Prallluftschiff

Prallluftschiff
Das aktuelle Prallluftschiff der WDL am Flughafen Essen/Mülheim

Prallluftschiffe, auch Blimps genannt, sind Luftschiffe ohne inneres Gerüst (wie ein Ballon). Ihre aerodynamische Form erhalten sie durch die Form der Hülle und den Innendruck. Damit unterscheiden sie sich von Starrluftschiffen, deren Form durch ein Innenskelett aufrechterhalten wird.

Größter Hersteller bis heute war Goodyear. Prallluftschiffe werden umgangssprachlich auch immer wieder als „Zeppelin“ bezeichnet, obwohl nur Luftschiffe der Firma Luftschiffbau Zeppelin bzw. Zeppelin Luftschifftechnik diese Bezeichnung tragen. Zeppelin selbst fertigt keine Prallluftschiffe. Bei den klassischen Zeppelinen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert handelte es sich um Starrluftschiffe bzw. bei den aktuellen Zeppelin NT um halbstarre Luftschiffe.

Inhaltsverzeichnis

Technik

Über die Lufthutzen hinter den Propellern werden die Ballonetts aufgeblasen

Bei Prallluftschiffen werden Volumenänderungen durch Luftdruckschwankungen bzw. Temperaturänderungen des Traggases durch Ballonetts ausgeglichen. Sie sorgen dafür, dass in der Hülle immer ein kleiner Überdruck zum Luftdruck herrscht und der Auftriebskörper so prall bleibt. Dies ist notwendig, da bei Erschlaffen der Hüllen die Steuerbarkeit verloren geht oder zumindest stark eingeschränkt wird. Auch die hinteren Leitwerksflossen sind nur auf der Hülle befestigt und haben keine starre Verbindung zur Gondel. Zum Aufblasen des Ballonets wird meist ein Teil des vom Antriebspropeller erzeugten Luftstroms genutzt.

Als Traggas wird heutzutage Helium verwendet. Bis in die 1960er Jahre war jedoch auch Wasserstoff im Einsatz.

Die Motoren sind meist direkt an oder in der Gondel untergebracht. Einige, jedoch bei weitem nicht alle Modelle können die Propeller zum leichteren Manövrieren schwenken.

Prallluftschiffe sind die am häufigsten gebauten Luftschiffe, da sie relativ einfach herzustellen sind und nach Ablassen des Traggases leicht transportiert werden können. Ihrer Größe sind jedoch durch die nicht stabile Hülle Grenzen gesetzt. Zu lange Auftriebskörper drohen bei nicht ausreichendem Innendruck in der Mitte einzuknicken. Man entwickelte daher Kielluftschiffe bzw. Starrluftschiffe. Trotzdem fanden sich für die kleineren und günstigeren Prallluftschiffe vielfältige Aufgaben in der Luftfahrt und beim Militär.

Ein Prallluftschiff als Touristenattraktion über Luzern

Moderne Prallluftschiffe starten im Gegensatz zu den historischen Exemplaren in der Regel mit etwas „Übergewicht“. Die fehlende Auftriebskraft wird dabei durch etwas Anlauf und Heben der Bugspitze beim Start mit Motorenkraft erzeugt. Einige Typen können auch die Triebwerke schwenken, um Schub in Vertikalrichtung zu erzeugen (z. B. SkyShip 600). Das leichte Übergewicht macht zum einen den Abwurf von Ballast beim Start überflüssig, zum anderen muss für die Landung kein teures Traggas aus der Hülle entlassen werden. Die Schiffe können jedoch bei längeren Fahrten, wenn sie sehr viel Treibstoff verbraucht haben, auch Leichter als Luft werden.

Eine Sonderform der Prallluftschiffe sind Heißluft-Luftschiffe. Sie erhalten ihren Auftrieb ebenso wie Heißluftballone durch den Dichteunterschied von heißer und kalter Luft. In ihrer Bauform und ihren Einsatzmöglichkeiten sind sie kleiner und beschränkter als Gas-Luftschiffe, jedoch sehr viel wirtschaftlicher zu betreiben.

