Quarzuhrkrise

Quarzuhrkrise

Die Quarzkrise (gelegentlich auch Quarzuhrkrise genannt) bezeichnet die größte wirtschaftliche Krise der europäischen und insbesondere der Schweizer Uhrenindustrie in den 1970er bis Mitte der 1980er Jahre.

Geschichte

Bis zum Anfang der 1970er Jahre konzentrierten sich etablierte Uhrenhersteller auf die Weiterentwicklung der mechanischen Uhren. Ziele der Uhrenentwicklung ist bis heute die Verbesserung der Ganggenauigkeit und eine Erhöhung der Gangreserve. So beträgt die Abweichung zur Zertifizierung als Chronometer je nach Lage der Uhr zwischen -4 bis +6 Sekunden pro Tag. Automatikuhren entnehmen selbstständig die Energie zum Betrieb aus der kinetischen Bewegung beim Tragen, das Liegenlassen der Uhr über einen Tag kann schon zum Stillstand führen. Als weitere Entwicklungsziele neben der wirtschaftlichen Fertigung sind noch Langlebigkeit des Werkes und des Gehäuses und die Stoßunempfindlichkeit aufzuführen.

Die Einführung der Quarzuhren stellten folgende Innovationen vor: Erhöhung Ganggenauigkeit um ein Vielfaches: mit ±0,07 Sekunden pro Tag zur Chronometerzertifizierung wird dies fast mit Faktor 100 verbessert. Ein Batteriewechsel ist "nur" etwa einmal pro Jahr notwendig. Zudem konnte ein Quarzuhrrohwerk zum Bruchteil der Preises gefertigt werden: Es bestand aus weniger Bauteilen als das mechanische Pendant und war zudem mechanisch unempfindlicher. Schweizer und deutsche Uhrenunternehmen verkannten den Paradigmenwechsel auf den Markt: Japanische Uhrenhersteller überschwemmten den Markt mit den vergleichsweise preiswerten und genauen Uhren.

In dieser Zeit verloren alleine in der Schweizer Uhrenindustrie zwei Drittel der Beschäftigten ihren Arbeitsplatz. Viele Uhrenmanufakturen kämpften um das wirtschaftliche Überleben und mussten teilweise schließen. Überraschenderweise war auch die japanische Grand-Seiko-Abteilung ein Opfer dieser Krise, die Luxusabteilung von Seiko wurde 1975 geschlossen. Diesem Schicksal entgingen nur die Spitzenproduzenten der Schweizer Uhrenindustrie, wie etwa Rolex, Patek Philippe oder Jaeger-LeCoultre. Rolex sah sich gezwungen, Quarzuhrkollektionen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Auch die Uhrmacherschulen hatten starke Probleme, noch Nachwuchs zu finden und auszubilden. So stand beispielsweise die staatliche Uhrmacherfachschule in Hamburg aufgrund fehlender Auszubildender kurz vor der Schließung.

Als einer der entscheidenden Schritte zur Trendwende kann das Engagement des damaligen Unternehmensberaters Nicolas G. Hayek angesehen werden. Hayek sollte die beiden damals stark angeschlagenen Unternehmen ASUAG (Allgemeine Schweizerische Uhrenindustrie AG) und die SSIH (Société Suisse de l’Industrie Horlogère) aus der Krise führen. Er organisierte ab 1983 die Fusion der beiden Unternehmen, stellte die Produktion auf eine hoch produktive und automatisierte Fertigung, brachte mit der Swatch eine preiswerte Quarzuhr auf dem Markt und sorgte auch für die Auslastung der Zulieferfirmen Nivarox und Comadur durch der Bau einer Automatik-Swatchuhr mit dem ETA Kaliber 2842. Hayek erkannte auch, dass der Begriff Swiss Made immer noch einen entscheidenden Image-Faktor beim Kauf darstellen konnte, und setze dies bei der Vermarktung gezielt ein.

Siehe auch:

Quellen


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