Roedeliusplatz

Roedeliusplatz
Roedeliusplatz
Coat of arms of Berlin.svg
Platz in Berlin
Roedeliusplatz
Roedeliusplatz mit angrenzenden Straßen
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Berlin-Lichtenberg
Angelegt 19. Jahrhundert, erster Name: Wagnerplatz bis 1935
Neugestaltet ab 2010
Einmündende Straßen Normannenstraße, Glaschkestraße, Plonzstraße, Schottstraße, Fanningerstraße, Alfredstraße, Magdalenenstraße
Bauwerke St. Antonius- & St. Shenouda-Kirche, Amtsgericht
Nutzung
Nutzergruppen Straßenverkehr
Technische Daten
Platzfläche rund 10.000 m²
52.51458055555613.489316666667
Roedeliusplatz (Berlin)
Roedeliusplatz
Roedeliusplatz

Der Roedeliusplatz ist ein rechteckiger Platz im Berliner Bezirk Lichtenberg im Stadtviertel nördlich der Frankfurter Allee zwischen Möllendorffstraße und Ostbahn. In der Mitte des Platzes befindet sich die frühere Glaubenskirche (heute 'St. Antonius & St. Shenouda Kirche') und am südlichen Rand das Amtsgericht Lichtenberg. Die Gesamtanlage des Platzes – Kirche mit Grün- und Wegflächen, Amtsgerichts- und Finanzamtsgebäude sowie umliegende Straßen(-abschnitte) – bildet einen in der Denkmalliste des Landes Berlin verzeichneten Denkmalbereich.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Zuge der Industrialisierung und der Erschließung zu industriellen Zwecken erfuhr die Gemeinde Lichtenberg zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen starken Bevölkerungszuwachs, auf den die Verwaltung zunächst mit dem Bau der Glaubenskirche 1903–1905[2], des Amtsgerichtsgebäudes 1904–1906[3] auf dem noch unbebauten Gelände des heutigen Roedeliusplatzes reagierte – und dann natürlich mit der Errichtung neuer Mietshäuser. Der Platz erhielt im Jahr 1897 bei den Planungen für ein neues urbanes Zentrum Lichtenbergs den Namen Wagnerplatz nach dem deutschen Komponisten Richard Wagner. Die zugleich in Lichtenberg gebildete Terrain-Entwicklungsgesellschaft führte den Platz noch 1905 unter der Bezeichnung Amtsgerichtsplatz. Am 12. Februar 1935 wurde dem Platz wegen vieler nach Wagner benannter Straßen und Plätze in Berlin sein heutiger Name verliehen. Dieser geht zurück auf Wilhelm-Albert Roedelius, der zunächst von 1851 bis 1869 Bürgermeister von Spandau und von 1874 bis 1877 erster Amtsvorsteher des neuen Amtsbezirkes Lichtenberg war.

Bebauung

ehemalige Glaubenskirche

Der Platz wird dominiert von der heutigen St. Antonius & St. Shenouda Kirche mit ihren 61 Meter hohen Türmen, die nach Plänen des Architekten Ludwig von Tiedemann und des Baumeisters Robert Leibnitz im Wesentlichen im spätgotischen Stil mit Anteilen aus anderen Architekturepochen (Romanik, Renaissance) ausgeführt wurde. An den Baukosten von 338.000 Mark war das Kaiserpaar und der Evangelische Kirchenbauverein Auguste Viktorias mit 80.000 Mark beteiligt.[4] Seinerzeit als Glaubenskirche der evangelischen Kirchengemeinde erbaut, wurde sie in den 1990er Jahren von der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland erworben. Diese nutzt das Gotteshaus für ihre Berliner Gemeinde und beabsichtigt, sie zum Bischofssitz auszubauen. Seit dem Jahr 2000 trägt sie ihren heutigen Namen.[5]

Das Gemeindehaus wurde etwas vom Platz zurückgesetzt in der Schottstraße 6 errichtet. Nach Nutzung als Bürogebäude durch den VEB Agrochemiehandel in der DDR bis in die 1970er Jahre hinein erhielt es die evangelische Gemeinde zurück. Heute gehört das Gebäude dem Kirchenkreis, der es vorwiegend als Verwaltungsgebäude nutzt.

Amtsgericht Lichtenberg

Nach Süden wird der Platz begrenzt vom Gebäude des Amtsgerichts Lichtenberg, das von Paul Thoemer und Regierungsbaurat Rudolf Mönnich in Anlehnung an westfälische Barockbauten entworfen wurde. Das für 10 Justizabteilungen konzipierte Gebäude verfügt über ein im österreichischen Barockstil gehaltenes Treppenhaus, das mit allegorischem Figurenschmuck ausgestattet ist.[3] Hinter dem Gebäude schließt sich die heutige Justizvollzugsanstalt für Frauen an, deren Altbautrakt mit dem Gebäude des Amtsgerichtes zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut wurde.[6] Bezüglich der Baukosten des Amtsgerichtes finden sich unterschiedliche Angaben mit 770.000[3] bzw. 918.000 Goldmark[7].

Finanzamt für Körperschaften II

Am westlichen Platzrand, an der Ecke Magdalenen-/Normannenstraße wurde in den 1930er Jahren ein Verwaltungsgebäude in quadratischer Form mit Innenhof errichtet. Ursprünglich vom Finanzamt genutzt, diente es nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als Sitz der Polizei-Inspektion Lichtenberg. Ab etwa 1957 wurde der Gebäudekomplex in den Hauptsitz des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR eingegliedert. Heute beherbergt der zum Roedeliusplatz und zur Normannenstraße hin gelegene Gebäudetrakt das Finanzamt für Körperschaften II.

