Roter Stoßtrupp

Roter Stoßtrupp

Der Rote Stoßtrupp war eine sozialistische Widerstandsgruppe im Nationalsozialismus.

Sie bestand aus Arbeitern, Studenten und Angestellten, die im Wesentlichen vom linken Flügel der Sozialdemokratie kamen und die wenig kämpferische Politik der Parteiführung kritisierten und eine Einheitsfront jenseits der großen Parteien der Arbeiterbewegung gegen den Faschismus aufbauen wollte.

Er gab im wöchentlichen Rhythmus eine gleichnamige Zeitschrift, von welcher insgesamt mehrere 10.000 Exemplare verbreitet wurden, heraus und schickte diese in fast alle Teile des Dritten Reiches. Der Rote Stoßtrupp setzte sich für die politisch Verfolgten ein, gewährte ihnen Unterschlupf und versorgte sie mit gefälschten Papieren, um ihnen das Entkommen über die Grenze zu ermöglichen.

Außerdem sammelte er für die Familien politisch Gefangener oder Hingerichteter und verfälschte oder entfernte Plakate des NS-Regimes. Der Rote Stosstrupp strebte eine enge Zusammenarbeit aller antinationalistischen Kräfte gegen das Nazi-Regime an. Enge Kontakte unterhielt die Gruppe vor allem zu kritischen und dissidenten Mitgliedern von SPD, SAJ und KPD und zu kleineren linken Gruppen wie der SAPD, der KPO-O und der IKD aber auch zu oppositionellen Personen aus den bürgerlichen Parteien. Eine enge organisatorische Zusammenarbeit gab es mit dem Berliner Büro der Quäker, wo sich der Vervielfältigungsapparat der Gruppe befand. Nahezu die gesamte Leitung der illegalen Organisation bestand aus ehemaligen Studenten und Dozenten der Deutschen Hochschule für Politik. Ende November 1933 kam die Gestapo der Organisation auf die Spur, verhaftete 240 Mitglieder und zerschlug die zentralen Koordinationsstrukturen der Gruppe um Rudolf Küstermeier, Karl Zinn und Willi Strinz. 180 Mitglieder wurden zu Zuchthausstrafen verurteilt und teilweise in Konzentrationslager verschleppt. Einzelne Zellen der Organisation blieben bis zur Befreiung 1945 unentdeckt und arbeiteten, auf Außenpropaganda weitgehend verzichtend, unter der Leitung von Kurt Megelin weiter.

Literatur

  • Rudolf Küstermeier: Der Rote Stosstrupp. Berlin 1972. (Bericht eines ehemaligen Leitungsmitgliedes der Gruppe, als pdf-Datei hier)
  • Hans-Rainer Sandvoß: Die „andere“ Reichshauptstadt. Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin von 1933 bis 1945. Lukas-Verlag, Berlin 2007 (S. 76-84) ISBN 3-936872-94-5 ISBN 978-3-936872-94-1
  • Siegfried Mielke (Hrsg.) unter Mitarbeit von Marion Goers, Stefan Heinz, Matthias Oden, Sebastian Bödecker: Einzigartig - Dozenten, Studierende und Repräsentanten der Deutschen Hochschule für Politik (1920-1933) im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Berlin 2008, S. 144-189, ISBN 978-3-86732-032-0 [Darstellung der Gruppe mit zahlreichen Biographien und Dokumenten]

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