Polka de V.R.

Polka de V.R.

Die Polka de W.R. (engl. häufig Polka de V.R., Erstausgabe: Polka V.R.) ist ein ca. 4-minütiges Klavierstück von Sergei Rachmaninow, entstanden am 11.jul./24.greg. März 1911. Vorlage der Transkription ist die Lachtäubchen Scherzpolka, op 303 von Franz Behr. Rachmaninows Bearbeitung wurde im Juni 1911 erstmals in einer Nouvelle Collection de Musique zusammen mit Werken von Skrjabin, Medtner, Tanejew, Catoire und Goedicke bei Edition Russe de Musique, im gleichen Jahr auch im Verlag Gutheil, Leipzig, veröffentlicht.

Franz Behr (1837–98) war ein deutscher Komponist insb. von Salonmusik für das Klavier, der heute völlig vergessen ist.[1] Die Scherzpolka war das Lieblingsstück von Rachmaninows Vater Wassili (W.R. = Wassili Rachmaninow, engl. Vassily Rachmaninov = V.R.) und es ist wahrscheinlich, dass Rachmaninow annahm, dass es ein Originalwerk des Vaters sei, da sich in den veröffentlichten Ausgaben keinerlei Hinweis auf Behr befindet. Erst im ausgehenden 20. Jahrhundert wurde Behr als Urheber allgemein bekannt.[2]

Rachmaninows virtuos gesetzte Klaviertranskription, die Behrs originalen Mittelteil weglässt, ist Leopold Godowsky gewidmet und wurde am 6. Mai 1922 in der Queen's Hall in London vom Komponisten erstmals öffentlich aufgeführt.[3] Rachmaninow behielt das Werk danach zeitlebens im Repertoire und spielte es nicht weniger als viermal ein.[4] Das Werk genoss in der Ära der letzten romantischen Virtuosen große Popularität und wurde von vielen Pianisten, z.B. Vladimir Horowitz oder Shura Cherkassky, häufig als Zugabe gespielt.

Auswahldiskografie

Pianist Aufnahmedatum und -ort aktuelles Label und Nr. Nettospieldauer Ossia T.21[5]
Sergei Rachmaninow (Ampico Klavierrolle) 17.3.1919/27.8.1996 Telarc CD-80489[6] 4:05 ja
Sergei Rachmaninow (Edison Records)[7] 23.4.1919 APR CDAPR 7013 4:06 ja
Sergei Rachmaninow (Victor) 4.4.1928 RCA GD 87766 3:40 ja
Simon Barere 11.11.1947 live Carnegie Hall APR 5623 3:18 nein
Vladimir Horowitz ca. 1975-80 live[8] RCA GD 87754 3:53 ja
Shura Cherkassky 22.11.1979 live Queen Elizabeth Hall London Decca 476 8537 3:44 nein
Vladimir Horowitz 20.4.1986 live Moskauer Konservatorium DGG 419 499-2 3:37 ja[9]

Einzelnachweise

  1. Das über 1400-seitige Standardwerk Hollfelder: Das große Handbuch der Klaviermusik, Wilhelmshaven 1996, verzeichnet ihn z.B. nicht
  2. Peter Donohoe nennt Behr in seinem Vorwort zur Boosey & Hawkes-Ausgabe von 1985.
  3. erste gesicherte Aufführung
  4. für Ampico Klavierrolle und für Edison Records jeweils 1919 und für Victor Talking Machine Company 1921 und 1928
  5. spielt die als ossia gedruckte zusätzliche Melodie ab Takt 21
  6. Wiedergabe der Klavierrolle auf Bösendorfer SE-290
  7. auf einem Klavier (nicht Flügel) aufgenommen
  8. RCA gibt Studioaufnahme vom 24.6.1977 an, die Aufnahme enthält aber Applaus
  9. Horowitz ändert in diesem Mitschnitt außerdem die Melodie in Takt 5 und 13 ab (d' statt c')

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