Reichraminger Hintergebirge

Reichraminger Hintergebirge

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Reichraminger Hintergebirge
Der Große Größtenberg

Der Große Größtenberg

Höchster Gipfel Großer Größtenberg (Krestenberg) (1.724 m ü. A.)
Lage Oberösterreich, Steiermark
Teil der Oberösterreichische Voralpen (AVE), Windischgarstener und Reichraminger Alpen (Trimmel), Enns- und Steyrtaler Voralpen (OÖ Raumordnung)
Reichraminger Hintergebirge (Alpen)
Reichraminger Hintergebirge
Koordinaten 47° 46′ N, 14° 26′ O47.76472222222214.4252777777781724Koordinaten: 47° 46′ N, 14° 26′ O
Besonderheiten Nationalpark Kalkalpen

Das Reichraminger Hintergebirge gilt als das größte geschlossene und praktisch unbesiedelte Waldgebiet Österreichs und gehört zu einem großen Teil zum Nationalpark Kalkalpen. Es liegt an der Grenze zwischen Oberösterreich und der Steiermark (Oberösterreichische Voralpen bzw. Enns- und Steyrtaler Voralpen), im Knie der Enns.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Landschaft

Die Große Schlucht

Das Hintergebirge ist ein kuppiges Vorgebirge der Alpen, und erreicht mit dem Großen Größtenberg (Krestenberg) eine maximale Höhe von 1724 m. Nach der Alpenvereinseinteilung der Ostalpen (AVE) gehört das Hintergebirge zu den Oberösterreichischen Voralpen (17b), nach der Gebirgsgruppengliederung nach Trimmel zu den Windischgarstener und Reichraminger Alpen, nach der Oberösterreichischen Raumgliederung zu den Enns- und Steyrtaler Voralpen.

Es wird vom Großen Bach (Reichramingbach) entwässert, der bei Reichraming in die Enns mündet. Als bemerkenswertester Abschnitt gilt die Große Schlucht, in der der Bach das Hintergebirge in einem tief eingeschnittenen mäandrierenden Canyon durchströmt.

Umgrenzung und Gliederung

Das Hintergebirge ist im Osten vom Ennstal und im Westen vom Sengsengebirge begrenzt. Im Süden sind die Haller Mauern (Ennstaler Alpen) unmittelbare Nachbarn. Im Norden grenzen divers Voralpengruppen an.

Von Windischgarsten aus ist die Umgrenzung nach Trimmel (gg. den Uhrzeigersinn): Dambach - Rosenau - Rußgraben - Hengstpass (985 m) - Rotkreuzbach - Laussabach bis Unterlaussa (539 m)  - Mooshöhe (846 m) - Weißwasser - Schwarzer Bach bei Wällerhütte - Reichramingbach abwärts zur Klausalm (Klaushof, 960 m) - Ebenforstalm (1105 m)  - Bodinggraben  - Krumme Steyrling aufwärts zum Steyrsteg (946 m) - Rumpelmayrbach - Haslersgatter (1154 m) - Höllgraben bis Dambach.

Dabei gliedert sich das Reichraminger Hintergebirge in zwei Untergruppen, die Langfirst-Kampermauer-Gruppe (Trimmel 1652) und den Großen Größtenberg mit Nebenbergen (Trimmel 1653), die durch die Linie Dambach - Sitzenbach - Sitzenbacher Klause - Hetzgraben - Wällerhütte getrennt sind.

Geschichte

Bis zum Ende des Bergbaues in den 1960er-Jahren hatte das Gebiet des heutigen Nationalparks eine große wirtschaftliche Bedeutung. Standen im gesamten Einzugsgebiet um 1900 rund 450 Häuser, sind es heute nur mehr rund 70 an der Zahl. Von großer Bedeutung und Haupterwerbsquelle der Region war vor allem die Forstwirtschaft. Zahlreiche zum Teil gut erhaltene Reste von Triftanlagen zeugen noch von der einstigen Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges.

Von den 1920er-Jahren bis 1971 diente die Waldbahn Reichraming, die eine Spurweite von 760 mm hatte, auf drei Streckenästen, unter anderem durch die Große Schlucht, der Holzabfuhr zum Bahnhof Reichraming. Nach deren Einstellung wurden auf den Bahntrassen Forststraßen angelegt, die heute zum Teil zu bestimmten Zeiten mit dem Fahrrad befahren werden dürfen.

