Ptolemäus (Gnostiker)

Ptolemäus (Gnostiker)

Ptolemäus, der Gnostiker, auch Ptolemaios Gnosticus genannt, ist ein Schüler des christlich-gnostischen Lehrers Valentinus und mit Herakleon der Hauptvertreter der italienischen oder westlichen Schule der valentinianischen Gnosis.

Irenäus von Lyon sagt, dass er viel von seinem Wissen über die Gnostiker von Schülern des Ptolemäus habe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über sein Leben gibt es keine sicheren Quellen. Nach Irenäus war er ein Schüler von Valentinus und zur Zeit der Niederschrift von Adversus Haereses (um 180) noch am Leben. Er war in Rom, Italien und Südfrankreich tätig.

Harnacks Annahme, dass er identische mit demjenigen Ptolemäus sei, der Justin der Märtyrer in seinen Schriften erwähnt, ist bis heute nicht bestätigt worden (vgl. Text. u. Untersuch. New. Ser. XIII, Anal. z. ält. Gesch. d. Chr.).

Werke

Als Werke sind von Ptolemäus einzig ein Brief an seine Schülerin Flora überliefert, eine Frau, über die man keine weitere Kenntnis hat. Ferner findet man Informationen über seine Lehre bei Irenäus von Lyon.

Den Brief findet man bei Epiphanius (Haer. XXXIII, 3-7). Der Grund seiner Abfassung ist die Antwort auf die Frage von Flora über den Ursprung des Rechts des Alten Testaments.

Theologie

Der Dekalog

Nach Ptolemäus' Meinung kann der Dekalog weder auf den höchsten Gott noch auf den Teufel zurückgeführt werden, die Gesetze kommen nicht von einem einzelnen Gott. Ein Teil davon ist allerdings das Werk eines tieferen Gottes. Ein anderer Teil stammt von Moses und ein dritter von den Ältesten des jüdischen Volkes. Ptolemäus teilt den Dekalog in drei Teile ein:

  • Die Erfüllung durch den Erlöser.
  • Die Mischung von Recht mit dem Bösen.
  • Der Bereich, der auf die höhere Welt hinweist.

Die Entstehung der Welt

In seinem System der Entstehung der Welt beschreibt Ptolemäus ein extensives System von Äonen, die von einer spirituellen Kraft ausgegangen sind. Dreißig dieser Äonen bilden die höhere Welt, das Pleroma. Dieses System wird zur Basis einer wilden biblischen Exegese, die im Prolog des Johannesevangeliums die ersten acht Äonen entdeckt.

Literatur

Elaine Pagels: The Johannine Gospel in Gnostic Exegesis, ed. J. Ross (Atlanta, 1989).

Weblinks


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