Plattensee

Plattensee
Balaton
Der Balaton vom All aus gesehen (Landsat-Satellitenfoto aus dem Jahr 2000)
Der Balaton vom All aus gesehen (Landsat-Satellitenfoto aus dem Jahr 2000)
Geographische Lage: Westungarn
Zuflüsse: Zala
Abflüsse: Sió Kanal
Städte am Ufer: Keszthely, Siófok
Größere Städte in der Nähe: Hévíz
Daten
Koordinaten 46° 47′ N, 17° 34′ O46.782317.5628104Koordinaten: 46° 47′ N, 17° 34′ O
Balaton (Ungarn)
DEC
Balaton
Höhe über Meeresspiegel 104 m
Fläche 594 km²dep1
Seelänge 79 km
Seebreite 12,7 km
Volumen 1,9 Mrd. m³dep1
Umfang 195 kmdep1
Maximale Tiefe 12,5 mdep1
Mittlere Tiefe 3,25 mdep1
Einzugsgebiet 5,800 km²
Besonderheiten größter See Mitteleuropas, Weinanbau, Schnapsbrennerei
Landsat 7-Aufnahme des Balatons (aus NASA World Wind-Bildern erstellt)

Der Balaton (deutsch Plattensee) liegt in Westungarn, ist der größte See West- und Mitteleuropas und neben dem Neusiedler See im Burgenland auch der bedeutendste Steppensee Mitteleuropas. Insgesamt ist er 79 km lang und im Mittel 7,8 km breit. Die Fläche beträgt 594 km², damit ist er 12 km² größer als der Genfer See und 60 km² größer als der Bodensee.

Durch die Halbinsel Tihany wird er in der Mitte seiner west-östlichen Längsausdehnung auf 1,3 km eingeschnürt. Die durchschnittliche Tiefe beträgt 3,25 m, die maximale Tiefe 12,5 m. Diese geringe Tiefe erleichtert die Durchwärmung, im Sommer steigt die Wassertemperatur bis zu 28°C. Das Südufer des Sees ist flach, das Nordufer wird von den Weinbergen des Badacsony und den Ausläufern des Bakony gesäumt.

Die Römer nannten den Balaton Pleso. Der ungarische Name stammt vom slawischen blatna, was soviel bedeutet wie sumpfige Marsch. Die Strände, die Heilbäder und Thermalquellen um den See ziehen Badetouristen an, neben der Hauptstadt Budapest das wichtigste Tourismuszentrum Ungarns. Wirtschaftliche Bedeutung haben der Weinanbau und der Fischfang.

Inhaltsverzeichnis

Geografie des Plattensees

Der Balaton liegt in der Mitte Transdanubiens zwischen dem Südostrand des Bakony-Gebirges, dem Somogyer Hügelland und der Landschaft Mezőföld.

Flussmündung der Zala in den Balaton. Im Hintergrund die Stadt Keszthely
Der See im Altertum

Zu- und Abflüsse

Der Fluss Zala ist mit 138 km Länge und einem durchschnittlichen Volumenfluss von 6 m³/min einer der kleineren Flüsse Ungarns, allerdings der größte Zufluss des Balatons. Die Zala mündet im Norden in den Kis-Balaton, um dann zu versumpfen.

Die Sumpfzonen und Schilfregionen des Kis-Balatons dienen als natürlicher Wasserfilter und beherbergen viele seltene Pflanzen-, Reptilien- und Vogelarten. Südlich von Keszthely tritt die Zala mit Sauerstoff angereichert und gereinigt aus dem Sumpfgebiet aus und mündet einige hundert Meter weiter östlich in den Balaton.

Außer von der Zala wird der See von etwa 30 ständigen und 20 periodischen Wasserläufen gespeist. Um den Wasserstand des Sees regeln zu können, wurde nahe Siófok die Sió-Schleuse erbaut. Überschüssiges Wasser wird über den Sió-Kanal östlich von Szekszárd direkt in die Donau geleitet. Dieser Kanal wurde zum Teil schon in der Römerzeit angelegt und wird bereits bei Plinius dem Älteren erwähnt.

