Rapoto II. (Ortenburg)

Rapoto II. (Ortenburg)

Rapoto II. (* um 1164; † 19. März 1231) ist erstgeborener Sohn des Grafen Rapoto I. von Ortenburg und stammte somit aus dem Hause der Ortenburger.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Schon in jungen Jahren war Rapoto eine bedeutende Persönlichkeit. Dies zeigt sich im Jahre 1184 auf dem Reichstag in Mainz, bei dem er gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich I. und zwei Söhnen Kaiser Friedrichs I. den Ritterschlag erhielt.

Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Heinrich I. betrieb Rapoto die stetige Expansion ihres Herrschaftsraumes voran. Dabei erkauften sie sich nicht nur neue Besitztümer, sondern brachten den Besitz edelfreier Geschlechter auch durch Usurpation an sich. So unterm anderem im Jahre 1190 den Besitz der Familien Massinger und Redinger.

Nach dem Tode seines Vaters wurden die Ortenburger Besitzungen zwischen Rapoto und seinem jüngeren Bruder Heinrich I. aufgeteilt. Rapoto erhielt dabei die oberbayerische Grafschaft Kraiburg-Marquartstein mit dem Ort Kraiburg als Kern, sowie die Besitzungen im Rottal und im Rottachgau. Bis in das Jahr 1240 versuchte er und sein Nachfolger, sein Sohn Rapoto III., das Reich immer weiter auszubauen.

Seine Expansion, und die seines Bruders, führten bald zu zahlreichen Konflikten mit den Nachbarn. So kam es unter anderem 1192 zur ersten blutigen Fehde mit den Grafen von Bogen. Grund waren wahrscheinlich strittige Landes- sowie Jagdgrenzen.

Graf Albert von Bogen und seine Verbündeten, Herzog Ottokar I. von Böhmen, Herzog Leopold V. von Österreich und Herzog Berthold IV. von Andechs-Meranien fielen daraufhin in Bayern ein und brandschatzten ganze Gegenden. Hierbei wurde die Stammburg, Burg Ortenburg zerstört. Erst das Eingreifen Kaiser Heinrichs VI. beendete den blutigen Krieg. Graf Albert wurde nach Apulien verbannt und Herzog Ottokar wurde sein Herzogtum entzogen.

Ebenso in den Jahren 1199, 1212 und 1226 kam es zu äußerst blutigen Auseinandersetzungen mit den Nachbarn. Hierbei wurden zahlreiche Dörfer in Bayern, Böhmen und Österreich gebrandschatzt.

Im Jahr 1200 erwarb Rapoto den Besitz der Edelfreien der Rotter und förderte damit seine Macht an der Rott.

1208 wurde Pfalzgraf Otto VIII. aufgrund des Mordes an König Philipp von Schwaben seines Amtes enthoben und mit der Reichsacht belegt. Den Grafen von Andechs wurde dabei eine Mitwirkung unterstellt. Herzog Ludwig der Kelheimer reagierte sofort darauf und besetzte deren Besitzungen in Oberbayern. Rapoto II. hingegen besetzte die Andechser Besitzungen um Neuburg am Inn und erlangte somit das Kernland der ehemaligen Feinde der Grafen von Vornbach. Die reichen Besitzungen scheinen ihm verblieben zu sein, da er das Grafenrecht am Inn seit diesem Zeitpunkt ausführte. Im selben Jahr erhielt Rapoto II. das Pfalzgrafenrecht von Bayern verliehen. Dieses Amt machte ihn zum zweitmächtigsten Mann im Herzogtum Bayern und ebenso zum Stellvertreter des Herzoges. Sein Amt übte er von seiner Burg Kraiburg aus aus.

Im Jahre 1217 erwarb Rapoto II. die reichen Besitzungen der Familie Griesbach-Waxenberg. Mit diesen reichen Gütern in der Hand begann er eine umfangreiche Neustrukturierung seines Herrschaftsraumes, worin Griesbach ein neuer zentraler Ort und die Burg zur Gerichtsstätte wurde. Hiermit fand die Ortenburger Expansion einen ersten Abschluss. Die Grundlage des Besitzes der Grafen war jedoch kein Erbe von Vorfahren, sondern eine völlige Neubildung des 12. und 13. Jahrhunderts, deren wichtigste Grundlage nicht wie früher die Verleihung von Gerichtsrechten waren, sondern auf Vogteirechte basierte.

Im Jahre 1229 waren Rapoto II. und sein Bruder Heinrich auf Reise nach Italien. Sie folgten dabei dem Ruf Kaiser Friedrichs um an Aussöhnungsverhandlungen des Kaisers mit Papst Gregor IX. teilzunehmen. Beide sind im zweiten Friedensschluss von San Germano als Zeugen vermerkt.

Zusammen mit seinem Bruder Graf Heinrich und seinem Vetter Herzog Bernhard von Kärnten, war Rapoto II. mehrfach im Dienste des Reiches für Kaiser Heinrich VI., König Otto IV., sowie für Kaiser Friedrich II. tätig. Ebenso stand er im Dienste des Herzoges Ludwig I. von Bayern.

Nachkommen

Rapoto II. war mit Udilhild, Tochter des Grafen Albert von Dillingen verheiratet. Aus dieser Ehe entstammen folgende Kinder:

Literatur

  • Karlheinz Weilnböck nach einem Vortrag von Dr. Richard Loibl: Die Vornbacher herrschten zwischen Rott und Wald, Isar und Hausruck, erschienen in: Heimatglocken - Beilage für heimatliche Belehrung und Unterhaltung, Nr. 10, Passau 1996
  • Friedrich Hausmann: Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm, die Spanheimer in Kärnten, Sachsen und Bayern, sowie deren Nebenlinien, erschienen in: Ostbairische Grenzmarken - Passauer Jahrbuch für Geschichte Kunst und Volkskunde, Nr. 36, Passau 1994
  • Ders.: Wittelsbacher und Ortenburger - Zur Bereinigung genealogischer Irrtümer, erschienen in: Gesellschaftsgeschichte. Festschrift für Karl Bosl zum 80. Geburtstag, München 1988
  • Eberhard Graf zu Ortenburg-Tambach: Geschichte des reichsständischen, herzoglichen und gräflichen Gesamthauses Ortenburg - Teil 2: Das gräfliche Haus in Bayern., Vilshofen 1932

Einzelnachweise

  1. books.google.com Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke, Band 1. Salzburg 1815; S. 102 f.

Weblinks

Vorgänger Amt Nachfolger
Otto VIII. Pfalzgraf von Bayern
1208–1231
Rapoto III.
Rapoto I. Graf von Kraiburg und Marquartstein
1186–1231

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