Richard Lynn

Richard Lynn
Richard Lynn in Bristol 2008

Richard Lynn (* 1930) ist ein emeritierter britischer Professor der Psychologie der Universität Ulster, Nordirland. Bekannt wurde Lynn für seine Arbeiten auf dem Gebiet der menschlichen Intelligenz. Unter anderem hat er sich mit dem Einfluss der „Rasse“ und des Geschlechtes auf den Intelligenzquotienten auseinandergesetzt. In mehreren Veröffentlichungen geht Lynn auf die Themen Dysgenik und Eugenik ein. Die Forschungsergebnisse von Richard Lynn sind umstritten. Einige Kritiker wie Stephen Jay Gould, Richard Lewontin, Leon J. Kamin und Steven P. Rose vermuten hinter den wissenschaftlichen Veröffentlichungen von Lynn rassistische Motivationen.

Inhaltsverzeichnis

Veröffentlichungen

Einfluss der „Rasse“ auf die Intelligenz

Lynn gehört zu den 52 Mitunterzeichnern des Aufsatzes Mainstream Science on Intelligence, geschrieben von Linda Gottfredson und im Dezember 1994 veröffentlicht vom Wall Street Journal.[1]

In dem in der Zeitschrift Population and Environment im Jahr 2002 erschienen Artikel "Skin color and intelligence in African Americans" behauptet Lynn, dass die Helligkeit der Hautfarbe von Afroamerikanern positiv mit dem Intelligenzquotienten korreliert ist. Er erklärt dies mit der höheren Beimischung von „kaukasischem Erbmaterial“.

In IQ and the Wealth of Nations (2002) behaupten Lynn und sein Koautor Tatu Vanhanen von der Universität Helsinki, es existiere ein Zusammenhang zwischen dem Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt von Staaten und dem Intelligenzquotienten ihrer Bewohner. Diese Intelligenzunterschiede seien unter anderem genetisch bedingt. In IQ and Global Inequality (2006) führen sie den Argumentationsgang weiter, indem sie die soziale Ungleichheit mit dem angeblichen Intelligenzquotienten der untersuchten Nationen vergleichen.

In seinem Buch Race Differences in Intelligence: An Evolutionary Analysis (2006) ermittelt Lynn Intelligenzquotienten von Völkern auf der ganzen Welt. Als am intelligentesten sieht Lynn die Juden an, die er als eigene Rasse betrachtet. Er behauptet des Weiteren, dass die Ostasiaten einen durchschnittliche Intelligenzquotienten von ungefähr 105, Europäer 100 und die Bewohner Afrikas südlich der Sahara von 80 und weniger haben. Dies hänge mit dem höheren Selektionsdruck in den schwieriger zu bewohnenden nördlichen Breiten, die das Entstehen intelligenterer Völker fördere, zusammen. Er bringt die Errungenschaften der Völker in der Mathematik, Wissenschaft und Wirtschaft mit der durchschnittlichen Intelligenz ihrer Mitglieder in Verbindung.

Dysgenik und Eugenik

In seinen Büchern Dysgenics: Genetic Deterioration in Modern Populations (1996) und Eugenics: A Reassessment meint Lynn, dass die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbreitete Verurteilung der Eugenik, also die Begünstigung der Fortpflanzung "gesunder" Menschen, überzogen ist. Er behauptet unter anderem, dass dadurch die durchschnittliche Intelligenz der Völker in den westlichen Nationen abnehmen könnte (siehe auch Artikel Dysgenik).

Rezeption

Lynns Arbeiten zu Rassentheorie und Intelligenz werden in der Wissenschaft zum großen Teil scharf zurückgewiesen. So urteilte K. Richardson 2004 im Fachmagazin Heredity aus dem Nature-Verlag in einem Review von IQ and the Wealth of Nations, es handele sich bei diesem Werk weniger um Wissenschaft, als um einen sozialen Kreuzzug („this is not so much science, then, as a social crusade“[2]). Es seien Zirkelschlüsse gezogen und zahlreiche andere methodische Fehler gemacht worden, wie die Nutzung einer statistisch nicht repräsentativen Datenbasis – so wurde beispielsweise bei der Errechnung des IQ-Wertes für Äquatorialguinea eine Studie mit nur 48 10- bis 14-jährigen Kindern als einzige Datengrundlage verwendet. Zudem sei die Pioneer-Stiftung, die das Buch finanziell unterstützt hatte, in der Vergangenheit durch die Verwicklung in zahlreiche „dubiose Fälle“ aufgefallen.[2] Der Pioneer-Stiftung, in deren Vorstand Lynn aktiv ist, werden auch von zahlreichen anderen Kritikern rassistisch motivierte Veröffentlichungen[3][4] vorgeworfen.

Methodische Fehler und Fehlinterpretationen wurden Lynn wegen dieser Arbeiten auch unter anderem von Leon J. Kamin vorgeworfen.[5]

Literatur

  • Lynn, R. (1982). IQ in Japan and the United States shows a growing disparity. Nature, 297, 222-3.
  • Lynn, R. (1990). The role of nutrition in secular increases of intelligence. Personality and Individual Differences, 11, 273-285
  • Lynn, R. (1996). Dysgenics: Genetic Deterioration in Modern Populations. Westport: Praeger Publishers.
  • Lynn, R. (1998). The Decline of Genotypic Intelligence. In: U.Neisser (Hg.) The rising curve. Washington, D.C. American Psychological Association, 335-364
  • Lynn, R. (2001). Eugenics: A Reassessment. Praeger Publishers, ISBN 0275958221
  • Lynn, R. (2002) IQ and the Wealth of Nations. Praeger Publishers, ISBN 027597510X
  • Lynn, R. (2003) The geography of intelligence. In H. Nyborg (Hg.) The scientific study of general Intelligence. Pergamon. ISBN 0080437931
  • Lynn, R. (2006) Race Differences in Intelligence: An Evolutionary Analysis. Washington: Washington Summit Publishers. ISBN 159368021X
  • Lynn, R. (2006). IQ and Global Inequality. Washington: Washington Summit Publishers. ISBN 1593680252

Einzelnachweise

  1. Linda Gottfredson: Mainstream Science on Intelligence. In: Wall Street Journal, 13. Dezember 1994, Seite A18
  2. a b K. Richardson: Book Review: IQ and the Wealth of Nations. Erschienen in: Heredity Nr. 92 (2004), S. 359–360
  3. Into the Mainstream; An array of right-wing foundations and think tanks support efforts to make bigoted and discredited ideas respectable, Southern Poverty Law Center
  4. Racism Resurgent. How Media Let The Bell Curve's Pseudo-Science Define the Agenda on Race, In: Extra, Ausg. Januar/Februar 1995
  5. Kamin, Leon J. on The Bell Curve: Intelligence and Class Structure in American Life (by Herrnstein, R./Murray C.; Free Press, 1994) in: Scientific American vom Februar 1995 Ausgabe 272

Weblinks


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