Der einzige Quellzufluss des Balatons liegt im Seegraben nahe der Halbinsel Tihany bei etwa 12 Metern.

Geologie

Die Landschaft des Balatons ist hauptsächlich aus mesozoischen Schichten aufgebaut, die den Gesteinen der Alpen ähneln. Dieses Krustensegment wurde jedoch nach Osten verschoben, bevor die Alpen aufgestaucht wurden. Daher haben die Schichten ihren ursprünglichen Verbund bewahrt. Der Balaton entstand etwa vor 15.000 Jahren im Holozän durch Erosion. Vermutlich wurde das Becken durch Wind frei geweht. In der Nähe der heutigen Stadt Keszthely bildeten sich mehrere kleine Seen, die sich miteinander verbanden und im Laufe von 5.000 Jahren nach Nordosten vergrößerten. Geologische Formationen zeugen von einem einst regen Vulkanismus, sichtbar wird dies an den Basaltsäulen am Badacsonyberg, dem Geysirkegel in Tihany oder dem Thermalsee von Hévíz.

Hydrografie

Hydrologie

Der Wasserstand des Sees wird durch Niederschlag, Zufluss, Verdunstung und die Wasserstandsregelung der Sió-Schleuse beeinflusst. Auf das 5.800 km² Einzugsgebiet gelangen jährlich knapp eine Milliarde Kubikmeter Regenwasser, die den Balaton oder zumindest das Grundwasser speisen (das ist der jährliche Wasserverbrauch der 16 Millionen Einwohner von Nordrhein-Westfalen). Die 370.000.000 m³ Niederschlag direkt auf den Balaton sowie 500.000.000 m³ Wasserzufluss durch die Zala und zahlreiche Bäche ergänzen den Seebestand. Durch Verdunstung im Sommer ist ein Abfall des Wasserspiegels um mehrere Zentimeter zu beobachten.

Die Sió floss ursprünglich direkt in den Balaton. Beim Bau der Eisenbahnlinien war die Wasserstandskontrolle des Balatons nötig geworden. Der vorher stark schwankende Wasserstand hätte die Bahndämme und damit den Eisenbahnverkehr gefährdet. Die Fließrichtung der Sió wurde umgekehrt, so dass eine Entwässerung des Balatons zur Donau hin möglich ist, die Sió-Schleuse reguliert den Abfluss aus dem See. Steigt der Wasserstand über die obere Marke von 110 cm wird die Schleuse geöffnet.

Bis 1977 sollte der Wasserstand des Balatons zwischen 70  und 100 cm liegen. 1977 wurde das obere Niveau um 10 cm angehoben, die Regelwasserhöhe liegt so zwischen 70 cm und 110 cm. Mit dieser Anhebung wurde die im See gespeicherte Wassermenge bedeutend erhöht und damit verbesserte sich die Wasserqualität des Sees. Der Wasserpegel des Balatons wird mit dem Nullpunkt der Messlatte in Siófok verglichen, der einer Höhe von 103,41 m über der Ostsee entspricht. Im Falle von überschüssigen Niederschlägen wird das überflüssige Wasser über den Sió-Kanal durch die Schleuse in die Donau abgelassen.

