Aurora (1900)

Aurora (1900)
Aurora
The Aurora.jpg
p1
Schiffsdaten
Flagge Russisches KaiserreichRussisches Kaiserreich (Seekriegsflagge) Russisches Reich
Schiffstyp Geschützter Kreuzer
Klasse Pallada-Klasse
Bauwerft Neue Admiralitätswerft, Sankt Petersburg
Stapellauf 24. Mai 1900
Indienststellung 29. Juli 1903
Verbleib Museumsschiff in Sankt Petersburg
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
126,7 m (Lüa)
Breite 16,8 m
Tiefgang max. 7,3 m
Verdrängung Maximal: 6.823 tn.l.dep1
 
Besatzung 578 Mann
Maschine
Maschine 24 Belleville-Kessel
3 Verbundmaschinen
Maschinen-
leistung
13.000 PS (9.561 kW)
Geschwindigkeit max. 19,17 kn (36 km/h)
Propeller 3
Bewaffnung
Panzerung
  • Kommandostand: 152 mm
  • Munitionsschächte: 38 mm
  • Kesselraumschächte: 64 mm
  • Hauptdeck: 51–76 mm

Die Aurora (russisch Аврора, deutsch transkribiert Awrora) ist ein russisches Kriegsschiff der ehemaligen Kaiserlich Russischen Marine und liegt seit 1956 als Museumsschiff in Sankt Petersburg. Das Schiff gilt als Symbol der Oktoberrevolution von 1917.

Inhaltsverzeichnis

Schiffstyp

Die Aurora war das dritte Schiff der Pallada-Klasse, die in Russland zur Verstärkung der russischen Ostseeflotte konstruiert und gebaut wurden. Die Kreuzer sollten sowohl Aufgaben in der Ostsee erledigen als auch weltweit, insbesondere im Fernen Osten, operieren können. Die Schiffe dieser Klasse gehören zu einem Typ, der als Geschützter Kreuzer oder Panzerdeckkreuzer bezeichnet wird. Sie waren kleiner und schwächer gepanzert als die Panzerkreuzer. Der Baubeginn des Typschiffes Pallada erfolgte 1895, die Fertigstellung erst 1901. Während dieser Zeit hatte die russische Marine Bauaufträge für leistungsfähigere Kreuzer ähnlicher Größe ins Ausland vergeben (Warjag, Askold, Bogatyr), die zwischen Januar 1901 und August 1902 ausgeliefert wurden.

Geschichte

Bau

Mit dem Bau des Schiffes wurde am 23. Maijul./ 4. Juni 1897greg. auf der Neuen Admiralitätswerft in Sankt Petersburg begonnen. Die am 11. Maijul./ 24. Mai 1900greg. vom Stapel gelaufene Aurora wurde am 16. Julijul./ 29. Juli 1903greg. in Dienst gestellt. Ihre Schwesterschiffe Pallada und Diana waren im Winter 1902 auf 1903 zum pazifischen Geschwader verlegt worden und seit April 1903 in Port Arthur stationiert. Auch die Aurora war für den Einsatz dort vorgesehen und sie wurde dem nächsten Überführungsverband unter Konteradmiral Andrei Wirenius mit dem alten Panzerkreuzer Bizerta traf der Verband dann im Dezember auf das durch eine Reparatur aufgehaltene Linienschiff Osljabja - dessen beide Schwesterschiffe auch schon im Fernen Osten Dienst taten - und setzten dann zum Teil leicht zeitversetzt die Reise fort. Die Aurora verließ am 3. Januar 1904 Bizerta nach Piräus und erreichte Port Said am 13. Januar. Hier trafen am gleichen Tag noch die Dmitri Donskoi mit sieben Torpedobooten und die von Japan in Italien erworbenen Panzerkreuzer Suezkanal leicht behindert haben, um ihnen eine Verfolgung der unter Handelsflaggen in Überführung befindlichen Panzerkreuzer unmöglich zu machen. Die Russen bemühten sich auch nicht ernsthaft um eine Verfolgung. Als erstes Schiff verließ die Aurora mit sechs Torpedobooten am 22. Januar Suez, die Osljabja mit dem Transporter Saratow und 3 Torpedobooten als letzte Gruppe erst am 4. Februar.

