Rosenheimer Schleife

Rosenheimer Schleife
Abzw Rosenheim Ost–Abzw Rosenheim Süd
Ein ÖBB-IC auf der Fahrt von Salzburg nach Kufstein
Ein ÖBB-IC auf der Fahrt von Salzburg nach Kufstein
Kursbuchstrecke (ÖBB): 300
Streckennummer (DB): 5707
Streckenlänge: 1,215 km
Streckenklasse: D4
Stromsystem: 15 kV 16,7 Hz ~
Minimaler Radius: 264 m
Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h
Zweigleisigkeit:
Bundesland: BayernBayern Bayern
Legende
Strecke – geradeaus
von Salzburg
Blockstelle, Awanst, Anst etc.
0,000 Abzw Rosenheim Ost
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach rechts
nach Rosenheim
Straßenbrücke
Innsbrucker Straße
Straßenbrücke
Miesbacher Straße
Abzweig – in Gegenrichtung: nach links
von Rosenheim
Blockstelle, Awanst, Anst etc.
1,215 Abzw Rosenheim Süd
Strecke – geradeaus
nach Kufstein

Die Rosenheimer Schleife (österreichisch), auch Rosenheimer Kurve (deutsch) genannt, ist eine eingleisige, elektrifizierte Eisenbahnstrecke zwischen den Bahnstrecken Rosenheim–Salzburg und Rosenheim–Kufstein. Sie ging am 8. Februar 1982 in Betrieb.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste Überlegungen zur Errichtung einer Verbindungsschleife bei Rosenheim gab es bereits anlässlich der Verhandlungen zum Staatsvertrag zwischen Österreich und Baiern vom 21. Juni 1851[1], der den Anschluss der auf den beiderseitigen Gebieten zu erbauenden Eisenbahnen regelt. Da zwischen der Reichshauptstadt Wien und Tirol noch keine Eisenbahnverbindung bestand, wurde in Artikel 1 vereinbart, auf bayerischer Seite eine Eisenbahnstrecke von München bis zur Grenze bei Salzburg und eine Eisenbahnstrecke von Rosenheim bis zur Grenze bei Kufstein zu errichten. Österreich verpflichtete sich in Artikel 2 zum Bau einer Eisenbahn von der Reichsgrenze bei Kufstein nach Innsbruck sowie von der Reichsgrenze bei Salzburg bis Bruck an der Mur. Eine Verbindungsschleife zwischen beiden Strecken bei Rosenheim, um eine wendefreie Verbindung zwischen Salzburg und Kufstein zu schaffen, stand zur Diskussion. Da Bayern für sich darin keinen Nutzen sah und beim damaligen Bahnbetrieb der Lokomotivwechsel im Bahnhof Rosenheim nicht ins Gewicht fiel, wurde die Schleife nicht errichtet.

Mit der Eröffnung der Salzburg-Tiroler-Bahn gab es ab 1872 eine Verbindung von Salzburg über Zell am See nach Innsbruck, die ausschließlich über österreichisches Gebiet verlief.

Hintergrund

Übersicht über die wichtigen Verkehrswege in der Region (große Karte), „Kleines Deutsches Eck“ (l.u.), Rosenheimer Schleife (l.o.)

Dass es nach mehr als 130 Jahren letztlich doch zur Errichtung der Rosenheimer Schleife kam, hatte den Ursprung darin, dass 1967 die Westautobahn fertig gestellt war, die Konkurrenz des Straßenverkehrs auf die Eisenbahnverbindung zwischen Ost- und Westösterreich also enorm stieg, und mit der seit der 1. Juni 1958 verkehrenden Tages-Schnellverbindung „Transalpin“ zwischen Wien und Basel eine bis dahin sehr erfolgreiche Bahnverbindung existierte.

