Roger Schawinski

Roger Schawinski

Roger Schawinski (* 11. Juni 1945 in Zürich) ist ein Schweizer Journalist und Unternehmer. Er war 2003 bis 2006 Geschäftsführer des deutschen Privatfernsehsenders Sat.1.

Nach einem Rekordgewinn von über 200 Millionen Euro verliess er das Unternehmen aus eigenem Entschluss. In der Schweiz war er davor schon als Medienpionier und Fernsehmoderator bekannt und gilt als schillernde Medienfigur.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Schawinski gründete die bis heute erfolgreichste Sendung im Schweizer Fernsehen, das Konsumentenmagazin Kassensturz, das erste Schweizer Privatradio Radio 24, den ersten Schweizer Privatfernsehsender TeleZüri, das Radio 1 für Erwachsene und das erste nationale Privatfernsehen Tele 24. Er moderierte Fernsehsendungen, gab Zeitungen und Zeitschriften heraus und legte sich dabei mit vielen Personen und Institutionen an, insbesondere mit Behörden und den Verantwortlichen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens.

Unter anderem wegen seiner extrovertierten Persönlichkeit und seiner «Zürischnurre» (Zürcher Schnauze) ist Schawinski in der Schweiz ein beliebtes Sujet für viele Satiriker und Karikaturisten – bekannt ist die Parodie seiner Person durch Viktor Giacobbo.[1]

Ausbildung

Roger Schawinski stammt aus Zürich. Als Kind eines Textilwarenhändlers ist er im Zürcher Arbeiterquartier Aussersihl aufgewachsen. Nach der Handelsschule an der Kantonsschule Enge erwarb Schawinski im Alter von 21 Jahren die Maturität auf dem zweiten Bildungsweg. Er studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität St. Gallen (HSG) und schloss mit einem Doktortitel in Nationalökonomie ab, nach einem Aufenthalt in den USA und einem Volontariat bei der Neuen Presse.

Start beim Schweizer Fernsehen und Radio 24

Ab 1972 arbeitete er zunächst als Journalist für Schweizer Fernsehen DRS (heute Schweizer Fernsehen). Er gründete und moderierte ab 1974 das Konsumentenmagazin Kassensturz. Von 1977 bis zu seiner fristlosen Entlassung 1978 arbeitete er als Chefredaktor bei der Migros-Tageszeitung «Die Tat».

1979 gründete er das erste Schweizer Privatradio Radio 24, das zunächst als konzessionierter italienischer Sender vom Pizzo Groppera in Oberitalien aus mit dem damals stärksten UKW-Sender der Welt[2] als faktischer Radiopirat in die Schweiz sendete, ehe es, nach Unterstützung durch die damalige Jugendbewegung und einer breiten Öffentlichkeit, 1983 in der Schweiz neben anderen Privatradioveranstalter konzessioniert wurde. Im April 1981 erhielt Schawinski dafür eine Auszeichnung des amerikanischen Billboard-Magazins.

Filmproduzent, Stadtmagazin Bonus, Opus Radio

In den 1980er-Jahren versuchte sich Schawinski ohne Erfolg als Filmproduzent und gründete das Zürcher Stadtmagazin Bonus, das bis 1996 erschien. 1991 gründete er den Klassik-Radiosender Opus Radio, der 1992 mangels definitiver Bewilligung seinen Betrieb wieder einstellen musste.

TeleZüri und Tele 24

Schawinski gründete mit TeleZüri den ersten privaten Lokalfernsehsender in der Schweiz, das 1994 auf Sendung ging. Dort moderierte er unter anderem die Talkshow «Talk täglich», in denen er sich mit Gästen unterhielt. 1995 wurde Schawinski mit dem Tele-Preis, 1996 mit dem Zürcher Radio- und Fernsehpreis ausgezeichnet.

1998 gründete er mit Tele 24 den ersten landesweiten privaten Fernsehsender in der Schweiz, wofür er im gleichen Jahr mit dem Gottlieb-Duttweiler-Preis gewürdigt wurde.[3] 1999 übernahm die Schweizer Grossbank Credit Suisse 40 Prozent der Aktien von Schawinskis Belcom Holding AG, in deren Besitz sich die verschiedenen Unternehmen befanden. Das Schweizer Medienunternehmen Tamedia AG übernahm im August 2001 für 80 Millionen Schweizer Franken Radio 24 und TeleZüri. Tele 24 wurde danach eingestellt.

