Autoplastik

Autoplastik

Transplantation bezeichnet die Verpflanzung eines Transplantates in der Medizin. Ein Transplantat kann aus Zellen, Geweben, ganzen Organen oder Gliedmaßen wie Fingern und Zehen bestehen. Transplantationen werden in der Regel an spezialisierten Transplantationszentren durchgeführt.

Inhaltsverzeichnis

Begriffe

Eine Transplantation wird nach Herkunft, Ort, und Funktion des Transplantats eingeordnet:

Art der Transplantation

autologe Transplantation
Spender und Empfänger sind dieselbe Person, das Transplantat wird dabei Autoplastik genannt. Alte Bezeichnung: autogene Transplantation.
syngene Transplantation
Spender ist der eineiige Zwilling, d. h. Spender und Empfänger sind genetisch Identisch. Alte Bezeichnung: isogene Transplantation.
allogene Transplantation
Spender gehört der gleichen Art an. Alte Bezeichnung: homogene Transplantation.
siehe auch: Lebendspende.
xenogene Transplantation
Spender gehört einer anderen Art an (z. B. Schweineherzklappe). Alte Bezeichnung: heterogene oder heterologe Transplantation.
alloplastische Transplantation
künstliches Material wird implantiert

Transplantationsort

  • Isotope Transplantation - Ort und Gewebe ist identisch (z. B. Inselzellentransplantation)
  • Orthotope Transplantation - örtliche Übereinstimmung (z. B. Herztransplantation)
  • Heterotope Transplantation - keine örtliche Übereinstimmung (z. B. Nierentransplantation)

Transplantatfunktion

  • Allovitale Transplantation - das Transplantat ist voll funktionsfähig und vital
  • Allostatische Transplantation - die Funktion des Organs ist zeitlich begrenzt
  • Auxilläre Transplantation - Transplantat zur Unterstützung eines kranken Organs
  • Substitutive Transplantation - soll ein funktionsloses Organ ersetzen

Transplantatentnahme

  • postmortale Transplantation - das Transplantat wird nach dem Hirntod eines anonymen Spenders entnommen
  • Lebend-Organtransplantation - das Transplantat wird von einem gesunden Spender entnommen (bei Stammzelltransplantation, ist auch bei Nieren- oder Lebertransplantation möglich)

Indikationen für Transplantationen

Transplantationsrichtlinien und -gesetze

In der Bundesrepublik Deutschland unterliegt die Transplantation von Geweben menschlicher Spender dem Transplantationsgesetz (TPG) [1] (siehe dazu Organspende). Erlaubt sind Organentnahmen von Verstorbenen (Leichenspende) oder von lebenden Personen (Lebendspende). Organhandel, d. h. Bezahlung oder andere Gegenleistungen für den Spender oder dessen Angehörige, ist verboten. Transplantationen werden ausschließlich in zertifizierten Transplantationszentren durchgeführt.

In der Schweiz regelt das Bundesgesetz vom 8. Oktober 2004 über die Transplantation von Organen, Geweben und Zellen (Transplantationsgesetz) [2] diesen Rechtsbereich. Schwerpunkte bilden unter anderem das Verbot des Organhandels, die Unentgeltlichkeit der Spende, die Festlegung des Todeskriteriums, die Anforderungen an die Zustimmung zur Entnahme von Organen, Geweben und Zellen bei verstorbenen Personen sowie Kriterien und Verfahren der Organzuteilung und der Lebendspende von Organen.

In Österreich gibt es kein eigenständiges Gesetz, die Regelungen finden sich im Bundesgesetz über Krankenanstalten und Kuranstalten. Die wesentliche Bestimmung ist die sogenannte „Widerspruchslösung“, nach der die Entnahme nur dann unzulässig ist, wenn eine Erklärung vorliegt, mit der eine Organspende ausdrücklich abgelehnt wird.

Immunreaktionen

Das Hauptproblem jeder Transplantation sind Immunreaktionen des Empfängerorganismus gegen das Transplantat. Die T-Zellen und Antikörper des Empfängers bekämpfen dann das fremde Organ. Der Grund für Abstoßungsreaktionen liegt in der unterschiedlichen Oberflächenstruktur der Zellen, insbesondere Unterschiede in den Histokompatibilitäts-Antigenen der Zellmembranen beider Lebewesen. Diese Oberflächenstruktur wird genetisch bestimmt, deshalb hat jedes Individuum eine eigene Zelloberflächenstruktur. Aus diesem Grund sind Verwandte oft besonders geeignete Organspender, da es verstärkt genetische Übereinstimmungen gibt. Die ersten erfolgreichen Organtransplantationen wurden so auch mit -genetisch identischen- eineiigen Zwillingen durchgeführt.