Eine weitere, in der Luftschiffindustrie recht neue Sparte sind kleine, unbemannte Prallluftschiffe, die neben Werbe- und Luftbildeinsätzen auch als Relaisstationen für Funkübertragungen und Schadstoffmessungen eingesetzt werden. Hier wurden sowohl ferngelenkte als auch autonom fliegende Systeme entwickelt und es sind erste Systeme erfolgreich unter Alltagsbedingungen geflogen und erprobt worden.

Geschichte

Siehe auch: Luftschiff

Das erste Prallluftschiff wurde 1852 von Henri Giffard gebaut und von einer Dampfmaschine angetrieben.

Als Urahn moderner Prallluftschiffe gilt die „Pilgrim“, sie wurde 1925 von Goodyear gebaut und wies bereits die meisten noch heute üblichen Konstruktionsmerkmale auf.

ZMC-2 war ein 1929 gebautes Ganzmetall-Luftschiff. Die Hülle bestand aus vernietetem 0,24 mm dickem Duraluminiumblech. Es wurde als Prallluftschiff klassifiziert, da zum Erhalt der äußeren Form ein Überdruck im Inneren des Auftriebskörpers notwendig war. Es blieb jedoch trotz des innovativen und vielversprechenden Konzepts bei nur einem Prototyp.

Die amerikanischen ZPG-3W-Luftschiffe waren bis heute (Stand 2005) die größten Prallluftschiffe der Welt. Es wurden vier Schiffe des Typs gebaut. Sie wurden von der US-Marine zur Luftraumüberwachung eingesetzt und besaßen eine große Radar-Anlage innerhalb der Hülle. Ihr Volumen betrug fast 43.000 Kubikmeter, bei einer Länge von etwa 123 m. Sie versahen ihren Dienst von 1958 bis zum Ende des US-Marine-Luftschiffprogramms 1962.

Prallluftschiffe (Auswahl)

Die Bezeichnung „Blimp“

Blimp
Blimp über Frankfurt am Main

Die etymologische Herkunft des Ausdruckes Blimp liegt im Dunkeln. Es sind verschiedene Theorien bekannt, die zum Teil vielleicht eher der Volksetymologie zuzurechnen sind:

  • Gewöhnlich wird die Bezeichnung dem britischen Offizier Lt. Alexander Duncan Cunningham zugeschrieben und soll lautmalerisch das Geräusch beschreiben, das entsteht, wenn man die pralle Hülle mit den Fingern antippt. Diese Version wird auch vom traditionsreichen Luftschiffhersteller Goodyear angegeben.
  • Der britische Pilot Horace Shortt soll es von dem englischen Adjektiv limp (schlaff, biegsam) abgeleitet haben. limp bag bedeutet sinngemäß schlaffer Sack, verballhornt ergibt sich daraus bag limp.
  • Ein britisches Luftschiff-Handbuch soll definiert haben:
There are two types of airships: a) rigid, b) limp
[Es gibt zwei Typen von Luftschiffen: a) starr, b) schlaff]
Der Begriff Blimp entstand demnach durch scherzhafte Zusammenziehung von „b) limp“ zu „blimp“. Eine analoge, oft gehörte Erklärung, die behauptet, das amerikanische Militär habe seine Luftschiffe in „type A – rigid“ und „type B – limp“ eingeteilt, kann dagegen durch die der Einteilung in A- und B-Typen vorausgehende Verwendung des Begriffs Blimp in einer englischen Publikation im Jahr 1916 als widerlegt betrachtet werden.
  • Die fiktive Figur des stockkonservativen Colonel Blimp hat der für die satirische Zeitschrift Punch arbeitetende Karikaturist Sir David Alexander Low (1891–1963) erfunden. Colonel Blimps wohlgeformte äußere Erscheinung ähnelte sehr der eines Luftschiffes.

Weblinks


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