Reinhard von Schönau

Reinhard von Schönau

Reinhard von Schönau (lat. Reynardus de Sconeouve oder Reynerius de Sconowen, * um 1310; † 1376) aus dem Adelsgeschlecht derer von Schönau war der Begründer der Herrschaft Schönforst und des gleichnamigen Adelsgeschlechtes von Schönforst. Als solcher wird er auch als Reinhard I. von Schönforst bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Reinhard war eines von sieben Kindern Rassos II. von Schönau († 1344) und der Edeldame du Jardin.

Als jüngster Sohn war Reinard zunächst vermutlich ab 1320 Kanoniker in St. Servatius in Maastricht 1338 ist er dort sicher belegt. Möglicherweise wurde er auch zum Diakon geweiht. Durch seinen geistlichen Stand und die damit verbundene Ausbildung war er überdurchschnittlich gebildet. Neben seiner geistlichen Laufbahn pflegte er auch die Kontakte seiner Familie zum Jülicher Grafenhaus und trat in die Dienste des Grafen Wilhelm V. von Jülich. Als Diplomat und zur Abwicklung von Finanzgeschäften reiste er für den Grafen mehrfach zu König Eduard III. von England, den die Grafen von Jülich im Hundertjährigen Krieg unterstützten.

Auf diesen Reisen nahm er auf englischer Seite mit großem Erfolg an der Belagerung von Cambrai im September 1339 und an der von Tournai von Juli bis September 1340 teil. Nach einem peripheren Scharmützel gelang es Reinhard durch einen waghalsigen Alleingang Charles I. de Montmorency († 1381), den späteren Marschall von Frankreich, und mehrere seiner Mitstreiter gefangen zu nehmen. Reinhard, der damals als Edelknecht nicht einmal die Ritterwürde innehatte, erlangte dadurch den Ruf eines Mannes von hoher Risikobereitschaft; auch erzielte er ein wohl nicht unerhebliches Lösegeld. Auf einer weiteren Missionen nach London nutzte Reinhard seine Beziehungen um im Handel mit Wolle ein Vermögen zu machen.

Vor 1344 bis 1346 war Reinard Marschall des Bischofs von Lüttich, Adolf von der Mark. Um 1345 heiratete er dessen Nichte, Katharina von Wildenburg, Tochter Philipps von Wildenburg und Johannas von der Mark. Sie war die Witwe des Herrn Oost von Elsloo an der Maas, spätere Alleinerbin der Grafschaft Neuenahr, und Enkelin mütterlicherseits von Katharina von Jülich, einer Tochter des Grafen Wilhelm IV. von Jülich und der Ricarda von Geldern. Aufgrund dieser Ehe war Reinhard fortan sowohl dem Jülicher Grafenhaus als auch den Grafen von der Mark und damit Bischof Adolf von Lüttich und den Kölner Erzbischöfen Walram von Jülich und Engelbert III. von der Mark verwandtschaftlich verbunden, die eine enorme Statusverbesserung bedeutete.

Auch nach seinem Ausscheiden als Marschall kämpfte er auf Seiten des Bischofs von Lüttich. So im Juli 1346 in die Schlacht bei Vottem, deren Anlass der Streit um die Grafschaft Looz zwischen der Stadt Lüttich auf der einen und Dietrich von Heinsberg mit Unterstützung des Bischofs von Lüttich auf war, und Juli 1347 in der Schlacht von Tourinne. Wohl 1346 wurde Reinhard zum Ritter geschlagen.

1347 begründete Reinard aus seinem Grundbesitz in der Nähe Aachens die Herrschaft Schönforst und erbaute wahrscheinlich die dortige Burg. 1348 wurde ihm die Herrschaft als Reichslehen bestätigt. Außerdem besaß er das Vogteirecht über Kornelimünster und Ländereien bei Monschau und Valkenburg.

Durch sein wirtschaftliches Geschick wurde er reich und diente als Gläubiger vieler großer Dynastien. Er gewann schnell an Einfluss unter als Rat und Verwalter zahlreicher niederrheinischer Fürsten. Er galt als „reichster Finanzier des Niederrheins“. Reinhard erhielt von Kaiser Ludwig IV. unter anderem einen Zoll in Kaiserswerth. Der Erzbischof von Köln war bei ihm hoch verschuldet.

Er nahm Aufgaben für König Johann von Böhmen, die Kölner Erzbischöfe, Kaiser Karl IV. und für dessen Halbbruder Wenzel, den Herzog von Brabant, Limburg und Luxemburg wahr. Der Kölner Erzbischof Walram von Jülich betraute in ab 1347 mit der Führung seiner Finanzen und erteilte ihm später weitere Kompetenzen. Beim Landfriedensbund der Herzöge von Jülich und Brabant, des Erzbischofs von Köln sowie der Städte Köln und Aachen im Jahr 1351 sowie bei dessen Erneuerung im Jahre 1364 trat Reinhard als Schiedsmann auf.