Nach Norden hin schließt eine einheitliche Wohnbebauung in Karrees mit begrünten Innenhöfen den Platz ab. Die gesamte Wohnanlage erstreckt sich zunächst als geschlossene Blockrandbebauung über die volle Seitenlänge des Platzes von der Ecke Normannenstraße/ Glaschkestraße mit Überbau über die Plonzstraße hinweg bis zur Schottstraße und geht zu den Rändern in der Rüdiger- und Atzpodienstraße in eine heterogene Bebauungsstruktur über. Die über 1000 Wohneinheiten umfassende Anlage wurde vermutlich nach Plänen von Willy Schmitz in den Jahren 1936 bis 1940 von der Gemeinnützigen Heimstätten Spar- und Bau AG (GEHAG) errichtet und 1996 modernisiert.[8][9]

Die östliche Randbebauung des Roedeliusplatzes besteht aus Wohn- und Geschäftshäusern, die im Wesentlichen noch in der Altbausubstanz aus den Zeiten vor dem Zweiten Weltkrieg erhalten geblieben sind.

Endstation Wagnerplatz

Roedeliusplatz Nordseite – Blick aus Richtung Normannenstraße

Die weiträumige Anlage des Straßenraumes und die bis vor der Rekonstruktion 2010 erhaltene Struktur des Straßenpflasters am nördlichen Rand des Platzes (siehe Bild rechts) sind/ waren letzte Anzeichen dafür, dass hier vor Jahren eine Straßenbahn verkehrt ist.[10] Es handelt sich hierbei um die Endstation der seit dem 1. Juli 1913 durch die Normannenstraße bis zum Wagnerplatz verlängerte Flachbahn, die mit der Einführung des Einheitstarifes bei Straßenbahn, Bus und U-Bahn am 1. März 1927 die Liniennummer 90 erhielt [11][12]

Umgestaltung

Im Laufe mehrerer Jahrzehnte mehrten sich die Klagen von Anwohnern und Gewerbetreibenden im Gebiet nördlich der Frankfurter Allee, insbesondere auch um den Roedeliusplatz herum. Der Verkehr hatte stark zugenommen, die Straßen wurden nicht gepflegt und es wurde ungeordnet gebaut. So gab das Bezirksamt Lichtenberg im Jahr 2008 ein Gutachten bei der Firma Stattbau GmbH in Auftrag, das die Defizite und Probleme zusammenfassen und Verbesserungsvorschläge entwickeln sollte. Im Juli 2009 stellten die Beteiligten die Ergebnisse in einer öffentlichen Veranstaltung vor. Die wichtigsten Maßnahmen zur Aufwertung des Roedeliusplatzes sind eine Straßensanierung mit teilweise verbesserter Verkehrsführung und Teilaustausch des historischen Straßenbelages.[13] Die Ergebnisse wurden in einer Sitzung des Bezirksamtes im Februar 2010 bestätigt[14], womit die Arbeiten im Frühjahr 2010 begonnen werden konnten.

Literatur

  • Institut für Denkmalpflege: Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR – Hauptstadt Berlin II, Henschelverlag, Berlin 1987
  • Jan Feustel: Spaziergänge in Lichtenberg, Verlag Haude und Spener, Berlin 1996, ISBN 3-7759-0409-3
  • Bezirksamt Lichtenberg von Berlin – Abt. Personal, Finanzen und Kultur – Heimatmuseum Lichtenberg: Auf der Suche nach der Stadt Lichtenberg, Berlin 1998

Weblinks

 Commons: Roedeliusplatz – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Belege

  1. Berliner Landesdenkmalliste: Platzensemble Roedeliusplatz
  2. Bezirksamt Lichtenberg von Berlin, Abt. Personal, Finanzen und Kultur, Heimatmuseum Lichtenberg (Hrsg.): Auf der Suche nach der Stadt Lichtenberg, Berlin 1998, S. 61
  3. a b c Bezirksamt Lichtenberg von Berlin, Abt. Personal, Finanzen und Kultur, Heimatmuseum Lichtenberg (Hrsg.): Auf der Suche nach der Stadt Lichtenberg, Berlin 1998, S. 52
  4. Feustel: Spaziergänge..., S. 29
  5. Internetseite der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland, abgerufen am 25. März 2008
  6. Fotosammlung des Landesarchivs Berlin, F 290 65/2975
  7. Feustel: Spaziergänge..., S. 31
  8. Wolfgang Schäche: 75 Jahre GEHAG 1924–1999, Gebr. Mann Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-7861-2310-1
  9. Fotosammlung des Landesarchivs Berlin, F 290 II/12907 und II/12908
  10. Stadtplan Berlin 1926, Verlag Sanwald Pasing vor München, abgerufen am 25. März 2008 (die Trassenführung der Straßenbahn ist rot eingezeichnet)
  11. Fotosammlung des Landesarchivs Berlin, F 290 65/3011
  12. Hans D. Reichardt: Die Straßenbahnen Berlins – Eine Geschichte der BVG und ihrer Straßenbahnen, Alba Buchverlag GmbH+Co KG, Düsseldorf 1974, S. 12
  13. (PDF) Auftaktveranstaltung Vorbereitende Untersuchungen Frankfurter Allee-Nord vom Juli 2009; abgerufen am 30. September 2010
  14. Pressemitteilung über die Beschlüsse des BA Lichtenberg vom 9. Februar 2010

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