Ausbesserungswerk Neumünster

Ausbesserungswerk Neumünster
Ausbesserungswerk Neumünster

Das Eisenbahnausbesserungswerk Neumünster, kurz AW genannt, besteht seit 1861 in der Kieler Straße 119 in Neumünster. Das Werk gehört zu dem DB-Tochterunternehmen DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH[1] und feierte am 18. Juni 2011 öffentlich sein 150-jähriges Bestehen.

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben

Im Werk werden die IC-Reisezugwagen der Deutschen Bahn und die Nahverkehrswagen von DB Regio Schleswig-Holstein, sowie externer, auch internationaler Eisenbahnunternehmen untersucht, überarbeitet und modernisiert. Des Weiteren lassen die DB Fernverkehr AG und die DB Regio AG dort die Drehgestelle und Achsen der Reisezugwagen wiederaufarbeiten.

Zur Zeit beschäftigt die DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH am Standort Neumünster rund 600 Arbeitnehmer und ist somit einer der größten Arbeitgeber der Stadt. Im Herbst 2003 kündigte die Deutsche Bahn an, im Folgejahr 185 von 640 Arbeitsplätzen abzubauen.[2]. Im Jahr 2011 sind es wieder 700 Beschäftigte.[3]

Geschichte

Für den wachsenden Betrieb benötigte die Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft eine leistungsfähige Werkstatt. Da in Kiel und Altona kein Platz vorhanden war und in Neumünster die Strecke nach Rendsburg bis nach Flensburg erweitert werden sollte, wurde Neumünster als Standort gewählt. 1861 wurde das Werk direkt gegenüber dem Bahnhof eröffnet. Es wurden zunächst Lokomotiven und Wagen jeder Art untersucht und repariert. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 wuchs die Bedeutung des Werkes, auch preußische Fahrzeuge kamen nach Neumünster. 1869 zog das Werk in die Kieler Chaussee, etwas weiter weg vom Bahnhof, an den heutigen Standort um. Hier war es auch möglich, eine Siedlung für die Beschäftigten des Werkes anzulegen. Das Werk verfügte über eine Schiebebühne, an der auf jeder Seite fünf Stände waren, an denen Loks oder Wagen bearbeitet werden konnten. Daneben waren eine Dreherei, eine große Holzwerkstatt (damals waren die Aufbauten der Wagen noch überwiegend aus Holz) und eine Schmiede. Auch zwei Radsatzdrehbänke waren vorhanden. 1877 wurde die Halle um zehn Stände erweitert. 1884 ging das Werk an die preußische Staatsbahn über. Da Lokomotiven und Wagen immer länger wurden, reichte die alte Halle nicht mehr aus. 1893 wurde eine neue Halle in Betrieb genommen, die doppelt so groß war wie die bisherige. Die Zahl der Beschäftigten wuchs, für die auch weitere Werkswohnungen errichtet wurden. 1918 hatte das Werk 1770 Beschäftigte.

Nach dem ersten Weltkrieg wurde aus Rationalisierungsgründen eine Spezialisierung durchgeführt. Die Lokomotivenwartung wurde an das Ausbesserungswerk Glücksburg abgegeben, die Weichenschmiede wurde geschlossen. Schon damals wurde überwiegend an hochwertigen Reisezugwagen und Personenwagen aus der Region gearbeitet. Mit der zunehmenden Militarisierung gehörte wieder das Herrichten von Wagen für Truppentransporte und als Lazarettwagen zum Programm. Auch wurden Güterwagen in Behelfspersonenwagen der Baureihe MCi-43 umgebaut.

Im April 1945 wurde das Werk durch Luftangriffe fast vollständig zerstört. Da aber dringend Güterwagen gebraucht wurden, ging die Belegschaft an einen zügigen Aufbau, eine Radsatzdrehbank hatte die Zerstörung wohlbehalten überstanden. Sobald sich die Verhältnisse einigermaßen normalisiert hatten, waren wieder die Reisezugwagen der Schwerpunkt des Werkes. Die Schiebebühnen wurden an die neuen 26,4 Meter langen Wagen angepasst, sie sind heute noch vorhanden. Neumünster teilte sich die Unterhaltung der Reisezugwagen der Deutschen Bundesbahn mit dem Ausbesserungswerk in Krefeld-Oppum und dem Ausbesserungswerk in München-Neuaubing. Unter anderem wurden für den zweiklassigen Intercity 1979 die 2. Klasse Wagen für die Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h umgebaut.

Die Wiedervereinigung der Deutschen Bahnen im Jahr 1994 brachte Ungewissheit um die Zukunft des Werkes mit sich. Die Deutsche Bahn AG schloss alle anderen im Westen gelegenen Ausbesserungswerke für Reisezugwagen, neben Neumünster blieb nur noch das Ausbesserungswerk Wittenberge für die Wartung von Personenwagen erhalten. Neben der Unterhaltung bekamen Umbauten ein immer stärkeres Gewicht. So hat das Werk auch im Ausland einen guten Ruf. Gelegentlich werden auch Triebwagen in dem Werk bearbeitet.

Literatur

Uwe Weiger: 150 Jahre Werk Neumünster. In: eisenbahn-magazin. 6/2011, Alba, Düsseldorf, S. 24–27.

Einzelnachweise

  1. Website des DB-Konzerns
  2. Meldung Neumünster baut ab. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 11/2003, ISSN 1421-2811, S. 476.
  3. eisenbahn-magazin 6/2011, S. 27
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