Die Verdunstung spielt für die Höhe des Wasserspiegels eine extreme Rolle, dies kann sich täglich bis zu einem Zentimeter auswirken, was eine Wassermenge von 6 Millionen Kubikmetern ist. Geplanter und tatsächlicher Wasserverlauf, sowie die Menge des über den Sio-Kanal abgelassene Wassers sind im Internet zu finden.[1]

Der Balaton bei Regen

Wellengang

Abhängig von der Windstärke entstehen Kapillarwellen von 0,5 m bis 2 m Höhe bedingt durch den Druck des Windes auf die Wasseroberfläche. Die geringe Tiefe und die niedrige Viskosität des im Sommer dadurch sehr warmen Wassers begünstigen die Wellenbildung. Der meist quer über den See wehende Wind wird durch die Hügel und Täler im Norden zum Pulsieren gebracht. Das führt zu einer Abfolge höherer Wellen und wellenfreier Intervalle. Wellenspitzen entstehen besonders bei plötzlicher Flaute und durch Reflexion am Seegrund entstehen Interferenzmuster. Trotz der Binnenlage können aus beiden Einflüssen relativ hohe Wellen entstehen. Die größte Welle wurde bisher bei Nordwind in Ufernähe mit 1,82 m gemessen, in der Seemitte mit 1,95 m. Durchschnittliche Wellen sind einen Meter hoch bei einer Länge von 2 bis 12 Metern, beim Abflauen laufen sich die Wellen innerhalb von zwei Stunden tot.

Sonnenuntergang am Balaton

Wasserspiegel

Da sich bei Windeinwirkung beträchtliche Wassermengen des Balaton mit dem Wind verlagern, tritt ein deutlicher Wasserspiegelabfall bzw. -anstieg auf. Winde in Längsrichtung des Sees verursachen die größten Ausschläge mit einer Schwingungszeit von 5-11 Stunden. Querschwingungen, Rückläufe und die Brechung durch Buchten machen genaue Vorhersagen unmöglich. Der größte bisher beobachtete Ausschlag am 14. Mai 1962 senkte den Wasserspiegel bei Keszthely neun Stunden um 45 cm und bei Alsóörs stieg er um 52 cm an. In Querrichtung wurde der größte Ausschlag (Schwingungsdauer 1,5 h) bei Nordwind im südwestlichen Becken zwischen Alsóörs (–52,5 cm) und Siófok (+37,5 cm) gemessen.

Strömungen

Die Erdrotation und der Wind beeinflussen die Strömungen im See. Die Strömung an der Oberfläche ist wegen der Hauptwindrichtung aus Nordwest in Richtung Nordost, am Grund des Sees begünstigt durch die Erdrotation gibt es eine Rückströmung von Ost nach West. Die starken Ausschläge des Wasserspiegels erzeugen hohe Strömungswerte zwischen den einzelnen Becken und auch innerhalb von Becken und Buchten. Die höchsten Strömungswerte mit Geschwindigkeiten bis zu 2 m/s finden sich zwischen der Halbinsel Tihany und dem Ufer bei Szantód, wo der Austausch in dem engen Übergang zwischen dem nördlichen und dem südwestlichen Becken stattfindet.

Meteorologie

Wind

Die vorherrschende Windrichtung, von den Fischern am See auch Hauptwind genannt, ist im Südwesten des Balaton um Tihany und Keszthely „Nord“ und im Osten zwischen Balatonkenese und Tihany „Nordwest“. Außerhalb der Frühjahrs- und Sommermonate sind allerdings Winde aus SO und SW vorherrschend. Stürme sind in der Region zwar nicht die Regel, allerdings können sie für die Schifffahrt auf dem See gefährlich werden. Winde während eines Sturmes verstärken sich böig und können teilweise innerhalb von 10-20 Minuten Geschwindigkeiten von 30…35 m/s erreichen. Die meisten Stürme entstehen im Anschluss an eine schwache südliche Luftströmung, die rasch auf starken NW-Wind wechselt.