Bei der Übertragung von Spendergewebe, das Immunzellen enthält - vor allem Knochenmark und Lebergewebe - kann es auch zu einer „umgekehrten“ Immunreaktion von Zellen des Transplantats gegen den Wirtskörper kommen: Graft-versus-Host-Reaktion.

Transplantabstoßung (Rejektion)

Die Abstoßungsreaktionen werden nach ihrem Ausmaß unterschieden:

  • Die hyperakute/perakute Abstoßung tritt innerhalb von Minuten bis Stunden nach der erfolgten Transplantation und der Wiederherstellung des Blutflusses auf. Sie wird durch allospezifische Antikörper oder durch blutgruppenspezifische Antikörper, die zum Zeitpunkt der Transplantation bereits vorhanden sind (zytotoxische Antikörper gegen AB0- oder HLA-Antigene des Transplantats), verursacht. Nach der Komplementaktivierung kommt es zu Fibrinablagerung in den Gefäßen des Transplantats und somit zu Verschlüssen; das Gewebe stirbt ab.
  • Die akute Abstoßung beginnt meist innerhalb von Tagen bis Wochen. Eine Abstoßung zwischen dem 2. und 5. Tag nach der Operation bezeichnet man auch als akzelerierte Abstoßung. Meist beruht sie auf zellulärer interstitieller Abstoßung (d. h. Infiltration des Organs durch zytotoxische T-Lymphozyten). Eine akute Abstoßung kann meistens behandelt werden, etwa durch Steroide, Immunsuppressiva oder Antilymphozytenantikörper wie Basiliximab oder Daclizumab.
  • Die chronische Abstoßung kann einige Wochen bis Jahre dauern. Meist sind kaum Entzündungszeichen zu finden. Diese Art der Abstoßungsreaktion ist schlecht zu behandeln; meist muss eine erneute Transplantation durchgeführt werden. Feingeweblich liegt ihr eine Transplantatvaskulopathie zugrunde, d. h. irreversible Verengungen der Blutgefäße. CD4-T-Effektorzellen vom TH1-Typ wandern in die Gefäßwände ein und stimulieren dort Makrophagen und Endothelzellen. Weitere Monozyten wandern ein und differenzieren zu Makrophagen, die TNF-α und IL-1 sezernieren. Es entsteht eine chronische Entzündung der Gefäßwand, die durch Fibrosierung (siehe Fibrose) und Vernarbung allmählich zu einer Verengung führt. Beispiele sind die Koronaratherosklerose nach Herztransplantation, die Nephrosklerose nach Nierentransplantation, Bronchiolitis obliterans nach Lungentransplantation.

Immunsuppressive Therapie

Ziel der immunsuppressiven Therapie ist es das Transplant zu erhalten, indem die Abwehrreaktion des Körpers gegen das fremde Organ unterdrückt wird. Das Ziel einer dauerhaften Immuntoleranz, d. h. der Abwesenheit einer transplantatspezifischen Immunreaktion ohne dauerhafte Unterdrückung des Immunsystems, ist bis heute durch Medikamente nicht erreichbar. Somit ist eine permanente medikamentöse Rejektionsprophylaxe erforderlich. Um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden, können bestimmte Kombinationen von Medikamenten gegeben werden. Zur Induktionstherapie stehen vor, während und nach der Transplantation Immunsuppressiva (Ciclosporin, Tacrolimus, Azathioprin bzw. Mykophenolat, Steroide und Antithymoglobulinantikörper) teils in hoher Dosierung zur Verfügung. Als Basistherapie wird eine feste Dauermedikation angeordnet; in der Regel eine Dreifach-Kombination aus Steroiden, Calcineurininhibitoren (Ciclosporin bzw. Tacrolimus) oder Everolimus bzw. Sirolimus und Azathioprin (bzw. Mykophenolat Mofetil). Von immenser Bedeutung ist das engmaschige therapeutische Monitoring der Immunsuppressiva in den ersten Monaten nach der Transplantation. Bei Langzeittransplantierten kann mitunter später die Medikation auf zwei Wirkprinzipien reduziert werden.