Durch seine Niederlage in der Schlacht um Baesweiler 1371 in der sein Sohn Reinhard II. gefangen genommen wurde und für die ihm die politische Verantwortung angelastet wurde, litt sein Ansehen so sehr, dass er als Ordensritter des Johanniterordens 1375 seine Heimat verließ und nach Rhodos reiste, wo er 1376 starb.

Ehen und Nachkommen

In erster Ehe heiratete Reinhard um 1345 Katharina von Wildenburg († 25. März 1368), Tochter Philipps von Wildenburg und Johannas von der Mark. Mit ihr hatte er folgende Kinder:

  • Johannes I. († 1382), Burggraf von Monschau zu Agtenrode, Drossard von Brabant und Propst von St. Servatius zu Maastricht
  • Reinard II. († 1419), Herr zu Schönforst und Sichem
  • Conrad († 7. März 1403), Herr zu Elsloo und Sittard
  • Engelbert, Propst von St. Servatius zu Maastricht, Kanonikus von St. Lambert zu Lüttich und Herr zu Hartelstein
  • Philippa
  • Mechtild
  • Elisabeth
  • Adelheid

In zweiter Ehe heiratete Reinard 1370 Isabelle de Hamal zu Vogelsanck. Diese Ehe blieb kinderlos.

Rezeption

Bereits in zeitgenössischen Chroniken wurde Reinhards Karriere als außergewöhnlich qualifiziert; dies insbesondere vor dem Hintergrund seiner sozialen und wirtschaftlichen Ausgangsbedingungen.

Literatur

  • Florian Gläser: Schönau - Schönforst. Eine Studie zur Geschichte des rheinisch-maasländischen Adels im Spätmittelalter. Dissertation an der Universität Trier. Trier 1999, S. 68–201 (PDF; 3,1 MB)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Reinard von Schönau — Reinhard von Schönau (* um 1305; † 1376) war ein Ritter aus dem Geschlecht der von Schönau bzw. von Schönforst. Unter dem Kölner Erzbischof Walram von Jülich konnte Reinhard eine beachtliche Karriere machen. Ab 1347 war er zunächst mit der… …   Deutsch Wikipedia

  • Schönau (Adelsgeschlecht) — Stammwappen derer von Schönau Schönau, auch Schoenau, ist der Name eines alten elsässischen Adelsgeschlechts mit gleichnamigem Stammhaus am Rhein, östlich von Schlettstadt, das sich im 14. Jahrhundert im Südschwarzwald niederließ und dort die… …   Deutsch Wikipedia

  • Schönau (Sauerland) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Schönau (Wenden) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Walram von Jülich — Wappen der Grafen von Jülich Walram von Jülich (* um 1304 ; † 14. August 1349 in Paris) war von 1332 bis 1349 Erzbischof des Erzbistums Köln. Walram war einer der jüngeren Söhne von Graf Gerhard V. von Jülich und dessen zweiter Ehefrau… …   Deutsch Wikipedia

  • Herren von Gemmingen — Stammwappen derer von Gemmingen Die Herren von Gemmingen waren ein reichsunmittelbares, alemannisches Rittergeschlecht, das sich nach dem Ort Gemmingen im Kraichgau benannte und über ausgedehnte Besitzungen in Schwaben und Franken verfügte. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Herren von Helmstatt — Wappen der Helmstatt zu Helmstadt mit gekröntem Rabenhals als Helmzier Die Herren von Helmstatt waren ein Adelsgeschlecht, das von der Ministerialität in den niederen Adel aufgestiegen war und seit dem 13. Jahrhundert Besitz im Kraichgau und… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Rittern des Deutschen Ordens — Ernst von Aufseß im Deutschen Orden: Aufschwörschild in St. Jakob in Nürnberg …   Deutsch Wikipedia

  • Freiherren von Gemmingen — Stammwappen derer von Gemmingen Die Herren von Gemmingen waren ein reichsunmittelbares, alemannisches Rittergeschlecht, das sich nach dem Ort Gemmingen im Kraichgau benannte und über ausgedehnte Besitzungen in Schwaben und Franken verfügte. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Literaturmuseen — Diese Liste gibt einen Überblick zu den Literaturmuseen und literarischen Gedenkstätten in aller Welt, geordnet nach Ländern und Regionen. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Inhaltsverzeichnis 1 Literaturmuseen und literarische… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”