Reproduzierbar

Reproduzierbar

Reproduzierbarkeit oder Nachvollziehbarkeit bedeutet allgemein die Möglichkeit, etwas wiederholen, noch einmal machen zu können oder wiederholt herstellen zu können oder denselben Weg noch einmal gehen zu können. In wechselnden Zusammenhängen kann sie Verständlichkeit, Objektivität oder Verfügbarkeit bedeuten, was oft zu Verwechslungen führt.

Je nach Fachgebiet hat der Begriff aber noch eine tiefere oder präzisere Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

Naturwissenschaft

In den Naturwissenschaften bezeichnet Reproduzierbarkeit die Wiederholbarkeit von empirisch-wissenschaftlichen Forschungsmethoden; man spricht auch von Replizierbarkeit. Sie ist eine Grundanforderung an wissenschaftliche Experimente, Messungen und Analysen: Unter gleichen Versuchsbedingungen müssen (im Rahmen des einzukalkulierenden Messfehlers) gleiche Ergebnisse erzielt werden. Um die Reproduzierbarkeit nachweisen zu können, gehört eine ausreichende Protokollierung von experimentellem Aufbau und Versuchsdurchführung zur guten naturwissenschaftlichen Praxis. Ein Experiment gilt erst als erfolgreich, wenn es von einer unabhängigen Instanz nachvollzogen worden ist.

Kunst- und Kulturwissenschaft

In den Kunst- und Kulturwissenschaften bezeichnet Reproduzierbarkeit die Möglichkeit, ein Kunstobjekt (oder allgemeiner ein Produkt) manuell oder technisch zu kopieren, aufzuzeichnen, abzubilden oder zu vervielfältigen, bzw. es von vornherein als Serie herzustellen (s. Serienfertigung). In dieser Bedeutung wurde der Begriff insbesondere von Walter Benjamin in seinem Aufsatz Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (1935/36) thematisiert. Der Begriff "Reproduzierbarkeit" ist eng verbunden mit den Begriffspaaren "Original-Kopie", "Original-Fälschung" und "Unikat-Serienprodukt".

Reproduzierbarkeit ist nicht bloß ein technisches Problem, sondern auch ein Problem der Legitimität (Urheberrecht). Darf die Nachahmung überhaupt geschehen, und darf sie dem Original ebenbürtig sein? Allgemein gesagt: Wenn Schrift die Stimme eines Autors festhalten soll, dann ist jedes Lesen dieser Schrift nur ein Ersatz für diese Stimme. Wenn aber die Stimme des Autors als Modell für beliebige Leser betrachtet wird, dann ist jedes Lesen ein Original. Dies gilt seit dem 18. Jahrhundert für Musik und Theater, wo jede Reproduktion ein Original ist, während die Reproduktion eines Unikats der Bildenden Kunst bis heute bloß einen Ersatz oder eine Fälschung darstellt. Bei signierten Kunstdrucken dagegen wird eine Zahl von Reproduktionen handschriftlich autorisiert.

Technik

In der Technik ist die Reproduzierbarkeit eine wesentliche Hilfe für die Beseitigung von Programmierfehlern, z. B. bei Software, oder Konstruktionsfehlern, z. B. bei Elektrogeräten. Man versucht dabei die Abläufe, die zu einem Fehler geführt haben, so exakt wie möglich nachzuzeichnen, sodass im Versuch dieser Fehler wieder entsteht und damit das Problem eingegrenzt werden kann.

Chemie

In der chemischen Analytik wird bei quantitativen Analysen hierfür gerne der Begriff Präzision eingesetzt. Der empfohlene Begriff der Eurachem lautet jedoch Vergleichpräzision und beschreibt die Präzision unter Vergleichbedingungen.

Literatur

Jim Giles: The trouble with replication. Nature 442, 344 (2006)


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  • reproduzierbar — re|pro|du|zier|bar 〈Adj.〉 so beschaffen, dass man es reproduzieren kann …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • reproduzierbar — re|pro|du|zier|bar …   Die deutsche Rechtschreibung

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