Pseudoverlag

Pseudoverlag

Die Bezeichnung Pseudoverlag ist im Buchhandel und unter Autoren gebräuchlich geworden, um eine bestimmte Veröffentlichungsform zu charakterisieren. Der Pseudoverlag unterscheidet sich sowohl von Verlagen als auch von so genannten Druckkostenzuschussverlagen.

Inhaltsverzeichnis

Leistungen

Ein Pseudoverlag bietet gewöhnlich ein Paket an Leistungen an: Das Manuskript des Kunden wird in einer begrenzten Anzahl von Exemplaren gedruckt. Sonstige Leistungen (Lektorat usw.) werden meist extra berechnet. Der Titel erhält eine ISBN, nach Abgabe der Pflichtexemplare erfolgt der Eintrag in den Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Weitere Einträge in diverse Kataloge sind, zum Teil kostenpflichtig, möglich. Darüber hinaus verpflichtet sich der Pseudoverlag, kurzfristig weitere Exemplare herzustellen und zu liefern, sofern sie nachgefragt werden. Die dem Autor entstehenden Kosten hängen von der Anzahl der auf seinen Wunsch gedruckten Exemplare ab. Die Bücher von Pseudoverlagen werden üblicherweise kaum im Buchhandel angeboten.[1]

Abgrenzung

Ein Verlag bezahlt einem Autor ein Honorar, meist sogar ein als Vorschuss bezahltes Garantiehonorar und trägt das Buchhandelsrisiko allein. Ein Druckkostenzuschussverlag beteiligt den Autor oder einen Dritten an den Kosten der Erstauflage und verringert so sein unternehmerisches Risiko. Ein Pseudoverlag berechnet dem Autor sämtliche entstehenden Kosten, zuzüglich einer Gewinnspanne. Ein Risiko trägt er nicht. In Pseudoverlagen verlegte Texte sind im Buchhandel gewöhnlich nicht vorrätig und oft auch nicht bestellbar. Es gibt Unternehmen, die alle drei Varianten im Angebot haben. Nach dem Verlagsbegriff handelt es sich bei einem Pseudoverlag nicht um einen Verlag, sondern um eine Druckerei.

Autoren, die lediglich in Pseudoverlagen veröffentlichen, werden nicht vom Verband deutscher Schriftsteller aufgenommen, im Gegensatz zu Autoren, die in Dienstleisterverlagen veröffentlicht haben.[2] [3] Gemeinsam klären über 50 Autorenverbände und Literatureinrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Rahmen des internationalen Aktionsbündnis für faire Verlage (Ak Fairlag) über die Geschäftspraktiken sogenannter Pseudoverlage auf und machen mit der Fairlag-Erklärung „Und alles selbst bezahlt! Gefahren einer Veröffentlichung in sog. Druckkostenzuschussverlagen / Selbstzahlerverlagen und Pseudoverlagen“ auf die ihrer Ansicht nach nicht zu tolerierende Abwälzung des unternehmerischen Verlagsrisikos einseitig auf die Autoren aufmerksam.

Literatur

  • Gill Davies: Beruf: Lektor. Hardt & Wörner, Friedrichsdorf 1995, ISBN 3-930120-07-0.
  • Helmut Hiller u. a. (Hrsg.): Wörterbuch des Buches. Klostermann, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-465-03220-9.
  • Wulf D. von Lucius: Verlagswirtschaft. UVK, Konstanz 2005, ISBN 3-8252-2652-2.
  • Reinhard Mundhenke: Der Verlagskaufmann. Societäts, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-7973-0431-5.
  • Manfred Plinke: Mini-Verlag – Selbstverlag, Publishing on Demand, Verlagsgründung, Buchherstellung, Buchmarketing, Buchhandel, Direktvertrieb. 6. Auflage. Autorenhaus, Berlin 2005, ISBN 3-932909-27-5.
  • Ausma Salaws: Karrieren unter der Lupe: Buchhandel und Verlagswesen. Lexika, Würzburg 2001, ISBN 3-89694-361-8.
  • Anno Stockem: Vermarktung von Büchern. Eine Analyse aus Sicht von Verlagen. Harrassowitz, Wiesbaden 1988, ISBN 3-447-02779-7.
  • Eduard Schönstedt: Der Buchverlag. Geschichte, Aufbau, Wirtschaftsprinzipien, Kalkulation und Marketing. Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01691-9.

Einzelnachweise

  1. Oberlandesgericht München definiert Pseudoverlag. auf: buchmarkt.de, 7. August 2009.
  2. Feuer, das ewig brennt. Schriftsteller im Exil stellen sich vor. hrsg. vom Exil-PEN-Club. Mit Grußworten von Václav Havel und Michal Kovác. Ed. Hänsel-Hohenhausen, Egelsbach/Frankfurt a. M./München/New York 2001, ISBN 3-8267-4965-0.
  3. Jutta Sauer: Abgeschminkt. Fischer, Frankfurt a. M. 1982, ISBN 3-88323-378-1.

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