Poděbrad

Poděbrad

Das Adelsgeschlecht von Podiebrad (tschechisch: z Poděbrad) entstammte den Herren von Kunstadt. Nachdem der Kunstädter Boček durch Heirat an die Herrschaft Podiebrad gelangte, nannte er sich als erster von Kunstadt und Podiebrad. Mitglieder dieses Familienzweigs gehörten im 14. bis 16. Jahrhundert zu den bedeutendsten politischen Persönlichkeiten im Königreich Böhmen. Ihre Besitzungen lagen in Böhmen, Mähren und Schlesien.

Persönlichkeiten

  • Boček von Kunstadt und Podiebrad (Boček z Kunštátu a Poděbrad; Boček I. von Kunstadt) († 1373) heiratete 1350 Elisabeth von Lichtenburg (Eliška z Lichtemburka) und gelangte dadurch in den Besitz der Pfandherrschaft Podiebrad. Nachdem Boček 1363 vom Kaiser Karl IV. Podiebrad als erblichen Besitz erhalten hatte, nannte er sich als erster von Podiebrad und Kunstadt. Damit begründete er diesen Familienzweig. 1371 erwarb er die Herrschaft Litice. Er war Anhänger des Jan Hus sowie führender Vertreter der Adelsunion gegen den König Wenzel IV. Er erbaute im 13. Jahrhundert in Jevišovice sowie 1336 in Adamov u Brna eine Burg und 1252 das Zisterzienserkloster in Žďár nad Sázavou. Er und seine Söhne waren Kämmerer der Kreise Brünn und Znojmo.
  • Hynek von Kunstadt und Podiebrad († nach 1376), Sohn von Boček I.
  • Ješek von Kunstadt und Podiebrad († nach 1393), Sohn von Boček I.
  • Boček II. von Kunstadt und Podiebrad († 1416) (Boček z Kunštátu; Boczek V. von Kunstadt und Podiebrad), Sohn von Boček I., gehörte ebenfalls zu den Gegnern des Königs Wenzel IV. und bekleidete hohe Ämter. Seit 1387 war er Kämmerer von Böhmen sowie 1404−1407 Oberstlandschreiber. Im Tausch gegen die südböhmische Herrschaft Bechyně erwarb er um 1415 von Heinrich von Lazan die Herrschaften Náchod und Hummel in Ostböhmen. Er war ein Anhänger von Jan Hus, nach dessen Tod er ein Protestschreiben verfasste. Mit seiner Ehefrau Anna Elisabeth von Leipa (Anna Eliška z Lipé), Tochter des Heinrich von Leipa (Jindřich z Lipé) hatte er vier Söhne:
    • Jan von Kunstadt und Podiebrad († ~ 1407–1409), verheiratet mit Elisabeth von Wartenberg (Eliška z Vartemberka)
    • Boček d. J. von Kunstadt und Podiebrad (Boczek VI. von Kunstadt-Podiebrad) (1396–1417)
    • Hynek von Kunstadt und Podiebrad erbte die Herrschaft Podiebrad. Er war Hauptmann der ostböhmischen Orebiten. Beim Zusammenstoß mit den Pragern wurde er von diesen gefangen genommen, trat jedoch ein Jahr später in deren Dienste ein. 1426 nahm er an der Schlacht bei Aussig teil. Nachdem ihn die Taboriten in Podiebrad belagerten, starb er am 16. Oktober 1426 an einer schweren Schußverletzung.
    • Viktorin Boček von Kunstadt und Podiebrad (Viktorin z Kunštátu a Poděbrad; Victorin I. von Kunstadt und Podiebrad) (1403–1427) erbte nach dem Tod seines Vaters 1416 die Herrschaften Náchod und Burg Litice und nach dem Tod seines Bruders Hynek 1426 Podiebrad. Außerdem kaufte er Pardubice hinzu. Sein Hauptsitz war die Burg Litice. Erstmals erwähnt wird er 1417. Er gehörte zu den Anhängern der Hussiten, nahm 1420 an der Belagerung von Vyšehrad teil und schloss sich den Orebiten an. Anfang 1422 näherte er sich Jan Žižka an, dessen Anhänger und Freund er wurde. Aus diesem Grund wurde Litice 1421 von den Heeren der auf der Seite des Kaisers Sigismund stehenden Fürsten und des katholischen Adels belagert. Nach Žižkas Tod gehörte Viktorin zu den Führern der Waisen, wandte sich jedoch bald den Pragern zu. Er starb am 1. Januar 1427 auf der Burg Podiebrad. Aus seiner Ehe mit Anna von Wartenberg (Anna z Vartenberka) entstammten drei Töchter sowie Sohn Georg, der spätere König von Böhmen.
      • Georg von Podiebrad (Jiří z Poděbrad) war König von Böhmen. Er vergrößerte sein Besitztum um das Glatzer Land, das er 1459 zu einer Grafschaft erhob, sowie um das schlesische Herzogtum Münsterberg. Nach Georgs Tod 1471 wurden seine Besitzungen 1472 nach einem Erbvertrag auf seine vier Söhne aufgeteilt. Drei von ihnen begründeten als Herzöge von Münsterberg den gleichnamigen Familienzweig:
        • Boček von Podiebrad (1442–1496) erhielt Litice, das er schon bald an seinen Bruder Heinrich d. Ä. veräußerte.
        • Viktorin von Münsterberg war seit 1459 Reichsfürst, Herzog von Münsterberg und Graf von Glatz.
        • Heinrich d. Ä., Reichsfürst, Herzog von Münsterberg und Graf von Glatz.
        • Heinrich d. J. Reichsfürst, Herzog von Münsterberg, Graf von Glatz, Diplomat und Schriftsteller

Der Münsterberger Zweig der Podiebrads starb 1647 in männlicher Linie aus.

Literatur

  • Lydia Baštecká, Ivana Ebelová, 'Náchod', Náchod 2004, ISBN 80-7106-674-5, S. 43-58

Weblinks


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