 4] für eine neue Orgel. Der Vorschlag von Carl Eduard Jehmlich für einen Neubau mit 20 Registern auf 2 Manualen, der auch auf das zwischenzeitlich gewandelte Klangempfinden reagierte, bekam die beste Bewertung und wurde zur Ausführung beauftragt. Zum 1. Advent 1878 wurde die neugebaute Orgel in Dienst genommen und anschließend Weihnachten 1878 die neue Kirche geweiht. Endgültig fertiggestellt wurde die Orgel allerdings erst im Februar 1879 (Foto links).[12]

Orgel 1901-1985

1900 beginnen im Zuge der letzten großen Erweiterung der Kirche durch die Architekten Lossow & Viehweger die Verhandlungen wegen einer neuen Orgel mit der Firma der Gebr. Jehmlich. Vorgesehen war die Wiederverwendung aller 20 Register der alten Orgel, von denen letztlich 19 Register tatsächlich weiterverwendet wurden, wobei die Dispositionsvorschläge von dem damaligen Kantor Ferdinand Witzmann und dem damaligen Kirchschullehrer beurteilt wurden. Der Gehäuseentwurf stammt von den genannten Architekten, wodurch mit der gleichfalls von ihnen ausgeführten Innengestaltung des Kirchenraumes ein durchgehendes einheitliches Raumkonzept durchgesetzt werden konnte. [12] Das Gehäuse, in seiner Art einmalig und durch sie aufwändig gestaltet, ist zwar dem damaligen Jugendstil verpflichtet, nimmt jedoch daneben Stilelemente verschiedenster Epochen auf. Wie der gesamte Innenraum wird er von zahlreichen Engelköpfen geziert, das Schnitzwerk unterhalb der Prospektpfeifen verweist durch Symbole, wie z. B. Fisch und Weinstock, auf die Bibel.[13]

Orgel von 1902-1985

Die alte Orgel wurde im April 1901 abgebrochen, als die Bauarbeiten an der Kirche bereits in vollem Gange waren und am 1. April 1902 konnte die neue Orgel von Seminaroberlehrer Karl Richter geprüft werden (Foto rechts).[11]. Sie hatte im Original Kegelladen, einen freistehenden Spieltisch und eine pneumatische Spiel- und Registertraktur.[14]

Aus heutiger Sicht, so der Orgelforscher Wolfram Hackel, stellte „diese Orgel ein typisches Beispiel ihrer Zeit dar, in der wiederum ein gewandeltes Klangempfinden erkennbar [ist]“. „Durch die Grundtönigkeit und den Bau von Soloregistern versuchte man den Klang der Orchesterinstrumente und des Orchesters nachzuahmen. Die klare Helligkeit des Klanges der Barockorgeln war nicht mehr gefragt. Dazu kam die Anwendung der zur damaligen Zeit als technischer Fortschritt gepriesenen pneumatischen Traktur. Dabei geschieht die Steuerung der Tonventile und Register durch Druckluft in dünnen Röhren. Die Kraftübertragung von der Taste wird durch die mehrere Meter langen Röhren zeitlich verzögert.“ (Wolfram Hackel in [12])

Die Disposition der Jehmlich-Orgel der Auferstehungskirche im Jahr 1902 mit ihren 47 Registern war wie folgt:[14]