Sat.1

Am 4. Dezember 2003 wurde Schawinski Geschäftsführer des Privatfernsehsenders Sat.1. Mit einigen Ankündigungen, unter anderem mit der Show Anke Late Night, geriet er zu Beginn in die Kritik. Im Juni 2005 wurde sein Vertrag um zwei Jahre verlängert. Der Marktanteil von Sat.1 stieg unter Schawinski von 10,2 Prozent (2003) auf 10,9 Prozent (2005), sank allerdings im Jahr 2006 auf 9,8 Prozent. Als Schawinski den Sender übernahm, machte er keinen Gewinn, im Jahr 2006 erzielte er einen Rekordgewinn von mehr als 200 Millionen Euro. Ende November 2006 gab Schawinski bekannt, dass er Sat.1 zum Jahresende 2006 aus eigenem Entschluss vorzeitig verlassen werde.

Radio 1

Anfang Oktober 2007 kaufte Schawinski von Frédéric Dru das Zürcher Radio Tropic um daraus einen neuen Radiosender zu starten.[4] Der neue Sender mit dem Namen Radio 1 ging am 17. März 2008 erstmals auf Sendung.[5]

Kolumne in der SonntagsZeitung

Schawinski schreibt seit Juni 2009 wöchentlich eine Kolumne in der SonntagsZeitung. Er war bereits 1987 bei der Lancierung der Zeitung im Kolumnistenteam des Blattes.[6][7]

Sendung «Schawinski» – Comeback beim Schweizer Fernsehen 2011

Seit 22. August 2011 moderiert Schawinski die gleichnamige Talksendung «Schawinski» jeden Montag auf SF 1. Schawinski diskutiert mit Exponenten aus Politik und Wirtschaft.[8][9]

Privat

Schawinski ist seit 1996 zum dritten Mal verheiratet. Er hat mit seiner heutigen Ehefrau eine gemeinsame Tochter. Die erste Ehe von 1970 blieb kinderlos. Aus der zweiten Ehe mit Ina von 1981 stammen zwei Kinder.[10] Schawinski lebt in Zürich.[11]

Werke

Mehrere der folgenden Bücher wurden in der Schweiz zu Bestsellern:

  • Die sozio-ökonomischen Faktoren des Fremdenverkehrs in Entwicklungsländern: Der Fall Guatemala. Haupt Verlag, Bern 1973, ISBN 3-258-01360-8. (Dissertation)
  • Radio 24. 24 Stunden Nonstop. Die Geschichte des ersten freien Radios in der Schweiz. Verlag Radio 24, Bern 1982, ISBN 3-907755-00-6.
  • Kassensturz – das Buch zur Fernsehsendung über Konsum, Geld und Arbeit. Benteli Verlag, Bern, ISBN 3-7165-0043-7.
  • Vergiftet. Wie wir ein Haus bauten, das uns krank machte. Unions-Verlag, Zürich 1986, ISBN 3-293-00113-0. (zusammen mit Ina Schawinski und Ueli Kasser)
  • Das Ego-Projekt. Lebenslust bis 100. mvg, Landsberg/München 2002, ISBN 3-478-73380-4.
  • TV-Monopoly. Die Inside-Story. Orell Füssli, Zürich 2002, ISBN 3-280-05032-4.
  • Wer wird Milliardär? Der Börsenhype und seine Macher. Orell Füssli, Zürich 2003, ISBN 3-280-05060-X.
  • Die TV-Falle. Vom Sendungsbewusstsein zum Fernsehgeschäft Kein & Aber, Zürich 2007, ISBN 3-0369-5505-4.

Literatur

  • Roy Spring: Einer gegen Alle. Das andere Gesicht des Roger Schawinski. Weltwoche-ABC-Verlag, Zürich 1999, ISBN 3-85504-178-4 (Biographie).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Parodie Giacobbo/Schawinski Video vom 6. Februar 2011, 1:40 min
  2. Bericht im SF 1
  3. Start «Tele24» Video in: Schweizer Fernsehen vom 5. Oktober 1998 (1:30 min)
  4. Roger Schawinski kauft Radio Tropic Radio für 30- bis 60-Jährige geplant NZZ Online vom 5. Oktober 2007
  5. Website von Radio 1
  6. Kolumne von Roger Schawinski in: SonntagsZeitung
  7. Schawinskis Comeback als Kolumnist bei der «SonntagsZeitung» in: Klein Report vom 5. Mai 2009
  8. SF-Talkshow für Schawinski in: NZZ Online vom 3. Februar 2011
  9. Sendung «Schawinski» auf der Website von SF 1
  10. Vgl. hierzu die Biografie von Roy Spring: Einer gegen Alle. Das andere Gesicht des Roger Schawinski. Weltwoche-ABC-Verlag, Zürich 1999, ISBN 3-85504-178-4.
  11. Roger Schawinski in: Glanz & Gloria, abgerufen am 6. Februar 2011

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