Reithmann

Reithmann
Christian Reithmann

Christian Reithmann (* 9. Februar 1818 in St. Jakob in Haus, Österreich; † 2. Juli 1909 in München) war Uhrmacher, Konstrukteur der astronomischen Uhr im Deutschen Museum in München und 1860 der Erfinder des Viertaktmotors.

Inhaltsverzeichnis

Patente

Christian Reithmann hatte am 26. Oktober 1860 mehrere Patente auf einen Viertaktmotor erhalten. Ein von ihm gebauter Motor mit einer 98 mm Bohrung, 111 mm Hub und eine Drehzahl von 200 U/min lief in seiner Münchner Uhrmacherwerkstatt bis 1881.

Unabhängig davon beschrieb im Jahr 1861 der Techniker Alphonse Beau de Rochas das Viertaktverfahren. Dessen Patentanmeldung erfolgte am 16. Januar 1862 und wurde am 10. Juni 1862 ergänzt.

Nach der Patenteintragung von Nikolaus Otto bzw. der Deutz AG – zuletzt erteilt am 4. August 1877[1]– wurde bekannt, dass Reithmann einen solchen Motor schon vorher gebaut hat und patentieren ließ. Nikolaus Otto ging vor Gericht und der Prozess zog sich über dessen Tod hinaus bis 1894 hin. Mittlerweile wurde 1889 das Verfahren um das französische Patent von Beau de Rochas endgültig vor Gericht gegen Otto bzw. gegen die Deutz AG entschieden, denn die Patentanmeldung lief nicht auf Ottos Namen, sondern auf Deutz in Köln. Die Firma Deutz verlor auch den Prozess gegen Reithmann und das Urteil wurde rechtskräftig. Damit Nikolaus Otto weiterhin im Deutschen Reich als Erfinder des Viertaktmotors gelten durfte, bot Deutz dem Christian Reithmann 25.000 Goldmark und eine Rente auf Lebenszeit an. Reitmann unterschrieb eine Erklärung und die Deutz AG durfte sich bzw. Otto weiter als deutschen Erfinder des Viertaktmotors bezeichnen. Deutz hat den Vertrag geheim halten können, bis 1949 Arnold Langen die Geschichte der Reithmann-Prozesse in Buchform veröffentlichte.[2][3]

Uhren

1865 fertigte er Uhren mit einem vom Räderwerk unabhängigen Pendel, etwas was bei elektrischen Normaluhren verwendet wird. Für diese Erfindung erhielt er 1867 eine silberne Medaille bei der Pariser Weltausstellung 1867. Bei der Weltausstellung in Wien 1873 stellte er einen Haustelegraphen vor, deren Signalmembranen pneumatisch betätigt wurden. Dafür erhielt er bei der Weltausstellung hohe Auszeichnungen. 1874 wurde er vom König von Bayern zum "königlich bayerischen Hofuhrmacher" ernannt. Für das Schloss Berg am Starnberger See lieferte er eine kunstvoll ausgeführte Turmuhr. Zum Anlass der Grundsteinlegung des Deutschen Museums durch Kaiser Wilhelm II. am 13. Februar 1906 wurde ihm das Verdienstkreuz des königlich bayerischen Michaelsorden verliehen.

Einzelnachweise

  1. Patent DE 532 D.R.P-Patent 4. August 1877 Nr. 532
  2. Arnold Langen: Nicolaus August Otto. Der Schöpfer des Verbrennungsmotors. Franckh, Stuttgart 1949. 
  3. Geschichte über Christian Reithmann und seine Erfindung

Literatur

  • Karl Reese: Motorräder aus München. Johan Kleine Vennekate Verlag, Lemgo 2005, ISBN 3-935517-17-3, S. 117. 
  • Felix R. Paturi: Chronik der Technik. Bechtermünz-Verlag, Augsburg 1997, ISBN 3-86047-134-1, S. 296 (Lizenz des Chronik Verlag). 
  • Gustav Goldbeck: Christian Reithmann, Uhrmacher und Motorenerfinder. 1818–1909. VDI-Verlag, Düsseldorf 1967 (Nicht eingesehen). 
  • Rudolf Granichstadedten-Czerva: Christian Reithmann. Allgemeine Automobilzeitung. 1934.
  • Christian Reithmann und sein Viertaktmotor. in: Blätter für Technikgeschichte. 21. Heft. Forschungsinstitut für Technikgeschichte, Technisches Museum für Industrie und Gewerben in Wien. Springer Verlag, 1959. S. 15-25.


Weblinks


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