I. Manual C - g³
1 Bordun 16′
2 Prinzipal 8′
3 Quintatön 8′
4 Konzertflöte 8′
5 Salicional 8′
6 Fugara 8′
7 Oktave 4′
8 Fugara 4′
9 Gemshorn 4′
10 Quinte 2 2/3′
11 Oktave 2'
12 Cornett 3-5fach
13 Mixtur 4fach
14 Trompete 8′
II. Manual
Quintatön 16′
Prinzipal 8′
Gedackt 8′
Aeoline 8′
Gamba 8′
Dolce 8′
Hohlflöte 8′
Prinzipal 4′
Rohrflöte 4′
Violine 4′
Oktave 2′
Sesquialtera 2fach
Mixtur 3fach
Klarinette 8′
III. Manual
Gedackt 16′
Geigenprinzipal 8′
Rohrflöte 8′
Vox coelestis 8′
Zartflöte 8′
Harmonieflöte 4′
Salicet 4′
Waldflöte 2′
Oboe 8′
Pedal
Prinzipalbaß 16′
Gedacktbaß 8′
Subbaß 16′
Violonbaß 16′
Quintenbaß 10 2/3′
Oktavbaß 8′
Cellobaß 8′
Oktavbaß 4′
Posaune 16′

Nebenregister: 6 Normalkoppel, Oktavkoppel, Generalkoppel, Feste Kombinationen: p, mf, f, ff, Gamben-, Flöten-, Rohrwerkschor, 1 freie Kombination

Die Kosten für den Orgelneubau in Höhe von 14.375 Mark [Anm. 5] trug erneut die Familie Bienert.

Die neue Orgel bestand in dieser Form allerdings nur wenige Jahre. 1917 mussten die Prospektpfeifen aus Zinn für Kriegszwecke ausgebaut und abgegeben werden. Gleichfalls wurden im Laufe der Jahre Reparaturen ausgeführt sowie 1934 durch die Firma Gebr. Jehmlich drei "Barockregister" eingebaut und andere Register klanglich umgestaltet.[12]

1946 erfolgte eine Höherstimmung der Orgel von 435 Hz auf 440 Hz, um ein Zusammenspiel mit Orchesterinstrumenten zu ermöglichen. Die Kosten dafür trug zu 75 % der Dresdner Kreuzchor, der nach der Zerstörung von Kreuzkirche und Kreuzschule seine Heimstatt zunächst im Gymnasium Dresden-Plauen als Schule fand und erstmalig am 1. Juli 1945 im Gottesdienst der Auferstehungskirche sang und hier auch bis zur Wiedernutzung der Kreuzkirche seine Konzerte gab.[14]

1958 erhielt die Firma Gebr. Jehmlich den Auftrag für eine technische Erneuerung der Traktur (Neugestaltung des Spieltisches) und eine klangliche Umgestaltung der Disposition, wobei aus finanziellen Gründen durch die Gemeinde der billigere Umbau dem Neubau einer Orgel, insbesondere einer Schleifladenorgel vorgezogen wurde. 1959 wurden die Arbeiten ausgeführt, wobei allerdings auf diese Weise nur die drängendsten Probleme gelöst werden konnten.[13]

Eine Änderung der Situation trat mit dem Eintritt von Kantor Gerald Stier in die Gemeinde ein, der sich zunächst um eine weitere Verbesserung bemühte, die allerdings 1972 mit dem Versuch, die völlig ungleichmäßig laufende Traktur durch Verlegung der Vorgelege und Erhöhung des Trakturwindes zu einer gleichmäßigen Verzögerung zu bringen, endgültig scheiterten.[12] Unter großem persönlichem Einsatz setzte Kantor Stier, der ab 1976 auch Kirchenmusikdirektor des Kirchenbezirkes Dresden West war, innerhalb der Gemeinde eine Orgelspendensammlung für einen Orgelneubau in Gang, an der sich die Gemeindeglieder mit den vielfältigsten Initiativen über Jahre engagiert beteiligten.[13]

