Placidus von Nonantola

Placidus von Nonantola

Placidus von Nonantola war Mönch in der oberitalienischen Abtei Nonantola (St. Silvester) bei Modena. Nur zwei urkundliche Belege von 1117 und 1123 gibt es für Placidus, so dass der Mönch nach 1123 verstorben ist. Ein Nekrologeintrag des 12. Jahrhunderts aus dem Piacentiner Kloster San Savino weist Placidus den 4. November als Sterbetag zu und verzeichnet zudem, dass der Mönch auch Priester gewesen war.

Liber de Honore Ecclesiae

Berühmt ist Placidus von Nonantola durch seine Schrift Liber de Honore Ecclesiae („Buch über die Ehre der Kirche“), die in mehreren mittelalterlichen Handschriften überliefert ist, u.a. in zwei aus dem Stift Admont bzw. dem Stift Göttweig. Diese beiden Handschriften sind im Übrigen die einzigen, die Placidus als Autor nennen.

Der Liber wurde verfasst im Jahr 1111/1112 und nahm daher unmittelbar Bezug auf die Ereignisse zwischen deutschem Königtum und Papsttum, zwischen König bzw. Kaiser Heinrich V. (1106-1125) und Papst Paschalis II. (1099-1118) im Investiturstreit (Verhandlungen zwischen König und Papst, „Pravileg“ vom 11. April 1111, Kaiserkrönung Heinrichs V., Laterankonzil 1112). Doch geht die kanonistische Schrift auch über aktuelle Bezüge hinaus ins Normativ-Grundsätzliche, wenn sie als zentralen Punkt den Zusammenhang von Kirchenamt von Kirchengut verteidigt oder die Selbstständigkeit der einzelnen Kirchen von den Laien, aber auch gegenüber dem Papsttum betont. Dies geschah in der Form einer kompilatorisch-rechtlichen Problemerörterung, die meist auf in der Klosterbibliothek von Nonantola vorhandenen kanonistischen und patristischen Büchern basierte und wahrscheinlich in Beziehung zur damals sich entwickelnden Bologneser Rechtsschule stand (angebliche „Nonantolaner Rechtsschule“, Markgräfin Mathilde von Tuszien).

Der Liber gehört damit in die Reihe der „publizistischen“ Schriften des Investiturstreits und war wohl eine Stellungnahme der Abtei Nonantola gegenüber der päpstlichen Politik vor der Lateransynode von 1112.

Literatur

  • Busch, Jörg W., Der Liber de Honore Ecclesiae des Placidus von Nonantola. Eine kanonistische Problemerörterung aus dem Jahr 1111. Die Arbeitsweise ihres Autors und seine Vorlagen (= Quellen und Forschungen zum Recht im Mittelalter, Bd.5), Sigmaringen 1990
  • Placidus von Nonantola, bearb. v. Glauco Maria Cantarella, in: Lexikon des Mittelalters, Bd.6, Nachdruck Stuttgart 1999, Sp.2194f

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Placidus — ist der (Vor )Name folgender Personen: Placidus Amon (geb. Franz Amon; 1700–1759), österreichischer Benediktiner und Philologe Placidus Franz Bliemetzrieder (1867–1935), österreichischer Historiker Placidus von Camerloher (1718–1782), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Abtei Nonantola — Lage Italien  Italien Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Liber de Honore Ecclesiae — Placidus von Nonantola war Mönch in der oberitalienischen Abtei Nonantola (St. Silvester) bei Modena. Nur zwei urkundliche Belege von 1117 und 1123 gibt es für Placidus, so dass der Mönch nach 1123 verstorben ist. Ein Nekrologeintrag des 12.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Pl — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • 1123 — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 11. Jahrhundert | 12. Jahrhundert | 13. Jahrhundert | ► ◄ | 1090er | 1100er | 1110er | 1120er | 1130er | 1140er | 1150er | ► ◄◄ | ◄ | 1119 | 1120 | 1121 | 11 …   Deutsch Wikipedia

  • Heiligenkalender — Der Heiligenkalender enthält die Gedenktage der Heiligen im Kirchenjahr der katholischen Kirche. Heiligenkalender gibt es auch in der orthodoxen Kirche, bei den Anglikanern und auch bei einigen reformatorischen Kirchen (evangelischer… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”