R. H. G.

R. H. G.

Wolf Rüdiger Heß (* 18. November 1937 in München; † 24. Oktober 2001 ebenda) war Architekt und der Sohn von Rudolf und Ilse Heß, sowie Patenkind Adolf Hitlers.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wolf Rüdiger Heß war ein Einzelkind, dessen Taufpate Adolf Hitler auch schon Trauzeuge bei der Hochzeit der Eltern war. Auch der Name des Kindes wurde entsprechend gewählt: „Wolf“ war ein Spitzname Hitlers während seiner Jugendjahre, Rüdiger entstand in Anlehnung an Rudolf.

Nach seiner Geburt wurde jeder Gauleiter angewiesen, etwas „Heimaterde“ an seine Eltern zu senden. Die Erde wurde unter seiner Wiege verstreut, um Heß symbolisch sein Leben auf dem gesamten deutschen Boden beginnen zu lassen. Gleichzeitig sollte damit die Freude ganz Deutschlands über den sehnlichst erwarteten Nachwuchs im Hause Heß symbolisiert werden.

Nach dem Flug seines Vaters nach Schottland zog Heß mit seiner Mutter am 14. Mai 1941 nach Bad Oberdorf um. Er besuchte dort ab 1947 das Gymnasium und absolvierte ab Mitte der 1950er-Jahre ein Architektur-Studium.

Leben nach dem Zweiten Weltkrieg

Am 3. Juni 1947 wurde seine Mutter zusammen mit den Ehefrauen aller anderen in Nürnberg Verurteilten oder Hingerichteten verhaftet und in Augsburg-Göggingen interniert. Bis zu ihrer Freilassung am 24. März 1948 lebte Wolf-Rüdiger Heß bei einer Tante.

Er setzte sich sein ganzes Leben lang für die Freilassung und Rehabilitierung seines Vaters ein. Nach dessen Tod im August 1987 verlieh er seiner Überzeugung Ausdruck, dass sein Vater keinen Selbstmord begangen habe, sondern vom britischen Geheimdienst SIS ermordet worden sei, damit dieser keine unangenehmen Fakten über seinen 1941 durchgeführten Flug nach England preisgeben könne.

Wolf Rüdiger Heß war verheiratet und hatte drei Kinder.

Politische Aktivitäten

Die „Rudolf-Heß-Gesellschaft“

Heß gründete die Vereinigung Freiheit für Rudolf Heß, die nach dem Tod des Vaters in die Rudolf-Heß-Gesellschaft e.V. umgewandelt wurde. Nach Eigenangaben hatte der eingetragene Verein 1991 ca. 500 Mitglieder. Im Vereinsregister des Amtsgerichts München ist sie im Blatt VR 12767 eingetragen. Den Vorsitz hatte, bis zu seinem Tod im Oktober 2001, Wolf Rüdiger Heß und anschließend seine Frau Andrea Heß inne. Stellvertretender Vorsitzender war zeitweise der Verleger Gert Sudholt.

Die Rudolf-Heß-Gesellschaft hält - wie die meisten Vereine - jährliche Mitgliederversammlungen ab. Außerdem werden öffentliche und nicht-öffentliche Veranstaltungen organisiert. In die Öffentlichkeit trat die Gesellschaft zu Beginn der 1990er Jahre durch die Teilnahme an dem jährlich von neofaschistischen Gruppierungen organisierten Rudolf-Heß-Gedenkmarsch sowie durch Flugblätter und Postkarten. Heß veröffentlichte mehrere Bücher über seinen Vater, in denen er die Legende vom „Friedensflieger Heß“ verbreitete und behauptete, sein Vater wäre ermordet worden. Seine Veröffentlichungen erschienen in einschlägigen rechtsextremen Verlagen wie Druffel und Langen-Müller. Weiters veröffentlicht die R.H.G. unregelmäßig Rundbriefe, die aus dem Vereinsleben berichten. Einzelne Schriftstücke und Briefwechsel werden als Dokumentationen verbreitet.

Die R.H.G. sieht sich als „internationaler Zusammenschluss von natürlichen und juristischen Personen, die es sich zur Aufgabe macht, die historische Bedeutung des politischen Wirkens von Rudolf Hess, insbesondere seine Arbeit in Partei und Staat, und die Hintergründe seines Englandfluges am 10. Mai 1941 aufzuklären (...) sowie die Umstände seines Todes im alliierten Militärgefängnis am 17. August 1987 zu klären. Darüber hinaus soll sie das Andenken von Rudolf Hess wahren“.[1]

Gemeinsam mit der mittlerweile verbotenen Organisation Nationale Liste, der Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition (VAPO) und dem Samisdat-Publishers-Verlag forderte die R.H.G. unter der Verantwortung von „Wehr Dich“-Herausgeber Berthold Dinter die Rehabilitierung von Rudolf Heß, so z. B. durch die Wiederverleihung der Ehrenbürgerschaft der Stadt Wunsiedel an Rudolf Heß, die ihm nach Kriegsende entzogen wurde. In ihren Äußerungen nehmen die Mitglieder der R.H.G. positiven Bezug auf die Veröffentlichungen des Verlages Samisdat Publishers von Ernst Zündel.

Sammelte die Vorläuferorganisation der R.H.G. in den 1970er Jahren mehrere 1.000 Unterstützer um sich, so isolierte sich die Gesellschaft zur Rehabilitierung des Hitler-Stellvertreters durch Kontakte zu militanten Neofaschisten. Dennoch hat die Gesellschaft nach Eigenangaben seit 1988 162.385,45 DM an Spenden eingeworben und erwartet weitere 200.000 DM an Spenden für Anwalts-, Übersetzungs- und Reisekosten (Quelle: Rundbrief, Nr. 2/1995, S. 1.) Die Aufwendungen stehen im Zusammenhang mit den Bemühungen, Rudolf Heß als „Friedensflieger“ zu rehabilitieren.

Literatur

  • Mecklenburg, Jens (Hrsg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.299-302

Weblinks

Einzelnachweise

  1. (Quelle: Satzung der Rudolf Hess Gesellschaft e.V. (R.H.G.), eingereicht beim Amtsgericht München am 20. Januar 1989)

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