- Resilienz (Naturwissenschaften)
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Lebende Systeme können innere und äußere Gegebenheiten niemals vollständig beherrschen. Sie müssen daher in der Lage sein, Abweichungen (Fehler) auszugleichen. Sie müssen fehlertolerant und fehlerfreundlich, d.h. resilient sein. Ein anschauliches Beispiel für Resilienz ist die Fähigkeit des Stehaufmännchens seine aufrechte Haltung aus jeder beliebigen Lage wieder einzunehmen. Schematisch kann man sich Resilienz auch als Attraktionsfeld vorstellen, innerhalb dessen ein System nach einer Störung immer wieder zum „Grundzustand“ zurückkehrt. Ein eng verwandter Begriff ist der der Homöostase.
In der Physik und in der Technologie wird der Begriff der Resilienz benutzt, um die Eigenschaft eines elastischen Materials oder daraus bestehenden Körpers zu charakterisieren, seine ursprüngliche Form nach einer Deformierung - auf äußere Einwirkung hin - schnell wieder anzunehmen. Kunststoffmaterialien wie z. B. Polyurethan besitzen diese Eigenschaft. Zur Verdeutlichung ein Bild: Ein mit Sand gefüllter Ball, der herunterfällt, bleibt danach auf dem Boden liegen. Ein luftgefüllter Gummiball springt bis auf eine gewisse Höhe zurück. Ein Ball, der aus einem Material wie Polyurethan hergestellt ist (ein sogenannter "Flummi"), springt auf eine noch größere Höhe zurück, weil er eine hohe Resilienz besitzt.
Ökosysteme
Die Resilienz von Ökosystemen bezeichnet deren Fähigkeit, Störungen zu tolerieren, ohne dass das System so zusammenbricht, dass sich langfristig ein qualitativ veränderter Systemzustand einstellt, der von einer Vielzahl anderer Prozesse geregelt wird.
Resilienz wird auch synonym für Elastizität ökologischer Systeme genutzt. Elastizität (engl. elasticity) ist ein Maß für die Geschwindigkeit, mit der ein Ökosystem, das von einer Störung ausgelenkt wurde, in seinen Ausgangszustand zurück kehrt.
Raubbau an Wäldern hinterlässt meist ökologisch verarmte, oft versteppte, verkarstete Gebiete ohne die Kraft zur Selbstregeneration. Man spricht dann auch vom Raubbausyndrom. Die Resilienz kann auch mit der Unterschreitung einer Mindestvielfalt an Arten verloren gehen.
Einzelne Ökosysteme, z. B. bereits stark überweidete Savannen können sehr resilient sein, d.h. sie ertragen eine hohe Anzahl und Stärke an Störungen (z.B. Feuer, etc.), ohne in einen anderen Systemzustand überzugehen, der von anderen 'langsamen' Variablen bestimmt wird. Dieser Zustand hat somit eine recht hohe Selbstregeneration, im Sinne, dass er sich selbst auch bei hohen Störungsintensitäten erhält bzw. wieder neu einstellt. Im Gegensatz zu einer nicht überweideten Savanne kann eine stark überweidete Savanne daher resilienter sein.
Welchen Zustand man als wertvoll erachtet, beruht auf menschlicher Wertzuschreibung und kann nicht durch ökologische Erkenntnis allein bestimmt werden. Resiliente Ökosystemzustände können daher nicht per se als 'gut' oder nützlich angesehen werden (vgl. Problemkomplex Naturbewertung - gesellschaftliche Leitbilder; vgl. Savannenbeispiel). Allerdings ist die Resilienz immer dann eine positiv bewertete Eigenschaft, wenn der Ausgangszustand des Ökosystems positiver bewertet wird als längerfristig stabile alternative Systemzustände.
Weblinks
- Resilience Alliance (Ökosysteme) (englisch)
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