RCDS

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Basisdaten
Vorsitzender: Gottfried Ludewig
stv. Vorsitzender und
Bundesschatzmeister:
Konstantin Zell
stellvertretender Vorsitzender: Steffen Liebendörfer
Geschäftsführer: Tobias Kohl
Mitglieder: circa 8.000
(Januar 2008)
Gliederung: 14 Landesverbände,
108 Gruppen
Website: www.rcds.de

Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) ist ein deutscher, bundesweit tätiger politischer Studentenverband mit Sitz in Berlin. Ihm gehören über 100 Hochschulgruppen an Universitäten, Fachhochschulen und neuerdings auch Berufsakademien mit insgesamt rund 8.000 Mitgliedern an. Ausgehend von christlich-abendländischen Grundwerten bekennt sich der RCDS zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung, zu den Menschenrechten, zur sozialen Marktwirtschaft und zum Gedanken der Europäischen Einigung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der RCDS-Bundesverband wurde auf der ersten Bundesdelegiertenversammlung am 25. bis 27. August 1951 in Bonn gegründet; die ersten christlich-demokratischen Hochschulgruppen (CDH) entstanden aber bereits kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Ihr Schwerpunkt lag anfangs vor allem in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), wo sie neben den LDPD-Hochschulgruppen bald zu Zentren des Widerstands gegen die Hochschulpolitik der SED wurden. Zahlreiche christdemokratische Studentenvertreter wie Werner Neumann (1946), Georg Wrazidlo (1947) oder Hanns Beitz (1948) wurden willkürlich verhaftet; andere wie der spätere Bundesinnenminister Ernst Benda gehörten 1948 zu den Mitbegründern der Freien Universität Berlin.

Nachdem die Studentenräte in der DDR abgeschafft und die Freie Deutsche Jugend (FDJ) zur alleinigen Interessenvertretung erklärt worden war, konzentrierten die CDH-Gruppen ihre Arbeit zunehmend auf die Bundesrepublik und Berlin. Zahlreiche aus der SBZ bzw. DDR geflohene Aktivisten gründeten neue Hochschulgruppen im Westen, die sich 1951 schließlich zum Ring Christlich-Demokratischer Studenten zusammenschlossen.

An den westdeutschen Hochschulen spielte der RCDS anfangs nur eine marginale Rolle, da „Parteipolitik“ in der Studentenschaft weithin verpönt war und das konservative Wählerpotential zudem mehrheitlich von (vorwiegend katholischen) Studentenverbindungen und Studentengemeinden (KDSE) sowie von „unabhängigen“ Fachschaftsvertretern repräsentiert wurde. Erst seit Beginn der 1960er Jahre konnte der RCDS seine Position in den Studentenparlamenten zeitweilig stärken, bevor er im Gefolge der Studentenbewegung wieder in die Defensive geriet. 1957 beschloss der RCDS sein erstes bundesweites Programm, die "Leitsätze zur Hochschulreform und Studienförderung"[1].

Erst nachdem zu Beginn der 1990er Jahre mehrere einstmals dominierende linke Studentenverbände (z.B. MSB, SHB, RSG) zusammengebrochen waren, konnte der RCDS verstärkt wieder in den lokalen Studentenvertretungen Fuß fassen.

Im April 2008 gründete der RCDS zusammen mit acht weiteren Organisationen aus dem Hochschulbereich (Deutscher Hochschulverband, Deutsches Studentenwerk, Promovierenden-Netzwerk Thesis, Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen (LHG), Bundesvereinigung Akademischer Mittelbau (BAM), Verband Hochschule und Wissenschaft (vhw), Hochschullehrerbund (hlb), Verein zur Förderung der Juniorprofessur) die sogenannte „Hochschulallianz“. Ziel dieses Bündnisses ist es, eine gemeinsame Interessenvertretung von Lehrenden und Lernenden gegenüber der Politik aufzubauen und für die Interessen der Wissenschaft einzutreten.

Bekannte Bundesvorsitzende des RCDS

Organisation

Im Unterschied etwa zur Jungen Union ist der RCDS keine „Vereinigung“ der CDU/CSU, sondern von dieser institutionell unabhängig, hat aber den Status einer „befreundeten Organisation“. Die meisten RCDS-Gruppen- und Landesvorsitzenden sowie der RCDS-Bundesvorsitzende sind kooptierte Mitglieder in den Vorständen von CDU und CSU auf der jeweiligen Organisationsebene. Der RCDS hat somit faktisch ähnliche Mitspracherechte wie die JU.

Nach innen gliedert sich der RCDS in drei Ebenen: (Orts-)Gruppen, Landesverbände und Bundesverband.