Eine Verbindung über das Deutsche Eck, d.h. die Strecken Salzburg–Rosenheim–Wörgl–Innsbruck versprach die Fahrzeit zwischen Salzburg und Innsbruck um 78 Minuten zu kürzen[2] und ermöglichte es, ohne Zeitverlust und Wenden des Zuges Salzburg Hauptbahnhof anzufahren. Ab Mai 1967 wurden nach einer Vereinbarung zwischen der Deutschen Bundesbahn (DB) und der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) der Zuglauf des „Bodensee“ (Wien–Bregenz) erstmals in dieser Relation geführt. Der „Transalpin“ folgte 1969.[3]

Der Nachteil war, dass Züge im Bahnhof Rosenheim gewendet werden mussten, wodurch Zeit verloren ging. Da die Verbindung sich im Übrigen sehr bewährte, die Fahrgastzahlen stiegen, reichte die Kapazität des 4010-Triebwagens bald nicht mehr aus. So wurde ab Mai 1977 der Transalpin als Wagenzug mit Lokomotive geführt, was das Wenden in Rosenheim noch aufwändiger machte: Die Lokomotive musste umsetzen und eine Bremsprobe durchgeführt werden. Begrenzte Kapazitäten im Bahnhof Rosenheim bereiteten betriebliche Probleme und verursachten Verspätungen.

Staatsvertrag

Nachdem Josef Dultinger, stellvertretender Generaldirektor der ÖBB, auf Grund seiner ständigen Reisen zwischen Tirol und Wien die Probleme aus erster Hand kannte, schlug er die Errichtung der Rosenheimer Schleife vor.

Zur Ausführung waren aufwändige Verhandlungen und Behördenverfahren, ein Staatsvertrag zwischen Österreich und Deutschland sowie weitere zwischenstaatliche Verträge abzuschließen. Obwohl kurzzeitig auch eine großzügigere Lösung zur Diskussion stand, wurde das Projekt auf eine Minimalvariante reduziert, die letztlich zur Ausführung gelangte. Der Staatsvertrag wurde am 5. April 1979 vom österreichischen Verkehrsminister Karl Lausecker und vom Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Wien, Volkmar Gabert, unterzeichnet.[4] Dem folgte am 9. Mai 1979 ein zwischen der DB und den ÖBB geschlossenes Übereinkommen.

In den Verträgen wurde vereinbart, dass die gesamten Bau- und Erhaltungskosten von den ÖBB zu tragen seien. Die DB hatte die Kosten für die Planung und Bauüberwachung zu tragen. Da es sich um eine deutsche Eisenbahnstrecke handelte, war die DB ebenfalls für die Baudurchführung verantwortlich.

Bau der Schleife

Nachdem die anfänglichen Schwierigkeiten der Grundenteignung gelöst waren, konnte im Oktober 1980 mit dem Bau begonnen werden. Da die Trassierung keine nennenswerten Probleme aufwarf, erfolgte der Bau völlig unspektakulär. Für die Errichtung war lediglich die teilweise Verlegung der „Happingeraustraße“ samt zugehöriger Wasserleitung sowie der Bau einer Fuß- und Radwegunterführung erforderlich.[5]

Lediglich die Anpassungen der Sicherungsanlagen war aufwändiger. Beide Abzweigungen wurden in „SpDrS-60-Technik“ errichtet und in das Drucktasten-Stellwerk des Bahnhofes Rosenheim integriert. Die an die beiden Abzweigungen anschließenden Blockabschnitte wurden, um den Verkehrsfluss zu gewährleisten, durch zusätzliche Selbstblockstellen unterteilt.