Orgel 1985 bis heute

Beginnend ab 1977 wurden auch konzeptionelle Überlegungen angestellt. So wurde u.a. festgestellt, dass bei einem Orgelneubau und den Anforderungen des Orgelspiels innerhalb des bisherigen Gehäuses nur noch 28 Register möglich gewesen wären. Durch das Holztonnengewölbe hat der Kirchraum kaum einen Nachhall, auch das brachte nachteilige Einflüsse für die Disposition des Neubaus: Die akustische Präsenz der Orgel im Raum war auf diese Weisenicht zu erreichen. 1983 schließlich wurde nach vielen Überlegungen ein Vorrücken des Gehäuses um 1,25 Meter in den Raum beschlossen, das außerdem nach hinten erweitert und gleichzeitig durch Einbau einer Rückwand die Klangabstrahlung verbessern sollte. Zudem wurde eine Erweiterung der Disposition von (bisher geplanten) 28 auf 44 Register beschlossen: Das Oberwerk (Schwellwerk) erhielt eine reichere Besetzung, und als weiteres Manualwerk wurde ein Rückpositiv geplant. Seitens der klanglichen Konzeption strebte die Gemeinde die Synthese eines „gesunden, grundtönigen Fundaments mit helleren, barocken Klängen an, um dem Raum und seiner trockenen Akustik gerecht zu werden.“ Entsprechende Spielhilfen (elektrische Registertrakturen und Setzerkombinationen) wären bei einer Orgel dieser Größe zwar sinnvoll gewesen, scheiterten aber an dem Mangel an Devisen, um diese Technik in der BRD einkaufen zu können. Dass es eine Schleifladen-Orgel werden sollte, war allerdings von Anfang an unstrittig.[13]

Nach Einholung von Angeboten traf der Kirchenvorstand schließlich die Entscheidung, den VEB Eule-Orgelbau Bautzen mit dem Orgelneubau zu betrauen, der 1984 mit den konstruktiven Vorarbeiten begann. Aus Kostengründen wurde auf der Wiederverwendung noch brauchbaren Materials bestanden. Der Architekt des Rückpositivs, Dr. Karlheinz Georgi, nahm wiederum stilistisch die Gestaltung des Hauptgehäuses auf. Weihnachten 1984 wurde die Gemeinde zu den Christvespern durch Pfarrer Hoch noch einmal auf den beginnenden Neubau und die weiterhin benötigte Unterstützung eindringlich angemahnt, handelte es sich doch um den nach der Kreuzkirche zweitgrößten Orgelneubau in Dresden seit dem Zweiten Weltkrieg.

Disposition der Eule-Orgel der Auferstehungskirche im Jahr 1985:[13]

Hauptwerk C - g³
1 Bordun 16′
2 Prinzipal 8′
3 Rohrflöte 8′
4 Oktave 4′
5 Spitzflöte 4′
6 Quinte 2 2/3′
7 Superoktave 2′
8 Waldflöte 2′
9 Kornett 3-5fach
10 Mixtur 4fach
11 Fagott[Anm. 6] 16'
12 Trompete 8'
13
14
Oberwerk (Schwellwerk) C - g³
Quintatön[Anm. 6] 16′
Holzflöte 8′
Spitzgedackt 8′
Salizional 8′
Unda maria 8′
Prinzipal 4′
Flûte douce 4′
Rohrnassat 2 2/3′
Oktave 2′
Terz 1 3/5′
Sifflet 1′
Scharff 4fach
Holzdulcian 16'
Rohrschalmai[Anm. 6] 8′
Rückpositiv c - g³
Gedackt 8′
Quintatön[Anm. 6] 8′
Praestant 4′
Rohrflöte 4′
Spitzoktave 2′
Sifflöte 1 1/3′
Sesquialtera 2fach
Zimbel 3fach
Krummhorn[Anm. 6] 8′
Pedal C - f
Prinzipalbaß[Anm. 6] 16′
Subbaß 16′
Oktavbaß 16′
Gemshorn 8′
Choralbaß 4′
Pedalmixtur 5fach
Posaune[Anm. 6] 16′
Trompete[Anm. 6] 8′
Clarine[Anm. 6] 4′

Nebenregister: 5 Normalkoppeln, Tremulanten in Haupt- und Oberwerk sowie Rückpositiv, Tremulant für Kleinped. im Pedal, Zimbelstern, Apparat im Schwellwerk

