Riepholm

Riepholm

Ottingen ist ein Ortsteil der niedersächsischen Stadt Visselhövede in der Lüneburger Heide. Das Dorf liegt etwa drei Kilometer südöstlich der Kernstadt an der Bundesstraße 440 und zählt ungefähr 260 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Dorf liegt an der alten Chaussee von Visselhövede nach Dorfmark, der heutigen Bundesstraße. Die meisten Gebäude liegen an einer namenlosen, die Chaussee kreuzenden Straße, so dass der Ort eine Nord-Süd-Ausdehnung von etwas über einem Kilometer aufweist, während er in Ost-West-Richtung recht schmal ist: der bebaute Abschnitt der Bundesstraße ist nur etwa 300 Meter lang.

Jenseits des nördlichen Ortsendes führt das erwähnte Sträßchen nach etwa einem weiteren Kilometer in den Weiler Riepholm, der traditionell zu Ottingen gehört.

Die Feldmark Ottingen besteht zum größten Teil aus Geestboden. Moor, Wiese und Gehölz hat Ottingen nur wenig. Im Norden wird die Feldmark von den zwischen Wümme und Böhme liegenden Geestrücken – auf dem die Bahnstrecke Uelzen–Langwedel verläuft – begrenzt. Im Süden von Ottingen ist der Boden sehr niedrig und sumpfig. Durch diese Niederung, welche von alters her die „Ottinger Marsch“ genannt wird, fließt die Warnau, der Oberlauf der Warnau ist der Schneebach. Für gewöhnlich ist das Bächlein sehr klein, die Chronik weiß aber zu berichten, dass durch starken Regenfall und durch Tauwetter im Frühjahr 1889 das Wasser derart stieg, dass die Chausseebrücke zum Teil weggerissen wurde und man im Dorf das Brausen des Wassers hören konnte.

Geschichte

In der Umgebung von Riepholm gibt es viele Hügelgräber aus der Bronzezeit, die auf eine sehr frühe Besiedlung der Gegend schließen lassen.

Ottingen wurde am 11. Oktober 937 erstmalig urkundlich erwähnt, König Otto I. schenkte der Magdeburger Kirche den Ort „Ottingha“. Frühere Bezeichnungen für Ottingen waren Oding, Oddestinge, Ottodinge, Ottingha. Um 1244 war das Kloster Walsrode ein bedeutender Grundherr. Im Jahre 1717 kam Ottingen zum Kirchspiel Visselhövede.

Früher gehörte Ottingen zum Fürstentum Lüneburg und zum Stift Verden. Das ehemalige Stift Verden kam 1715 zum Kurfürstentum Hannover, das sich ab 1815 „Königreich Hannover“ nennen durfte. Nach dem Deutschen Krieg 1866 fiel Hannover an Preußen. Die Gemeinde Ottingen war nun Teil des Landkreises Rotenburg in Hannover im Regierungs­bezirks Lüneburg der neuen preußischen Provinz Hannover. Seit 1946 gehört Ottingen zum Land Niedersachsen.

Die Verkoppelung von Ottingen erfolgte von 1835 bis 1845, die von Riepholm von 1853 bis 1868. Östlich von Riepholm war bis zum Jahre 1896 noch alles Heide. Der größte Teil der Heide wurde in den Jahren 1905 und 1908 mit dem Dampfpflug umgebrochen, teils zu Ackerland, teils zu Forst. 1854 fand die Zehntenablösung in Riepholm statt. Die Ablösungssumme ist nicht bekannt. 1856 wurde Ottingen abgelöst für die stattliche Summe von 4500 Thaler Courant. 1873 wurde die Eisenbahnstrecke Langwedel-Uelzen gebaut. 1907 wurde die Strecke zweigleisig. Der Bahnhof in Riepholm wurde 1912 gebaut und am 20. Oktober 1912 eingeweiht. Eine Fahrt von Riepholm nach Frielingen kostete damals 3. Klasse 20 Pfg. Die Chaussee von Visselhövede über Ottingen nach Dorfmark wurde in den Jahren 1875/76 ausgebaut.