Der stärkste bisher gemessene Windstoß erreichte am 13. Juli 1961 eine Geschwindigkeit von 129,6 km/h. Der windreichste Monat ist der April, der September der windärmste Monat mit Sturmwinden durchschnittlich alle zehn Tage. Zu Beginn des Sommers entstehen durchschnittlich alle drei Tage Stürme mit Windgeschwindigkeiten von über 15 m/s. Durch die Wirkung der Halbinsel Tihany und ihrer Hügelketten als Windschatten werden die Sturmgeschwindigkeiten auf dem See um das Nordostufer (zwischen Balatonfüred und Siófok) teilweise um 60 % verringert. Wegen der großen Länge zur Breite können in den verschiedenen Bereichen des Balatons unterschiedliche Wetterlagen vorherrschen. Sturm an einem Ende kann am anderen Ende Windstille gegenüberstehen.

Der Landeswetterdienst betreibt in Siófok ein Vorwarnobservatorium, das die Wetterlage am Balaton auswertet und beurteilt. In der Touristensaison vom 1. Mai bis zum 30. September werden Sturmwarnungen ausgegeben, gestaffelt in zwei Stufen, die an 24 Punkten um den See durch verschiedene Abfolgen von Leuchtsignalen mitgeteilt werden.

Klimatologie

Verschneiter Balaton im Januar

Der Balaton liegt im Bereich des gemäßigten Kontinentalklimas und hat im Jahr durchschnittlich 2.000 Sonnenstunden. Die wärmsten Monate sind Juni, Juli und August mit Tagestemperaturen um 28 °C und in der Nacht um 17 °C. Der Juni ist am sonnenreichsten, zehn Sonnenstunden pro Tag. August und September sind die niederschlagsärmsten Monate mit sechs Regentagen im Schnitt.

Flora und Fauna

Der See und seine Umgebung beherbergen viele seltene und geschützte Pflanzen- und Tierarten, besonders wärmeliebende Arten.

Flora

An den nach Süden exponierten Hängen des Nordufers wachsen Mandelbäume, in vielen Gärten reifen Feigen, auch Granatäpfel sind vertreten.

Fauna

Vögel

Schwarzstörche

Am Balaton sind 250 Vogelarten, davon 27 streng geschützte Spezies vertreten, Waldohreule, Schwarzstorch, Schwarzspecht, Kormorane, verschiedene Reiher und Löffler.

Insekten

Etwa 1.000 verschiedene Insektenarten sind am See beheimatet. Besonders bemerkenswert ist die ungefähre Anzahl von 800 Schmetterlingsarten.

Naturschutz – Nationalpark Balaton-Oberland

Die große Anzahl von seltenen Pflanzen und Tieren und die geologischen Formationen stehen unter Naturschutz und sind Teil des Nationalparkes „Balaton-Oberland" (Balaton-Felvidéki Nemzeti Park).[2] Der Nationalpark wurde 1997 auf einer Fläche von 56.000 ha gegründet. Er umfasst ein Areal am Nordufer der Halbinsel Tihany bis zum Süd-Westufer zum Moor des Kis-Balaton (Kleiner Plattensee). Landschaftlich ist er vielfältig, dazu gehören die hier anzutreffenden Geysirkegel aus der Zeit des aktiven Vulkanismus. Eine Besonderheit sind die Steinmeere des Káler Beckens. Im Nationalpark sind versteinerte Überreste aus dem Pannonischen Meer zu finden. Im Keszthely-Gebirge wachsen seltene Pflanzenarten. Das Sumpfgebiet des Kleinen Plattensees ist vor allem ein Vogelreservat und ein Büffelreservat.

Kis-Balaton (Kleiner Plattensee)

Kis-Balaton
Brücke zur Krähenburg-Insel (Kányavár sziget), Nationalpark Balaton-Oberland
Blick auf den Nationalpark „Kis Balaton“ von Balatonmáriafürdő aus

Der Kis-Balaton war früher die größte südwestliche Bucht des Balaton. Durch Ablagerungen des Balatonzuflusses Zala kam es zur Abtrennung. Seit 2000 Jahren ist die weitläufige Sumpfwelt des Kis-Balaton ein natürlicher biologischer Filter. Die natürliche Vertorfung aber besonders menschliche Eingriffe seit dem 19. Jahrhundert förderten diese Abtrennung. So verschwanden große Teile des alten Kis-Balaton, von einst 60 km² Wasserfläche verblieben nur 50 Hektar (0,5 km²). Das Sumpfgebiet verlor seine natürliche Reinigungs- und Schutzfunktion für den Balaton. Die berühmten Reiher-Kolonien waren stark bedroht. Das Restgebiet ist seit 1952 unter Naturschutz gestellt.