(Disposition: VEB Eule Orgelbau Bautzen, Christoph Schwarzenberg (Crostau), Gerald Stier; Intonation: Ulrich Schwarzenberg; Bildhauerarbeiten: Günter Voigtländer (Dippoldiswalde); Tischlerarbeiten: Konrad Heinrich (Königswalde), Restaurierung des Orgelgehäuses: Peter und Sven Taubert, Joachim Hugk (Dresden))

Der Abbruch der alten Orgel erfolgte schließlich Anfang 1985 durch freiwillige Helfer und durch enorme Anstrengungen aller Beteiligten konnte am 4. Advent (22. Dezember) 1985 die neue Orgel geweiht werden. Im Jahr 2000 erfolgten schließlich nach den Renovierungsarbeiten der Kirche technische Arbeiten sowie eine klangliche Durchsicht und eine Reinigung der Orgel durch die Erbauer.[13]

Pfarrer

Für die Dorfkirche - deren Pfarrer 1329 erstmals namentlich bekannt wurde - genügte jahrhundertelang, bis 1890, ein einziger Ortspfarrer. 1890 wurde die zweite Pfarrstelle eingerichtet, 1902 mit der Weihe des 6. Kirchbaus die dritte Pfarrstelle. 1945, nach der Zerstörung der Frauenkirche wurde die Auferstehungskirche als neue Ephoralgemeinde für den Kirchenbezirk Dresden-Land bestimmt und erhielt damit die Superintendentur der Frauenkirche. Mit dieser wurde an der Auferstehungskirche die (vorhandene) dritte Pfarrstelle verbunden.[15] Mit der Umgestaltung der Ephoralbezirke 1976 wurde die Superintendentur Dresden-West gebildet und diese 1999 aufgelöst. Ab 1999 wurde die Zahl der Ortspfarrer ebenfalls schrittweise erneut auf eine einzige Ortspfarrerstelle - ab 2005 - zurückgeführt.

Pfarrer an der Auferstehungskirche
(1877 bis heute, d.h. 5. und 6. Kirchbau)
Name, Vorname Dienstjahre
von - bis
Anmerkungen
Liebe, Ernst Bernhard 1877 - 1908 [Anm. 7][16]
Steinbach, Eugen 1890 - 1923
Schmidt, Johannes 1902 - 1915
Reuter, Titus 1910 - 1931
Schnauß, Alfred 1915 - 1935 wurde 1935 auch auf Grund seines Eintretens
für die "Bekennende Kirche" versetzt[17]
, Karl 1926 - 1951 ab 1945 gleichzeitig Superintendent
Schwan, Richard 1931 - 1953
Weineck, Walter 1936 - 1942
Rau, Rudolf 1942 - 1965
Martin, Kurt 1951 - 1959 gleichzeitig Superintendent
Krusche, Werner 1955 - 1958 wurde später Landesbischof in Magdeburg,
Mitinitiator der Friedensgebete in der DDR
Hoch, Dr. Karl-Ludwig 1958 - 1994 Mitinitiator des "Rufes aus Dresden"
zum Wiederaufbau der Frauenkirche[Anm. 8]
Rudolf, Johannes 1960 - 1975 gleichzeitig Superintendent
Flade, Werner 1966 - 1983
Scheibner, Wolfgang 1976 - 1999 gleichzeitig Superintendent,
1999 wurde die Superintendentur aufgelöst
Günther, Dr. Hilmar 1983 - 2005 2005 in den letzten Monaten vor seinem
Ruhestand einziger Gemeindepfarrer.
Kranz, Uwe 1999 - 2005 [Anm. 9]
Sawatzki, Stephan 2005 - einziger Gemeindepfarrer.

