Punktierung (Musik)

Punktierung (Musik)
Die punktierte Viertel dauert drei Achtel

Die Punktierung ist ein Symbol in der musikalischen Notation: Ein Punkt hinter der Note bedeutet eine Verlängerung ihrer Dauer um die Hälfte. Entsprechend kann auch ein Pausenzeichen "punktiert" und so die Pause um die Hälfte verlängert werden.

Inhaltsverzeichnis

Notation

Da Noten von links nach rechts gelesen werden, wird der Punkt rechts neben die betreffenden Note oder Pause geschrieben. Steht die Note auf einer Linie, sitzt der Punkt im nächsthöheren Zwischenraum. Dieser Verlängerungspunkt darf nicht mit Punkten ober- oder unterhalb des Notenkopfs verwechselt werden, die das Staccato bezeichnen (eine Form der Artikulation), in der Zeit der Wiener Klassik gelegentlich auch Akzente.

Da der Punkt eine hinten angehängte Note halber Dauer symbolisiert, hängt die Verwendbarkeit des Symbols von der Stellung der Hauptnote innerhalb des metrischen Rasters ab. Soll also beispielsweise eine punktierte Viertelnote im 3/4-Takt nicht auf einer Zählzeit beginnen, sondern genau dazwischen, wäre ihre Notation als Viertelnote plus Punkt nicht korrekt; sie muss als Achtelnote mit (durch einen Haltebogen) angehängter Viertel geschrieben werden.

Bezeichnet werden die so verlängerten Noten durch das Adjektiv punktiert, also zum Beispiel punktierte Halbe oder punktierte Viertel; auch Dreiviertelnote, Dreiachtelnote etc. sind üblich[1][2]

Doppel- und Mehrfachpunktierungen

Einfach, doppelt und dreifach punktierte Halbe Noten und ihre entsprechende Notendauer, dargestellt durch Einzelnoten mit Haltebögen

An punktierte Noten kann in der Notation ein weiterer Punkt angehängt werden. Dieser verlängert nicht die gesamte Note, sondern die durch den ersten Punkt repräsentierte Länge noch einmal um die Hälfte. Eine doppelt punktierte Halbe hat also die Länge einer halben plus Viertel- plus Achtelnote.

Bei der dreifachen Punktierung verlängert der dritte Punkt den Notenwert entsprechend noch einmal um die Hälfte des zweiten Punkts. Dreifache Punktierungen sind in der Musik des Barock und der Klassik praktisch unbekannt, finden sich aber gelegentlich in der Musik der Romantik und Spätromantik, etwa bei Frédéric Chopin[3], sowie regelmäßig bei Richard Wagner und Anton Bruckner. Theoretisch ließe sich die Zahl der Mehrfachpunktierungen beliebig fortsetzen, in der Praxis finden sich jedoch extrem selten maximal vierfache Punktierungen.[4]

Begriff „Punktierung“

Auch unabhängig von ihrer konkreten graphischen Repräsentation können Töne als „punktiert“ bezeichnet werden, wenn sie die Länge von eineinhalb Standardnotenlängen haben. So wird man oft in einem schnellen Dreiertakt drei der angegebenen Grundwerte zu einer Zählzeit zusammenfassen, also in einem 6/8-Takt („Komm, lieber Mai“) nicht sechs Achtel zählen, sondern nur zwei Schläge. Diese Zählzeiten fassen jeweils drei Achtel zusammen und können als „punktierte Viertel“ bezeichnet werden.

Auch Rhythmen, in denen regelmäßig einer punktierten Note die nächstkleinere unpunktierte folgt (etwa punktiertes Achtel – Sechzehntel – punktiertes Achtel – Sechzehntel), können als „punktierte Rhythmen“ bezeichnet werden.

Punktierung in der Barockmusik

Die Notierung entwickelte sich erst im Lauf der Zeit zu einem richtigen System. Noch 1752 schrieb der bekannte Flötist Johann Joachim Quantz, dass „man die Zeit der kurzen Note nach dem Puncte eigentlich nicht recht genau bestimmen kann“ [5]. Quantz scheint auch der erste zu sein, von dem die Verwendung der Doppelpunktierung überliefert ist [6].

Ausgehaltene Töne auf den Zählzeiten, denen ein kurzer Ton oder schneller Lauf unmittelbar vor der nächsten Zählzeit folgt, waren im Barock sehr beliebt; sie sind charakteristisch für den Anfangsteil der französischen Ouverture. Dabei wurde historisch eine bis zu einem gewissen Grad unpräzise Notation toleriert, die heute als unkorrekt gelten müsste und in den Ausgaben meist auch nach heutigen Standards korrigiert wird. Diese „Korrektur“ ist aber natürlich nicht eindeutig. Nach den Vorstellungen der historischen Aufführungspraxis ist es Aufgabe des Interpreten, sich zu informieren, wie die damalige Notations- und Spielpraxis war und dann selbst zu entscheiden, wie dies zu spielen ist. Daher wird man versuchen, möglichst Kopien der Originalnoten zum Vergleich zu verwenden.

Beispielsweise übernimmt Johann Sebastian Bach ab 1722 aus der französischen Musik einen Rhythmus aus einer punktierten Achtel und drei auftaktigen Zweiunddreißigsteln. In manchen Ausgaben wird das Achtel nur um ein Zweiunddreißigstel verlängert statt um ein Sechzehntel, also weniger als die Hälfte der Ausgangsnote[7]. Man kann aber auch die punktierten Rhythmen schärfer (überpunktiert) ausführen, die punktierten Noten also zu überdehnen und die kurzen Noten verspätet und schneller spielen und den Notentext entsprechend korrigiert denken.

Die Vertreter der verschiedenen Interpretationsstile führen z.T. heftige Diskussionen, welches die historisch korrekte Praxis ist.

Einzelnachweise

  1. Erich Wolf: Die Musikausbildung. Band I: Allgemeine Musiklehre. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1967, ISBN 3-7651-0044-7, S. 13.
  2. Christoph Hempel: Neue Allgemeine Musiklehre. Schott, Mainz 1997, ISBN 3-254-08200-1, S. 82.
  3. Präludium G-Dur op. 28 Nr. 3: Noten im International Music Score Library Project.
  4. etwa in Franz Liszts 2. Klavierkonzert (Klavierkonzert Nr. 2 S. 125: Noten im International Music Score Library Project.), Giuseppe Verdis Requiem (Requiem: Noten im International Music Score Library Project.), César Francks Prélude, chorale et fugue, Paul Hindemiths Sinfonie Mathis der Maler und in Béla Bartóks Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta, vgl. Extremes of Conventional Music Notation
  5. J.J.Quantz, Versuch einer Anleitung die Flöte traversiere zu spielen,[1] §21
  6. Harvard dictionary of music [2]
  7. Siegbert Rampe, Dominik Sackmann: Bachs Orchestermusik. Kassel 2000, ISBN 3-7618-1345-7, S. 270

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