Prämonstratenserkloster Rüti

Prämonstratenserkloster Rüti

Das Prämonstratenserkloster Rüti in der Gemeinde Rüti ZH war im Zürcher Oberland Besitzerin umfangreicher Ländereien, letzte Ruhestätte (Grablege) der Grafen von Toggenburg und umfasste in den Jahren 1206 bis 1525 (Aufhebung) 14 inkorporierte Kirchen. Die Abtei war ein Etappenpunkt am Jakobsweg via Rapperswil zum Kloster Einsiedeln.

Inhaltsverzeichnis

Prämonstratenser-Orden

Norbert von Xanten

Die Prämonstratenser (lateinisch: Candidus et Canonicus Ordo Praemonstratensis), vor allem in Belgien und den Niederlanden nach ihrem Gründer auch Norbertijnen (Norbertiner) genannt, wurden von Norbert von Xanten in Prémontré bei Laon, auf Fernbesitz der Abtei Prüm, im Jahre 1120 mit 13 Gefährten gegründet, als zentralisierter Orden regulierter Chorherren. Norbert war mit Bernhard von Clairvaux befreundet und stark von den Idealen der Zisterzienser beeinflusst. Im Unterschied zu Mönchsorden verbanden die Prämonstratenser aber das Mönchsleben mit der pfarramtlichen Seelsorge. Neben den canonici lebten in den Niederlassungen der Norbertiner auch Laienbrüder (conversi). Ähnlich wie auch die Zisterzienser trugen die Prämonstratenser in den ersten Jahrhunderten nach ihrer Entstehung zur Verbesserung der Landwirtschaft bei. Später setzte sich mehr ein aristokratischer Zug durch und die Handarbeit wurde allmählich zurückgedrängt. Wichtig blieben aber das Schreiben und Kopieren von Büchern, und auch die Lehrtätigkeit gewann an Bedeutung.

Der Prämonstratenserorden liess sich seit 1126 in der Schweiz nieder. Im 12. und in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden 15 prämonstratensische Männer- und Frauenklöster in der Schweiz: Bellelay BE; Bollingen SG (Frauen); Chur GR, St. Luzi; Chur, St. Hilarien (Frauen); Churwalden GR; Churwalden (Frauen); Fontaine-André NE; Gottstatt BE; Grandgourt JU; Humilimont FR; Lac de Joux VD; Posat FR (Frauen); Rüti ZH; Rueyres VD (Frauen); St. Jakob im Prättigau, Klosters GR.

Geschichte

Wappen und Namensherkunft

Wappen des Klosters Rüti

Das Wappen der Gemeinde Rüti geht auf das Zeichen der Prämonstratenser-Abtei Rüti zurück, 1490 am Sakramentshäuschen in der Klosterkirche angebracht. Es wurde nach der 1525 erfolgten Aufhebung des Klosters zum Schildbild des Rütiamtes und 1803 zum Wappen der Gemeinde Rüti. Der Flurname Chlaus für eine Anhöhe südlich des Klosters erinnert an den Standort einer mittelalterlichen St. Niklaus Kapelle, die vermutlich zur Abtei gehörte.

Insbesondere die Besitzungen des Klosters sind sehr gut dokumentiert,[1] aus dem Alltagsleben des Klosters scheint bis auf die Jahre vor und nach der Aufhebung hingegen vergleichsweise wenig überliefert.

Gründung

Die Gegend um Rüti ZH ist vermutlich im 8. und 9. Jahrhundert besiedelt worden. Der Ortsteil Fägswil wurde 807 in einer Sankt Galler Urkunde zum ersten Mal erwähnt, in einer Urkunde von Kaiser Otto II. (955–983) aus dem Jahre 972 wurde Rüti als Riutun bezeichnet – Riutun ist die frühere Bezeichnung von Roden/Reuten und leitete den späteren Namen von Rüti ab.

Liutold (Lütold) IV. von Regensberg (* um 1140), der mit Rudolf II. von Rapperswil am Fünften Kreuzzug[2] teilgenommen hat und am 16. November 1218 in Akkon (Palästina) gefallen ist, stiftete das Kloster Rüti vermutlich bereits im Jahr 1206. Als eines der wenigen Schweizer Klöster geht seine Stiftung auf den Teilnehmer eines Kreuzzugs zurück. Ebenso darf vermutet werden, dass der wahrscheinliche Gründer der Abtei im Johanniterorden in Palästina gedient haben könnte, der im nur fünf Kilometer entfernten Bubikon eine bedeutende Komturei besass, das heutige Ritterhaus Bubikon, zu dessen Mitstiftern die Rapperswiler gehören.

Von 1208 bis 1283 war die Abtei ein Doppelkloster, danach ein Kloster der Prämonstratenser.[3]

Die Regensberger befreiten das Kloster Rüti im Jahr 1260 von Steuerabgaben in →Grüningen, einer ihrer bedeutendsten Gründungen im Zürcher Oberland.

Um das Kloster und wohl insbesondere dessen Wirtschaftsbetriebe wuchs das kleinbäuerliche Dorf Rüti, dessen Bewohner Ackerbau, Viehwirtschaft, landwirtschaftliche und in späteren Jahrhunderten vermehrt Lohnarbeit in den Weinbergen am Zürichsee und später in der Textilverarbeitung betrieben. Bereits im frühen Mittelalter nutzte das Kloster bei der Einmündung in die Jona die Wasserkraft eines Rütner Dorfbaches, der Schwarz.

Die Freiherren von Regensberg übertrugen dem Stift bis zu ihrem Niedergang nach der Regensberger Fehde (1267/68) grosse Teile ihre Besitztümer in der Herrschaft Grüningen. Gleichzeitig sicherten sie sich aber die Vogteirechte über die neue Abtei.

Blütezeit

Die Zugehörigkeit der Nachbargemeinde Dürnten (Oberdürnten) zum Kloster Rüti ist bereits in einem päpstlichen Dokument aus dem Jahre 1250 beurkundet. 1286 verkaufte Gräfin Elisabeth von Rapperswil ihren Hof in Oberdürnten mit den dazu gehörenden Rechten – insbesondere mit der niederen Gerichtsbarkeit – der Abtei Rüti (die Rapperswiler verkauften um 1300 unter anderem Greifensee und vermutlich Uster).[4] In Niederdürnten und Tann gelang es dagegen nicht, mit der Aneignung von Gütern Fuss zu fassen.

