Roberto Farinacci

Roberto Farinacci

Roberto Farinacci (* 16. Oktober 1892 in Isernia, Molise; † 28. April 1945) war italienischer Rechtsanwalt, Journalist und faschistischer Politiker. Er war Sekretär der Partito Nazionale Fascista.

Inhaltsverzeichnis

Jugendzeit

Farinacci, Sohn eines Sicherheitsbeamten, kommt im Alter von acht Jahren mit seiner Familie zunächst nach Tortona im Piemont, dann nach Cremona. Nach der Grundschule findet er in Cremona eine Anstellung als Eisenbahnbeamter und übt diesen Beruf zwölf Jahre lang aus. Er zeigt sehr früh politische Interessen und engagiert sich in der Gewerkschaftsbewegung, wo er bei der Umstrukturierung der Gewerkschaft der Landarbeiter mitwirkt. Mussolini lädt ihn ein beim Il Popolo d’Italia mitzuarbeiten. Diese Zusammenarbeit wird vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhindert, an dem er als Freiwilliger teilnimmt. Nach dem Krieg verlässt er die Partito Socialista Riformista Italiano mit Leonida Bissolati und ist im März 1919 Gründungsmitglied der Fasci di combattimento Mussolinis. Farinacci ist nun bemüht seine Bildungslücken zu schließen. Es gelingt ihm in sehr kurzer Zeit das Abitur nachzuholen und so promoviert er anschließend in Rechtswissenschaften mit einer Arbeit, die den Verdacht des Plagiats aufkommen ließ. Andere Quellen spekulieren, er habe seinen akademischen Grad eher „honoris causa“ und möglicherweise unter Druck erhalten[1]. Nebenbei ist er in Cremona als „Ras“ (Kommandant, Lehnwort aus Äthiopien) des örtlichen Fascio engagiert, wobei sich seine Aktionen durch besondere Brutalität auszeichnen.

Die „rechte Hand“ Mussolinis

Innerhalb der Partei steigt er rasch hoch. 1921 wird Farinacci zum Abgeordneten gewählt und arbeitet zunächst gemeinsam mit Achille Starace an einer großen Propagandakampagne in der Region Trentino/Südtirol. 1922 gründet er die Zeitung „Cremona Nuova“, die 1929 in „Il Regime Fascista“ umbenannt wird. Er ist engagiert und repräsentiert den rechten Flügel der Partei, der Mussolini für zu liberal hält (umgekehrt hält ihn dieser für zu brutal und unverantwortlich). 1925 ernennt ihn Mussolini zum Parteisekretär, wodurch er zum zweitmächtigsten Mann des Regimes aufsteigt. Doch 1926 kommt es zum Bruch. Farinacci tritt zurück, tausende radikale Anhänger Farinaccis werden aus Parteiämtern entfernt. Die Ras werden entmachtet, die staatliche Verwaltung gestärkt. Farinacci arbeitet als Rechtsanwalt. 1935 nimmt er am Abessinienkrieg als Angehöriger der Milizia Volontaria per la Sicurezza Nazionale (MVSN) teil und wird zum Generalleutnant befördert. Beim Fischen mit Handgranaten verliert er einen Arm. Noch im gleichen Jahr wird er in den Faschistischen Großrat aufgenommen, was ein klares Zeichen ist, dass er in dessen Gunst wieder gestiegen ist. Farinacci nimmt auch am spanischen Bürgerkrieg - als Beobachter - teil, wird 1938 Minister und setzt sich für die italienischen Rassengesetze ein.

Krieg und Ende

Als der Krieg beginnt, gehört Farinacci zu den wenigen Funktionären, die sich für einen raschen Kriegseintritt einsetzen. Er hat sehr gute Verbindungen zur NS-Spitze, insbesondere zu Göring und wird Deutschlandberater Mussolinis. 1941 wird Farinacci Generalinspekteur der in Albanien eingesetzten Miliz. Im Juli 1943 stimmt er im Großen Faschistischen Rat für Mussolini. Nach Mussolinis Verhaftung flüchtet er nach Deutschland, wo man bereits überlegt, ihm die noch nicht von den Alliierten besetzten Teile Italiens zu übertragen. Doch dann gelingt es Otto Skorzeny Mussolini im Unternehmen Eiche zu befreien. Farinacci kehrt nun nach Cremona zurück und nimmt nicht mehr am politischen Leben teil. Gegen Kriegsende wird er von Partisanen festgenommen und erschossen.

Einzelnachweise

  1. Denis Mack Smith: Storia d'Italia 1861-1961 (Laterza, Bari, 1972)

Literatur

  • Harry Fornari: Mussolini's Gadfly: Roberto Farinacci (Nashville 1971)
  • Ivone Kirkpatrick: Mussolini. A Study in Power (New York 1964)
  • Roy MacGregor Hastie: The Day of the Lion. The Life and Death of fascist Italy 1922-1945 (New York 1964)

Weblinks


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