Refertilisation

Refertilisation

Als Refertilisierung bezeichnet man das künstliche Wiederherstellen der Eileiter (bei der Frau) bzw. Samenleiter (beim Mann), wenn diese zuvor durch eine Sterilisation durchtrennt wurden. Durch diese Methode kann es im Erfolgsfall wieder zu einer normalen Zeugung kommen. Da die Erfolgsrate mit ca. 50% in etwa doppelt so hoch wie bei einer künstlichen Befruchtung ist, sollte diese Methode immer zuerst in Erwägung gezogen werden, wenn nach einer Sterilisation erneut ein Kinderwunsch besteht.

Inhaltsverzeichnis

Refertilisierung bei Frauen

Ablauf der Operation

Bei der Operation wird folgendermaßen vorgegangen: Man schaut sich den Eileiter an und dann wird der zerstörte Teil scheibchenweise entfernt, um möglichst kein Stück Eileiter zu verschenken. Und zwar folgendermaßen. Man entfernt ein Scheibchen und kontrolliert mit Blauprobe die Durchgängigkeit in beide Richtungen. Sobald durchgängig wird ein Röhrchen, der Splint, in das innere der Eileiter geschoben. Dadurch kommen die Enden korrekt und exakt aneinander. Über diesem Splint werden die einzelnen Schichten der Reihe nach zusammengenäht. Ist dies geschehen wird am Ende der Operation der Splint entfernt. Es wurde versucht den Splint 6 Monate liegen zulassen und dann zu entfernen, aber die Folge waren erhöhte Tendenz zu Infektionen und Verschlechterung der Durchgängigkeit. Bei einer endoskopischen Refertilisation ist diese Operation mittels Splint nicht möglich und daher sind die Erfolge deutlich geringer, weil es im innern der Eileiter zu einer größeren Narbenbildung kommt. Nach 3 Monaten kann man über mehrere Wege die Durchgängigkeit der Eileiter prüfen.

Zeitpunkt der Operation im Zyklus

Optimal ist der 8.Zyklustag bzw. nach 2 blutungsfreien Tagen. Spätestens um den Eisprungtermin. Grund dafür ist, die Schleimhäute bauen sich zu hoch auf, so dass die Blauprobe evtl. zu ungenau wird, weil die Schleimhaut einen Verschluss vortäuscht, der eigentlich gar nicht da ist. Wenn kurz danach die Menstruation eintritt, kann es zu einer retrograden Blutung kommen (ist normal) d.h. Blut aus Gebärmutter fließt in Eileiter hoch und stört negativ die Heilung dort.

Wovon ist der Erfolg abhängig?

Zunächst einmal sollten mindestens 4-5 cm intakte Eileiter vorhanden sein, da die Eizelle auf ihrem Weg durch den Eileiter befruchtet wird und nach 4-5 Tagen als 8-Zeller in der Gebärmutter landet. Wenn dieses Stadium erreicht ist, wird sich die befruchtete Eizelle einnisten, egal wo sie sich befindet. Ist der Eileiter zu kurz, sinken die Chancen auf eine Schwangerschaft, weil dieses Stadium nicht erreicht wird, es sei denn, die Eizelle wandert langsamer. Befindet sich die befruchtete Eizelle im Eileiter, weil sie irgendwo hängen bleibt (an der Naht oder zu langsam ist), dann kommt es zu einer Eileiterschwangerschaft.

Risiko einer Eileiterschwangerschaft

Bei unverändertem Eileiter liegt die statistische Wahrscheinlichkeit bei 1:100, nach einer Refertilisierung bei 2-3:100. Es wurde durch eine Doktorandin eine Statistik angefertigt, bei der alle Frauen, die eine Refertilisierung hatten, angeschrieben wurden, das waren ca. 500 Frauen. Die Antworten wurden nach Geburtenrate und nach Störungen der Schwangerschaft ausgewertet (Fehlgeburt, Eileiterschwangerschaft). Dabei wurde festgestellt, dass die Häufigkeit der gestörten Schwangerschaften im ersten Jahr nach der Refertilisierung am höchsten waren, im 2. und 3. Jahr nach dem Eingriff am ungestörtesten.

Refertilisierung beim Mann

Seitdem nun ab 1. Januar 2005 die Krankenkassen auch die Kosten für eine künstliche Befruchtung nach vorangegangener Vasektomie nicht mehr übernehmen, gewinnt die traditionelle mikrochirurgische Wiederherstellung der Samenleiter erneut an Bedeutung, nicht zuletzt auch aufgrund der besseren Erfolgsaussichten.

Es geht um den operativen Eingriff, der die Sterilisation (Vasektomie) rückgängig macht und im medizinischen Fachjargon Vasovasostomie genannt wird. Bei diesem mikrochirurgischen Eingriff (meist) in Vollnarkose werden über zwei kleine Einschnitte im Hodensack die Enden der Samenleitern zunächst freigelegt, auf Durchgängigkeit geprüft, wieder aneinandergefügt und in einer zweischichtigen Nahttechnik mit feinstem Nylonfaden verbunden, so daß die Samenleiter wieder durchgängig sind für Samenflüssigkeit. Schon während der Operation werden Spermaproben entnommen und untersucht (intraoperatives Spermiogramm). Beurteilt wird dabei, ob die Samenflüssigkeit noch fließfähig ist (Viskosität). Der Nachweis von Samenzellen im intraoperativen Spermiogramm weist die Durchgängigkeit der hodenseitigen Samenwege nach. In den Fällen, wo keine Samenzellen oder Samenzellfragmente im hodennahen Samenleiterstumpf gefunden werden, kann eine direkte Verbindung zum Nebenhoden hergestellt werden. Diese "Bypass-Technik" nennt sich Tubulovasostomie. Bei nur 0,3 - 0,5 mm Durchmesser der Samenleiter kommt bei diesem etwa 2 bis 3-stündigem Eingriff das Operationsmikroskop zum Einsatz, darüber hinaus sind vor allem Erfahrung, Übung, Geduld und Fingerspitzengefühl des Operateurs wesentlich für den Erfolg dieser Refertilisierung. Es wird allgemein empfohlen, einen Operateur mit ausreichender Routine in mikrochirurgischen Operationen aufzusuchen.

Die Chancen für sterilisierte Männer, auf natürlichem Wege noch einmal ein Wunschkind zu zeugen, sind damit äußerst aussichtsreich. Die Refertilisierung durch Vasovasostomie gilt inzwischen als Therapie erster Wahl. Bei ca. 90 % der operierten Männer sind nach 3 bis 12 Monaten wieder Spermien im Ejakulat nachweisbar, zu einer Schwangerschaft im ersten Jahr nach der Operation kommt es in 50 bis 70 % der Fälle, wobei die Chancen sich erhöhen, je kürzer die Zeitspanne zwischen Sterilisation und Refertilisierung ist. Wichtig für die Prognose ist natürlich auch die Fruchtbarkeit (Fertilität) der Partnerin. In den ersten 5 Jahren nach Sterilisation sind die Erfolgsaussichten sehr gut, bis 10 Jahre gut. Aber auch viele Jahre nach der Sterilisation bilden die Hoden weiterhin Samenzellen, Vaterschaften sind nachgewiesen bei Patienten mit Sterilisationsdauern von über 20 Jahren. Die Refertilisierung erscheint damit mindestens so erfolgversprechend wie die künstliche Befruchtung.

Die Refertilisierung kann auch bei verschlossenem Samenleiter angewendet werden.[1]

Referenzen

  1. http://www.profamilia.de/article/show/15322.html

Weblinks

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