Poecilia reticulata

Poecilia reticulata
Guppy
Guppys, links das ♂, rechts das ♀, Zuchtform

Guppys, links das , rechts das , Zuchtform

Systematik
Überordnung: Stachelflosser (Acanthopterygii)
Ordnung: Zahnkärpflinge (Cyprinodontiformes)
Familie: Poeciliidae
Unterfamilie: Lebendgebärende Zahnkarpfen (Poeciliinae)
Gattung: Poecilia
Art: Guppy
Wissenschaftlicher Name
Poecilia reticulata
Peters, 1859
Männchen

Der Guppy (Poecilia reticulata, Synonyme: Lebistes reticulata, Lebistes reticulatus) ist einer der beliebtesten Süßwasser-Aquarienfische. Dies liegt wohl in erster Linie an seiner Vermehrungsfreudigkeit: Die lebendgebärenden Guppys vermehren sich im Aquarium sehr schnell.

Inhaltsverzeichnis

Namensherkunft

Der Name „Guppy“ geht auf Robert John Lechmere Guppy (* 1836, † 1916) zurück, der im Jahre 1866 dem Britischen Museum mehrere Exemplare der Spezies sandte, die er auf Trinidad gesammelt hatte. Da man damals annahm, die Fische seien mit den bereits bekannten Poecilia reticulata nicht identisch, wurde die Art zunächst als eigene Spezies unter der Bezeichnung Girardinus guppyi beschrieben. Auch wenn die Identität der Guppys mit Poecilia reticulata heute weitgehend unbestritten ist, ist ihnen der damalige Name geblieben. Ursache dieser Doppeltbeschreibung (der Guppy wurde noch mehrfach unter anderen Namen beschrieben) war, dass der Zoologe Peters, der ihn beschrieb, hierfür nur Weibchen benutzte. Sollte der Guppy aus der Gattung Poecilia ausgegliedert werden, gehört er übrigens nicht in die Gattung Lebistes (die dieser Beschreibung zugrunde liegenden Fische sollen Mollys sein), sondern in Acanthophacelus.

Verbreitung

Seine Heimat liegt im Nördlichen Südamerika, nördlich des Amazonas. Als Neozoon ist er darüber hinaus in tropischen und subtropischen Gewässern weit verbreitet, da er vielfach zur Moskitobekämpfung eingeführt oder von Aquarianern ausgesetzt wurde. Auch in Deutschland wird er als Neozoon gelistet. Das Vorkommen beschränkt sich aber auf Thermalquellen und deren Bäche oder auf die Ausläufe von Kühl- oder Klärwässern von Kraftwerken und Industrieanlagen.

Die älteste in Deutschland bekannte Population liegt bei Erfurt, wo seit 1975 Guppys im Warmwasserabfluss eines Kraftwerks leben. Sie haben sich im Aussehen der Wildform wieder angenähert.

Erscheinungsbild

Die Männchen der Zuchtformen werden ohne Schwanzflosse knapp 3 cm groß, die Weibchen bis über 6 cm. Die Wildformen bleiben deutlich kleiner, Männchen bis 2,5, Weibchen bis 4,5 cm. Der Guppy zeigt einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus. Die Männchen sind kleiner, schlanker und farbenprächtiger als die Weibchen. Außerdem haben sie ein Gonopodium, also eine zum Begattungsorgan umformte Afterflosse, die bei Jungguppymännchen bereits im Alter von vier Wochen ansatzweise zu erkennen ist. Guppys sind lebendgebärend. Sie betreiben keine Brutpflege und betrachten ihre Jungen sogar als Beute. Allerdings gilt das nicht für alle Stämme, manchmal bleiben die Jungen unbehelligt.

Sie können bei Zimmertemperatur (möglich: 16-30 °C; optimal: 24-26 °C) gehalten werden. Prachtvolle Importe aus wärmeren Regionen Europas sind anfälliger für Krankheiten, da sie Seewasserzusatz und möglicherweise Antibiotika gewohnt sind. Im Heimaquarium haben sie oft nur eine sehr kurze Lebenserwartung, jedoch sind ihre Nachkommen nicht so anfällig. Aquarianer sind mit heimischen Nachzuchten, die das hiesige Wasser gewohnt sind, meist besser bedient.