Gesamtansicht, auf einem Kupferstich von David Herrliberger, um 1740/43
Kirche der Prämonastenserabtei Rüti um 1840, nach Ludwig Schulthess

Den Mönchen gelang es, ihr Herrschaftsgebiet kontinuierlich zu erweitern: Sie erhielten unter anderem den Kirchensatz der Gossauer Kirche, von Aadorf, Dürnten, Elsau, Eschenbach, Fischenthal, Hinwil, Uster, Wangen im Gaster, Wil SG. Grosse Teile der Ländereien um Oberuster gehörten zum Kloster Rüti. In den Jahren 1371 bis 1450 erreichten die Besitzungen des Klosters ihre grösste Ausdehnung.

1326 weihte der Vikar des Bischofs von Konstanz drei Altäre in Rüti mit Ablasszusicherung. Im darauffolgenden Jahr beauftragte Papst Johannes XXII. den Fürstbischof in Konstanz dem Kloster Rüti die ihm von Graf Kraft von Toggenburg gestiftete Pfarrkirche in Eschenbach zu inkorporieren. Der Visitator der Praemonstratenserklöster gestattete der Abtei Rüti 1328 eine Garderobe («communem vestiariam») einzurichten und gab ihm dafür die Kirche Dreibbrunnen und Weinberge am Riet bei Zürich.

Der Bischof von Konstanz inkorporierte im Jahr 1330 im päpstlichen Auftrag dem Kloster Rüti die Pfarrkirche Dreibrunnen bei Wil SG, behielt dem Hochstift die Bestätigung eines jeden vom Abt vorgeschlagenen Vikars vor und bestimmte dessen Besoldung mit 12 Scheffeln Weizen, 10 Scheffeln Haber, einem Pfund Konstanzer Pfennigen und Opfergaben.[5] Das Kloster Rüti übte in Dreibrunnen die Pfarrseelsorge aus. Wallfahrtsort wurde Dreibrunnen nach der Reformation: In der Klosterkirche Rüti befand sich ein hochverehrtes Gnadenbild der Mutter Gottes, das die Mönche heimlich in die entfernter gelegene und besser geschützte Kirche in Dreibrunnen übertrugen.[6]

Mit dem Kloster in Erlach ging der Einsiedler Abt Herman von Arbon 1358 eine geistige Verbrüderung ein, ebenso mit dem Kloster Rüti.[7] Im Bündner Urkundenbuch ist ein Güteraustausch des Klosters Disentis mit dem Kloster Rüti erwähnt.

Im Jahre 1359 erhielt das Kloster das Patronatsrecht über die Kirche Dürnten als Entschädigung für die schweren Schäden, die Rüti in der Auseinandersetzung zwischen Österreich und Zürch (siehe Schweizer Habsburgerkriege und Mordnacht von Zürich) erlitten hatte. Rüti und die weitere Umgebung des umstrittenen Rapperswil befanden sich zu dieser Zeit in einer sehr konfliktträchtigen Lage im Grenzbereich zwischen den rivalisierenden Mächten. So war dieser Teil der Zürcher Landschaft wiederholt das Ziel von Plünderungen und Verwüstungen, unter denen die ländliche Bevölkerung besonders zu leiden hatte. Mit der Übertragung des Patronatsrechts für die Kirche Dürnten erhielt es das Recht, künftig den Dürntner Priester vorzuschlagen, wofür dem Kloster für dessen Entlöhnung Abgaben aus Dürnten zustanden.[8]

Das Kloster Rüti als Teil der Landvogtei Grüningen

1408 kam Rüti als Teil der Landvogtei Grüningen unter Zürcher Obrigkeit. Der Vogt von Grüningen war in Dürnten für die hohe (Blutgerichtsbarkeit) und Niedere Gerichtsbarkeit zuständig, in Oberdürnten nur für die hohe, die niedrige Gerichtsbarkeit oblag dem Kloster Rüti.

Graf Friedrich VII. von Toggenburg († 1436), der zeitweise mit seinem ganzen Hofstaat im Kloster Rüti gelebt hatte, fand in der sogenannten Toggenburger Kapelle im Kloster Rüti seine letzte Ruhestätte.

Im Alten Zürichkrieg sollen im Mai 1436 (oder 1444) Truppen der Acht Alten Orte das Kloster Rüti geplündert und die Leichen der Adeligen, darunter die des Grafen Friedrich VII. von Toggenburg, den sie für den Krieg mit Zürich verantwortlich hielten geschändet und sich mit den Gebeinen des Grafen von Thierstein, «wie Schulbuben mit Schneeballen beworfen» haben.

1469 kamen die Kirche Fehraltorf und ihre Güter geschenkweise an das Kloster Rüti. 1490 wurde Markus Wyler aus Fehraltorf Abt in der Abtei Rüti, und liess die Klosterkirche 1492 durch Hans Haggenberg ausmalen, gestiftet vom Ehepaar Freiherr Bernhard Gradner und Veronika von Starckenberg († 1489).

Das Kloster Rüti galt als Bollwerk gegen das auch im Zürcher Oberland und Tösstal weit verbreitete Ketzertum (Wiedertäufer), so dass der ansässige Prämonstratenser-Orden mehrheitliche eine Gemeinschaft geweihter Priester und nicht wie andernorts üblich von 'einfachen' Mönchen war. Die Abtei kümmerte sich nebst seinen seelsorgerischen Aufgaben auch um die Armenpflege (Fürsorge), beispielsweise in Dürnten gab es sogenannte Hungerzettel, die an die Tür gehängt werden konnten und vom Kloster Rüti die Lieferung von Lebensmitteln sicherstellten.

Adelsmemoria

Vermutlich schon im 13. Jahrhundert begannen die Toggenburger in der Rütner Abtei, wo sie über eine eigene Grabkapelle verfügten, ihre hochrangigen Familienmitglieder zu bestatten.

Straussenei-Reliquiar von Elisabeth Mätsch, Gemahlin des letzten Grafen von Toggenburg

Im 14. Jahrhundert wurde Rüti als letzte Ruhestätte zunehmend auch von anderen Adelsgeschlechtern bevorzugt, wohl weil es einen regelmässigen Totendienst (Adelsmemoria) versprach. Zumindest 1383 und 1385 bestatteten die Toggenburger zwei Familienmitglieder in der Stadtkirche St. Michael in Uznach, einer wichtigen Toggenburger Gründung.

