Portland-Vase

Portland-Vase
Portlandvase, Teil A
Portlandvase, Teil B

Die Portlandvase ist eine berühmte, in Überfangtechnik hergestellte römische Amphore aus frühaugusteischer Zeit.

Inhaltsverzeichnis

Technisches: Glyptik

Das eigentliche Gefäß besteht aus dunkelblauem Glas und wurde mit einer Schicht weißen Glases überzogen. In diese weiße Schicht wurden in Kameentechnik die Bilder eingeschnitten. Im heutigen Zustand ist die Portlandvase etwa 25 cm hoch; möglicherweise besaß sie ursprünglich den bei einer Amphore zu erwartenden spitzen Fuß und bekam nachträglich eine Bodenplatte eingesetzt.

Bildschmuck

Auf der einen Seite der Portlandvase ist – so die gängigste Deutung – Atia zu sehen, die unter einem Feigenbaum lagert. Apollon nähert sich ihr, während Artemis Zeugin der Szene ist.

Die andere Seite zeigt die Vereinigung der Atia mit der Apollonschlange, gleichzeitig ist aber der Gott auch in anthropomorpher Gestalt zu sehen. Über der Szene schwebt Eros. Quirinus-Romulus beobachtet die Zeugung des Augustus.

Geschichte

Angeblich in einem Sarkophag in der Umgebung des Monte del Grano gefunden, war die Vase seit 1642 im Besitz der Barberini und wurde im Palazzo Barberini aufbewahrt. In älteren Darstellungen wird sie deshalb mitunter auch als Barberinivase bezeichnet. 1780 ging sie in den Besitz eines Schotten über und wurde dann an Sir William Hamilton, den englischen Gesandten in Neapel, verkauft. Die nächste Besitzerin war eine Herzogin von Portland, auf die die heutige Bezeichnung für die Vase zurückgeht, und später deren Sohn. Schließlich kam das Gefäß 1810 als Leihgabe ins Britische Museum, das das wertvolle Stück 1945 käuflich erwerben konnte.

Seit 1790 fungiert die Portlandvase auch als Firmenzeichen der sog. Wedgwoodware; von dieser Firma wurde sie auch in Steinzeug kopiert. John Keats' Ode on a Grecian Urn soll von der Portlandvase inspiriert sein.

In neuerer Zeit wurde die antike Herkunft der Portlandvase bestritten. Jerome M. Eisenberg schrieb sie stattdessen einem Künstler der Renaissance zu; er argumentierte, die Kunst des Kameenschneidens sei auf der Portlandvase weitaus entwickelter als auf vergleichbaren antiken Gefäßen, die Amphore müsse also jünger sein als diese. Außerdem seien die dargestellten mythologischen Gestalten nicht eindeutig einzuordnen; es könne sich etwa um eine ungenaue Wiedergabe einer Szene mit Mars und Rhea Silvia handeln, die auf einem Sarkophag aus der Villa Mattei in Rom zu sehen und seit der Renaissance gut bekannt gewesen sei. Schließlich sei auch der geflügelte, schwebende Eros höchst ungewöhnlich für eine antike Darstellung. Eisenbergs These wurde von den Experten des Britischen Museums abgelehnt. Eine genaue Altersbestimmung der Vase kann jedoch nicht vorgenommen werden, da sie dem Gefäß Schaden zufügen würde.

Literatur

  • Robin Brooks: The Mystery of the Portland Vase. Druckworth, London 2004
  • W. Mancowitz: The Portland Vase and the Wedgwood Copies. London 1952
  • Erika Simon: Die Portlandvase. Mainz 1957
  • D. E. L. Haynes: The Portland Vase, London 1964 (dazu Rezension von H. Möbius, Gnomon 36, 1964, 636 f.)
  • K.-H. Hunger: Das Geheimnis der Portlandvase. Über die Möglichkeit, nach 2000 Jahren ein glasklares augusteisches Bildmotiv zu durchschauen. München 1988
  • N. Williams: The Breaking and Remaking of the Portland Vase. London 1989
  • W. Gudenrath, K. Painter, D. Whitenhouse: The Portland Vase. In: Journal of Glass Studies 32, Corning 1990.
  • Susan Walker: The Portland Vase. The British Museum Press, London 2004
  • Schönheit und Wahrheit. Gelehrtenstreit um die Portland-Vase im British Museum. in: Neue Zürcher Zeitung, 3. September 2003

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