Da diese Medikamente auch die Abwehr gegen Infektionen schwächen, sind die damit behandelten Transplantatempfänger besonders anfällig für bakterielle, virale (CMV, HSV, HHV 6) und fungale (Aspergillen, Candida) Erkrankungen. Gewisse Krebserkrankungen, meist der Haut und des lymphatischen Systems, treten vermehrt auf.

Ausblick

  • Ein möglicherweise erfolgversprechender Weg zur Verminderung bzw. zum völligen Ausschluss einer immunologisch bedingten Abstoßungsreaktion nach einer Organtransplantation könnte die begleitende Verpflanzung von körperfremden Stammzellen sein. Wie im Fachblatt "New England Journal of Medicine" (NEJM) veröffentlichte Studien zeigen, könne man dem Empfänger neben dem neuen Organ auch blutbildende Stammzellen übertragen, aus denen dann Immunzellen entstehen, welche diese Abstoßung verhinderten.[3]
  • Eine weitere Option um Abstoßungsreaktionen zu verhindern, die bereits am Menschen erfolgreich getestet wurde, ist der Transfer bestimmter weißer Blutkörperchen vom Spender zum Empfänger. Die Zellen werden im Labor so verändert, dass sie beim Empfänger Immunzellen abtöten, welche die Abstoßungsreaktion vorantreiben und andere Populationen fördern, die regulatorische Wirkung auf das Immunsystem haben. [4]

Literatur

  • Michael Ehrreich: Bitterzucker. Diabetes, Dialyse, Transplantation. edition riedenburg, Salzburg 2008, ISBN 978-3950235746
  • Monika Kracht (Hrsg.): Mein Leben durch Dich - Geschichten und Gedichte zur Organspende, von Patienten und Angehörigen. Bundesverband der Organtransplantierten e.V., Duisburg 2003, ISBN 3-926518-90-1
  • Johann S. Ach, Michael Anderheiden, Michael Quante: Ethik der Organtransplantation. Harald Fischer Verlag, Erlangen 2000, ISBN 3-89131-402-7
  • Ulrike Baureithel, Anna Bergmann: Herzloser Tod - Das Dilemma der Organspende. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-608-91958-9 (Wissenschaftsbuch des Jahres 2000)
  • Lutz Goetzmann: Psychosoziale Aspekte der Organtransplantation. Zur Lebensqualität und Lebenszufriedenheit von Transplantationspatienten. Schweizerische Gesellschaft für Gesundheitspolitik SGGP, Zürich 2008. ISBN 978-3-85707-095-2
  • Vera Kalitzkus: Leben durch den Tod - Die zwei Seiten der Organtransplantation - Eine medizinethnologische Studie. Campus, Frankfurt 2003, ISBN 3-593-37269-X
  • Torsten Junge: Die Okkupation des Fleisches. Konstitutionen des Selbst im Zeitalter der Transplantationsmedizin. Gata-Verlag, Eitorf 2001, ISBN 3-932174-84-4
  • Gisela Lermann (Hrsg.): Ungeteilt sterben. Kritische Stimmen zur Transplantationsmedizin. Lermann, Mainz 1996, ISBN 3-927223-72-7
  • Markus Müller: Chirurgie für Studium und Praxis -2006/07. 8. Auflage. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach am Rhein 2005, ISBN 3-929851-06-7
  • Schumpelick, Bleese, Mommsen: Kurzlehrbuch Chirurgie. 6. Auflage. Georg Thieme-Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-13-127126-4
  • J. Rüdiger Siewert: Chirurgie. 6. Auflage. Springer-Verlag, Heidelberg 1997, ISBN 3-540-61411-7
  • Thomas Schlich: Transplantation: Geschichte, Medizin, Ethik der Organverpflanzung. C.H.Beck Verlag, München 1998, ISBN 3-406-43300-6

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Bundesdeutsches Transplantationsgesetz vom 1. Dezember 1997 (zuletzt geändert durch Art. 14 V vom 25. November 2003; I 2304)
  2. Schweizer Transplantationsgesetz
  3. [1] Pressemitteilung bei ORF science
  4. Pressebericht bei Medgadgets.com

Übersichtsarbeiten

  • Schrem, Harald et al.: „Nachsorge bei Organtransplantierten.“ Dtsch Arztebl Int 2009; 106(9): S. 148-55  Artikel PDF

Weblinks

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