Graf Friedrich VII. von Toggenburg († 1436) wurde 1442 in einer eigenen Gruft in der Vorhalle der heutigen reformierten Kirche beigesetzt, in der sogenannte Toggenburger Kapelle. Insgesamt sollten 15 Toggenburger Grafen und eine grössere Zahl anderer Adliger im Kloster Rüti ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

Über die Jahrzeitstiftung der Witwe des letzten Toggenburger Grafen Elisabeth von Matsch im Kloster Rüti erhielt der Abt von Einsiedeln ein gewisses Aufsichtsrecht.[9]

Reformation und Aufhebung des Klosters

Hauptartikel: Reformation und Gegenreformation in der Schweiz

Die Bevölkerungszahl der Zürcher Landschaft hatte sich von 1465 bis 1530 verdoppelt, bis 1585 gar verdreifacht, und die Nahrungsproduktion konnte damit nicht Schritt halten. Die hohen Zehntenabgaben an die Klöster stellten für die ländliche Bevölkerung zudem eine enorme Belastung dar, umso mehr das Gefälle von den im Überfluss lebenden Äbten zur armen Landbevölkerung offensichtlich war. Die Aufhebung der Klöster war eine populäre Forderung, und so kam es unausweichlich auch im Zürcher Herrschaftsgebiet zu einem Bauernaufstand.

Abt Felix Klauser schien die gefährliche Lage geahnt zu haben, denn er floh vor der Plünderung des Klosters am 22. April 1525 mit Geld und dem Klosterschatz nach Rapperswil. Am Tag darauf plünderten die Oberländer Bauern die Abtei, nachdem sie vermutlich von der Flucht des Abts erfahren hatten. So nahmen sie die geforderte Verteilung der Klostergüter gleich selbst an die Hand, und zerstörten dabei die umfangreiche Bibliothek des Klosters. Die Johanniterkomturei in Bubikon blieb ebenfalls nicht verschont. Einige aufgebrachte Landleute wollten nach den Klöstern gar gegen die Stadt Zürich ziehen. Die Situation konnte durch Verhandlungen entschärft werden. Einen Monat nach der Drucklegung der sogenannten Zwölf Artikel verfassten die Zürcher Bauern eigene Beschwerdeartikel. In Zürich wurden die Forderungen der Bauern jedoch abgelehnt, was zu grossen Unruhen führte, die Lage eskalierte aber nicht: Oft konnten die Landleute durch Verhandlungen beruhigt und zur Heimkehr bewogen werden, einmal wurden gar alle anwesenden Bauern zu Speis und Trank in die Stadt Winterthur eingeladen.

Die Marburger Religionsgespräche 1529 zwischen Luther und Zwingli brachten wegen Differenzen in der Abendmahlslehre keine Einigung zwischen Reformierten und Lutheranern

Nach dem Bildersturm auf das Kloster Rüti am 23. April 1525 entsandte der Zürcher Rat einige Vertreter in die Zürcher Landschaft, um mit den aufständischen Bauern zu verhandeln. Nebst der Gemeinde Grüningen hatten auch Greifensee, Kyburg, Eglisau, Andelfingen, das Neuamt und Rümlang ihre Forderungen schriftlich formuliert, mit der Bitte, man solle sie auf der Basis des Evangeliums gründlich prüfen. Die Antwort des Rates fiel jedoch sehr zur Enttäuschung der Bauern aus – keinem wesentlichen Punkt wurde zugestimmt.[10]

Zürich begünstigte die Einführung der neuen Lehre in seinen Klöstern mit allen Mitteln: Als das Kloster Rüti im Juni 1525 an die Stadt Zürich überging, war der allgemeine Ratsbeschluss zur Klosterreform bereits ergangen und wurde deshalb in die Einleitungsformel des Übergabememorials aufgenommen. In der Einleitung des Übereinkommens der Stadt Zürich mit dem Kloster Rüti vom 17. Juni 1525 hat der Rat seine Stellung zu den Klöstern festgelegt und die Reformation der Klöster begründet.[11]

Das Klostergut ging nach Aufhebung des Klosters im Zuge der Reformation in den Besitz der Stadt Zürich über, die es im →Amt Rüti zusammengefasst durch einen Amtmann verwalten liess. Die bisherigen Verwaltungsaufgaben des Klosters wurden vom Amt Rüti wahrgenommen.

Die Jahre nach 1525

Behälter zur Mitra und Pontifikalsandalen aus dem Klosterschatz Rüti
Mitra und Krummstab aus dem Klosterschatz der Prämostratenserabtei Rüti (ZH)

Der letzte Abt des früher als «Marienmünster» gerühmten Klosters Rüti, Felix Klauser, flüchtete wie erwähnt am 21. April 1525 vor dem Zorn der Zürcher Reformatoren ins katholische Rapperswil. Ob uneigennützig oder nicht, befand sich im Reisegepäck des Abts der Klosterschatz – unter anderem ein über 450 Jahre alter Bischofshut (Mitra), ein Krummstab, eine Kreuzpartikel-Monstranz, Ponfikalien und einige Dokumente aus der geplünderten Klosterbibliothek – der seither im Besitz der Ortsgemeinde Rapperswil und der katholischen Kirchgemeinde verblieben ist. Nach Klausers Tod hätten die Sakralgegenstände gemäss einer Vereinbarung eigentlich an das Kloster Rüti zurückfallen müssen. Weil das Kloster in der Zwischenzeit säkularisiert worden war, sahen die überzeugten Katholiken aus Rapperswil keine Veranlassung, sich von den Schätzen zu trennen. Um das Jahr 1530 verstarb Abt Felix Klauser – er sollte als letzter Abt des Klosters Rüti in die Geschichte eingehen. Beinahe fünfhundert Jahre später fordert Rüti die Schätze nun zurück, doch Rapperswil nahm die Anfrage zwar mit Wohlwollen auf, verwies aber an die Ortsgemeinde und die katholische Kirchgemeinde als rechtmässige Besitzer der Kulturgüter und an das Stadtmuseum Rapperswil, wo ein Teil der Gegenstände aufbewahrt wird. Der ehemalige Zürcher Stadtarchivar resümierte nach ausgiebigem Quellenstudium, dass das Kloster Rüti formaljuristisch nie aufgehoben, sondern lediglich «der Reformation preisgegeben» worden – womit in Rüti zumindest theoretisch noch ein Kloster mit Rechtsansprüchen existiert. Wie St. Gallen, das sich mit einer von Zürich bezahlten Replik des Himmelsglobus zufriedengab, stellt der Gemeindepräsident von Rüti in Aussicht, sich ebenfalls mit Kopien der sakralen Güter zu begnügen. Auch eine «feierliche Prozession von Rapperswil nach Rüti» wurde ’angedroht’ (siehe auch Kulturgüterstreit zwischen Zürich und St. Gallen).[12]

