Pragfriedhof

Pragfriedhof

Übersichtsplan
Plan des Israelitischen Friedhofs
Jugendstil-Krematorium im Pragfriedhof
Blick auf den israelitischen Friedhofsteil
Zugang zur Begräbnisstätte für fehlgeborene Kinder
Ehemaliges Leichenhaus
Kolumbarium am Krematorium
Gräber und Vegetation
Russisch-orthodoxe Kirche, links im Bild das Grab Georg von Morloks
Detail des Krematoriums

Der Pragfriedhof in Stuttgart-Nord ist der drittgrößte Friedhof Stuttgarts.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Begräbnisstätte unterhalb des Pragsattels lag zur Planungszeit und zum Zeitpunkt der Eröffnung 1873 außerhalb der Stadt. Die inzwischen etwa 20 Hektar große und an einem Hang liegende Anlage wird durch eine Haupt- und eine Querallee gegliedert, die den Blick auf die Feierhalle, das einzige Krematorium Stuttgarts, zulassen. Dieses Jugendstilbauwerk wurde nach den Plänen des Architekten Wilhelm Scholter in den Jahren 1905 bis 1907 errichtet. Weitere Gebäude auf dem Gelände des Friedhofs sind das Verwaltungsgebäude in der Friedhofstraße 44, die Kapelle in der Friedhofstraße 46 und das ehemalige Leichenhaus in der Friedhofstraße 48, das später zu einem Dienst- und Wohngebäude umfunktioniert wurde und heute von einer Musterausstellung zur Grabgestaltung umgeben ist. Diese Gebäude stammen aus den Jahren 1873 bis 1876 und wurden von dem Architekten Ulmer und dem Münsterbaumeister A. Beyer geschaffen. Sie greifen historisierend auf gotische Formenbestände zurück. Der Friedhof gilt als Sachgesamtheit als Kulturdenkmal.

1874 wurde der Friedhof auf der Ostseite um einen Teil für Angehörige des jüdischen Glaubens erweitert, nachdem der jüdische Teil des Hoppenlaufriedhofs nicht weiter genutzt werden konnte. Er erhielt zwischen 1881 und 1883 eine Einfriedung und ein Tor im neugotischen Stil nach den Plänen des Architekten Wolff. 1925 wurde dort eine Gedenkstätte für die jüdischen Stuttgarter Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet. 1944 wurde die Friedhofshalle durch Kriegseinflüsse zerstört. Der jüdische Teil des Pragfriedhofs wurde nach der Zeit des Nationalsozialismus wieder instandgesetzt und 1947 durch ein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus ergänzt. Beisetzungen finden heute auf diesem Teil des Friedhofes kaum mehr statt; stattdessen wird der jüdische Teil des Zentralfriedhofs im Steinhaldenfeld genutzt, der bereits zwischen 1937 und 1938 angelegt wurde. Auf dem jüdischen Teil des Pragfriedhofs befinden sich über 2300 Grab- und Gedenksteine. Dieser Teil des Pragfriedhofs ist durch einen Zaun vom Rest der Anlage abgetrennt und nicht für die Allgemeinheit zugänglich.

1953 wurde die erste anonyme Urnen­gemeinschaft angelegt.

2003 wurde eine Begräbnisstätte für fehlgeborene Kinder eingeweiht. Eine weitere Besonderheit für Stuttgart ist die Möglichkeit der Urnenbeisetzung im Kolumbarium.

Auf dem Gelände des Pragfriedhofs befindet sich auch die russisch-orthodoxe Heilige-Alexander-Nevskij-Kirche.