Die Baukosten betrugen rund 7,8 Millionen DM oder 56 Millionen öS (nach dem Umrechnungskurs von 2002: rund 4,0 Millionen Euro).[6] Die ursprünglich veranschlagten Kosten wurden damit um 40 Prozent überschritten.[4]

Technische Daten

Die Rosenheimer Schleife zweigt, aus Richtung Salzburg kommend, vor Erreichen des Bahnhofes Rosenheim höhengleich mit drei Weichen von der zweigleisigen Bahnstrecke Salzburg–München ab und mündet mit wiederum drei Weichen höhengleich in die ebenfalls zweigleisige Bahnstrecke München–Kufstein ein. Die Schleife selbst ist eingleisig und elektrifiziert. Die Baulänge des Schleifengleises beträgt – entgegen den ursprünglichen Planungen von 1,740 Kilometern – exakt 1,215 Kilometer und ist damit so lang, dass zwischen den Deckungssignalen selbst Güterzüge die Weiterfahrt abwarten können, ohne damit andere Züge zu behindern. Wegen des geringen Bogenhalbmessers von nur 264 Metern darf die Schleife nur mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde befahren werden.

Betrieb

Heute werden die Reisezüge im Zweistundentakt über die Strecke geführt. Hinzu kommen weitere Reisezüge, wobei es noch keinen vollständigen Stundentakt zwischen Salzburg und Innsbruck gibt. Dazu zählen drei Railjet-Zugpaare und die Nachtverbindung Wien–Bregenz. Derzeit verkehren 32 fahrplanmäßige Züge des Personenverkehrs über die Rosenheimer Kurve.[7] Weiter hinzu kommen werktags ca. 20 Güterzüge.[8]

Nutzen

Die Fahrzeitverkürzung für Personenzüge, die mit der Kurve erzielt werden konnte, betrug 17 Minuten.[9] Die heutige Fahrzeit zwischen Salzburg und Kufstein beträgt 72 Minuten.

Eröffnung

Obwohl es sich bei der Rosenheimer Schleife nur um eine 1,215 Kilometer lange Strecke handelt, wurde deren Eröffnung als Staatsakt gefeiert. Bereits vor Abfahrt des Sonderzuges in Salzburg Hauptbahnhof hielten ÖBB-Generaldirektor Wolfgang Pycha und der Erste Präsident und Vorsitzende des Vorstands der DB Wolfgang Vaerst Festreden. Während der Fahrt des aus sieben Wagen bestehenden Sonderzuges über die neue Schleife positionierten sich der österreichische Verkehrsminister Karl Lausecker und sein deutscher Amtskollege Volker Hauff fotogerecht am Führerstand der 1044.44. Das Gleis war selbstverständlich fernsehgerecht mit Bändern in den Nationalfarben Deutschlands und Österreichs überspannt, die vom Sonderzug durchtrennt wurden. Zeitgleich wurde auch das neue Empfangsgebäude des Bahnhofs Kufstein eingeweiht.

Literatur

  • Siegfried Bufe: Salzburg – Bayern - Tirol. In: Eisenbahngeschichte 36 (2009), S. 44.
  • 40 Jahre ÖBB-Verkehr über das „deutsche Eck“. In: Eisenbahn-Revue. 5/2007, S. 245ff.
  • Josef Mauerer: Änderungen beim ÖBB-Verkehr über die Rosenheimer Schleife. In: Eisenbahn-Revue. 12/2009, S. 628f.

Einzelnachweise

  1. Österreichische Nationalbibliothek: ALEX – Historische Rechts- und Gesetzestexte Online; Allgemeines Reichs-Gesetz- und Regierungsblatt für das Kaiserthum Österreich, Jahrgang 1852 (abgerufen am 3.Februar 2009)
  2. Bufe, S. 44
  3. Bufe, S. 44
  4. a b Claus-Jürgen Schulze in Schienenverkehr aktuell, Ausgabe vom März 1982, Seite 3ff
  5. Zeitschrift Eisenbahn Österreich, Ausgabe vom März 1982, Seiten 42/59
  6. ÖBB-Journal, Ausgabe 2/1982, Seite 21
  7. Mauerer, S. 628.
  8. Bufe, S. 44
  9. Bufe, S. 44.
47.84555555555612.134722222222

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