Heinrich Bullinger führte in seinen Briefen des Jahres 1541 den Konflikt um den Amtmann im ehemaligen Kloster Rüti auf, geht aber auch auf den Verbleib der Ordensbrüder in Rüti kurz ein:

«… So liegt ein anmuthiges Gutachten vor uns, worin er in Bezug auf das aufgehobene Kloster Rüti, dessen wenige übriggebliebene Mönche durch schandbare Ausgelassenheit und hartnäckige Widersetzlichkeit der Obrigkeit viele Mühe verursachten, anräth, jene Mönche in die Stadt zu versetzen, in Rüti aber eine Lehranstalt ähnlich der in Kappel (ein Progymnasium) zu errichten …» [13]

Auch in Rüti wurde, wie andernorts, das Klostergut für den Aufbau der Volksschule herangezogen. Formal wurde sie zwar von der evangelisch-reformierten Kirche gegründet, damit die Leute die Bibel lesen konnten, sie war aber eine Fortsetzung der alten Klosterschulen und wurde aus Klostergütern bezahlt.[14] Rüti verfügte ungefähr ab Mitte des 16. Jahrhunderts über eine eigene Schule im Pfarrhaus, die auf die in Rüti verbliebenen Mitglieder des Klosters zurückgeht.

Im Pilgersteg wurde 1866 der erste römisch-katholische Gottesdienst im Zürcher Oberland nach der Reformation gefeiert. In Tann, einem Ortsteil der Gemeinde Dürnten, steht seit 1879 die katholische Pfarrkirche der 1963/64 geschaffenen katholischen Kirchgemeinde Rüti, die ehemalige Klosterkirche gehört seit der Reformation zur Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde.

Klosteranlage

Erhalten sind die ehemalige Klosterkirche – die heutige reformierte Kirche von Rüti – Teile des Hauptgebäudes und des alten Pfarrhauses beim Klosterhof-Platz (Amtshof) im Zentrum von Rüti. Das Amtshaus fiel 1706 einem Grossbrand weitgehend zum Opfer und machte 1710 einem Neubau Platz.

Übersichtsplan Kloster Rüti, Quelle und Datum unbestimmt
Das Kloster Rüti vor dem Brand von 1706
Reformierte Kirche Rüti

Die Bischöfliche Sammlung des Klosters St. Gallen beinhaltet auch den Altar aus dem Kloster Rüti, der von Hans Leu dem Älteren gestaltet wurde. 1770 wurde das schadhafte Langhaus der Kirche abgetragen und durch einen kürzeren Neubau von gleicher Breite ersetzt. [15] 1904 wurden im Chorbereich mittelalterliche Fresken entdeckt, die 1962/3 restauriert worden sind.

Reformierte Kirche (Ehemalige Klosterkirche)

Der Turm der heutigen evangelisch-reformierten Kirche bildet zusammen mit dem Chor und der nördlichen Seitenkapelle den im Spätmittelalter zwar umgebauten, aber dennoch ursprünglichen Teil der ehemaligen, in den Jahren 1214 bis 1219 bzw. 1250 bis 1280 errichteten Klosterkirche Rüti.[16]

Anlässlich der Restaurierung des Chores und archäologisch-bauanalytischer Untersuchungen und auch von Grabungen stellte die Denkmalpflege des Kantons Zürich im Jahr 1962 einige interessante Befunde:[15] Ausgehend vom Mörtelbodenniveau wurde eine erste Kastenaltaranlage mit einem grösseren Hohlraum wahrscheinlich um oder kurz nach 1300 unter Abt Johannes I. von Rheinfelden angelegt. Vermutlich von Abt Bilgeri von Wagenberg (1379–94) könnte eine Verringerung des Altars zugunsten eines grösseren Vorplatzes vorgenommen worden sein, damit die Grabmäler für die in der Schlacht bei Näfels 1388 gefallenen Ritter im Schiff der Klosterkirche bestattet werden konnten, wie bei der Untersuchung des Grabmals des Ritters von Klingenberg festgestellt wurde. Im Chor wurde das Fundament und der Hohlraum eines Kastenaltars mit dem Skelett des Amtmannes Hans Ülinger († 13. August 1612) freigelegt. Sein Grab wurde im Kastenaltarfundament in den natürlichen Felsen eingetieft angelegt, ergaben die Untersuchungen, welche auch die Gräber der Amtsmänner Oswald Keller († 4. April 1600) und Hans Ulrich Körner († 1655) mit einbezogen. Konserviert und umplatziert wurden: Die Grabplatte des Ritters Heinrich von Wagenberg, des 1380 gestorbenen Vaters des Abtes Bilgeri von Wagenberg, die Fussplatten vom Tischgrab wohl des Grafen Diethelm VII. und des Grafen Friedrich V. von Toggenburg († 1364) und die Oberplatte vom Tischgrab des Ritters Hermann von Hünwil († 1355). Des Weiteren die Grabplatte der Margaretha Villinger († 1450) und das Fragment einer Grabplatte eines vermutlich 1312 verstorbenen Adeligen unbekannten Namens.

Als historisch interessant erwiesen sich die Untersuchungen bei der Grabplatte des Ritters Heinrich von Randegg, der zusammen mit Ritter Johann von Klingenberg 1388 bei Näfels gefallen ist:

«Ritter Johann von Klingenberg war einer der Anführer der österreichischen Truppen gegen Glarus bei der Schlacht bei Näfels, wo er am 9. April 1388 gefallen ist. Hans von Sunthusen oder Sunthuser erscheint auf den Verlustlisten als ein mit seinem Herrn gefallener Knecht, und zwar zusammen mit zwei weiteren Dienern: Hans Faiss und Hans Vetter. Der Name Hans beziehungsweise Heinrich Schoch fehlt dort. Es muss sich aber auch bei ihm um einen Knecht gehandelt haben, so dass mit Johann von Klingenberg wohl vier Knechte in die Schlacht gezogen und dort umgekommen sind. Gefunden wurden aber die sterblichen Überreste respektive Knochenfragmente von etwa 20 Personen. Nach den Chronisten hatte Abt Bilgeri von Wagenberg nach der Schlacht bei Näfels die Glarner um die Erlaubnis ersucht, die österreichischen Gefallenen in einem eigenen Friedhof zu bestatten und eine Gedächtniskirche zu errichten. Als ihm die Glarner dies verweigerten, erbat er sich die Leichname heraus. Am 30. November 1389, das heisst 20 Monate nach der Schlacht, begab sich der Abt mit Gefolge auf das Schlachtfeld, legte selbst Hand an und liess – nach J. H. Tschudi – «eine Menge», das heisst wohl an die 20 Leichname nach Rüti bringen und dort beisetzen.»[15]