Geschichte bis heute

Im Ersten Weltkrieg wurden 1917 die drei größten Glocken von 1893 beschlagnahmt und eingeschmolzen. 1922 und 1929 wurde das Geläut erneut hergestellt, wobei die vierte der Glocken von 1893 als Metall mit verwendet wurde.[18]. Während des Zweiten Weltkrieges fielen die Glocken von 1922 und 1929 erneut den Metallsammlungen zum Opfer, sie wurden wieder zu Kriegszwecken eingeschmolzen.[Anm. 10] Nach dem Krieg erhielt die Gemeinde die Stahlglocken der zerstörten Zionskirche, die noch heute das Geläut der Auferstehungskirche bilden.

Bei den Luftangriffen vom 13. Februar 1945 blieb das Gebäude weitgehend unversehrt, nur fast alle Glasfenster, vor allem die im Altarraum wurden durch die Druckwellen und Splitter der Sprengbomben zerstört.

Die Beseitigung der Kriegsschäden in den Jahren 1952/1953 nahmen die damaligen kirchlichen Baupfleger zum Anlass, auch den gesamten Stuck im Chorraum zu entfernen. Vom Zeitgeschmack beeinflusst wurde er als „schwülstig und unerträglich überladen“ empfunden. Bei der Renovierung der Kirchenräume 1996 bis 1999 konnte der ursprüngliche Zustand annähernd wieder hergestellt werden.

Direkt oberhalb der Kirche befindet sich der kleine Innere Plauensche Friedhof an der Krausestraße. Der deutlich größere Äußere Plauensche Friedhof befindet sich am südlichen Ende der Bernhardstraße an der Grenze zu Coschütz – direkt neben dem Coschützer Friedhof.

Anmerkungen

  1. Die Glocken der alten Plauener Kirche sind heute noch existent und dürften zu den ältesten in Dresden vorhandenen Glocken zählen.
  2. Auf Grund der inzwischen zunehmend maroderen elektrischen Anlagen wurde es nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich nur noch zweimal im Jahr, und zwar zu den beiden Christvespern jeweils beim Absingen der 3. Strophe von O du fröhliche, letztmalig 1970, für wenige Minuten angeschaltet, was gemeinsam mit dem vollen Geläut der Kirche besonders den Schluss der Vespern zu einem der beeindruckendsten Erlebnisse der Gläubigen machte. Die Glühlampen und die Stromversorgung des zu diesem Zeitpunkt seit über einem Vierteljahrhundert nicht mehr angeschalteten Kreuzes wurden bei der Sanierung 1996 - 1999 dann endgültig ausgebaut.
  3. Das bedeutet nichts anderes, dass diese Orgel immerhin 250 Jahre, die Zeit in der Kreuzkirche nicht mitgerechnet, der Gemeinde gedient hat.
  4. Nach heutigem Geldwert auf der Basis des gleitenden Neuwertes der Goldmark, berechnet nach den Umrechnungshinweisen (Kaufkraft) laut dem Hamburger Staatsarchiv und dem Statistischem Bundesamt (Quelle Fredrik Matthaei), entspricht 1 Goldmark 1864-1899 gleich (16,4 / (0,85 * 1,95583)) = 9,865 EUR (2010). 8.000 Mark 1877 sind demzufolge nach heutigem Geldwert und auf der Grundlage dieser Berechnung etwa 79.000 Euro. Diese Berechnung soll, wie auch weitere in diesem Lemma, jedoch nur verdeutlichen, welche Beträge damals durch private Spenden für die Ausstattung der Kirche aufgebracht wurden, und welcher enormen Beträge damals durch die Gemeinde aufgebracht wurden, ohne für diese Art der Berechnungsmethodik Letztgültigkeit beanspruchen zu wollen.
  5. Nach heutigem Geldwert auf der Basis des gleitenden Neuwertes der Goldmark (berechnet wie in Anmerkung 4), entspricht 1 Goldmark 1864-1899 gleich (8,6 / (0,85 * 1,95583)) = 5,17 EUR (2010). 14.375 Mark 1901 sind demzufolge nach heutigem Geldwert und auf der Grundlage dieser Berechnung etwa 74.000 Euro.
  6. a b c d e f g h i wiederverwendete Register der Jehmlich-Orgel von 1902
  7. Er verband den Ernst mit der Liebe im Dienst und war ortsbekannt für seine lange Predigten: „Der Liebe höret nimmer auf“ war ein geflügeltes Wort, was aber auch auf seine ungewöhnlich lange Dienstzeit als Pfarrer hinwies, die seit damals nur noch durch Pfarrer Hoch übertroffen werden sollte.
  8. Mit 36 Dienstjahren ist Karl-Ludwig Hoch (vor Ernst Bernhard Liebe mit 32 Dienstjahren) damit der dienstlängste Ortspfarrer der Auferstehungskirchgemeinde, bezogen auf die in der Liste erfasste Zeit seit 1877.
  9. Nachdem seine Stelle in der Auferstehungskirchgemeinde für die Pfarrstelle in Coschütz-Gittersee reduziert wurde, übernahm er 2005 neben diesem Stellenanteil zusätzlich die Aufgaben in der Zionskirchgemeinde und schied damit aus dem Dienst an der Auferstehungskirche aus.
  10. Als Anmerkung, dass die beiden alten, vorreformatorischen Glocken der Vorgängerkirchbauten (1467 und vorher) die Einschmelzungen der beiden Weltkriege überstanden haben.

