5. Kolonne

5. Kolonne

Als „Fünfte Kolonne“ werden heimliche, subversiv tätige oder der Subversion verdächtige Gruppierungen bezeichnet, deren Ziel der Umsturz einer bestehenden Ordnung im Interesse einer fremden aggressiven Macht ist.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung des Begriffs

Der Begriff Fünfte Kolonne wurde 1936 im spanischen Bürgerkrieg geprägt und bezeichnete die Anhänger der Aufständischen, die nach dem Putsch in den von der Regierung kontrollierten Gebieten verblieben waren und dort in Aktion treten sollten, sobald es militärisch sinnvoll war. Der spanische General Emilio Mola, einer der militärischen Führer des Militärputsches gegen die Republik, sagte, er werde vier Kolonnen gegen Madrid führen, aber die fünfte Kolonne, nämlich die in Madrid tätigen Anhänger Francos, werde mit der Offensive beginnen.

Die ursprüngliche Bedeutung stammt aus dem russischen Bürgerkrieg und bezeichnet eine Eliteeinheit. Diese „5. Armee“ wurde von Leo Trotzki gegründet.

Der Begriff lässt sich allerdings auch auf einen Artikel von Karl Marx (Die Junirevolution, „Neue Rheinische Zeitung“ Nr. 31 vom 1. Juli 1848) über den Verlauf des Aufstandes in Paris zurückführen. In diesem Beitrag beschreibt er zunächst die Operationen von vier Kolonnen der Aufständischen im Ostteil der Stadt. Als Fehler des zugrundeliegenden Plans bezeichnet er, dass es im Westteil der Stadt nicht einen „fünften Herd der Insurrektion“ gegeben habe.

Zweiter Weltkrieg

Im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges unternahmen verschiedene deutsche Organisationen Versuche, die innere Ordnung in anderen Staaten zu stören, um einerseits die Handlungsfähigkeit der Regierungen einzuschränken und andererseits Repressalien zu provozieren, die eine Rechtfertigung für ein Einschreiten und die damit verbundenen Eskalation liefern würden. Die Verwendung von subversiven Gruppierungen, wie z. B. dem Sudetendeutschen Freikorps in der Sudetenkrise 1938 und bei der Besetzung der sogenannten „Rest-Tschechei“ und dem Volksdeutschen Selbstschutz zu Beginn des Polenfeldzuges 1939 durch das nationalsozialistische Deutschland führte zu einem generellen Misstrauen gegenüber der alteingesessenen deutschstämmigen Bevölkerung in anderen Ländern. So wurden nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion die in der Sowjetunion ansässigen Wolgadeutschen nach Kasachstan zwangsumgesiedelt, während viele Deutsch-Amerikaner, wie die japanischstämmigen Amerikaner, nach der deutschen Kriegserklärung an die USA in Lagern interniert wurden. Vor allem der Subversion verdächtigte Bevölkerungsgruppen in Lateinamerika wurden von der US-amerikanischen Regierung mittels eines umstrittenen Deportationsprogramms unschädlich gemacht.

Nachkriegszeit

Das Konzept der Fünften Kolonne wurde auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges weiter gebraucht. Unter der Bezeichnung Diversionskräfte betrieben die Staaten des Warschauer Paktes die Ausbildung von Kommunisten aus den westlichen Ländern, die im Ernstfall gemeinsam mit Spezialkräften der Pakt-Armeen strategische Ziele im Bereich der NATO besetzen oder zerstören sollten. Umgekehrt unterstützten die NATO-Staaten mit dem gleichen Ziel antikommunistische Widerstandsgruppen im Ostblock. Daher wird der Begriff oft im übertragenen Sinne für „willige Helfer“ gebraucht, insbesondere für politische Gruppen, die bei internationalen politischen Konflikten mit dem Gegner des eigenen Landes aus ideologischen Gründen angeblich oder tatsächlich zusammenarbeiteten.

Des weiteren wurden die Sudetendeutschen, deren „Interessenvertretung“ Sudetendeutsche Partei unter Konrad Henlein sich in den 30er Jahren immer mehr durchsetzte, vom früheren tschechischen Premierminister Miloš Zeman in Zeitungsinterviews als „Fünfte Kolonne Adolf Hitlers“ bezeichnet.

Heutiger Sprachgebrauch

Fünfte Kolonne ist heute ein politisches Schlagwort und benennt Gruppierungen, die bei politischen Konflikten oder Kriegen mit dem Gegner des eigenen Staats zusammenarbeiten oder einer solchen Zusammenarbeit verdächtigt werden. Zur Vermeidung von Propaganda, Spionage und Sabotage erlaubt die Genfer Konvention Krieg führenden Staaten, auf ihrem Staatsgebiet befindliche Angehörige feindlicher Staaten zu internieren. Diese stehen also unter Generalverdacht eventuell mit dem feindlichen Ausland zusammenzuarbeiten, wie schon die Israeliten beim ägyptischen Pharao im zweiten Buch Mose, Kapitel 1.

Literatur

  • Polish Ministry of Information The German Fifth Column in Poland London: Hutchinson, 1941
  • Bilek Bohumil Fifth Column at Work. Description of German minority in Czechoslovakia London, Trinity 1945.
  • Louis de Jong The German Fifth Column in the Second World War New York: Fertig 1973.
  • Ernest Hemingway The Fifth Column Harmondworth: Penguin 1966.

Weblinks


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