Vermehrung der Guppys

Bereits mit drei Monaten werden die Weibchen geschlechtsreif (Männchen früher), wobei sie bereits einige Zeit vor der ersten Trächtigkeit befruchtet werden können, da sie den Samen speichern. Dieser Vorrat reicht für bis zu elf Würfe aus, bei denen die einzelnen Würfe ca. 20 Junge zur Welt bringen. Will man aus züchterischen Gründen sicher sein, von welchem Männchen die Jungen stammen, sollte man die Weibchen bereits vor der 4. Lebenswoche von den Männchen trennen. Im Normalfall werden die Männchen in ein anderes Becken gesetzt, sobald sie sich als solche zu erkennen geben. Das Weibchenbecken muss weiter scharf kontrolliert werden, um kein Spätmännchen zu übersehen, was die Zucht einige Monate zurückwerfen kann. Auf die Gesundheit der Weibchen hat eine frühe Trächtigkeit keinen negativen Einfluss. Weibchen, die lange ohne Männchen aufwuchsen, wird aber manchmal eine verminderte Fruchtbarkeit nachgesagt. Man kann ein Männchen von einem Weibchen unterscheiden, wenn man genau die Afterflosse anschaut: Bei Männchen ist diese schmaler und länglicher, bei Weibchen breiter und fächerförmig. Wenn es allerdings schnell schwimmt wird auch die Afterflosse eines Weibchens ähnlich der eines Männchens. Darauf zu achten ist wichtig, wenn die Fische noch relativ jung sind und die Männchen noch keine bunte Farbe bekommen haben. Außerdem sind Weibchen fülliger und kräftiger als Männchen. Aus der Wildform sind vielfältige Zuchtformen geschaffen worden. Sowohl professionelle Züchter als auch Anfänger widmen sich seit vielen Jahrzehnten dem Guppy, und heute existiert eine überwältigende Fülle an Farben, Mustern und Formen. Es sind aber bei weitem noch nicht alle Grenzen ausgelotet. Regelmäßig kommen neue Farbformen zu den bereits existierenden hinzu. Dabei gibt es für die Zucht von so genannten Guppy-Stämmen internationale Regeln, welche die verschiedenen Zuchtformen beschreiben. Die Stämme werden nach der Beflossung in verschiedene Guppyarten unterteilt.

Verschiedene Guppyformen

Großflosser:

  • A Fahnenschwanz
  • B Triangelschwanz
  • C Fächerschwanz
  • D Schleierschwanz

Schwertflosser:

  • E Doppelschwert
  • F Oberschwert
  • G Untenschwert
  • H Leierschwanz

Kurzflosser:

  • I Spatenschwanz
  • J Speerschwanz
  • K Rundschwanz
  • L Nadelschwanz
Ein Doppelschwertguppy

Zusätzlich zu den verschiedenen Flossenformen werden noch die verschiedenen Grund- und Deckfarben unterschieden. Der festgelegte Standard der Guppyzüchter IHS, Internationaler Hochzucht-Standard, lässt zwölf verschiedene Formen zu. Hauptsächlich die Form der Rücken- und Schwanzflosse und eine ansprechende Färbung sind Zuchtziele, die Vitalität und Fruchtbarkeit der Tiere sollte aber auch nicht vernachlässigt werden. In Deutschland finden derzeit bis zu sieben Ausstellungen jährlich statt, auf denen zwischen 130 und 250 Trios von Guppys zu sehen sind. Die Termine finden sich bei den Guppyvereinen Interessengemeinschaft Guppys-Mollys-Xiphos e.V., DGD, Die Guppyfreunde Deutschlands, DGLZ Deutsche Gesellschaft für Lebendgebärende Zahnkarpfen, GCD Guppy-Club Deutschland, DGF Deutsche Guppy-Föderation, GGD Gesellschaft der Guppyzüchter in Deutschland, GKR Guppy-Klub Rheinland sowie GPH Guppyklub Paul Hähnel.

Endlers Guppy

Als eigene Art ist der so genannte Endlers Guppy zu sehen. Wild lebend ist er bis jetzt in einer Süßwasserlagune in Venezuela sowie umgebenden Gewässern nachgewiesen. Aufgrund von Biotopzerstörungen existiert er nicht mehr in der Laguna dos Patos, wohl aber noch in anderen Gewässern dieses Bereichs. Sein Name lautet Poecilia wingei Poeser, Kempkes & Isbrücker, 2005. Der Bau und die zum „normalen“ Guppy andere Ausprägung des Gonopodiums ließen diese Neubeschreibung zu. Die selteneren, relativ rein erhaltenen Exemplare ähneln sehr den Wildformen. Die Endler sind etwas kleiner als die bekannten, in jeder Zoohandlung zu findenden Zuchtformen, dafür aber sicher ebenso farbig.

Guppys und die Verhaltensbiologie

Das Fortpflanzungsverhalten der Guppys ist unter anderem durch einen Nachahmungseffekt geprägt. Wie verschiedene Untersuchungen beweisen konnten, wählen Guppyweibchen als Geschlechtspartner bevorzugt Männchen, die schon zuvor von anderen Weibchen ausgewählt wurden, und lehnen Partner ab, die bereits von anderen Weibchen ebenfalls abgelehnt wurden. Dieser Nachahmungseffekt ist eine Verhaltensanpassung, mit denen Weibchen ihr Prädationsrisiko reduzieren, indem sie einen möglichst "erfolgreichen" Geschlechtspartner auswählen. Männliche Guppys bedrängen die Weibchen anderer Fischarten und verhinderten so, dass sich diese paaren. Die aggressive Annäherung von Guppys an fremde Weibchen hat zur Folge, dass diese selbst Männchen der eigenen Art ausweichen und sich nicht mehr fortpflanzen. So verdrängen sie ihre Konkurrenten und sichern sich den Zugang zu Nahrungsquellen [1].

Einzelnachweise

  1. www.sueddeutsche.de: Sexmaschinen des Tierreichs. Süddeutsche Zeitung, 24.01.2008.

Weblinks


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