Israelitischer Friedhof

Der israelitische Friedhof liegt an der östlichen Seite des Pragfriedhofes[1] und erstreckt sich in einem langen schmalen Streifen von der Friedhofstraße bis zur Martinskirche. Der Friedhof ist in 22 rechteckige Abteilungen eingeteilt, die bis zu Abteilung 18 paarweise rechts und links des Mittelwegs liegen und dann rechteckige Felder über die ganze Breite des Friedhofs bilden. Die Nummerierung beginnt an der Friedhofstraße mit Abteilung 1 und endet mit Abteilung 22 bei der Martinskirche. Die Grenzsteine der Abteilungen tragen die entsprechenden römischen Zahlen I-XXII. Die amtliche Nummerierung der Gräber besteht aus der Abteilungsnummer, der Reihennummer und der Grabnummer. Die Reihen liegen parallel zum Zaun und werden aufwärts von West nach Ost gezählt.[2] Das Grab mit der Nummer II-V-882 befindet sich z. B. in Abteilung II, Reihe V und hat die fortlaufende Grabnummer 882.

Der Friedhof und seine Gräber sind in einer Monographie von Joachim Hahn beschrieben (siehe Literatur). Sie enthält einen Abriss der Geschichte des Friedhofs, eine alphabetische Belegungsliste, einen Belegungsplan und Fotos ausgewählter Grabsteine. Reichhaltige Informationen bietet auch die Webseite von Alemannia Judaica (Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum) (siehe Weblinks).

Besuchsmodalitäten: Zum Besuch des Friedhofs muss man den Torschlüssel bei der Verwaltung abholen. Diese befindet sich in dem Gebäude rechts vom Haupteingang an der Friedhofstraße und ist Montag bis Freitag von 7:30-15:30 Uhr geöffnet.[3] Das Haupttor des Israelitischen Friedhofs befindet sich am rechten Ende der Friedhofsmauer in der Friedhofstraße.

Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr

Ab 1885 bestand eine Omnibuslinie zwischen dem Pragfriedhof und der Schwabstraße. Schon ein Jahr später existierte hier eine Straßenbahnlinie der Neuen Stuttgarter Straßenbahngesellschaft Lipken und Cie. Heutzutage ist der Pragfriedhof mit den Stadtbahn-Linien 5, 6, 7, 12 bis zur Haltestelle „Eckartshaldenweg“ und 15 bis zur Haltestelle „Pragfriedhof“ erreichbar.

Stadtklima

Der Pragfriedhof gilt als eine der wichtigsten Grünflächen im Stadtbereich Stuttgart und wird in die Planungen des Projekts Stuttgart 21 einbezogen. Sein dichter Baumbestand verhindert ein deutliches nächtliches Auskühlen, wie es in Parkanlagen, die offener bepflanzt sind, auftritt.

Veranstaltungen

Der Pragfriedhof war ab dem Jahr 2000 immer wieder Schauplatz der Veranstaltung be-rührungen, die das teatro piccolo zusammen mit der Nordgemeinde veranstaltete. Es handelt sich dabei um einen nächtlichen Spaziergang über den Friedhof mit mehreren Stationen zum Thema Vergänglichkeit und Ewigkeit.