Ab Mitte des 20. Jahrhunderts begann der Balaton langsam zu verschlicken und verlor sein biologisches Gleichgewicht. Die negative Veränderung der Wasserqualität war in der flachen Bucht von Keszthely am auffälligsten. Im Sommer 1966 kam es durch die hohe anorganische Nährstoffbelastung der Zala zu einer Blaualgenblüte. Anlass die Emissionswerte wieder zu senken. 1976 wurde mit der Renaturierung des Kis-Balatons begonnen. Heute dehnt sich der Kis-Balaton wieder auf 22 Kilometern Länge mit einer Speicherkapazität von 28 Millionen Kubikmetern aus. Sein Wasserspiegel liegt ein bis zwei Meter über dem des Balatons. Die zwei inneren Seen (Fenéker und Hídvéger Becken) sind als Teil des Kis-Balaton-Schutzsystems wieder ein natürlicher, biologischer Sumpffilter für das Wasser des Balatons. Geplant ist bis 2010 eine Erweiterung des Schutzgebietes.

Das Gebiet ist in Europa einmalig mit seiner Luft und dem Licht, seiner Flora und Fauna. Im Netz der europäischen Naturlebensräume ist es ein wichtiger ökologischer, artenreicher Raum. In dem moorigen Feuchtbiotop leben zahlreiche, auch (streng) geschützte Fisch-, Pflanzen-, Reptilien- und Vogelarten.

1979 wurde der Kis-Balaton in die Ramsar-Konvention zum „Schutz international bedeutsamer Feuchtgebiete“ aufgenommen. Seit 1997 ist er Teil des Nationalparks Balaton-Oberland (Balaton-Felvidéki Nemzeti Park). Er gehört zum Schutzgebietssystem Natura 2000 der Europäischen Union. Vom 18.000 Hektar großen naturgeschützten Gesamtgebiet des Kis-Balatons sind über 1400 Hektar besonders geschützt. Dieses Gebiet darf nur unter fachlicher Touren-Begleitung begangen werden. Der Parkwald (Vörsi Parkerdő) mit der Kis-Balaton-Insel Mariaasszony bei Vörs, die Milanenburg-Insel (Kányavár sziget) und das Büffelreservat (Bivaly reservatum) bei Balatonmagyaród sind frei besuchbar.

Büffelreservat am Kis-Balaton

Im Büffelreservat

Büffel sind seit mehreren hundert Jahren im Karpatenbecken beheimatet und zählen zu den ältesten ungarischen Tierrassen. Noch am Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Ungarn mindestens 100.000 Tiere. Die Magyaren benutzten sie als Zugtiere und zur Milch- und Fleischgewinnung. Es war die Grafenfamilie Festetics, welche um 1800 die ersten Büffel (Bos bubalus domesticus) auf ihren Weiden neben dem Sumpfgebiet des Kis-Balaton ansiedelte. Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich dies jedoch rapide, da die Arbeitskraft der Büffel immer mehr von Landmaschinen und Traktoren ersetzt wurde. Die wenigen Tiere, die in der Kápolnapuszta, in der Nähe des Balaton, noch existierten, wurden nicht mehr als Arbeitstiere gehalten. So mussten sie als Touristenattraktion überleben. 1992 begann in der Kápolnapuszta, seit 1997 Teil des Nationalparks Balaton-Oberland, eines der ungewöhnlichsten Tierschutz- und Zuchtprogramme Ungarns. Die Büffelpopulation erhöhte sich von 16 auf mehr als 200 Tiere. Die Weideflächen des Reservats reichten nicht mehr aus, und so wurden 2007 120 Muttertiere und Kälber in die Puszta bei Zalavár umgesiedelt, um mit den dort vorhandenen 80 Färsen die 200 Hektar großen Wiesenflächen des Nationalparks zu beweiden.

