Raelismus

Raelismus

Die Rael-Bewegung, auch Raelismus oder Raelistische Religion genannt, war bis 1976 auch als MADECH (mouvement pour l’accueil des extraterrestres, créateurs de l’humanité, dt.: Bewegung für den Empfang der Außerirdischen, Schöpfer der Menschheit) bekannt. Die Neue Religiöse Bewegung wurde 1973 von Claude Vorilhon alias Raël (* 1946), gegründet, der in diesem Jahr eine Begegnung mit einem aus einem UFO entstiegenen Vertreter einer außerirdischen Zivilisation gehabt haben will. Die Gruppe wurde dafür bekannt, dass sie das Klonen von Menschen ermöglichen will.[1]

Inhaltsverzeichnis

Glaubensvorstellungen und Leben

Das Glaubenskonzept des Raëlismus verbindet wissenschaftliche Vorstellungen mit biblischen Überlieferungen. Diese werden allerdings aus einer technologischen Sicht neu dargestellt. Typisch ist der weitgehende Verzicht auf mystische Ansätze. Durch die Verbindung von wissenschaftlicher Sichtweise und religiösen Gesichtspunkten ist das Konzept erfolgreich. Dazu ist die Bewegung nicht gegen Sinnlichkeit gerichtet und propagiert diese sogar.[2]

Die Raëlisten (auch Raëlianer oder Raeliens genannt) glauben, dass wissenschaftlich weit fortgeschrittene, menschenähnliche Wesen („Elohim“), die man früher für Götter gehalten habe, für die Schöpfungsgeschichte verantwortlich waren. Die Schöpfung - so postuliert Raël - sei ein Produkt dieser Wesen, die durch überlegene Technik dazu in der Lage seien, Landschaften zu formen, Atmosphären zu schaffen und durch Klontechnologie Menschen (nach ihrem Abbild) zu schaffen.[3] Vor etwa 22.000 Jahren sei so die Erde geschaffen worden. Die Menschen sollen sich hiernach entwickelt haben, bis ihr technischer Fortschritt den Elohim gefährlich wurde. Diese vernichteten daraufhin mit Kernwaffen das Leben auf der Erde mit Ausnahme von Noach, der sich und eine Zelle jeder Art in einer Rakete retten konnte.[4]

Ziel der Raëlisten ist, unter anderem, ein Botschaftsgebäude auf neutralem Territorium zu bauen, in dem die Elohim empfangen werden können. Das Gebäude soll bis 2025 errichtet sein. Mit der Rückkehr der Elohim breche dann das Zeitalter der Apokalyptik an, in dem Religionen von der Wissenschaft abgelöst würden. Es soll dann zur Kommunion der Menschen mit ihren Schöpfern kommen. In der Folge würden die Auserwählten ein göttergleiches Leben führen und ihrerseits Planeten mit Klonen bevölkern können.[3]

Durch wissenschaftlichen Fortschritt und einen Fortschritt des Bewusstseins - erreichbar auch durch die Angaben zum Beispiel in den "Schlüsseln" in den Büchern Raëls, durch Meditation - mit der Vervollkommnung des Klonens und schließlich des Mind-Uploading würden die Menschen irdische Unsterblichkeit und paradiesische Zustände erreichen können.[3]

Die Lehre gibt sich als völlig rational mit keinen Bezügen zum Übernatürlichen. Beispielsweise kennen die Raëlisten kein Leben nach dem Tod. Von Außenstehenden wird die Gruppe auch als „Glaubensgemeinschaft mit bizarr anmutender Science-Fiction-Weltanschauung“[5] angesehen.