Zur Gemeinde Ottingen gehörten die Ortschaften Ottingen und Riepholm, wann die beiden Ortschaften eine Gemeinde geworden sind, lässt sich aus den Akten nicht ersehen. Schon 967 wurde Riepholm erstmals erwähnt, auch eine Urkunde aus dem Jahre 1518 bestätigte, dass Ulrich von Behr seinen halben Hof den Kirchengeschworenen von Visselhövede, den „Kargswaren und Olderslüden“ für 20 rhein. Gulden verkaufte. Damals wurde der Ort Riepholz geschrieben, der Name soll angeblich von Reepholz stammen, das sind lange dünne Stangen Tannenholz. Reepholz verwendete man früher bei geflochtenen Zäunen. Ottingen hat im Jahre 1849 28 Feuerstellen mit 177 Einwohnern. Bei einer späteren Zählung im Jahre 1890 betrug die Zahl der Feuerstellen in Ottingen 30 und in Riepholm 11. Einwohner gab es in Ottingen 165 und in Riepholm 57, insgesamt also 222 Einwohner. Die Bewohner waren Vollhöfner, Halbhöfner, Pflugkötner, Brinkkötner, Pächter, An- und Neubauern.

Die Anzahl der Häuser betrug bis 1945 31. Von 1945 bis 1999 wurden weitere 43 Häuser gebaut.

              Ottingen            Riepholm 
              Häuser        Einw. Häuser        Einw.  gesamt 
1951          37              274  12             111   385 
1986          58              252  15              61    303 
1988          58              241  15              75    316 
1990          58              234  15              73    307 
1996          66              261  15              80    341 
1998          73              263  15              79    342  

Durch Aufnahme der Vertriebenen und rege Bautätigkeit nach der Währungsreform erhöhte sich die Einwohnerzahl. Sie betrug 1974 bei der Eingliederung in die Stadt 331 bei 78 Haushaltungen. 1987 waren es 320 Einwohner, 1998 342.

Durch die Gebietsreform vom 1. März 1974 kam die Gemeinde Ottingen einschließlich Riepholm zur Stadt Visselhövede, die dadurch sprunghaft auf 158,8 km² anwuchs und nun ca. 10.000 Einwohner zählte.

Unglücke

Eine große Trockenheit war in den Jahren 1883, 1893, 1911 und 1925. Die Gastwirt­schaft in Riepholm, 1913 gebaut, brannte 1945 durch Beschuss nieder. Am 8. Juli 1927 schlug der Blitz bei Marhauer in das Wohnhaus und brannte es völlig nieder. Am 8. März 1938 brach in der Scheune bei Meyer Nr. 17 durch Kurzschluss ein Feuer aus, der die Scheune mit allen Korn und Maschinen in Asche legte. Am 15. Juli 1936 zog ein schweres Gewitter auf mit Hagel, Sturm und einer Windhose, diese verursachte einen Weg der Verwüstung durch das Holz. In einer Breite von ca. 60 bis 70 Meter wurden sämtliche Bäume umgeknickt oder entwurzelt, so auch die Birken an der Landstraße von Ottingen bis zur Kreisgrenze. Die Birken hatten ungefähr einen Durchmesser von 60 cm. 1928/29 war ein strenger Winter, in verschiedenen Ställen erfroren Schweine und auch die Kartoffeln und Rüben in den Mieten.

Kultur

Die Umgangssprache der Bauern von Ottingen ist teilweise bis heute das Plattdeutsche.

Die meisten konfessionell gebundenen (früher sämtliche) Einwohner des Ortes gehörten der evangelisch-lutherischen Kirche an und waren in Visselhövede eingepfarrt. Der Friedhof in Ottingen ist wahrscheinlich um 1843 angelegt worden, er war nur für die Ortschaft Ottingen bestimmt, Riepholm musste die Verstorbenen in Visselhövede begraben.

