August Rauschenbusch

August Rauschenbusch
August Rauschenbusch

Karl August Heinrich Rauschenbusch (* 13. Februar 1816 in Herford; † 5. Dezember 1899 in Wandsbek) war ein baptistischer Theologe, der seinerzeit in den USA und in Deutschland zu den führenden Persönlichkeiten innerhalb seiner Freikirche gehörte.

Inhaltsverzeichnis

Familie

August Rauschenbusch entstammte einer evangelischen Pfarrerfamilie. Sein Vater war Dr. August Ernst Rauschenburg (1778–1840), Pastor der evangelisch-lutherischen Gemeinde Altena. Rauschenbuschs Mutter Karoline Theodore Schniewind war Tochter des kaiserlichen Freigräven Heinrich Wilhelm Schniewind, dem letzten westfälischen Freigräven.
August Rauschenbach war der Vater von Walter Rauschenbusch, dem Begründer des sozialen Evangeliums. Seine Tochter Winifred Rorty, geb. Raushenbush, war die Mutter des amerikanischen Philosophen Richard Rorty.

Leben

Bereits als sechsjähriges Kind begann Rauschenbusch unter der Anleitung seines Vaters die lateinische Sprache zu erlernen. Ein Jahr später erwarb er erste Kenntnisse der französischen Sprache, der dann das Altgriechische folgte. Seine schulische Ausbildung erhielt er zunächst in Altena; als 15-Jähriger wechselte er in die Prima des Elberfelder Gymnasiums, das er 1833 mit dem Zeugnis der Reife verließ. Nach einer kurzen Zeit als Hilfs- und Hauslehrer in Altena und Unna immatrikulierte sich Rauschenbusch 1834 an der Theologischen Fakultät der Universität Berlin, die er bis 1836 besuchte. Sein wichtigster Lehrer dort war August Neander.

Als zwanzigähriger Mann erlebte August Rauschenbusch eine innere Bekehrung. Er wechselte 1837 an die Bonner Universität, studierte unter anderem bei Carl Immanuel Nitzsch und legte 1841 das kirchliche Examen ab. Ein Jahr später wurde er Pastor in der Gemeinde seines Vaters. In diese Zeit fällt auch die Gründung des westfälischen Enthaltsamkeitsvereins, an der Rauschenbusch maßgeblich mitwirkte.

1846 wanderte er in die Vereinigten Staaten aus, um sich der Seelsorge an deutschstämmigen Amerikanern zu widmen. Kontakte zu Baptisten führten dazu, dass Rauschenbusch 1850 im Mississippi-Strom die Gläubigentaufe empfing [1] und Prediger mehrerer deutsch- und englischsprachiger Baptistenkirchen in New York und St. Louis wurde. Eine längere Missionsreise führte ihn nach Australien, wo durch seinen Dienst viele neue Baptistengemeinden entstanden.

1866 erfolgte die Berufung zum Dozenten am Theologischen Seminar in Rochester. Seine neue Aufgabe bestand unter anderem in der Leitung dessen deutschsprachiger Abteilung. Neben seinem Lehramt entfaltete er eine rege schriftstellerische Tätigkeit und gab mehrere christliche Periodika heraus.

Nachdem Rauschenbusch bereits 1888 für einige Monate in der Baptistengemeinde Frankfurt am Main gearbeitet hatte, kehrte er 1890 endgültig nach Deutschland zurück. Bis 1892 versah er den Pastorendienst in der Gemeinde Wiesbaden, danach wirkte er bis 1895 noch einmal in Frankfurt. Im Anschluss daran folgte er einer Berufung an das Predigerseminar in Hamburg.

Bedeutung

Rauschenbusch - so sein Biograph Frank Fornacon - prägte wie kein anderer seiner Generation den deutschen Baptismus beiderseits des Atlantiks. Vor allem durch seine schriftstellerische Arbeit nahm er großen Einfluss auf Theologie und Verkündigung der deutschsprachigen Baptistenpastoren. Als Mitherausgeber zweier Gesangbücher (Glaubensharfe, Glaubensstimme für die Gemeinden des Herrn (1894)) gab er auch entscheidende Impulse für die Gemeindefrömmigkeit und Gottesdienste.

Werke (Auswahl)

  • Adolf Clarenbachs und Peter Fleisteden's Märtyrerthum, wie dieselben am 28. Sept. 1529 zu Cöln verbrannt sind. - 2. Aufl. - Schwelm : Scherz, 1845. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Advice for potential emigrants with special reference to the states along the Mississippi River from Missouri north, and an account of the author's own trip from Europe to St. Louis, via Niagara Falls and Chicago. An Evangelical-Lutheran minister, the author shows special interest in American religions, 1846
  • Beschreibung einer Seereise von Bremen nach New York, Altona 1847
  • Einige Anweisungen für Auswanderer nach den westlichen Staaten von Nordamerika und Reisebilder, Elberfeld und Iserlohn 1848
  • Die Nacht des Westens. Eine Schilderung bürgerliche und geistlicher Zustände in den westlichen Staaten Nord-Amerikas, Barmen 1847
  • Memoirs of a German-American minister and theologian, recounting his youth in Germany and emigration to America in 1846; activities with the American Tract Society, principally in Missouri in the 1840's and 1850's; his conversion to the Baptist faith in 1850; and his service with the German Baptist Seminary in Rochester from 1858 to 1888, 1890 ?
  • Die Entstehung der Kindertaufe, der Kirchen- und Weltgeschichte gemäß, 1897
  • Biblische Frauenbilder zur Erbauung. Belehrung christlicher Frauen und Jungfrauen, Frankfurt am Main 1897
  • Die Entstehung der Kindertaufe im 3. Jahrhundert, 1898
  • Lebensgeschichte von Roger Williams, erstem Baptistenprediger in Nord-Amerika und Gründer des Staates Rhode Island, Hamburg 1898
  • Handbuch der Homiletik für freikirchliche Prediger und Stadtmissionare, 1899

Literatur

  • Walter Rauschenbusch (Hrsg.): Leben und Wirken von August Rauschenbusch. Oncken, Cassel 1901.
  • Zeitschrift Der Wahrheitszeuge, 1899, S. 380; 1900, S. 5
  • Zeitschrift Wort und Wissen, 1913
  • Frank Fornacon: August Rauschenbusch. In: Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. 150 Jahre Baptistengemeinden in Deutschland. Oncken, Wuppertal u.a. 1985, ISBN 3-7893-7883-6, S. 356f
  • Hans-Martin Thimme: August Rauschenbusch (1816-1899). Lutherischer Pfarrer in Westfalen und baptistischer Dozent in Amerika. Luther-Verlag, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-7858-0527-5. (Beiträge zur Westfälischen Kirchengeschichte, 33)
  • Andreas Schumacher: August Rauschenbusch (1816-1899) Ein Pionier der deutschen Baptisten in Nordamerika, Bern 2010, ISBN 3034301537
  • Uwe Eckardt: Rauschenbusch, August Christian Ernst. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 18, Herzberg 2001, ISBN 3-88309-086-7, Sp. 1174–1176. (Biographie des Vaters)

Einzelnachweise

  1. Joseph Lehmann: Die Geschichte der deutschen Baptisten, Band II (überarbeitet von Friedrich Wilhelm Herrmann), Cassel 1922, S. 296f

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