Die Entsprechung für das Leben nach dem Tod ist bei den Raëlisten die Kombination von sofortigem Ganzkörperklonen (per Biotechnologie oder Nanotechnologie?) und "Uploading" in diesen aus der eigenen DNA neu geschaffenen jungen Körper, oder auch eine zwischenzeitliche Weiterexistenz in einem fortgeschrittenen Computer. Regelmäßige Meditationen gehören zur religiösen Praxis. Hierbei soll nach raëlianischer Vorstellung durch die Haare, die als Antennen dienen sollen, telepathisch Kontakt zu den Elohim aufgenommen werden. Mindestens einmal im Leben sollen sich die Anhänger durch Raël oder eine von ihm hierzu beauftragte Person die Hand auflegen lassen. Dies soll dem überwachenden Computer der Elohim den Bauplan der Körper übermitteln. Hierdurch werde eine Wiederherstellung nach dem Tode ermöglicht.[3] Diesem Gedanken, dass der Mensch durch Klonen wieder hergestellt würde, wird entgegengehalten, dass der Mensch erst durch seine Entwicklung im Leben zu dem würde, was er ist. Letztlich würde der Mensch durch diese Gedanken auf seine reinen Erbanlagen reduziert.[4]

Die Gruppe finanziert sich aus der Abführung von 3% des Nettoeinkommens, das Anhänger abzugeben haben. Eine weitere Einkommensquelle sind Erbschaften.[4]

Die Raëlisten und das Klonen

In der Glaubensvorstellung der religiösen Gruppierung soll das Klonen von Menschen der erste Schritt zur Unsterblichkeit ihrer Mitglieder sein.[1] Die der Raël-Bewegung nahestehende Firma Clonaid behauptet, mehrere Menschen geklont zu haben.[6] Es gab von ihnen bereits einige Schlagzeilen, ihnen sei das Klonen gelungen. Jedoch ist die Firma laut Zeugenaussagen recht klein und unmodern, sodass die Klonerfolge von seriösen Wissenschaftlern bezweifelt werden.[6][7]

Im März 2001 kam es zu einer Anhörung vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten, in welcher die Raëlisten bekräftigten, das Klonen von Menschen anzustreben.[8][9] 2001 bemühte sich die Bewegung, durch eine Klage in den Vereinigten Staaten durchzusetzen, dass das Klonen von Menschen dort legal sein soll.[9] Laut einer führenden Raelistin, Brigitte Boissellier, soll es Clonaid 2002 gelungen sein, die technischen Grundlagen des Klonens von Menschen zu schaffen.[10] Im Dezember 2002 soll nach Angaben Boiselliers dann „Eve“ als erster geklonter Mensch geboren worden sein.[6] Diese Behauptung wird von wissenschaftlicher Seite bezweifelt.[11] Bis 2003 lagen keine wissenschaftlichen Beweise für eine genetische Identität von Mutter und Tochter vor. Clonaid behauptete zwar, dass eine Untersuchung durch neutrale Dritte möglich sei, wollte aber weder den Namen der Eltern, noch den von hierzu bereiten Wissenschaftlern nennen.[12] Teilweise wird angenommen, dass die Bekanntgabe des Klonerfolges eine reine Werbemaßnahme ohne realen Grund gewesen sei.[7] Es wurde nach der Bekanntgabe der Geburt „Eves“ vor einem Gericht in Florida Klage wegen der Bestellung eines Vormundes eingereicht. Nachdem Brigitte Boisselier unter Eid versicherte, das Kind habe sich nie in den USA aufgehalten, erklärte sich das Gericht für unzuständig. Die Food and Drug Administration (FDA) ermittelte ab 2002 im Falle „Eve“ wegen nicht genehmigter Genversuche.[7]

Wegen der mit dem Klonen verbundenen ethischen Bedenken geriet die Sekte in die Kritik.[1] Kritisch wird hierbei die Quote von nur 2 bis 20 % an erfolgreichen Klonversuchen bei Säugetieren angeführt. Die nicht erfolgreichen Versuche führen zum Tod im Mutterleib oder zu schweren Missbildungen.[13] Claude Vorilhon alias Raël als Führer der Sekte glaubt, dass die Kritik am Klonen auf religiösen Vorurteilen, insbesondere von Seiten der katholischen Kirche beruhe.[14]

Mit ihrer Firma planen sie auch noch einige andere Projekte, die bereits für einige Schlagzeilen sorgen konnten. So planen sie Hitler zu klonen, um ihn jetzt nachträglich für seine Taten vor Gericht zu stellen.[3] Zudem wollen sie sogar Jesus mithilfe des Turiner Grabtuchs klonen.[15] Des Weiteren plant Raël, empfindungslose menschliche Sexsklaven zu klonen:

„Wenn wir können, werden wir Sexpuppen machen, die nicht aus Gummi, sondern aus Haut bestehen. Wie ein Mensch, nur ohne Willen, Schmerzempfinden und Persönlichkeit.“[9]

Geschichtliche Entwicklung

Bei seiner ersten angeblichen Begegnung am 13. Dezember 1973 mit den Außerirdischen soll Claude Vorilhon eine Botschaft für die Menschheit erhalten haben, die besage, dass die Elohim vor 25.000 Jahren das erste Mal auf die Erde kamen und hier dank ihrer Beherrschung der DNA das Leben wissenschaftlich erschufen. Die Besucher sollen ihm den Namen Rael ("der das Licht der Elohim bringt") gegeben haben. Angeblich sei er der Halbbruder von Jesus Christus, da seine Mutter ohne ihr Wissen in einem UFO entführt und dort durch JAHWE, dem ältesten der Elohim, am 25. Dezember 1945 Vorilhon gezeugt worden sein soll.[3]

Vorilhon verfasste darauf Das Buch, das die Wahrheit sagt und trat im Fernsehen auf, um seine Lehre zu verbreiten. Die dadurch erreichte Popularität führte zur Gründung der "MADECH". Nach zwei Jahren verfügt Vorilhon über etwa 700 Anhänger.[3] Am 7. Oktober 1975 besuchte Vorilhon angeblich den Planeten der Außerirdischen und erhielt die in seinem Buch Die Außerirdischen haben mich auf ihren Planeten mitgenommen veröffentlichten Lebensregeln.

Es folgte eine Ausbreitung der Bewegung über den französischen Sprachbereich, die eine Umbenennung, zuerst (1977) in "Rael-Bewegung" (Mouvement Raëlien), und 1998 in "Raelistische Religion", nach sich zog.

Im Jahr 2002 hatte die Bewegung nach eigenen Angaben weltweit etwa 40.000 Mitglieder. Andere Quellen gehen von 22.000[13] bis 55.000 Mitgliedern.[9] aus. Sie verkündete auf der Internationalen Bio-Expo in Tokyo im Juli 2002, dass sie in der Lage sei, Menschen zu klonen.[10]

Weblinks

 Commons: Raëlians – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Sektenführer Raël verspricht ewiges Leben, 3Sat vom 16. August 2001.
  2. Dieter Sträuli, befragt von Bruno Deckert, Gentech, Sektenmythen und Sciencefiction, infoSekta-Tätigkeitsbericht 2002, S. 21-31.
  3. a b c d e f g Artikel "Raelianer" auf weltanschauungsfragen.at, Info- und Beratungsangebot der Katholischen Kirche Österreich
  4. a b c Raëliens auf Relinfo.ch
  5. Uwe Justus Wenzel, Gott war Biochemiker , NZZ vom 30. Dezember 2002.
  6. a b c Reproduktives Klonen theoretisch ganz einfach, Quarks & Co, WDR vom 11. Mai 2004
  7. a b c Das Klon-Theater der Raelianer-Sekte, Bayerischer Rundfunk Online vom 25. März 2003.
  8. Markus C. Schulte, Eine Sekte will Menschen klonen, Süddeutsche Zeitung Online vom 29. März 2001.
  9. a b c d Sekte zieht vor den Obersten Gerichtshof, Spiegel Online vom 27. Juli 2001.
  10. a b Johannes Königseder, Rael-Sekte: Lassen Sie bei uns klonen!, Imago Hominis (2002); 9(3): 154-155
  11. Dorothea Hahn, Eve soll erstes Klonbaby sein, taz vom 28. Dezember 2002.
  12. Clonaid: Klon-Baby «Eve» ist zu Hause, Netzeitung vom 2. Jan 2003
  13. a b Ralph Obermauer, Rael-Sekte: Die Monstermacher, Der Tagesspiegel vom 14. Juni 2001
  14. "Mein Bruder ist Jesus" Interview mit Claude Vorilhon, genannt Rael, Spiegel Online vom 30. Dezember 2002.
  15. Ufo-Sekte will Jesus klonen, Spiegel Online vom 9. August 2001.

Siehe auch


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