Einzelnachweise

Die Einzelnachweise basieren, sofern nicht anders erwähnt, auf: Paul Dittrich: Zwischen Hofmühle und Heidenschanze. Geschichte der Dresdner Vororte Plauen und Coschütz. 2., durchgesehene Auflage, Verlag Adolf Urban, Dresden, 1941, im folgenden: Dittrich.

  1. Dittrich, S. 21.
  2. Dittrich, S. 22.
  3. Dittrich, S. 25.
  4. Dittrich, S. 25/26.
  5. a b c d Dittrich, S. 31.
  6. Dittrich, S. 27.
  7. Dittrich, S. 154, Abb. 79.
  8. Dittrich, S. 30, Abb. 11.
  9. Dittrich, S. 28.
  10. a b c d e Dittrich, S. 32, mit weiteren Nachweisen.
  11. a b Wolfram Hackel: Die Orgeln in Dresden Plauen. In: Festschrift, S. 21.
  12. a b c d e f Geschichtsseite Kirchenmusik der Auferstehungskirche Dresden-Plauen, zuletzt abgerufen am 8. Oktober 2011.
  13. a b c d e f Wolfram Hackel: Die Orgeln in Dresden Plauen. In: Festschrift, S. 23.
  14. a b c Wolfram Hackel: Die Orgeln in Dresden Plauen. In: Festschrift, S. 22.
  15. Wolfgang Scheibner: Die Auferstehungskirchgemeinde als Ephoralgemeinde für die Kirchenbezirke Dresden-Land und Dresden-West. In: Heinzjoachim Franeck (Hrsg.): Von Zeit zu Zeit. Festschrift zur Hundertjahrfeier der Auferstehungskirche Dresden-Plauen, Druckerei Kirst, Dresden, 2002, S. 12.
  16. Karl-Ludwig Hoch Die Kirchweihe vor Hundert Jahren. In: Heinzjoachim Franeck (Hrsg.): Von Zeit zu Zeit. Festschrift zur Hundertjahrfeier der Auferstehungskirche Dresden-Plauen, Druckerei Kirst, Dresden, 2002, S. 16.
  17. Hilmar Günther: Von Zeit zu Zeit - 100 Jahre Auferstehungskirche In: Heinzjoachim Franeck (Hrsg.): Von Zeit zu Zeit. Festschrift zur Hundertjahrfeier der Auferstehungskirche Dresden-Plauen, Druckerei Kirst, Dresden, 2002, S. 10.
  18. Dittrich, S. 32, Fußnote 49.

Weblinks

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