Plessa

Plessa
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Plessa
Plessa
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Plessa hervorgehoben
51.46666666666713.61666666666794
Basisdaten
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Elbe-Elster
Amt: Plessa
Höhe: 94 m ü. NN
Fläche: 52,42 km²
Einwohner:

2.887 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 55 Einwohner je km²
Postleitzahl: 04928
Vorwahl: 03533
Kfz-Kennzeichen: EE
Gemeindeschlüssel: 12 0 62 372
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Steinweg 6
04928 Plessa
Webpräsenz: www.plessa.de
Bürgermeister: Gottfried Heinicke (CDU)
Lage der Gemeinde Plessa im Landkreis Elbe-Elster
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Über dieses Bild

Plessa ist eine Gemeinde im südbrandenburgischen Landkreis Elbe-Elster. Sie befindet sich etwa acht Kilometer östlich der Stadt Elsterwerda im Norden des Schradens, einem Niederungsgebiet der Schwarzen Elster und liegt beidseitig der Bundesstraße 169 und an der Bahnstrecke Kohlfurt–Falkenberg/Elster.

Zur Gemeinde gehören neben der Siedlung Plessa-Süd, die am 31. Dezember 2001 eingemeindeten Ortsteile Döllingen und Kahla.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ortsgeschichte

Plessa wurde erstmalig 1406 in der „Landbethe zu Hayn“[3] mit einer Größe 24 Hufen sowie 2 wüsten Hufen erwähnt.[4] Der Ortsname vom altsorbischen Ples(o), was See bedeutet und deutet vermutlich auf ein Altwasser der Schwarzen Elster, die einst mit zahlreichen Nebenarmen die Landschaft des den Ort umgebenden Schradens durchfloss.[5] Der Ort gehörte zur Herrschaft Elsterwerda und die Einwohner hatten dorthin ihre Abgaben zu leisten.[5]

Bereits im Jahre 1540 erfolgt die erste Erwähnung einer ledigen hölzernen Kapelle ohne Altargerät und -schmuck. Gepredigt wurde zu dieser Zeit noch in wendischer Sprache. 1792 errichtete man in Plessa eine steinerne Kirche, welche allerdings wenige Jahre später am 25. Oktober 1811 einem verheerendem Dorfbrand zum Opfer fiel, dem in Plessa nur vier Gehöfte entgingen. Neben der Kirche trug auch das Schulhaus große Schäden davon. 1814 wurde schließlich der bis in die Gegenwart erhalten gebliebene Kirchenbau errichtet, welcher 1818 eine Orgel erhielt.[5][4]

Nach dem Bau der Oberlausitzer Eisenbahn von Kohlfurt bis Falkenberg im Jahre 1874, welche den Ort durchquert, hielten die Züge zunächst nicht hier, weil die Plessaer Bauern sich geweigert hatten, Land zum Bau der ein Jahr später eröffneten Eisenbahnstrecke Berlin-Dresden abzugeben. Trotzdem begann im Ort bald die Industrialisierung. 1885 erhielt er einen eigenen Bahnhof und 1891 ein eigenes Bahnhofsgebäude errichtet. Kurz darauf erfolgte schließlich 1894 die Eröffnung der Braunkohlengrube „Agnes“ und drei Jahre später 1897 die Gründung der „Plessaer Braunkohlenwerke GmbH“. 1901 wurde nördlich der Eisenbahnstrecke eine Brikettfabrik in Betrieb genommen. Mit der Braunkohleindustrie kam auch der industriellen Aufschwung und das Dorf begann nun zu wachsen. Betrug die Einwohnerzahl 1890 noch 1200, so war sie im Jahre 1910 bereits auf 2063 Einwohner gewachsen. In diesem Jahr versorgte die Brikettfabrik als elektrische Zentrale das fast völlig ausgebaute Ortsnetz, wobei zwölf Elektromotoren und fast 400 Glühlampen angeschlossen waren. Der Plessaer Bergwerksdirektor Friedrich von Delius ließ 1924 nach eigenen Plänen die erste Abraumförderbrücke der Welt in der Grube „Agnes“ in Plessa in Betrieb nehmen. Dieser folgt 1927 neun Monaten Bauzeit die Inbetriebnahme des unweit der Brikettfabrik gelegenen Kraftwerks.