Russisch-Japanischer Krieg

Zum Zeitpunkt des Kriegsausbruchs im Fernen Osten befanden sich die Kreuzer Dmitri Donskoi und Aurora mit vier Torpedobooten der Buinyi-Klasse in Dschibuti und die Osljabja mit zwei weiteren Torpedobooten der Boiki-Klasse und den kleinen Torpedobooten N°212 und N°213 im Schlepp noch im Roten Meer. Nach Überlegungen entschied die russische Marineführung den Verband aus dem Indischen Ozean wieder abzuziehen, der dann am 18.Februar den Rückmarsch antrat. Als eines der ersten Schiffe passierte die Aurora am 29. Februar wieder den Suezkanal fünf Tage vor der Osljabja. Am 24. April lief der Verband unter Wirenius geschlossen mit dem Linienschiff, beiden Kreuzern, zwei Transportern und elf Torpedobooten wieder in Sankt Petersburg ein und hatte einen weiteren Weg als bis nach Ostasien zurückgelegt. Alle Schiffe wurden dem im Herbst nach Ostasien auslaufenden 2. Pazifikgeschwader erneut zugeteilt.

Als im Oktober 1904 das 2. Pazifikgeschwader unter Admiral Sinowi Petrowitsch Roschestwenski die Reise zum in Port Arthur blockierten Geschwader antrat, gehörte die Aurora zur 1. Kreuzerdivision des Konteradmirals Oskar Enkwist zusammen mit der Oleg, der Dmitri Donskoi und der Wladimir Monomach. Bereits in der Nordsee kam es zum Doggerbank-Zwischenfall, bei dem die russische Flotte verschiedene Fischerboote und eigene Schiffe beschoss. An Bord der Aurora, die von einigen Geschossen getroffen wurde, starb der Schiffspriester. Das Geschwader setzte seinen Weg fort, um das von den Japanern belagerte Port Arthur zu entsetzen. Die Aurora umrundete mit dem Hauptteil der Flotte Afrika und lief dabei Dakar, Gabon, Baía dos Tigres (Angola), Lüderitzbucht und Nosy Be (Madagaskar) an. Dort blieb das Geschwader elf Wochen. Vom 14. April 1905 bis zum 9. Mai hielt sich die russische Flotte noch in der Cam Ranh Bay in Französisch-Indochina zur Versorgung und Kohlenübernahme auf und um das Eintreffen des Dritten Geschwaders unter Nikolai Iwanowitsch Nebogatow abzuwarten. Nach der schon um die Jahreswende erfolgten Kapitulation von Port Arthur versuchte die Flotte nun nach Wladiwostok durchzubrechen, wurde jedoch am 27. und 28. Mai 1905 in der Seeschlacht bei Tsushima nahezu vollständig zerstört. Nur wenige russische Schiffe konnten der Vernichtung entgehen. In dieser Schlacht fielen 15 Besatzungsmitglieder des Schiffes, darunter der Kommandant, Kapitän Erster Klasse E. Jegorjew, 83 weitere wurden verletzt. Der Aurora gelang mit der Oleg unter Konteradmiral Enkwist und der Schemtschug die Flucht in den neutralen Hafen Manila, wo sie auf Geheiß des Zaren interniert wurden.

Nach Kriegsende 1906 kehrte das Schiff in die Ostsee zurück und wurde als Schulschiff eingesetzt; seine Bordwaffen und Torpedoabschussausrüstung wurden demontiert. 1907–1914 nahm die Aurora an Expeditionen nichtmilitärischer Art in die Ostsee, das Mittelmeer und in den Indischen Ozean teil. So half die Besatzung des Kreuzers bei den Rettungsarbeiten beim Erdbeben von Messina 1908.