Im Reservat verblieben ca. 100 Büffel, dazu wurde eine Herde der altungarischen Graurinder (Bos primigenius hungaricus) angesiedelt. Diese Tiere wurden früher ebenfalls bei der Feldarbeit eingesetzt. Da sie sich wie die Büffel trotz ihres hervorragenden Fleisches nicht zur Massenproduktion eignen, verringerte sich die Anzahl von 80.000 Stück in den 1940er-Jahren auf wenige Hundert in ganz Ungarn.

Den Büffeln und Graurindern in Ungarn wird wieder ihr natürlicher Lebensraum gegeben, und im 2002 errichteten Ausstellungszentrum wird die Geschichte der Haltung dieser Tiere und die alte bäuerliche Lebenswelt des Kis-Balatons vorgestellt.

Infrastruktur

Die wichtigsten Orte rund um den Balaton

Orte um den Balaton

Verkehr

Der Balaton ist für den Tourismus sehr gut erschlossen. 1861 wurde am Südufer eine Bahnlinie erbaut, um Budapest mit dem österreichischen Seehafen in Triest zu verbinden. 1909 wurde die nördliche Bahnlinie eröffnet. Jeder Ort am Balaton ist mit dem Zug zu erreichen. Größere Orte sind über das InterCity-Netz gut an Budapest und andere Städte angebunden. Im lokalen Verkehr sind die meisten Züge mit Fahrradabteilen ausgestattet.

Für Querverbindungen abseits der Bahntrassen sorgen Fernbusse. Am westlichen Ende des Balaton liegt der Flughafen Balaton in Sármellék, der regelmäßig von deutschen Flughäfen aus angeflogen wird. In der Nähe von Siófok gibt es einen regionalen Flughafen in Kiliti.

Die Autobahn M 7 führt direkt von Budapest am Balaton-Südufer entlang bis zur ungarisch-kroatischen Grenze, wo die M 7 Anschluss an die kroatische Autobahn A4 nach Zagreb und Split hat. Seit Oktober 2008 ist die Autobahn durchgehend befahrbar. Die kroatische Adriaküste kann nun vom Balaton in 4 bis 5 Stunden erreicht werden. Kurz vor der kroatischen Grenze gibt es eine Abzweigung M 70 zur ungarisch-slowenischen Grenze. Über die M70 besteht seit 30. Oktober 2008 eine Autobahnverbindung nach Maribor und weiter nach Graz (slowenische A5). Durch die Autobahn M 7 hat insbesondere der Schwerlastverkehr am westlichen Südufer abgenommen.

Wirtschaft

Tourismus

2004 wurde rund eine Million Touristen mit 4,3 Mio. Übernachtungen in der Region um den Balaton gezählt, damit der größte Anteil am gesamten Tourismus Ungarns. Der Anteil deutscher Gäste am Gesamtaufkommen betrug 21,3 Prozent, das ist die Hälfte der ausländischen Touristen.

Fischerei

Die Fischerei hat eine über 2.000 Jahre alte Tradition am Balaton, was verschiedene archäologische Funde beweisen. Der Zander gilt als der „König des Balatons“. Die Fischbestände setzen sich vor allem aus dem Balaton-Zander (fogas, Fogasch oder Süllö), dem Aal, Amur, Blei, Güster, Hecht, Karausche, Karpfen, Schleie und Wels zusammen. Insgesamt leben 50 Fischarten im See, von denen ca. 15 Arten von Berufsfischern gefangen werden.