Der Zweite Weltkrieg fordert in Plessa 391 Tote. Der 24. und 25. April 1945 sind die schwärzesten Tage in der Geschichte des Ortes. Nach der Eroberung durch die Rote Armee zogen nochmals Kräfte der 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“ durch die Ortschaft und ermordeten eine unbekannte Anzahl von Kriegsgefangenen. Nach Abzug der SS-Division galt Plessa bei den sowjetischen Truppen als „Partisanendorf“. 724 Gebäude des Dorfes wurden niedergebrannt, zwischen dem 22. und 25. April 1945 starben 155 Einwohner.[6]

Das Kraftwerk, die Brikettfabrik und weitere Betriebe des Ortes wurden in den Nachkriegsjahren schließlich verstaatlicht und kurz Nach der Gründung der DDR war die Einwohnerzahl von Plessa im Jahre 1950 auf bereits auf 3423 gewachsen. In den folgenden Jahren begann auf den Bergbaufolgeflächen im Westen der Plessaer Heide die Anpflanzung von Obstgehölzen und man versuchte, 32 Hektar der Flächen für den Obstbau nutzbar zu machen. Dabei bewährten sich vor allem die Anpflanzungen von Süßkirschen, die niedrigere Standortansprüche als andere Obstsorten haben.[7] Am 1. Januar 1957 wurde der heutige Ortsteil Plessa-Süd (Grödener Schraden) eingemeindet.[5]

Ein schweres Unglück ereignete sich 1983 in der Plessaer Brikettfabrik. Bei einer schweren Kohlenstaubverpuffung gab es mehrere Tote und Verletzte.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde 1992 das Amt Plessa mit sieben Gemeinden gebildet. Die Gründung des RSV Plessa erfolgte 1995. Das Kraftwerk wurde 1998 Projekt der Internationalen Bauausstellung „Fürst-Pückler-Land“.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerentwicklung der Gemeinde Plessa inklusive seiner heutigen Ortsteile ab 1875 bis 2007[8]
Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1875 1000 1946 2939 1989 3030 1995 2781 2001 3414
1890 1200 1950 3453 1990 3009 1996 2750 2002 3383
1910 2063 1964 3621 1991 2931 1997 2707 2003 3333
1925 2445 1971 3675 1992 2913 1998 2723 2004 3316
1933 2779 1981 3315 1993 2883 1999 2670 2005 3216
1939 2909 1985 3163 1994 2826 2000 2639 2007 3051

Politik

Gemeindevertretung

Die Gemeindevertretung der Gemeinde Plessa besteht aus 16 Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister als stimmberechtigtes Mitglied. Sie setzt sich seit der Kommunalwahl am 28. September 2008 wie folgt zusammen[9]:

Fraktion Sitze
CDU: 6
Plessaer Bürgergemeinschaft/LUN: 4
SPD: 3
UWG: 3

Wappen

Das Wappen wurde am 20. August 1997 genehmigt.

Blasonierung: „In Silber zwei voneinander abgewandte, schränglinksgestellte, sich an den Enden kreuzende grüne Lindenzweige; begleitet oben von einem schwarzen Wasserrad, unten von einem schräggekreuzten Schlägel und Eisen.“[10]

Flagge

Die Flagge der Gemeinde besteht - bei Aufhängung an einem Querholz - aus drei Längsstreifen in den Farben grün - silber (weiß) - grün im Verhältnis 1 : 3 : 1 mit dem Wappen im Mittelstreifen.

Partnerschaften

Es besteht eine Partnerschaft mit der Gemeinde Nörvenich in Nordrhein-Westfalen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kraftwerk Plessa

In der Liste der Baudenkmale in Plessa stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburgs eingetragenen Baudenkmale.