Erster Weltkrieg und Oktoberrevolution

Während des Ersten Weltkriegs wurde das Schiff mit einer stärkeren Bewaffnung ausgestattet und wieder als Kriegsschiff für den Wachdienst und als Unterstützungsschiff für russische Infanterie in der Ostsee eingesetzt. Im Jahre 1916 wurde die Aurora nach Sankt Petersburg verlegt, wo eine größere Reparatur durchgeführt werden sollte. Ein Teil der Besatzung engagierte sich während der Februarrevolution auf Seiten der Bolschewiki. Laut Leo Trotzki verteidigte die Besatzung auf Bitten Kerenskis das Winterpalais gegen den General Kornilow [1].

In der Nacht auf den 25. Oktoberjul./ 7. November 1917greg. wurde die Aurora auf Befehl des Petrograder Militärrevolutionären Komitees in die Nähe der Nikolai-Brücke verholt, um die reibungslose Verlegung von Abteilungen der Roten Garde von der Wassiljew-Insel ins Stadtzentrum von Sankt-Petersburg zu gewährleisten. Am Abend des 25. Oktober gab die Aurora mit einem Platzpatronenschuss aus einer Bugkanone das Signal für den Sturm auf das Winterpalais, den seinerzeitigen Sitz der Provisorischen Regierung in Sankt Petersburg, durch die Bolschewiki. Diese Erstürmung gilt als Beginn der russischen Oktoberrevolution.

Ab 1923 wurde sie wieder als Schulschiff der Baltischen Flotte eingesetzt. Die Aurora absolvierte mehrere Visiten in den skandinavischen Ländern, darunter 1924, 1925, 1928 und 1930 nach Norwegen sowie 1925 und 1928 nach Schweden.

Zweiter Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Kanonen des Schiffes demontiert und zur Verteidigung Leningrads eingesetzt. Am 30. September 1941 wurde die Aurora bei einem deutschen Luftangriff schwer beschädigt und sank im Hafen.

Nationaldenkmal

Schon vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Aurora am 20. Juli 1944 vom Grund gehoben und von 1945 bis 1947 wieder instandgesetzt. Ab dem 17. November 1948 befand sich der Kreuzer auf dem ehrenvollen „ewigen Liegeplatz“ am Ufer der Newa, diente jedoch bis 1961 als Ausbildungsschiff der sowjetischen Nachimow-Marineschule. 1957 wurde auf dem Schiff eine Filiale des sowjetischen Zentralen Marinemuseums eröffnet. In der Sowjetunion war die Aurora eine Art Nationalheiligtum, im Sankt Petersburg von heute ist sie eine beliebte touristische Sehenswürdigkeit. Seit 1956 haben mehr als 28 Millionen Gäste das Schiff besucht.

Von 1984 bis 1987 wurden umfangreiche Rekonstruktionen durchgeführt. Unter anderem wurde die komplette Außenhülle des Rumpfes unterhalb der Wasserlinie erneuert, da die Originalsubstanz wegen starker Korrosionsschäden als irreparabel angesehen wurde.

Heute beherbergt die Aurora ein Marine- und Seefahrtsmuseum, weiterhin ist sie Veranstaltungsort von Zeremonien wie dem Gelöbnis von Marinekadetten.

Die Aurora als Motiv: Ordenszeichen des Ordens der Oktoberrevolution

Auszeichnungen

Das Schiff wurde am 2. November 1927 mit dem Rotbannerorden und am 22. Februar 1968 mit dem Orden der Oktoberrevolution ausgezeichnet. Seit 1960 steht das Schiff per Gesetz unter Denkmalschutz.

Literatur

  • Roger Chesneau und Eugene M. Kolesnik: Kriegsschiffe der Welt 1860 bis 1905 Band 2: USA, Japan und Rußland, Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1983, ISBN 3-7637-5403-2.
  • Schiffe-Menschen-Schicksale - Russischer Kreuzer Aurora - Zwischen Zarenadler und Sowjetstern, Band 13.
  • Woennaja enciklopedija (auf russisch). Bd. 1.

Weblinks

 Commons: Aurora – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Leo Trotzki: Was Nun? - Schicksalsfragen des deutschen Proletariats, 1932

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