Weinbau

Blick über den Plattensee auf das Weinbaugebiet am Berg Badacsony

Der Weinanbau hat am Balaton – genauso wie in ganz Ungarn – eine lange Tradition, die weit über 2.000 Jahre zurück reicht. Im 3. Jahrhundert ließ Marcus Aurelius Probus weitläufige Weinpflanzungen anlegen. Später machte man sich in Keszthely um die Weinzucht verdient. 1797 wurde von György Festetics die erste europäische landwirtschaftliche Fakultät gegründet, heute gehört das Georgikon zur Universität Veszprém. Als im 19. Jahrhundert die Anbaugebiete am Balaton von der Reblauskatastrophe getroffen wurde, kamen viele Weinberge in den Besitz von Großstädtern, die darauf weitläufige Villen errichten ließen.

Die wichtigsten Weinbaugebiete am Balaton sind heute:

  • Balatonmellék (westlich des Sees bis zur kroatischen Grenze)
  • Badacsony (Nordufer): Olaszrizling (Welschriesling), Szürkebarát (grauer Mönch, eigentlich Grauburgunder oder. Pinot Gris), Kéknyelü (Blaustängler)
  • Balatonfüred/Csopak (Nordufer): Olaszrizling, Furmint
  • Balatonboglár (Südufer): Olaszrizling, Chardonnay, Leányka (Mädchentraube), Merlot, Cabernet Sauvignon
  • Balatonfelvidék (Nordufer)

Weiter im Norden liegt das Anbaugebiet bei Somló.

Schifffahrt

Die erste Schiffsflotte auf dem See wurde durch die Familie Festetics aus Keszthely am Ende des 18. Jahrhunderts gegründet. Sie eröffneten 1777 die erste Fährverbindung zwischen Tihany und Szántód. Die Personenschifffahrt wurde nach dem Tod des Grafen György Festetics wenig später wieder eingestellt. Auf Initiative des Grafen Istvan Széchenyi wurde Anfang des 19. Jahrhunderts die Balatoner Dampfschiffahrtsgesellschaft gegründet. Zu Ehren des Dichters Károly Kisfaludy wurde das erste Dampfschiff der Flotte nach diesem benannt. Es wurden regelmäßige Fährverbindungen und ab Balatonfüred Ausflugsfahrten am Sonntagnachmittag angeboten.

Aufschwung bekam die Schifffahrt auf dem Balaton in den 1960er Jahren durch den Tourismus, der durch den Ausbau der Eisenbahn entlang des Sees begünstigt wurde.

Die meisten Orte haben einen Hafen, von da aus sind Veranstaltungsfahrten und Überfahrten möglich. Zwischen den Orten Tihanyrév am Nordwestufer (auf der Halbinsel Tihany) und Szántód am Südostufer verkehrt eine Autofähre, die Fahrzeuge in zehn Minuten über den See setzt.

Freizeit und Tourismus

Angelsport

Der große Artenreichtum an Fischen im See wird von Anglern genutzt. Karpfen, Hecht, Wels und Zander sind außerhalb der Schonzeiten fischbar. Insgesamt leben im Balaton 25 Fischarten. Rund um den See ist der Angelsport von Stegen und Charterbooten möglich, wenn Angelkarten (auch auf Campingplätzen) erworben wurden. Die durchgängige Berufsfischerei führte zu einem starken Rückgang des Fischbestandes. Besonders von der Überfischung betroffen ist der Spiegelkarpfen.

Segelsport

Der See ist das wichtigste touristische Gebiet des Segelsports in Ungarn, mit zahlreich gut ausgerüsteten Häfen und Yachtclubs. Trotz der geringen Tiefe bis zu 3,5 Meter fahren Segelyachten bis zu 50 Fuß Länge. Yachten kann man am See chartern. Allerdings existieren nur wenige Segelschulen und Vermieter, bei denen Segelboote ausgeliehen werden können. Ausnahme ist der Jollen-Verleih auf der Halbinsel. Boote mit Verbrennungsmotor sind grundsätzlich verboten, nur Ein- und Ausfahren in und aus Hafenanlagen sind für Segelboote mit Hilfsmotor erlaubt, auch bei einer Windstärke unter einem Beaufort ist Motornutzung erlaubt.