Nicht erwähnt ist im Grabungsbericht die Grabstätte von Petermann Raron, der letzte der Walliser Freiherren von Raron und Erbe eines Teils der Toggenburger Güter, der 1479 im Kloster Rüti begraben wurde. Bei der Restaurierung der Malereien des Wandtabernakels wurden im Jahr 1963 die Wappenschilde der Grafen von Toggenburg und Freiherren von Regensberg (ein dritter Wappenschild wurde dabei entdeckt) konserviert.[15]

1971 wurde auch der Kirchturm einer gründlichen Restaurierung unterzogen und der 1935/36 angebrachte Verputz abgeschlagen und das originale Tuffstein-Bauwerk freigelegt. Die Restaurierung wurde vom Hochbauamt des Kantons Zürich unter Beizug der Denkmalpflege geleitet, die ihrerseits einen Architekten für die Behandlung des Tuffsteinmauerwerkes beauftragte:

«Die über dem sogenannten Gurt aufgebaute Glockenstube (Der Raum, in dem die Glocken hängen) ist wohl zu Beginn des 19. Jahrhunderts stark verändert worden: Im 18. Jahrhundert waren die Schallöcher als gekoppelte Spitzbogenfenster ausgeführt, wie dem Kupferstich von David Herrliberger erkennbar, während auf der Sepiazeichnung von Ludwig Schulthess um 1840 innerhalb eines grossen Rundbogenbereichs zwei gekoppelte Rundbogenfenster und in der Mitte darüber ein kleiner runder Oculus zu sehen sind. Diese Einbauten wurden ab 1875 wieder ausgebaut und damit die heutigen, übergrossen Schallöcher geschaffen.
... Tuffsteinfassaden in pietra rasa Technik zu halten, d. h. sie auszufugen und die Tuffsteine wo nötig zu restaurieren und den Putz wieder aufzutragen. Das Dach wurde mit alten Biberschwanzziegeln neu gedeckt, die Wetterfahne samt Träger und Kugel sowie die Wasserrinnen und Abfallrohre erneuert und die Zifferblätter der Turmuhr überholt. Eine in der Südfassade des Turmes mit Kieselsteinen konstruierte quadratische Fläche – wohl ehemals eine verputzte Fläche für eine aufgemalte Sonnenuhr – wurde ebenfalls in pietra rasa-Technik gehalten. Die neugotischen Gewände beliess man in der althergebrachten Form, d. h. mit den gewollt stark betonten «Ausfransungen» der Sandsteingewände. Ebenso verzichtete man auf eine Korrektur des sehr dicken Zementsockels[17]

Weitere Gebäude der Klosteranlage

Toggenburger Kapelle

Rechts von der Kirche sind die Dach und Dachreiter der von Elisabeth von Matsch 1437/39 erbauten Toggenburger Kapelle zu erkennen. Zeichnung von Konrad Meyer, Ansicht um 1650.

Im Sommer 1962 liess die Gemeinde Rüti den zwischen Amtshaus, Kirche und ehemaligem Haus zur «Schütte» liegenden Platz asphaltieren und hatte die Kantonale Denkmalpflege gebeten, vor Beginn der Bauarbeiten den Baugrund auf mögliche mittelalterliche Baureste hin zu untersuchen. Die Untersuchungen des auf knapp 500 m2 beschränkten Ausgrabungsfeldes dauerten vom 21. Mai bis 5. Juni 1962.

«Die gut fassbaren Überreste, die Böden, zumal aber die Kronen der Mauerruinen, lagen durchschnittlich nur zwischen 10 und 30 Zentimeter unter der modernen Bodenoberfläche. Am eindeutigsten war ein von der Südwestecke in südlicher Richtung zum Kirchenvorplatz verlaufendes, ein Meter breites Mauerfundament. Es ist direkt auf den Nagelfluhfels gestellt, der in dieser Gegend durchschnittlich 1,50 bis 1,80 Meter unter der heutigen Bodenoberfläche liegt. Das Fundament zeigte eine sehr grobschlächtige Bauweise aus kleineren und grösseren, das heisst sehr unsorgfältig ausgewählten Kieseln, die in reichlichem Mörtel liegen.»[15]

Das untersuchte Areal dürfte mit der 1437/39 von Elisabeth von Matsch erbauten Toggenburger Kapelle identisch gewesen sein, deren Peter-und-Paul-Altar am 16. Januar 1442 eingeweiht worden sein soll.

Eingangstor Kloster Rüti, Sepia von Ludwig Schulthess, um 1840

Diese soll gemäss Sigrist und Lokalhistoriker Emil Wüst im Süden mit der Nordwestecke des grossen dreiteiligen, 1770 abgebrochenen Westbaues der ehemaligen Klosterkirche zusammengeschlossen gewesen sein. Ein Rekonstruktionsversuch auf Grund eines Planes aus der Zeit vor 1770 im Staatsarchiv Zürich scheint diese Annahme zu bestätigen.

«Eine zwischen 40 und 80 Zentimeter mächtige Bauschuttschicht sowie Kachel- und Keramikfragmente wurden ebenfalls erforscht. Diese datierte das Schweizerische Landesmuseum durchwegs ins 15. bis 18. Jahrhundert. Die zwischen der Südwestecke des Amtshauses und der ehemaligen Nordwestecke des einstigen Vorhallentraktes II liegenden Mauerreste hatten später als Fundamente für die auf dem schönen Stich von David Herrliberger sichtbare Umfassungsmauer samt Hoftor des Amtes Rüti zu dienen. Diese scheinen nach 1833 abgetragen worden zu sein, da sie auf dem Sepia von Ludwig Schulthess um 1840 schon nicht mehr zu sehen sind.»[18]

Klosterfriedhof

Im ehemaligen Klosterareal «Hunggarten» wurden am 24. September 1971 bei Kanalisationsarbeiten durch den südlichen Vorplatz des neuzeitlichen «Klosterhof» (ehemals «Hunggarten») Skelettfunde gemacht und zwei Gräber freigelegt; beide Skelette lagen in 80 cm Tiefe. Das Anthropologische Institut der Universität Zürich charakterisierte die beiden Skelette wie folgt:

«Östliches Grab: Gut erhaltenes, fast vollständiges Skelett; offenbar männlich; mindestens matur; keine anthropologischen Besonderheiten. Westliches Grab: Erhalten sind: Calotte, Unterkiefer, Reste von Extremitätenknochen; offenbar männlich; matur; keine anthropologischen Besonderheiten.»