Sehenswürdigkeiten

Das 1926 erbaute Kraftwerk Plessa ist ein weitgehend original erhaltenes, heute museales Braunkohlekraftwerk, das bis 1992 in Betrieb war. 1998 wurde es als Erlebnis-Kraftwerk unter dem Motto Kraftwerk im Wandel in die Projektliste der Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land aufgenommen und sein Abriss verhindert.
  • Kulturhaus Plessa
Das 1958 erbaute und 1960 eingeweihte Kulturhaus[11] steht mit seiner Fassade aus Wandbildern der Landwirtschaft und Industrie in Sgraffitotechnik aus damaliger Zeit und dem Risalit am Eingangsportal mit Emblemen des Bergbaus, der Elektrizität und der Landwirtschaft unter Denkmalschutz.
Die Elstermühle ist eine Wassermühle, welche ursprünglich aus zwei Mühlen, einer Schneide-, sowie einer Getreidemühle bestand. Sie besitzt eine leerlauffähige Schauanlage und ein kleines Museum, außerdem befindet sich im Nebengebäude ein kleines Sägewerk. Im Gebäude der Mühle befindet sich das Büro des Fördervereins Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft e. V..
Der Pomologischer Schau- und Lehrgarten ist ein Projekt des Naturparks Niederlausitzer Heidelandschaft. Auf einer Fläche von drei Hektar wachsen hier über 150 alte und neuere Hauptobstarten, wie Apfel, Birne, Kirsche und Pflaume und auch sogenanntes Beiobst wie Nüsse und Pfirsich. Hier kann man dann die Entwicklung der Obstbäume von ihrer Wildform bis zu den neuesten Züchtungen verfolgen und ebenso verschiedene Wuchs- und Kronenformen betrachten.
Der Bertzitturm ist eine ca. 35 m hohe Investruine der Braunkohleveredlung aus dem Jahre 1920. Geplant war eine Braunkohle-Tieftemperaturverkohlung der Kohle aus der nahen Grube Ada. Es handelt sich um einen Stahlskelettbau. Die Treppe ist aufgrund baulicher Mängel gesperrt und daher nur unter größter Vorsicht zu besteigen.
  • Straußenfarm Plessa
Die Straußenfarm Plessa besteht seit dem Jahr 2002 und ist, mit einer Grundfläche von 23 Hektar, eine der größten Straußenfarmen Deutschlands. Die Straußenfarm befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Großgärtnerei im Norden von Plessa, welche im Jahr 1991 ihre Produktion einstellen musste.

Brauchtum

In Plessa und der näheren Umgebung haben sich Bräuche aus wendischer Vorzeit mit denen der deutschen Bevölkerung vermischt und zum Teil bis in unsere Tage erhalten. Ein Beispiel ist der Karneval in Plessa. Ein weiterer Brauch aus wendischer Zeit, der in vielen Dörfern der Umgebung gepflegt wird, ist das Zempern.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

Weitere Persönlichkeiten, die mit Plessa in Verbindung stehen

  • Thilo Koch, deutscher Fernsehjournalist (1920–2006): in Plessa aufgewachsen, belegte er 1939, als Jahrgangsbester sein Abitur am Elsterschloß-Gymnasium in Elsterwerda.
  • Friedrich von Delius (1881–1969), langjähriger Direktor der Plessaer Braunkohlenwerke

Literatur

  • Luise Grundmann, Dietrich Hanspach (Verf.); Institut für Länderkunde Leipzig und der Sächsischen Akad. der Wissenschaften zu Leipzig (Hrsg.): Der Schraden. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Elsterwerda, Lauchhammer, Hirschfeld und Ortrand. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2005, ISBN 3-412-10900-2.
  • Klaus Beuchler: Das Dorf in der Wildnis. Tribüne, Berlin 1955.

Fußnoten und Einzelnachweise

  1. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg: Bevölkerung im Land Brandenburg am 31. Dezember 2010 nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden (PDF; 31,71 KB), Stand 31. Dezember 2010. (Hilfe dazu)
  2. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001
  3. ein Steuerverzeichnis
  4. a b Amt Plessa (Hrsg.): Amt Plessa - Eine Region in der reizvollen Niederlausitzer Heidelandschaft. Euroverlag, Cottbus 1996.
  5. a b c d Luise Grundmann, Dietrich Hanspach (Verf.); Institut für Länderkunde Leipzig und der Sächsischen Akad. der Wissenschaften zu Leipzig (Hrsg.): Der Schraden. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Elsterwerda, Lauchhammer, Hirschfeld und Ortrand. Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2005, ISBN 3-412-10900-2, S. 106 bis 111.
  6. „Plessa-Partisanendorf“, 3sat Dokumentation
  7. Autorengemeinschaft; Kulturamt des Landkreises Elbe-Elster (Hrsg.): Kohle, Wind und Wasser. Ein energiehistorischer Streifzug durch das Elbe-Elsterland.. Herzberg/Elster 2001, ISBN 3-00-008956-X., S. 84.
  8. Historisches Gemeindeverzeichnis 2005 für Brandenburg Online als PDF-Datei
  9. Daten der Gemeindevertretung entsprechend verwaltungsportal.de
  10. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
  11. Architekt: Erich Graf

Weblinks

 Commons: Plessa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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