Surfsport

3-4 Windstärken im Jahresmittel machen den Balaton zum Surfrevier. April, Mai, September und Oktober sind die windreichsten Monate, Juli und August die windschwächeren Monate und auch für Anfänger geeignet. Die wenigen Surfschulen und Verleihe sind länger als 2 Monate geöffnet.

Radtouren

1990 kam der Fahrradtourismus zurück. Radwege wurden erneuert und neue erweitern das bestehende Netz. Seit 2004 gibt es den 200 km langen Rundweg um den See (Balatoni-Körút), und in allen grösseren Orten werden organisierte Radtouren inkl. Fahrrad- und Helmverleih angeboten. Da die meisten Züge Radabteile besitzen und auf den Schiffen die Mitnahme erlaubt ist, sind Tagestouren möglich.

Baden

Mit dem Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich der Badetourismus am Balaton, mit der Nutzung von Mai bis in den Spätherbst, besonders das Südufer ist geeignet. Hier ist das Wasser noch 200 bis 300 Meter vom Ufer entfernt weniger als einen Meter tief. Das Wasser des Binnensees ist seidig, da es schwach alkalisch ist. Baden für Hunde ist gesetzlich verboten.

Das Nationale Ministerium für Umweltschutz und Wasserwesen prüft regelmäßig, im Sommer 14-täglich, die Wasserqualität[3], die fast überall sehr gut ist. Allerdings sollten die staatlichen Vorschriften genau beachtet werden. [4]

Veranstaltungen

  • Balaton-Festival: im Mai in Keszthely
  • Saisoneröffnung: im Mai Festliches Segelhissen in Balatonfüred
  • Saisoneröffnung zu Pfingsten in Siófok (Mai/Juni)
  • Internationales Folklorefestival Aranykagyló („Goldene Muschel“) im Juli in Siófok
  • Kékszalag („Blaues Band“) Großer Preis, Segelregatta in Balatonfüred im Juli
  • Anna-Ball im Juli in Balatonfüred
  • Balaton-Ruderregatta von Alsóörs über Siófok nach Alsóőrs im Juli
  • Durchschwimmen des Balaton von Révfülöp nach Balatonboglár im Juli
  • Festival Művészetek völgye („Tal der Künste“)in Kapolcs und Umgebung, im Balaton-Hochland und nördlich vom Balaton: Dorffestival mit authentischem Kunsthandwerk, Theateraufführungen und Kinderprogrammen, das gleichzeitig im Juli in mehreren Dörfern stattfindet
  • Weinwochen in Balatonfüred und in Balatonalmádi im August
  • Leller Weinwoche in Balatonlelle im August
  • Badacsonyer Winzerfest im September

Einzelnachweise

  1. Ministerium für Umweltschutz und Wasserwitschaft
  2. Balaton Uplands National Park.
  3. Qualität des Badewassers
  4. Die 10 Gebote der Badenden

Literatur

  • Pongrác Galsai: Der Balaton. Landschaft und Geschichte. Corvina Verlag, Budapest 1978. ISBN 3-87680-749-2
  • Laszlo Trunko: Sammlung geologischer Führer Band. 91. 2000. ISBN 3-443-15073-X
  • Anasztázia Koncz: Balaton: Bildband. Corvina Verlag, Budapest 1986. ISBN 963-13-2206-8
  • Francé, R.:Resultate der wissenschaftlichen Erforschung des Balatonsees. Balaton-Ausschuss der Ungarischen Geographischen Gesellschaft, Commissionsverlag, Wien.

Weblinks

Balatonboglár im Winter

Balaton:

Naturschutz:

Organisationen:


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