Bekannte Gräber

Legende

  • Abt. = Abteilung, in der sich das Grab befindet. Die Lage der Abteilungen geht aus dem Übersichtsplan und dem Plan des Israelitischen Friedhofs (siehe oben) hervor.
  • (Isr.) nach der Abteilungsnummer: Das Grab befindet sich auf dem Israelitischen Friedhof.
  • P = Grab eines Prominenten
  • K = Grab mit Kunstwerk
  • Wenn in einer Spalte neben der Überschrift das Symbol Pfeil nach oben/Pfeil nach unten erscheint, kann durch Klicken auf einen Pfeil auf- bzw. absteigend nach dem Spalteninhalt sortiert werden.
Abt. P K Vorname Familienname * Beruf, Anmerkungen
3 P Otto Baisch Schriftsteller
P Wilhelm Bazille württembergischer Staatspräsident
P Willi Baumeister Maler
4 P Wilhelm Blos württembergischer Staatspräsident
P Eugen Bolz Politiker und NS-Widerstandskämpfer
P Rudolf Dietelbach 1847 1917 Bildhauer
P Christian Heinrich Dillmann Pädagoge und Schulreformer
P Axel Dünnwald-Metzler langjähriger Präsident der Stuttgarter Kickers
P Cäsar Flaischlen Schriftsteller
P Kurt Floericke Forschungsreisender
1 P Karl von Gerok Theologe und Lyriker
P Albrecht Goes Schriftsteller und Theologe
2 (Isr.) P Albert Güldenstein Stuttgarter Bildhauer
3 P Friedrich Wilhelm Hackländer Schriftsteller
P Eduard von Hallberger Verleger
P Ludwig Hallberger Verleger
P Käte Hamburger Literaturhistorikerin
P Karl Hengerer Architekt
P Theodor Heuglin Forschungsreisender
P Julius Hoelder Politiker
8 P Ludwig Hofer Bildhauer
P Julius Keck Politiker
P Wilhelm Kohlhammer 1839 1893 Verleger
P Alfred Kröner Verleger
P Theodor Kroner Stadtrabbiner und Gelehrter
1 P Christian Friedrich von Leins Architekt
P Marquardt Hoteliers
P Karl Mauch Afrikaforscher
P Ruth Mönch Schauspielerin und Moderatorin, Ehefrau von Willy Seiler
10 P Eduard Mörike Schriftsteller
P Georg von Morlok Architekt
P Ernst Moritz Mungenast Schriftsteller und Journalist
P Bernhard von Neher Maler
P Hans Nibel technischer Direktor von Daimler-Benz
P Eduard von Pfeiffer Bankier und Sozialreformer
P Gustav Pfizer Schriftsteller
P Karl Christian Planck Philosoph
P Emil von Rümelin Oberbürgermeister von Stuttgart
P Karl Sautter Postbeamter und Staatssekretär
P Käte Schaller-Härlin Malerin
P Rudolf von Schmid Theologe
P Tony Schumacher Kinderbuchautorin
16 P Heinrich von Sick Oberbürgermeister von Stuttgart
P Ernst von Sieglin Archäologe und Mäzen
P Heinrich Sontheim „Kaiser der Tenöre“
P Willy Seiler Schauspieler und Moderator, Ehemann von Ruth Mönch
P Hans Spemann Biologe
P Hans Speidel General
P Franz Seraph Stirnbrand württembergischer Hofmaler
12 P Albert Stotz Inhaber einer Eisengießerei
P Wilhelm Strienz deutscher Sänger (Bass)
P Anna Sutter Opernsängerin
P Karl Gustav Vollmoeller Dichter und Flugzeugkonstrukteur
P Claire Waldoff Kabarettistin und Sängerin
P Elise Wallach geb. Weil Modell für den Kopf der Stuttgardia am Stuttgarter Rathaus
P Josef Warscher Geschäftsführer der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Württemberg
P Carl Weitbrecht Diakon, Schriftsteller und Rektor der TH Stuttgart
P Karl von Weizsäcker württembergischer Ministerpräsident
8 P Ferdinand Graf von Zeppelin Luftschiffpionier

Einzelne Gräber

Literatur

  • Joachim Hahn: Friedhöfe in Stuttgart, Band 3: Pragfriedhof, israelitischer Teil, Stuttgart 1992.
  • Israelitisches Kirchenvorsteheramt Stuttgart (Herausgeber): Festschrift zum 50jährigen Jubiläum der Synagoge zu Stuttgart, Stuttgart 1911, Seite 96-97 (Geschichte des israelitischen Teils des Pragfriedhofs).
  • Karl Klöpping: Historische Friedhöfe Alt-Stuttgarts, Band 2: Der Central-Friedhof auf der Prag. Ein Beitrag zur Stadtgeschichte mit Wegweiser zu den Grabstätten bekannter Persönlichkeiten, Stuttgart 1996.
  • Mammut-Verlag (Herausgeber und Redaktion): Stuttgart, Der Friedhofwegweiser, DIESSEITS und JENSEITS, Stuttgart 2011, Seite 28-30 (kostenlos erhältlich, u. a.. bei der Infothek im Rathaus).

Weblinks

 Commons: Pragfriedhof Stuttgart – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vom Haupteingang an der Friedhofstraße aus gesehen rechts.
  2. Vom Zaun des allgemeinen Friedhofs bis zum Zaun des Israelitischen Friedhofs hin.
  3. Stand: 3. Juni 2011.
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