Die Gruppen an den einzelnen Bildungseinrichtungen sind organisatorisch und inhaltlich weitgehend autonom vom Bundes- und jeweiligem Landesverband. Sie sind jedoch an das RCDS-Grundsatzprogramm und die Beschlüsse des Landes- und Bundesverbandes gebunden.

Der Bundesverband koordiniert die Arbeit der Gruppen und ist zuständig für die Artikulierung studentischer Interessen auf bundespolitischer Ebene. Er organisiert Seminare, Kongresse und sonstige Veranstaltungen, stößt bundesweite Aktionen und Kampagnen an, gibt Broschüren und Informationsschriften heraus und bearbeitet alle Themen, die für den RCDS von Bedeutung sind. Der Bundesverband wird nach innen und außen vertreten durch den dreiköpfigen Bundesvorstand, der für ein Jahr von der Bundesdelegiertenversammlung gewählt wird. Unterstützt wird der Bundesvorstand in seiner Arbeit dabei durch den Politischen Beirat und gegebenenfalls auch durch Fachausschüsse und Referenten.

Auf europäischer Ebene ist der RCDS Mitglied der European Democrat Students (EDS).

Die Ehemaligen des RCDS sind im Ring Christlich-Demokratischer Akademiker (RCDA) organisiert. Der RCDA-Bundesverband wurde 1991 gegründet, einzelne lokale RCDA-Gruppen wie z.B. in Göttingen existieren aber schon deutlich länger. Geleitet wird der Verband von einem sechsköpfigen Bundesvorstand.

Betätigungsfelder

Primäres Betätigungsfeld des RCDS ist die Hochschulpolitik und das Engagement in der studentischen Selbstverwaltung an den Hochschulen.

Daneben betreibt der RCDS auf Bundesebene seit Jahren Serviceleistungen wie einen Studienplatztausch sowie Praktikanten-, Wohnungs- und Bücherbörsen. Er publiziert Info-Broschüren zu Themen wie BAföG, Stipendien, Soziales und Hochschulortswechsel.

Der Bundesvorsitzende des RCDS ist Herausgeber der Zeitschrift „Civis mit Sonde“.

RCDS und Rechtsextremismus

Voraussetzung für die Mitgliedschaft im RCDS ist das Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung sowie das Eintreten für die Europäische Einigung. Der RCDS lässt keine rechtsextremen Mitglieder zu. Trotzdem versuchten in den letzten Jahren wiederholt auch aktive Neonazis im RCDS mitzuarbeiten. Auch wenn sich der RCDS in allen diesen Fällen von den Betreffenden trennte, geriet er mehrfach in die Kritik. So gelangte 2005 ein Student über die RCDS-Liste in das Studierendenparlament der Universität Gießen, dessen Kontakte zum rechtsextremen Spektrum erst im Lauf des Hochschulwahlkampfs bekannt wurden. Im November 2006 stellte sich heraus, dass der stellvertretende Vorsitzende der dortigen RCDS-Gruppe gleichzeitig Mitglied einer rechtsextremen Burschenschaft war, als Autor der neurechten Wochenzeitung Junge Freiheit arbeitete und Vorsitzender der Regionalgruppe der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen war. [2] So trat der Gießener Vorstand im November 2006 erst auf nachhaltigen Druck des Bundesvorstands zurück und der betroffene Student beendete seine Mitgliedschaft. An der Universität Köln gelangte 2005 Thomas Hartenfels über die Liste des RCDS in das Studierendenparlament. Nachdem bekannt wurde, dass Hartenfels an Neonazi-Demonstrationen teilnahm, als Autor der Jungen Freiheit tätig war, Solidaritätsbekundungen für Martin Hohmann nach dessen als antisemitisch kritisierter Rede unterstützte und persönliche Kontakte in die rechtsextreme Szene hatte, verzichtete er auf sein Mandat und gab dann auch seine Funktionen in der CDU und der Jungen Union auf. [3]

Quellen

  1. Hans-Otto Kleinmann: Geschichte der CDU 1945-1982, Stuttgart 1993, ISBN 3-421-06541-1; Seite 143-144
  2. Uni Gießen: Ein Rechtsextremist im RCDS-Vorstand, Unispiegel 22. November 2006
  3. UniSpiegel "Neonazi-Alarm im AStA"

Literatur

  • Johannes Weberling: Für Freiheit und Menschenrechte. Der Ring Christlich Demokratischer Studenten 1945-1986, Düsseldorf 1990, ISBN 3-7919-0333-0.
  • Holger Thuß und Mario Voigt: 50 Jahre RCDS. Fünf Jahrzehnte gelebte Studentenpolitik, Erlangen 2001, ISBN 3-921713-30-7.
  • Bernd Gäbler, Helmut Haller: Das Anti-RCDS-Buch, Dortmund 1981, ISBN 3-88142-266-8.

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