Porträtmalerei

Porträtmalerei

Als Porträtmalerei (zu franz. portrait, „Bildnis“) bezeichnet man ein Genre der Malerei, dessen Gegenstand die Abbildung eines Menschen in einem Gemälde ist.

Tizian: Porträt des Dogen Francesco Venier (1555, Sammlung Thyssen-Bornemisza, Madrid)
Selbstporträt von Rembrandt (1660, English Heritage, Kenwood House, London)
Gerd Mosbach: Porträt des Joachim Kardinal Meisner (2010, Erzbischöfliches Priesterseminar, Köln)

Inhaltsverzeichnis

Differenzierungsbereiche

Je nach der Größe des Bildausschnittes unterscheidet man in der Malerei Kopfstück, Brustbild, Hüftbild (halbe Figur), Halbfigur, Kniestück (Porträt vom Kopf bis zum Knie), Ganzfigur, nach der Haltung oder Wendung der Figur, besonders des Kopfes, bezeichnet man das Bildnis als von vorn (en face) oder von der Seite genommen (en profil), als Halb- oder Dreiviertelprofil. Eine Übersicht darüber gibt der Artikel Porträt.

Studienkopf nennt man ein skizzenhaft, mehr zur Übung oder als Studie ausgeführtes Bildnis.

Geschichte

Die Porträtmalerei war bereits im Altertum bei den Ägyptern gut ausgebildet, wie zahlreiche Bildnisse der Verstorbenen beweisen (s. Mumienporträt). Bei den Griechen gelangte sie erst in der alexandrinischen Zeit zur höchsten Vollendung. Zur meisterhaften Gestaltung gelangten in der griechischen Kunst auch Idealporträts. Das sind frei erfundene Charaktertypen, geschaffen nach dem idealen Wesen des betreffenden Individuums und dem Künstler auch nicht persönlich bekannt (Statuen und Köpfe des Homer, Äsop, Aristoteles etc.). Mit Lysipp und seinem Bruder Lysistratos, der zuerst Gesichtsmasken nach dem Leben abformte, drang die realistische Auffassung in die Porträtkunst ein. Die Römer haben daraufhin diese Porträts in virtuoser Weise ausgebildet (Augustusstatue des Vatikanischen Museums, Köpfe des Caracalla, Hadrian).

In der Renaissancezeit wurde das Porträt durch die Bildhauer (Mino da Fiesole, Desiderio da Settignano, Rossellino, Luca della Robbia u.a.) und Maler wie Piero della Francesca, Pisanello, Perugino oder Botticelli und der Manierist Bronzino zu höchster, naturalistischer Virtuosität ausgebildet. In der Blütezeit der italienischen Malerei gelang es den Künstlern, dem Porträt die Bedeutung eines Charakterbildes zu geben, in welchem das ganze Wesen des Dargestellten zum Ausdruck gelangt.

Raffael und Tizian stehen hierin voran, unter den Niederländern Rubens, van Dyck, Frans Hals und Rembrandt, aus der spanischen Schule besonders Velázquez. Die letzteren Meister wissen auch durch koloristische Stimmung und bedeutsamen Hintergrund die Schilderung zu vertiefen.

Einfacher, aber ungemein charakteristisch sind die Porträts eines Dürer und Holbein. Die niederländische Malerei brachte die so genannten Konversationsstücke und die Doelen- (Schützen-) und Regentenstücke auf, in denen die Porträtierten zu freien Gruppen bedeutungsvoll verbunden wurden.

Im Zuge der zunehmenden Bedeutung der Auftragsmalerei ist die Porträtbildnerei seit dem 17. Jahrhundert so sehr in den Vordergrund getreten, dass kein Maler von Bedeutung sich derselben entzogen hat. Die Porträtmalerei, die in der Renaissance die naturalistische und individuelle Darstellung des Menschen perfektioniert hatte, wurde im Barock von Adel, Klerus und Kaufleuten für die Standesrepräsentation funktionalisiert. Von bevorzugten Porträtmalern der neueren Zeit sind die Franzosen David, Gérard, Ingres, Cabanel, Bonnat, Carolus-Duran, Robert Lefèvre die Deutschen Alexander Macco, Winterhalter, Wach, Magnus, Hensel, G. Richter, Angeli, Lenbach, die Engländer Reynolds, Gainsborough, Millais, Herkomer, die Niederländer Isaac Israëls, Vincent van Gogh, Paul Citroen, Sierk Schröder, Frans Koppelaar zu nennen.

Siehe auch

Herrscherbild

 Commons: Porträtgemälde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Torsten Krämer: Porträtmalerei-Werkbetrachtung von der Antike bis zur Gegenwart. Klett Verlag Stuttgart-Leipzig 2010.
  • Renate Klein: Porträt. Englisch Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-8241-1289-0

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