RAL-Montage

RAL-Montage

Als RAL-Montage bezeichnet man im Bauwesen die normgerechte Montage von Fenstern oder Außentüren bei Neubauten und ausdrücklich auch bei Altbauten, wenn Fenster oder Außentüren erneuert werden.

Diese Montageart gilt zwar immer noch als 'neu', sie ist aber in den Normen DIN 4108 Teil 7 und ÖNORM B5320 verankert und daher für alle Handwerksbetriebe in Österreich und Deutschland verpflichtend seit 1997 als 'Stand der Technik' auszuführen, sofern nicht mit dem Auftraggeber ausdrücklich eine „nicht-normgerechte“ Ausführung vereinbart wurde, z. B. weil die Leistung nur teilweise ausgeführt werden soll. Näheres siehe auch ATV DIN 18355 Tischlerarbeiten Abschnitt 0.3.2. Bevor diese Montageart in den Normen als Stand der Technik aufgenommen wurde, war sie nur eine Empfehlung des RAL-Institutes, daher wird der zuvor bekannte Begriff „RAL-Montage“ für die normgerechte Montage im Bauwesen verwendet.

Die RAL-Montagerichtlinien wurden zuletzt im März 2010 aktualisiert herausgegeben und sind über den Verband der Fenster- und Fassadenhersteller oder als inhaltlich identische Technische Richtlinie 20 über den Buchhandel erhältlich.[1][2]

Inhaltsverzeichnis

Grund für die neue Montageart

Aus bauphysikalischer Sicht ist für einen energiesparenden Neubau eine dichte Gebäudehülle notwendig, um Energieverluste durch unkontrollierten Luftaustausch zu verhindern. Deshalb fordert die EnEV bei Neubauten, dass die Gebäudehülle einschließlich der Fugen dauerhaft luftdicht auszuführen ist. Die Dichtheit wird durch den Wandaufbau (z. B. Ziegel mit Innenputz und äußeren WDVS oder Holzständerwände mit Steinwolle und Windsperre), Fenster mit umlaufenden Dichtungen und auch durch Abdichtungen von Bauanschlussfugen hergestellt. Zu diesen Bauanschlussfugen zählen auch die umlaufenden Fugen zwischen Fensterrahmen und Mauerwerk, welche bei früheren Montagearten vorwiegend mit Montageschaum ausgefüllt und anschließend verputzt wurden. Solche Fensterfugen fallen bei Blower-Door-Tests oft auf; ebenso andere Schwachpunkte (z. B. Elektrodosen an Ziegelaußenwänden, Leerverrohrungen für Außenleuchten, etc.). Der Montageschaum (PU-Schaum) bildet zwar eine dämmende Schicht, aber selbst wenn diese Schaumfuge verputzt ist bleibt sie luftdurchlässig. Die Förderrichtlinien von Wohnbauförderungen mancher Länder schreiben für Niedrigenergiehäuser auch Blower-Door-Tests verpflichtend vor; manchmal werden diese auch beim Erstellen eines Energieausweises durchgeführt.

Richtiger Fenstereinbau nach DIN / ÖNORM

Schnitt eines Fenstereinbaus nach RAL-Montage
Schnitt eines Fenstereinbaus nach RAL-Montage, von dem Fachunternehmen als Standard-Montage mit PU-Schau ausgeführt, vom Bauherren in Eigenleistung angebrachte Dichtbänder
Schnitt eines Fenstereinbaus nach RAL-Montage und Versetzen des Fensterrahmens in die WDVS-Dämmebene, um trotz hoher Dämmstärke keine tiefe Fensterlaibung an der Fassade zu sehen

Um die Normen zu erfüllen muss vereinfacht gesagt die Fensterfuge raumseitig dichter sein als außenseitig, die Außenseite muss witterungs- und schlagregenfest sein, insgesamt muss die Fuge luftdicht und windfest sein. Damit Feuchtigkeit in der Fuge entweichen kann, soll diese außen diffussionsoffener als innen ausgeführt werden.