Bürgermeister

Bürgermeister der Gemeinde Ottingen:

  • Cohrs, Joachim Hinrich von 1850-1865
  • Hinrichs, Wilhelm 1865-1881
  • Grünhagen, Heinrich 1881-1893
  • Marquard, Hermann 1893-1904
  • Helmke, Hermann 1904-1907
  • Bremer, Hinrich 1907-1937
  • Bremer, Friedrich 1937-1946
  • Gerken, Wilhelm 1946-1956
  • Carstens, Wilhelm 1956-1957
  • Bremer, Friedrich 1957-1968
  • Bunke, Hermann 1968-1974

Ortsbürgermeister des Ortsteils Ottingen:

  • Bunke, Hermann 1974-1981
  • Felde zum, Friedrich 1981-1986
  • Brunkhorst, Gerd seit 1986

Wirtschaft

Ottingen war ein bäuerliches Dorf. Fast alle Bewohner fanden ihre Beschäftigung in der Landwirtschaft. Alle Bauern betrieben selbst Ackerbau und hielten auch Vieh, Pferde, Milchkühe, Schweine und Geflügel. Neben den landwirtschaftlichen Betrieben bestanden in der Ortschaft Ottingen auch ein paar Handwerks- und Geschäftsbetriebe, zwei Gastwirtschaften, eine Tischlerei, eine Schmiede, ein Gemischtwarengeschäft, ein Hausschlachter und ein Schuhmacher. Alle Handwerker und Gewerbetreibende im Dorf waren aber trotzdem auch Landwirte.

Anfang 1870 kamen die ersten Göpeldreschmaschinen und 1924 bekam Ottingen vom Überlandwerk Strom. Ein Göpel stand noch lange auf dem Hofe Haus-Nr. 1.

Nicht nur mit Ackerbau haben sich die früheren Bürger von Ottingen beschäftigt, sondern sie haben auch – wie erzählt wird - vielfach Frachten aus dem Lüneburgischen nach Verden gefahren.

Heute haben Trecker und Maschinen das Pferd von den Bauernhöfen fast verdrängt. Doch noch pflegt ein Pferdeliebhaber in Ottingen die alte Tradition. Seit 1995 züchtet er das Hannoversche Warmblutpferd. Es gibt noch einige Haushalte, die sich Pferde halten, um nur einen Kinderwunsch des Reitens zu erfüllen.

Eine weiter gute Einnahmequelle war in alten Zeiten die Schafhaltung. In jüngster Zeit lässt man wieder Schafe in Obstgärten und Kleinwiesen weiden, um dort das Gras zu nutzen, obwohl die Schafhaltung in heutiger Zeit keine wirtschaftlich einträgliche Ein­nahmequelle darstellt.

Früher hatte jeder Bauer im Dorfe Kühe. Heute befasst sich nur noch der Landwirt Friedhelm zum Felde in Ottingen außer Ackerbau mit der Milchviehwirtschaft, er hat schwarzbunte Herdbuchkühe.

Der Landwirt Heinrich Grünhagen betreibt Ackerbau, Landwirt Fritz-Heinz Meyer Ackerbau, Zucht und Mastschweine. Auf dem Veredlungshof von Claus Nieber wird neben Ackerbau Schweinemast betrieben. Der Landwirt Cord Grünhagen betreibt Getreideanbau sowie Zucht- und Schweinemast.

Die zwei landwirtschaftlichen Betriebe in Riepholm, von Hörsten (früher Bremer) und Wilkens (Eimers Hof), betreiben ökologischen Landbau und Direktvermarktung. Auf dem Hof Bochow können die Kinder auf Ponys reiten.