Bergbau im Hintergebirge

Waldbahn als Denkmal in Brunnbach (keine Originallokomotive)

Der Bergbau hat in der Region eine sehr lange Tradition und dürfte schon im 12. Jahrhundert nördlich der Laussa betrieben worden sein. Der Name Blaberg bezieht sich wohl auf ein mittelalterliches Blähhaus zum Schmelzen des Eisenerzes. Seit dem Mittelalter ist der Abbau von Eisenerz (Bohnerz) am Blaberg und am Hochkogel nachgewiesen. Um 1500 begann der Abbau von Gagat. Ab 1870 erfolgte am Sandl der Abbau von Steinkohle. Es handelte sich dabei aber um sehr kleine Bergbaubetriebe. Daneben wurden aber ab 1919 am Prefingkogel bedeutende Mengen an Bauxit abgebaut. Die Bauxitvorkommen enthalten vorwiegend ein Gemenge aus Böhmit und Hämatit. Weiters wurde ein Uranylvanadat beschrieben, das zunächst als Carnotit und später als Metatujamunit bestimmt wurde[1]. Diese Bauxittaschen entstanden im Turon in einem einst feuchtheißen tropischen Klima.

Der Bauxitabbau erfolgte in mehreren Revieren am Prefingkogel. Das im ehemaligen Bergbaurevier Gräser befindet sich etwa 200 Meter südlich des Prefingkogels. 250 Meter nordöstlich befindet sich das Revier Prefing. Das Revier Schwarza befindet sich 100 m westlich des Tales des Schwarzen Baches unterhalb der Kehre der Forstraße zur Blahbergalm in 700 m Seehöhe[2]. Der Rohstoff für die Aluminiumerzeugung gelangte über eine fast 14 km lange Materialseilbahn - der längsten in Mitteleuropa - nach Weißenbach an der Enns, wo das Bauxit auf die Bahn verladen wurde. Bis zu 2000 Menschen lebten in einer 54 Häuser - darunter eine Schule, ein Gasthaus und zwei Geschäfte - umfassenden Bergarbeitersiedlung tief im Wald in Weißwasser nahe dem Dorf Unterlaussa. 1964 wurde der Bergbau wegen der aufwändigen Gewinnung und damit mangelnder Rentabilität eingestellt, bis 1968 erfolgte die restlose Abtragung der Bergarbeitersiedlung und der Materialseilbahn. Nur mehr ein kleines Museum in einem Nachbau eines Knappenhauses im Dorf Unterlaussa zeugt heute von der Bergbautradition im Reichraminger Hintergebirge.

Nationalpark Kalkalpen

Der Schleierfall am Fuß des Hochschlacht-Steiges

Der Gründung des Nationalpark Kalkalpen gingen mehrere Versuche voraus, das Gebiet neuerlich industriell zu nutzen: 1982 war ein Schießplatz als Testgelände für die Kanonen GHN-45 des steirischen Herstellers Noricum (Tochterunternehmen der VÖEST) geplant, dann ein umfangreiches Speicherkraftwerk mit insgesamt drei Staumauern, welche den Großen Bach im Bereich der Großen Schlucht in eine Kette von Stauseen verwandelt hätten. Letztlich vom Erfolg gekrönte Bürgerinitiativen und Protestversammlungen im Hintergebirge, deren aktivste im Sommer 1984 auch Vorbildfunktion für die Besetzung der Hainburger Au im Winter desselben Jahres hatte, brachten alle diese Projekte zu Fall. Mit der Gründung des Nationalparks Kalkalpen am 25. Juli 1997 war das Reichraminger Hintergebirge endgültig unter Schutz gestellt.

Literatur

  • Adolf Brunnthaler: Reichraming, Verlag Herbert Weishaupt 2000, ISBN 3-7059-0108-7
  • Otto Harant, Wolfgang Heitzmann: Reichraminger Hintergebirge, Vergessene Bergheimat zwischen Ennstal und Sengsengebirge, Verlag Wilhelm Ennsthaler, ISBN 3-85068-171-8
  • Natur im Aufwind - Der Nationalpark in den oberösterreichischen Kalkalpen, Landesverlag, ISBN 3-85214-683-6
  • Gerald Radinger: Wandererlebnis Kalkalpen, Die 50 schönsten Touren im Nationalpark, Oberösterreich Verlag 2010, ISBN 978-3-9502878-8-2

Weblinks

 Commons: Reichraminger Hintergebirge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wittern: Taschenbuch der Mineralien-Fundstellen Mitteleuropas: Österreich, Bode, 1994, ISBN 3-925094-62-8
  2. Aufnahmebericht zum geologischen Blatt 67 - Großraming

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