RS-12M

RS-12M
RT-2PM Topol auf Basis eines MAZ-7917

Die RS-12M Topol (NATO-Codename SS-25 Sickle, GRAU-Index 15Sch58) ist eine fahrzeuggebundene, ballistische Interkontinentalrakete (ICBM) aus sowjetischer Produktion. Der Systemindex der Streitkräfte lautet RT-2PM.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Die RS-12M wurde als kostengünstiges, mobiles und schwer lokalisierbares ICBM-System konzipiert. Im Jahre 1977 begann man im Konstruktionsbüro Nadiradze und im MITT (Moskauer Institut für Wärmetechnik) mit der Systementwicklung. Da der SALT-II-Vertrag eine Neukonstruktion von ICBMs verbot, deklarierte die Sowjetunion das RS-12M-System als eine Weiterentwicklung der RS-12. Aus Kostengründen griffen die Entwickler auf den Entwurf der RS-14 zurück. Die RS-12M verwendet unter anderen die ersten beiden Raketenstufen der SS-16, ist aber mit einem neuentwickelten PBV (Post Boost Vehicle) bestückt. Das neue PBV enthält eine neuentwickelte Navigations- und Steuereinheit sowie einen neukonstruierten Nuklearsprengkopf.

Von der Topol entstanden zwei unterschiedliche Versionen:

  • eine stationäre, silogebundene Ausführung und
  • eine mobile, fahrzeuggebunde Ausführung.

Die ersten RS-12M wurden ab dem Jahre 1988 bei den sowjetischen Raketentruppen eingeführt. Die Lenkwaffen sind an neun verschiedenen Orten in ehemaligen SS-13-, SS-17- und RT-21M-Silos stationiert. Das mobile System ist auf dem geländegängigen MAZ-7912 bzw. MAZ-7917-14×12-LKW untergebracht und verlegbar.

Eine Weiterentwicklung der Topol ist die Topol-M (SS-27). Ausgemusterte Topol sind die Grundlage für die Start-Trägerrakete.

Technik

Die Topol benutzt einen dreistufigen Raketenmotor, der anders als frühere ICBMs mit Feststoff arbeitet. Erst damit ist der Einsatz und Start unabhängig von einer permanenten Basis möglich, die bei Flüssigbrennstoff unabdingbar war. Mit dem mobilen System können die Raketen direkt in der Basis, auf der Straße oder irgendwo im Gelände gestartet werden. Das mobile System ist schnell verlegbar und daher schwierig zu lokalisieren. Somit ist eine präventive Zerstörung nur schwierig realisierbar. Es wird eine minimale Reaktionszeit von wenigen Minuten erreicht. Die Rakete ist mit einem nuklearen Sprengkopf mit einer Sprengleistung von 550 kT bestückt. Die Steuerung erfolgt mittels einer inertialen Trägheitsnavigationsplattform. Mit diesem System wird eine Treffergenauigkeit (CEP) von 200 bis 500 Meter erreicht (je nach Schussdistanz). Um Abwehrmaßnahmen durch Abfangraketen zu erschweren, werden mit dem Loslösen des Sprengkopfes auch drei Täuschkörper freigesetzt. Mit der RS-12M lassen sich sämtliche strategische Ziele wie gehärtete Raketensilos und unterirdische Kommandobunker bekämpfen. US- und NATO-Experten sehen die Topol als effektive Zweitschlagswaffe, mit der aber auch ein wirkungsvoller Erstschlag geführt werden kann.

Status

Insgesamt wurden 360 Topol-Systeme stationiert. Mitte des Jahres 2008 waren noch 189 Raketen im aktiven Dienst, und dies an den Standorten Vypolzovo (18), Teykovo (9), Yoshkar-Ola (27), Nischni Tagil (36), Nowosibirsk (45), Irkutsk (27) und Barnaul (36; Zahlen in Klammern sind die Anzahl der aktiven Systeme).[1] Die Raketen sind in Regimentern mit jeweils neun Raketen stationiert. Die aktiven Topol haben das Ende ihre ursprünglich geplanten Dienstzeit schon überschritten und sollen bis 2010 ausgemustert werden. Nachfolger ist die Topol-M. Am 8. Dezember 2007 wurde die Interkontinentalrakete von Kapustin Jar aus erfolgreich getestet. Im Jahr 2008 fanden bisher zwei Starts von Topol-Raketen statt, einer am 28. August und einer am 12. Oktober. Beide Tests beinhalteten Gegenmaßnahmen für die Überwindung von Raketenabwehrsystemen.

Technische Daten

System RS-12M Topol
Lenkwaffe 15Sch58
NATO-Code SS-25 Sickle
Einführungsjahr 1988
Antrieb 3 Stufen Feststoff
Länge 21,50 m
Rumpfdurchmesser 1.800 mm
Gewicht 45.100 kg
Nutzlast 1.000 kg
Sprengkopf 1 RV Nuklear 550kT
Einsatzreichweite 10.500 km
Treffergenauigkeit (CEP) 200-500 m

Siehe auch

Literatur

  • JANE'S STRATEGIC WEAPON SYSTEMS Edition 2005 Jane's Verlag
  • Landgestützte sowjetische/russische ballistische Lenkwaffen DTIG - Defense Threat Informations Group, Juli 2005

Einzelnachweise

  1. Russianforces.org

Weblinks


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