Die Skelette werden im Anthropologischen Institut der Universität Zürich aufbewahrt. Nach alten Zeichnungen und schriftlichen Überlieferungen hat diese Stelle nie als Gemeindefriedhof gedient, sondern bis 1864 die Süd- und Westseite der Kirche, und seit 1864 zusätzlich die Ostseite.[17]

Amtshof (Spitzerliegenschaft)

Die sogenannte Spitzerliegenschaft, Amtshof 5, 7, 9 und 11, nordwestlich des Amtshauses bzw. südwestlich des Pfarrhauses (Amtshof 12) stehende und mit diesem eine lockere Häuserzeile bildende Reihenhaus ist im Verlauf des 16. Jahrhunderts entstanden. Der südwestliche Teil war der einstige Marstall, der wahrscheinlich in der allerletzten Kloster- bzw. frühesten Zeit des Rütiamtes entstanden ist.[17]

Der nordöstlich anschliessende Trakt, könnte das Zeughaus des Amts Rüti gewesen sein und scheint in zwei Etappen während des 17. Jahrhunderts erbaut worden zu sein. Anlässlich eines geplanten Strassenbaus wurden sie ins Inventar der schutzwürdigen Objekte der Gemeinde Rüti aufgenommen. Nach gescheiterten Kaufsverhandlungen mit der Gemeinde Rüti wurden sie von drei Privatleuten erworben und mit Unterstützung der Denkmalpflege im Sommer 1973 restauriert, unter Erhaltung der alten Fassaden. Die Restaurierung beinhaltete die Sanierung der Massivmauern des Erdgeschosses und der Giebelfassaden, Riegelwerk, Dachstuhl und rückseitige Holzkonstruktionen. Das Dach wurde neugedeckt, und Sandstein- und Holzgewände bei Türen und Fenstern erneuert. Da Bund, Kanton und Gemeinde Beiträge leisteten, steht dieses Reihenhaus seit 1976 unter Denkmalschutz.[17]

Bei den Erdarbeiten für die Vorplatzgestaltung wurde anfangs Oktober 1974 das Fragment einer Grabplatte aus Sandstein von 110 x 105 x 12 cm Grösse entdeckt. Sie hatte zuletzt als Bodenplatte vor dem Hauseingang Amtshof 5 gedient. Die Grabplatte muss beim teilweisen Abbruch der ehem. Klosterkirche 1770/71 wie so viele andere ausgebaut worden sein, die Inschrift lautet:[19]:

„Frau Anna Magdalena Steinbrüchel, Herr Rittmeisters Hans Rudolf Hirzels Des Regiments und Amtmanns allhier Eheliebste Frau Starb den 27. März 1744 Ihres Alters 39 Jahr 7 Monat Als ich meinen Herren zur Freud – ein schönes Kind geboren Hab ihm zum grössten Leid – das Leben bald verloren. Mein und elf Kindern ist nun Gott Trost und Heil Herrn und sechs übrigen – verleih er alles Heil. “

Vollständige Inschrift auf der Grabplatte Amtshof 5

Sigrist E. Wüst stellte die Platte anschliessend an die östliche Aussenwand der ehemaligen nördlichen Seitenkapelle der Kirche.[17]

Grundbesitz und Herrschaftsrechte

Das Kloster Rüti gelangte durch Schenkungen im Zürcher Oberland und weit darüber hinaus in den Besitz umfangreicher Ländereien:

  • Bassersdorf: 1277 verkaufte das Kloster Rüti die Mühle in Bassersdorf an das Kloster St. Blasien (Schwarzwald).
  • Dürnten: Die Kollatur gelangte von Habsburg 1359 an das Kloster Rüti, welchem die Kirche aber erst 1414 inkorporiert wurde, und 1525 ebenfalls an Zürich ging. Die Pfarrei umfasste ursprünglich auch Fägswil und Wolfhausen ZH.[20]
  • Elsau und Räterschen, mit einer Kirche in Elsau und einer Ansammlung von Bauernhäusern. Die Besitzungen des Dienstadelsgeschlecht der Grafen von Nellenburg sind durch Heirat an die Grafen von Toggenburg gelangt. Graf Donat von Toggenburg hat dann diese Ländereien 1396 bzw. 1398 dem Kloster Rüti geschenkt, erwähnt wurden dabei auch die Kirche und die Mühle von Räterschen.[21]
  • Erlenbach ZH: Die Grund- und Bodenzinse des Haus zum Anker (1331) gingen an das Kloster Einsiedeln. 1520 wurde es an das Kloster Rüti verkauft, 1525 mit der Klosteraufhebung ging es ebenfalls an die Stadt Zürich.[22]
  • Eschenbach SG: Von 1303 bis 1536 war Eschenbach dem Kloster Rüti zehntenpflichtig. Bis zu ihrem Aussterben 1436 übten die Grafen von Toggenburg die Hoheitsrechte aus. Konrad und Ulrich Morger standen damals als Pächter einiger Zehnten (Eschenbach, Schmerikon, Bollingen und Lütschbach) in Beziehung zum Kloster Rüti.
  • Eschlikon ZH: Im Jahre 1399 schenken die Witwe Elise Bolliger und ihr Sohn Johann dem Kloster Rüti eine Wiese zu Eschlikon, bisher Lehen des Grafen Friedrich von Toggenburg.
  • Fehraltorf und Mönchaltorf: Im Mittelalter hatten die Bauern der Gemeinde ihren Zins und Zehnten dem Kloster Rüti abzuliefern. Dies blieb auch nach der Reformation und der Aufhebung des Klosters im Jahre 1525 so. Die Pflicht bestand nicht nur für die Leute von Rüeggisaltorf (auch dieser Name erschien früher in den Urkunden), sondern ebenso für Mönchaltorf am Greifensee.[23] 1469 kamen die Kirche Fehraltorf und ihre Güter geschenkweise an das Kloster Rüti.
  • Fischenthal: 1390 schenkte Heinrich von Tengen Kirche und Kirchensatz Fischenthal, 1525 kam beides nach der Klosteraufhebung an die Stadt Zürich.
  • Gossau ZH: Das Kloster St. Gallen stiftet die Marienkirche, deren Besitztümer 1414 an das Kloster Rüti übergehen. Das Kloster Rüti war im Mittelalter einer der wichtigsten Grundherren in Gossau. Als das Kloster 1414 das Kirchengut übernimmt, baut es anstelle der ersten Kirche eine neue im gotischen Stil. Nach 1408 behält das Kloster Rüti die Gerichtsherrschaft über Grüt, wo jedoch die Stadt Zürich das Recht hat, Steuern und Leistungen einzufordern. Herrrschaftsrechte in der Landvogtei Grüningen um 1470 beinhalten die bis zu diesem Zeitpunkt durch das Kloster erworbenen Güter.[24]
  • Hinwil: Nach der Christianisierung und dem Bau der ersten Kirche scheint im 8. und 9. Jahrhundert eine eigentliche Schenkungswut unter den Neubekehrten ausgebrochen zu sein. so dass Kloster St. Gallen bald zum mächtigsten Grundbesitzer in der Gemeinde wird. Viele dieser Güter werden später an das Kloster Rüti und den Johanniterorden in Bubikon übergeben, die bis zur Reformation durch ihre Verwalter, Leibeigenen und den Zehntenansprüchen von grösstem Einfluss in der Gemeinde bleiben.[25] Um 1280 übergaben die «Nobiles von Hinwil», zusammen mit weiteren Gütern, insbesondere dem Meierhof des Klosters St. Johann im Thurtal, ihre Günter an die Johanniterkommende Bubikon und in geringerem Masse auch an das Kloster Rüti.
  • Hofstetten: Im 13. Jahrhundert das Gebiet von Geretswil und Scheunberg [26]
  • Neubrunn (Turbenthal): Im Jahr 1362 vermachten zwei Frauen ihr Gut «ze Nüwbrunnen gelegen, das der Bollinger buwet» dem Kloster Rüti. (Urkunde aus dem Stadtarchiv Wil). 1414 vermachte das Kloster Rüti unter anderem «Unsers Gotzhus eignen hof ze Nübrunnen gelegen, och mit aller zugehört» dem Kloster St. Gallen.[27]
  • Rapperswil SG: 1229 werden «Cunradus Rufus de Mulinon, Rudolfus de Galgene» u. a. 'Konrad der Rote' als Zeugen in einer Urkunde genannt, in der Rudolf, Vogt von Rapperswil, die Kirche Bollingen an das Kloster Rüti vergab.[28]
  • Seegräben: Lütold von Regensberg stiftete dem Kloster Rüti 1209 nebst anderen Besitzungen Seegräben mit Vorbehalt des Patronats und Schutzrechtes. Dazu gehörte u.a. die Mühle Aathal, die im 13. Jahrhundert erstmals anlässlich ihrer Übergabe an das Kloster erwähnt wird.
  • Uster: Weite Teile von Oberuster gehörten zum Besitz des Klosters Rüti.
  • Uznach (Walde): 1242 wurde ein Hof «auf dem Berge, der Anganderiwalt» von den Brüdern Diethelm IV. und Kraft I. an die Marienkirche Rüti verkauft für 63 Mark (Kaufwert von 21 Kühen). Dieses Gut wurde acht Jahre später in einer Bestätigungsurkunde von Papst Innozenz IV. «Zangentonwalde» genannt ('zum angehenden Wald'). Das Klostergut ‘Angenenwalde’ lag am Fuss der Alp des Atzmännig und reicht von der Alp Aesch bis gegen Widen, ohne Widen, Oberricken und Laad. 1260 nochmalige Bestätigung des Verkaufs des Hofes durch einen Schiedsspruch. Die jüngeren Toggenburger Friedrich II. und Wilhelm mussten feierlich auf die Güter verzichten, die von ihrem Vater oder ihren Brüdern ans Kloster Rüti verkauft worden waren. Unter diesen Gütern war auch das Gut in ‘Angenenwalde’. [29]
  • Wil SG: Dreibrunnen Marienwallfahrtskirche und Hof westlich von Wil, gegründet durch die Grafen von Toggenburg, schenkten diese 1289 dem Kloster Rüti.[30] Das Gotteshaus zu Dreibrunnen (im Volksmund «Tübrunnen» genannt) ist eine altehrwürdige Gebetsstätte. Die Grafen von Toggenburg als Eigentümer dieser Gegend hielten auf ihren Meierhöfen zahlreiche Dienstleute und bauten für diese im Jahr 1272 ein Gotteshaus und weihten es unter dem Titel Mariä Heimsuchung der Gottesmutter. Die Kirche besass selbständige Rechte und war Pfarrkirche für die ihr zugeteilten Höfe. Im Jahre 1330 wurde die Kirche samt allem Besitz und Einkommen mit päpstlicher Erlaubnis dem Kloster Rüti übergeben und nach der Aufhebung des Klosters 1526 von Zürich an das Spital von Wil verkauft.
  • Winterthur: 1225 verlieh der Bischof von Konstanz dem Kloster Rüti ein Gut in Seen, das ursprünglich einem Wetzel von Hegi gehört hatte.
  • Zollikerberg: Bis 1218 unterstand das Gebiet des Zollikerbergs den Zähringern, dann den Freiherren von Regensberg und später dem Kloster Rüti. Bis 1832 hatte der jeweilige Müller der Trichtenhauser-Mühle als «Jahres-Zins dreieinviertel Mütt Kernen, drei Hühner und fünfzig Eier» abzuliefern.[31]
  • Zollikon: Kaufbrief 1412 betr. Verkauf von an das Zollikoner Gemeinwerk angrenzendem Wiesland durch das Kloster Rüti an die «Dorflüt gemeinlich zu Zollikon» [32]
  • Zürich: Am 16. Dezember 1345 beurkunden «Bürgermeister Rudolf Brun, der Rat und die Zunftmeister, dass Ritter Rüdiger Manesse und sein Bruder Ulrich, Söhne des Ritters Ulrich Manesse sel., zwei Höfe zu Niederleimbach, die von Claus von Leimbach und Heinrich Lüteltz bebaut werden, mit allen Recht an Abt Heinrich und den Konvent von Rüti um 136 Mark verkauft und vor dem Rat gefertigt haben, wie es für Bürger üblich ist. (Mit Umschreibung der Zehntenpflicht, Holz- und Weidgerechtigkeit.)» U.a. diese beiden Höfe wurden am 17. Juli 1375 für 225 Gulden verkauft.[33] Eine Notiz aus dem Jahre 1315 besagt, dass das Kloster Rüti die Hofstatt neben seinem Haus in Zürich dem Pfister der Chorherren verpachtete, «um darauf ein Haus zu bauen, welches mit Ziegeln zu decken ist. (Es sollte feuersicher sein, da es als Bäckerei dienen muss.)»