Ideale Montageart

Um diesen Stand der Technik zu erreichen bieten verschiedene Hersteller Anputzdichtleisten und Fugendichtbänder für die Fenstermontage an. Dies sind selbstklebende Anputzdichtleisten oder Dichtbänder, welche vor dem Einbau des Fensterrahmens umlaufend auf diesen geklebt werden. Der Vorgang wird für Innenseite und Außenseite wiederholt und an den Ecken werden Laschen gebildet, damit auch dort Verbindung zum Mauerwerk bestehen kann. Der Rahmen wird anschließend in die Fensteröffnung gesetzt und eingekeilt, dann mit dübellosen Fensterschrauben (die früher verwendeten Eindrehanker („Montageankerpratzen“) bilden eine leichte Wärmebrücke) mit dem Mauerwerk verschraubt. Nach dem Einsetzen der Flügel wird die Fuge mit Montageschaum verfüllt und das Dichtband wird über diese verfüllte Fuge bis an das Mauerwerk verklebt. Die Verklebung der Fugenbänder mit dem Mauerwerk soll in Wintermonaten nicht mit der selbstklebenden Schicht der Dichtbänder erfolgen (sofern diese auch mauerseitig vorhanden ist), sondern mittels speziellem dauerelastischem und silikonfreiem Bauanschlussfugenkleber.

Wahlweise kann das Dichtband auch erst nach dem Einsetzen und Ausschäumen des Fensterrahmens auf die Rahmenprofile geklebt werden. Jedoch kann es dann nicht mehr an der seitlichen Kante angesetzt werden und es muss der Putz der Laibung dann auch Teile des Fensterrahmens überdecken, damit das Dichtband nach dem Verputzen unsichtbar bleibt. Außerdem drückt der Montageschaum das Dichtband nicht an den Rahmen fest, sondern es wird nur von der selbstklebenden Schicht gehalten. Als Voraussetzung für die Montage mit Dichtbändern müssen bei Ziegelbauten die Fensterlaibungen vor der Montage glatt gespachtelt werden (der sog. „Glattstrich“, z. B. mit frostfestem Bau- oder Fliesenkleber oder feinem Thermoputz).

Alternative Montagearten

Da die Montage mit Dichtbändern sehr zeitaufwändig und das Material teuer ist, werden von manchen Montagebetrieben oder Fensterherstellern die Normen so ausgelegt, dass die Dichtheit nicht mit Dichtbändern sondern anderem Material hergestellt wird. Hierzu gibt es Varianten mit inneren sowie äußeren „Anputzdichtleisten“ oder Verwendung von Acryl oder Silikon, um den glatt geschnittenen Montageschaum der Fuge abzudichten. Hier sei erwähnt, dass eine Acryl- oder Silikonfuge eine Wartungsfuge ist und die Hersteller nur zu der gesetzlichen Gewährleistungsfrist verpflichtet sind, sofern überhaupt ein explizit für Fensterfugen hergestellter Acryl-/Silikondichtstoff verwendet wird. Eine Silikonfuge kann nach wenigen Jahren Risse bekommen; besonders bei den Temperaturschwankungen einer Fensterfuge und der üblichen Fugenbreite von 1 bis 1,5 cm verschärft sich diese Problematik. Es gibt noch keine Gutachten über die langfristige Dichtheit.

Die Montageart mit Acryl/Silikon-Abdichtung innen ist zwar nicht normgerecht, aber im Zusammenhang mit einer WDVS-Fassade aus wirtschaftlicher und auch bautechnischer Sicht dennoch akzeptabel, wenn man den Fensterrahmen bis an das äußere Ende der Fensterlaibung setzt und zum Teil mit Dämmung überdeckt, da hiermit schon eine Dichtheit durch das WDVS-System hergestellt wird (siehe Abbildungen oben).

Literatur

  1. RAL Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e. V.: Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren (März 2010, bestellbar über die Website des Verbands der Fenster- und Fassadenhersteller)
  2. Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks: Technische Richtlinie 20. Leitfaden zur Montage von Fenstern und Haustüren mit Anwendungsbeispielen (5. Auflage, 2010, bestellbar über den Buchshop der Verlagsanstalt Handwerk GmbH) ISBN 9783869500829

Weblinks


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