Einrichtungen

1989 feierte der Ottinger Schützenverein sein 75-jähriges Jubiläum im Saal des Gasthauses Baars. Die Gastwirtschaft wurde 1990 geschlossen, der Saal abgerissen. So hatten der Schüt­zenverein, die Feuerwehr, die Laienspielgruppe, die Tanzgruppe, die Dorfjugend und der Altenkreis die dringend erforderlichen Versammlungsräume nicht mehr. So erfolgte am 8. April 1991 der erste Spatenstich für ein neues Schützenhaus, dessen Eröffnung am 1. Mai 1992 gefeiert werden konnte. Der gesamte Bau entstand in Eigenleistung der Schützen und der Dorfbewohner. Es wurden Tausende von freiwilligen Arbeitsstunden abgeleistet. Es gab jedoch auch Zuschüsse von der Stadt, vom Landkreis und vom Sportbund.

Ein nachgebildeter Grenzstein wurde am 29. September 1991 vom Kreisarchäologen Dr. W. D. Tempel in Ottingen aufgestellt. Er steht unter einer Birke an dem Feldweg, der am westlichen Ortseingang nach Süden abzweigt. Der Grenzstein wurde einem Original von 1576 nachempfunden, der einst die Grenze zwischen dem Bistum Verden und dem Herzogtum Lüneburg markierte. Die Grenze verlief im Mittelalter von Stellichte über den Königshof bei Bleckwedel, Kettenburg und Ottingen. 1576 ließ der Bischof Eberhard die vielfach umstrittene Grenze markieren. Auf der jetzt aufgestellten Hinweistafel in der Nähe des Steines sind ausführliche Erläuterungen zu dem Stein und zur Zeitgeschichte zu finden. Der neue Grenzstein trägt ebenso wie ihr Vorbild auf der Lüneburger Seite das Löwenwappen der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg und auf der Verdener Seite das Wappen des Bistums mit dem markanten Nagelkreuz.

Am Ortseingang befand sich eine stattliche Buche, die den Bewohnern des Ortes einen eindrucksvollen Blick gewährte. Unter der Buche stand eine Bank die jung und alt zum Verweilen einlud. Auf Grund ihres hohen Alters war dieser Baum krank, verschiedene große Äste hohl, so dass sie bei Sturm eine Gefahr für die Menschheit darstellen würde, deshalb wurde die Buche aus Haftungsvorsorge gefällt. Das Lebensalter der Buche wurde auf 150 bis 180 Jahre geschätzt.

Als Unterhaltungsraum der Jugendlichen dient seit 1996 die ehemalige Kartoffelvorkeimscheune des Landwirts Grünhagen. Die Dorfjugend richtete sich diesen Raum in Eigenleistung wunschgerecht ein. Der Jugendtreff erfolgt zweimal in der Woche.

Da es in Ottingen keine Straßennamen gibt, haben die Dorfbewohner eine Orientierungstafel vor dem Feuerwehrhaus aufgestellt. In mühevoller Kleinarbeit wurde jedes Ottinger Bauwerk maßstabsgetreu eingezeichnet. So können sich Ärzte, Zustelldienste und Gäste besser zurechtfinden. Damit die Tafel auch nachts ihren Dienst tun kann, wurde sie mit Beleuchtungsanlage über Dämmerungsschalter versehen. Zur Einweihung am 3. April 1998 feierten die Ottinger ein kleines Dorffest.

Ottingen hat wie jedes Dorf eine Feuerwehr, sie erhielt am 11. September 1992 ein neues Fahrzeug von der Stadt Visselhövede, nachdem das alte Auto 31 Jahre lang seinen Dienst versehen hatte. Die Stadt ließ einen großen Volkswagen als TSF 8 ausbauen.

Riepholm hat einen Kindergarten, fast alle kleinen Kinder des Dorfes werden dort betreut. Als Kinderbetreuungsstätte wurde „Momo“ am 1. Oktober 1989 von der Bezirksregierung Lüneburg offiziell anerkannt. Die Kinder werden dort in der Zeit von 8:30 Uhr bis 12:30 Uhr betreut. Es waren im Dezember 1990 15 Kinder, bis 1999 ist die Zahl angestiegen.

Weblinks

52.963949.625487Koordinaten: 52° 58′ N, 9° 38′ O


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