Siehe auch

Literatur

  • Peter Niederhäuser und Raphael Sennhauser: Adelsgrablegen und Adelsmemoria im Kloster Rüti. Zeitschriftenartikel aus Kunst + Architektur in der Schweiz, Jg. 54, Nr.1, 2003
  • Bernard Andenmatten und Brigitte Degler-Spengler (Red.): Die Prämonstratenser und Prämonstratenserinnen in der Schweiz, Basel 2002. ISBN 978-3-7965-1218-6
  • Ulrich Leinsle: Analecta Praemonstatensia Mitteilungen über das ehemalige Kloster Rüti, Registerband Index generalis. Jahrgänge 1968 bis 1999, S. 273, Averbode 2002.[34]
  • Ingrid Ehlers-Kisseler: Die Anfänge der Prämonstratenser im Erzbistum Köln. Rheinisches Archiv 137, XVI und 660 S. Köln, Weimar, Wien, Böhlau 1997. ISBN 3-412-04197-1
  • Martin Illi: Das Kloster Rüti – eine Begräbnisstätte des ostschweizerischen Adels. In: Antiquarische Gesellschaft Pfäffikon (Hrsg.): Eine Ahnung von den Ahnen. Archäologische Entdeckungsreise ins Zürcher Oberland, S. 174-177, Wetzikon 1993.
  • Kunst in der Reformierten Kirche Rüti ZH. Hrsg. Kirchenpflege Rüti, 1989.[35]
  • Norbert Backmund: Monasticon Praemonstratense. Band 1, Seite 72-74, Berlin 1983.
  • Heinrich Zeller-Werdmüller: Die Prämonstratenserabtei Rüti. In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft 1897.24.181-230, Zürich 1897.
  • S. Vögelin: Das Kloster Rüti. In: Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band XIV Heft 2, Zürich 1882.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Staatsarchiv des Kantons Zürich: Drei Laufmeter Urkunden zum Prämonstratenser Kloster Rüti (vgl. auch Hinterrütiamt und Winterthur), Laufzeit ca. 1219 resp. 1400, 1384, 1459, 1465–1533 resp. 1794, Signatur CH StAZ C II.12.
  2. Artikel Kreuzzüge im Historischen Lexikon der Schweiz
  3. Website der Prämonstratenser, Abtei Rüti ZH
  4. Geschichte der Gemeinde Dürnten
  5. Gabe und Gegengabe in den Kirchengutsurkunden der Zürcher, Thurgauer und St. Galler Urkundenbücher von den Anfängen bis ins Jahr 1336.
  6. Heilige Gebete und Andachten: Maria Dreibrunnen, Wil SG, Gebet vor dem Gnadenbilde.
  7. Klosterarchiv Einsiedeln, Professbuch Äbte, 104. Hermann von Arbon
  8. Website der Gemeinde Dürnten
  9. Klosterarchiv Einsiedeln, Professbuch Äbte, 31. Rudolf III. von Sax
  10. Universität Bern, Historisches Institut: Übung „Die Reformation in der Schweiz als soziale Bewegung“, Gruppe „Bauernaufstände“ WS 2003/2004. Die Reformation auf dem Land.
  11. Beiträge zur Geschichte der Zisterzienserabtei Kappel am Albis, Abhandlung zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich, von Otto Paul Clavadetscher, Zürich 1946.
  12. Quellen u.a. NZZ Online (17. Januar 2008): Abt Klausers Vermächtnis sorgt für Verstimmung
  13. Heinrich Bullinger: Leben und ausgewählte Schriften. Nach handschriftlichen und gleichzeitigen Quellen von Carl Pestalozzi. Elberfeld Verlag von R. L. Friderichs, 1858
  14. Votum „Aufhebung des Klosters Rüti“ des Kirchenratspräsidenten in der katholischen Kirche Tann–Rüti am 30. September 2007
  15. a b c d e Quelle: Zürcher Denkmalpflege, 3. Bericht 1962/3, S. 76 ff.
  16. Kdm. Kt. Zürich, Band II, Basel 1943, S. 209 und 2 13 ff.
  17. a b c d e Quelle: Zürcher Denkmalpflege, 7. Bericht 1970–1974, 2. Teil, Zürich 1978
  18. Zürcher Denkmalpflege, 3. Bericht 1962/3, S. 98 ff.
  19. Grabplatte Amtshof 5: Vollständige Inschrift nach freundlicher Mitteilung von Sigrist E. Wüst, Rüti, vom 26. Oktober 1974
  20. Artikel Dürnten im Historischen Lexikon der Schweiz
  21. Website Gemeinde Elsau
  22. Website der Gemeinde Erlenbach
  23. Website Gemeinde Fehraltorf
  24. Website der Gemeinde Gossau ZH
  25. Website der Gemeinde Hinwil
  26. Website Gemeinde Hofstetten
  27. Doose & Bollinger Familien in Kanada und ihre Vorfahren
  28. Geschichte der Mühle Tuggen
  29. Quellen: Pfarrei Walde / vgl. Die Pfarrei Walde von Dr. P. Laurenz Kilger, vgl. Wartmann II, Zürich 1866 S.66/247. Escher-Schweizer: Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich 1890 II, S. 105/110, 250ff.
  30. Artikel Dreibrunnen im Historischen Lexikon der Schweiz
  31. Website Trichtenhauser Mühle
  32. Archivführer der Zürcher Gemeinden und Kirchgemeinden sowie der städtischen Vororte vor 1798
  33. Stadt Zürich, Stadtarchiv
  34. Als freundlicher Hinweis von Pater Dr. Ludger Horstkötter, Prämonstratenser-Abtei Hamborn.
  35. Mit grossem Dank an die Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Rüti, Frau Marianna Serena und Herrn Roman Disch.

47.2592248.8490477Koordinaten: 47° 15′ 33″ N, 8° 50′ 57″ O; CH1903: (706748 / 235216)


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